Originaltitel: Immortals__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Tarsem Singh__Darsteller: Luke Evans, Henry Cavill, Kellan Lutz, Mickey Rourke, Isabel Lucas, John Hurt, Joseph Morgan, Freida Pinto, Mark Margolis, Stephen Dorff, Robert Maillet, Stephen McHattie u.a. |
„300“ hatte anno 2007 trotz teilweise herber Kritik einen Hype erzeugt, Fantasy-Action sorgte immer wieder für brauchbare Einspielergebnisse, also ließ man Bilderstürmer Tarsem Singh 2011 in „Krieg der Götter“ die griechische Sagenwelt zu einem Testosteronspektakel verarbeiten.
Ähnlich wie der im Vorjahr angelaufene „Kampf der Titanen“ oder dessen Sequel „Zorn der Titanen“ sieht auch „Krieg der Götter“ die griechische Mythologie als Steinbruch für (pop)kulturellen Raubbau, der sich Teile verschiedenster Sagen herauspickt, miteinander kombiniert und modernisiert. Der Königsohn der Sage, Theseus (Henry Cavill) ist hier nun ein Steinmetz, den Göttervater Zeus (Luke Evans) zu Höherem berufen sieht, wenn die Schergen des König Hyperion (Mickey Rourke) anrücken, Theseus‘ Mutter nebst anderen Dorfbewohnern niedermetzeln und den Helden in spe gefangen nehmen.
Hyperion ist nämlich furchtbar knatschig, weil die Götter dereinst nicht einschritten als seine Frau und seine Kinder von Krankheit dahingerafft wurden. Deshalb will er die Titanen wiedererwecken und mit denen den Olymp stürmen. MacGuffin bei der ganzen Aktion ist ein Energiepfeile verschießender Bogen, den Theseus nun vor dem fieseligen König und seinen Schergen finden muss. Ursprünglich hatte Theseus die Rolle als Retter der Menschheit (und der Götter) noch abgelehnt, aber nun ist es persönlich, das kennt man ja auch aus zig Racheactionfilmen zur Genüge.
Dank einer durch göttliche Hilfe ermöglichten Flucht kann Theseus zusammen mit der Seherin Phaedra (Freida Pinto), dem Sklaven Stavros (Stephen Dorff) und anderen Mitgefangenen entkommen. So herrscht wieder Chancengleichheit bei der Bogensuche im Kampf um das Schicksal der Welt…
httpv://www.youtube.com/watch?v=cvErPC1WTBY
Groß, episch, epochal – so hatte Tarsem Singh sich das wohl vorgestellt und setzt das Ganze so in Szene wie man es von ihm gewohnt ist. Will heißen: Mit null Interesse für die Geschichte und viel Blick für schöne Bilder. Auch wenn der ausgebleichte, auf Gelb- und Goldtöne setzende Look des Films nicht jedermanns Sache sein mag, so erkennt man doch den Gestaltungswillen des Regisseurs, bei dem jedes Bild durchkomponiert zu sein scheint. Durch- bis überstilisierte Aufnahmen soweit das Auge reicht, bei denen sich der Regisseur so richtig austoben kann, da sein Film fast ausschließlich vor dem Greenscreen gedreht wurde.
