Originaltitel: Knockout__Herstellungsland: USA/Kanada__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Anne Wheeler__Darsteller: Steve Austin, Daniel Magder, Janet Kidder, Emma Grabinsky, Jaren Brandt Bartlett, Samuel Patrick Chu, Sean Devine, Roman Podhora, Tess Atkins, Julian Domingues, Catherine Lough Haggquist, Scott Hylands u.a. |

In „Knockout“ spielt Steve Austin den Boxlehrer und Mentor eines Außenseiters
Was macht man als deutscher Verleih, wenn man einen Steve-Austin-Film mit dem Titel „Knockout“ in die Hände bekommt? Man tauft ihn extramarkig auf „Knockout – Born to Fight“, obwohl es sich bei besagtem Film um einen eher harmlosen Teen-Boxerfilm handelt.
Wobei das Vorbild weniger „Rocky“ und ganz deutlich „Karate Kid“ ist, dem man sogar in einem Dialog Tribut zollt. Doch offen zugegebene Klauerei ist unterm Strich immer noch Klauerei, weshalb die Grundstory dem geneigten Zuschauer bekannt vorkommen dürfte: Teenager Matthew Miller (Daniel Magder) kommt an eine neue Schule, nachdem Mutter Christine (Janet Kidder) den Lebensmittelpunkt verlegt hat – hier, weil sie mit ihrem neuen Mann Jacob (Sean Divine) zusammenziehen will. Als Newbie ist Matthew eh Außenseiter, außerdem trägt er Anzug und Krawatte wie an seiner früheren Privatschule und baggert noch die Freundin von Oberbully Hector Torres (Jarren Brandt Bartlett) an, weil sein neuer Kumpel Nick (Samuel Patrick Chu) ihn dazu im Scherz überredet. Man merkt schon: Nick ist 1A-Freundematerial und wird sich auch später noch als solches erweisen. Mit dieser Menge an Fauxpas landet Matthew jedenfalls direkt auf der Shitlist von Hector und seinen Spießgesellen.
Matthew ist noch dazu sportbegeistert, boxbegeistert, um genau zu sein, da der Großvater früher selbst Champion war, und möchte nun selbst trainieren. Natürlich ist Hector der amtierende Champ der Schule in Matthews Gewichtsklasse, natürlich muss für die Qualifikation als potentieller Ersatzmann direkt in den Ring gestiegen werden und natürlich kriegt Matthew ordentlich die Hucke von Hector voll. Der einzige, der an ihn glaubt, ihn fördert und fordert, ist Dan Barnes (‘Stone Cold‘ Steve Austin), der – wir wollen ja nicht zu originell beim „Karate Kid“-Abkupfern sein – der Hausmeister der Schule ist und ehemaliger Boxer.
Und wie dereinst hat Mr. Miyagi hat Dan ein Herz für den Underdog, wird zu dessen Trainer. Und natürlich winkt irgendwann die Chance zur Revanche, wenn Matthew erneut um einen Platz im Team boxen darf, aber bis dahin müssen die üblichen Widerstände überwunden werden…
Wer Filme dieser Art kennt, der weiß auch schon welche: Das Bullying von Hector und anderen Evolutionsbremsen, die Sorge der übervorsichtigen Mutter, widrige Umstände (wenn etwa die Schulleitung auf Prügeleien zwischen Hector und Matthew aufmerksam wird) und die Nöte der Pubertät, denn als typischer Teen fühlt sich Matthew in einer Tour missverstanden und verhält sich manchmal auch reichlich bratzig gegenüber Mutter und Stief-Daddy. Immerhin ist der Film so selbstbewusst zuzugeben, dass Leute in Matthews Alter nicht immer Musterbeispiele menschlichen Verhaltens sind, dass Matthew eben manchmal auch eine Landplage ist und dass er sich falsch verhält, z.B. wenn er Jacobs Unterschrift fälscht. Das ist schon mal ein Fortschritt im Gegensatz zu manch anderem Heile-Welt-Teeniekitsch aus der Genresparte.
Dummerweise fehlt es sonst gänzlich an Mut oder eigenen Ideen. Stattdessen wird nach alles nach Schema F heruntergefilmt, auf erwartbare Weise: Matthew kommt seiner künstlerisch begabten Außenseiterfreundin Ruby (Emma Grabinsky) näher, es gibt passgenau zu Beginn des letzten Drittels Komplikationen wegen der gefälschten Unterschrift, aber zum Finale darf Matthew trotzdem antreten, in dem er natürlich mindestens als moralischer Sieger vom Platz gehen wird wie dereinst Rocky Balboa. Nun können auch nicht-innovative Filme durchaus unterhaltsam sein, doch dann hätte man „Knockout – Born to Fight“ in inspiriertere Hände geben müssen als jene von Vielfilmerin Anne Wheeler („Edge of Madness“), die das Ganze lustlos in trostlosen wie farbarmen Bildern herunterfilmt. In dieser matschig-grauen Optik steckt kein Leben, es ist ein Jahr nach dem offiziellen „Karate Kid“-Remake ein Versuch mit bewährter Story und dem Namen von Steve Austin noch ein paar Zuschauer zu locken.
Dabei wird das bekannteste (oder besser: einzig bekannte) Castmitglied aber reichlich verschenkt. Zwar schreibt man Dan Barnes noch ein paar kurz im Dialog angerissene Subplot-Elemente um die Boxervergangenheit und auf Pausenmodus geschaltete Zukunft ans Bein, die im weiteren Verlauf aber kaum eine Rolle spielen. So bleibt Steve Austin („The Package“) konsequent unterfordert, macht aber einen guten Eindruck als Mentor, wenngleich seiner Rolle das kultige Potential eines Mr. Miyagi abgeht. Daniel Magder („Race Against Time“) ist als Hauptdarsteller sogar ganz brauchbar, doch um so einen Film zu tragen oder herausragen zu lassen ist schon etwas mehr nötig als nur „ganz brauchbar“. Der Rest vom Fest spielt seine Klischeeparts routinuiert bis unauffällig herunter, ist aber genauso schnell vergessen wie der Film an sich.
Auch in den Trainings- und Boxszenen sieht es kaum besser aus. Tatsächlich beschäftigt sich „Knockout“ noch verhältnismäßig realistisch mit Trainingsmethoden, Kampftaktiken und ähnlichen Scherzen, muss das Ganze aber doch für die nötigen dramaturgischen Eingriffe zurechtbiegen. Seien es die kaum nachvollziehbaren Bewährungskämpfe für mitunter komplett untrainierte Herausforderer, sei es die Tatsache, dass der Held im Finale erst halb durch den Wolf gedreht wird, ehe er dann in der letzten Runde nach mehreren Beinahe-Knockouts auf einmal mit richtig gutem Boxen punkten kann. Aber immerhin sind die betreffenden Boxkämpfe recht kompetent gemacht; nicht besonders aufregend, aber schon relativ brauchbar – da haben immerhin die Stunt-Koordinatoren Kirk Jacques („The Girl in the Photographs“) und Ernie Jackson („The Marine 3: Homefront“) ihren Job verstanden.
„Knockout – Born to Fight“ ist dementsprechend auch kein grottenschlechter Film, sondern schlicht und einfach uninspiriert, egal und schnell wieder vergessen, da er in seiner brauchbar-uninteressanten Unterdurchschnittlichkeit noch nicht einmal großes Aufregerpotential besitzt. Wie man ein „Karate Kid“-Plagiat mit wesentlich mehr Schmackes zum Leben erweckt, das bewies „Never Back Down“ kurz zuvor, dessen Direct-to-Video-Sequel im gleichen Jahr wie „Knockout“ erschien und dem Steve-Austin-Vehikel ebenfalls ganz klar vorzuziehen ist.
Knappe:
Hierzulande hat Koch Media den Film mit einer FSK-16-Freigabe auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht. Das Bonusmaterial besteht aus Trailern sowie Bio- und Filmographien.
© Nils Bothmann (McClane)
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