Leider funkt Singhs akutes Desinteresse an der Geschichte, den Figuren oder einem wie auch immer gearteten Spannungsaufbau ihm dauernd dazwischen: Persönliche Opfer und Verluste gehen am Zuschauer fast so teilnahmslos vorbei wie an den Charakteren, dass hier das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht, wird zwar behauptet, aber nie fühlbar gemacht. Stattdessen schleppt sich der Film von Set-Piece zu Set-Piece ohne eine wirklich Interesse erzeugende Verbindung und nutzt sein Potential dabei nie wirklich aus. Die mögliche tragische Dimension Hyperions, der aufgrund persönlicher Verluste ja erst machthungrig wurde, bleibt unerforscht, Theseus bleibt so flach wie Esspapier, seine Mitstreiter ebenso, und auf dem Olymp ist auch bloß Langweile angesagt: Die Intrigen und Ränkespiele der Sagen bleiben außen vor, stattdessen tischt Zeus seinen Jungs und Mädels willkürlich-breithirnige Regeln auf, nach denen man eingreifen darf oder nicht, bestraft Regelbrüche ebenso willkürlich, und am Ende steht man dann als schrill gerüstete, aber profillose Gemeinschaft Hyperion, seiner Armee und den Titanen gegenüber. Dass die extravaganten Kostüme und Rüstungen bei der ganzen Angelegenheit dann teilweise ins unfreiwillig Komische kippen, hilft Singhs Film dann auch nicht gerade gut weiter.
Wäre ja alles halb so wild, würde hier wenigstens actiontechnisch noch gut die Kuh fliegen, aber auch da ist das dünne Filmchen enttäuschend zurückhaltend. Es wird nur hin und wieder gekämpft, vom Finale abgesehen sind die Konfrontationen zudem meist kurz, sodass die Actionmenge den Genrefreund nicht gerade versöhnlich stimmt. Immerhin: Die Choreographie ist einigermaßen gelungen, dank bewährter „300“-Optik mit entsprechend viel Zeitlupen-Einsatz sind die Wemmsereien auch recht schick in Szene gesetzt, und Theseus‘ Kampf gegen einen Minotaurus-artigen Krieger (ein kleiner Bezug zur Originalsage) ist tatsächlich relativ schweißtreibend, während das lärmende, CGI-überladene Finale weitaus weniger glücklich stimmt. Dass die Titanen wie überraschend gewöhnliche Horrorfilm-Monster aussehen, die eigentlich übermächtigen Götter im Kampf gegen ihre Erzfeinde oft einfach niedergemacht werden und es den antiken Fights an Spannung mangelt, lässt die Action auch nicht gerade überragend aussehen.
Darstellerisch können hier wenige Beteiligte Akzente setzen. Mickey Rourke („Angel Heart“) als Schurke ist nicht in Höchstform, kommt aber bedrohlich nuschelnd trotzdem gut rüber, während Luke Evans („Fast & Furious 6“) als Göttervater ebenfalls eine gute Figur macht. Nachwuchs-Hero Henry Cavill („Man of Steel“) bleibt blass, Freida Pinto („Planet der Affen: Prevolution“) als weibliche Hauptfigur noch mehr und Stephen Dorff („Brake“) mag sich redlich bemühen, hat aber auch schon mal besser gespielt (wobei er da auch meist bessere Rollen/Drehbücher bekam). John Hurt („Hercules“) absolviert seine Nebenrolle pflichtschuldig wie unauffällig, Götterdarsteller wie Isabel Lucas („Red Dawn“), Kellan Lutz („Java Heat“) und Daniel Sharman („The Collection“) bleiben bessere Stichwortgeber ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.
„Krieg der Götter“ macht optisch so Einiges her und hat auch ein paar brauchbare Keilereien mit ordentlich Blut zu bieten, doch insgesamt schwächelt Tarsem Singhs Fantasy-Actioner merklich. Das Interesse der Regie an mehr als schönen Bildern ist deutlich zu merken, Plot und Figuren bleiben jedoch unterentwickelt wie uninteressant – ein bisschen Hackepeter in edler Optik ist dann doch zu wenig, wenn das alles dermaßen unspannend verpackt wird.
DVD und Blu-Ray von Constantin sind mit FSK 16 ungekürzt. Die Blu-Ray enthält mehr Bonusmaterial als die DVD (zusätzlich zu den auf der DVD vorhandenen Interviews und Making Ofs gibt es Deleted Scenes, alternative Enden und einen alternativen Anfang), des Weiteren gibt es die Blu-Ray als normale und als 3D-Variante.
© Nils Bothmann (McClane)
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