Originaltitel: Yat Gor Yan Dik Mou Lam__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Teddy Chan__Darsteller: Donnie Yen, Charlie Yeung, Wang Baoqiang, Michelle Bai, Alex Fong, Fan Siu-Wong, Xing Yu, Yu Kang, Wong Wai-Fai, Chow Suk-Wai, David Chiang, Andrew Lau u.a. |
Hahou Mo sitzt im Gefängnis, als er in den Nachrichten hören muss, dass ein großer Martial-Arts-Meister totgeschlagen wurde. Umgehend verlangt er die ermittelnde Polizistin Luk Yuen-Sum zu sprechen, habe er doch sachdienliche Hinweise in dem Fall. Wirklich ernst kann diese Hahou Mo nicht nehmen, obwohl er vor seinem Knastaufenthalt Kampfsport-Trainer in Polizeidiensten war. Der Grund dafür ist ziemlich simpel: Hahou Mo sitzt selbst wegen Mordes ein und seine Theorien um den vermeintlichen Mörder klingen sehr weit hergeholt.
Doch bei ihrer Verabschiedung nennt ihr der Gefangene eine Reihe weiterer Martial-Arts-Meister, die, sollte sich seine Theorie bewahrheiten, als nächste dran glauben werden müssen. Und er soll Recht behalten. Als erneut ein Martial-Arts-Meister stirbt, der obendrein auf Hahou Mos Liste stand, wird Hahou Mo kurzerhand zum Berater in dem Fall gemacht. Sein Ansatz: Der Killer ist bestrebt, die Meister der Kampfkünste in ihren jeweiligen Paradedisziplinen zu besiegen und befolgt dabei eine Reihenfolge, die von einer alten chinesischen Weise vorgegeben wird…
Der Trailer zu „Kung Fu Killer“ verspricht einen im Oeuvre seines Hauptdarstellers zuletzt etwas rar gewordenen, straighten Jetztzeit-Actionkracher. Das mag rein von der Erzählzeit her passen, doch viele Elemente der Story muten eher fantasylastig an: Die Art und Weise, wie sich in „Kung Fu Killer“ wirklich alles um Kampfkünste dreht, jeder Dialog davon beherrscht wird und sowohl Held als auch Bösewicht ihren eigenen Zugang zu den Martial Arts leben und verfolgen, erschafft eine Art Paralleluniversum, in dem wirklich nichts anderes wichtig ist. Die Story hätte in der Form jedem Kostüm-Kung-Fu-Kracher um zwei konkurrierende Meister einer bestimmten Kampfkunst gut gestanden. Im Rahmen eines Jetztzeit-Actioners wie „Kung Fu Killer“ wirkt das nicht immer schlüssig, beschwört allerdings eine ganz eigene Atmosphäre herauf. Diese ist es dann auch, die den Film lange Zeit trägt, während die Story doch deutlich hinterher hängt.
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Doch Regisseur Teddy Chen („Bodyguards and Assassins“) benötigt die dünne Handlung sowieso nur als Aufhänger für eine ganze Wagenladung an Actionszenen. Wie egal ihm die Feinheiten seiner Story sind, wird spätestens dann deutlich, wenn sich gegen Ende ein Twist ankündigt, der durchaus interessant anmutet. Doch bevor man ihn als Zuschauer auch nur ansatzweise zu Ende gedacht hat, wird er eiligst wieder umgebogen und negiert. Letzten Endes geht es Teddy Chen um das, um was es den geneigten Actionfan auch geht: Ordentliche Kampfsportszenen inszenieren…
Dabei wird der Star der Chose, Donnie Yen („Special ID“), erstaunlich lange an die Kette genommen. Nach einem coolen Burly Brawl im Knast spielt Yen in Sachen Action bis zum Showdown keine Rolle mehr. Gemeinsam mit den Cops kommt er nun immer einen Schritt zu spät und darf schlaue Hinweise zu der immer weiter um sich greifenden Mordserie geben. Die Action macht in dieser Zeit allerdings Baoqiang Wang („Little Big Soldier“) als Killer Fung Yu-Sau. Da in keiner Weise als „Who Dunit“ angelegt, macht „Kung Fu Killer“ auch keinerlei Geheimnisse um die Identität des Killers und behält sich nur vor, dessen Hintergründe nicht zu schnell vor den Augen des Zuschauers aufzurollen. Vor diesen Hintergründen ist es im Übrigen schade, dass Teddy Chen seinen Bösewicht-Darsteller offenbar anhielt, den Killer ziemlich over the top anzulegen, was einige Overacting-Momente mit sich bringt und dem Killer und seiner tragischen Background-Story prinzipiell nicht gerecht wird.
Auf jeden Fall darf Baoqiang Wang zu Beginn für die meiste Action sorgen. Dadurch, dass er seinen Gegnern in deren Spezialdisziplin gegenübertritt, wirken die Kampfsportszenen auch nie eintönig und werden von Action Director Donnie Yen mit Schmackes und ordentlich Tempo umgesetzt. Dabei setzt er einige Male auf zu deutlich werdendes Wire Work, was den einen oder anderen unwirklichen Bewegungsablauf zur Folge hat. Auch der eine oder andere CGI-Effekt will in den Szenen nicht funktionieren. Dafür machen die Choreografien und die treibende musikalische Untermalung Laune. Der Gewaltgrad hält sich ziemlich in Grenzen.
Im Showdown darf dann endlich auch Donnie Yen ran. Der hat sich das Gemaule mancher Fans offensichtlich zu Herzen genommen und verzichtet auf die zuletzt häufiger von ihm zelebrierten Grappling-Taktiken, die mancher ja schon mit seinem fortgeschrittenen Alter assoziierte. In „Kung Fu Killer“ nun tritt, schlägt, kickt und fliegt Donnie Yen wie in seinen besten Hochzeiten durch die Gegend und holt einige Male den Dampfhammer raus. Die Folge ist ein schön breit ausgewalzter Endkampf auf einer stark befahrenen Straße, der den einen oder anderen Wow-Moment aufzufahren versteht, leider aber vor allem in Richtung Finale hanebüchene CGIs auffährt, um das bisher Gesehene zu toppen. Leider mit wenig Erfolg…
Inszenatorisch präsentiert sich der Film in strahlend klaren HD-Bildern, die eine mal wirklich breite Farbpalette bemühen und je nach Schauplatz von gedeckt kalten bis knallig warmen Farben wirklich jede Stimmung bemühen. Die diversen Schauplatz-Wechsel fallen ohnehin sehr positiv auf. Vor allem das dörfliche Setting kurz vor dem Showdown strahlt viel Flair aus und hätte gut und gerne auch als Schauplatz eines anders gearteten Showdowns genutzt werden können. Die musikalische Untermalung ist eher unauffällig, treibt allerdings die Actionszenen sehr gut an. In jenen erlebt die Bebilderung – wie von Action Regisseur Donnie Yen nicht anders gewohnt – einen ungeheuren Dynamiksprung und legt in Sachen agiler Kamera und coolen Perspektiven deutlich zu.
Und auch wenn die Action Spaß macht und durchaus zahlreich auf den Zuschauer herniedergeht, bleibt die Gewissheit, dass Donnie Yen mit seinen Jetztzeit-Actionfilmen aktuell kein so glückliches Händchen hat. Ließ einen zuletzt schon „Special ID“ ein wenig ernüchtert zurück, will auch „Kung Fu Killer“ letzten Endes nicht so richtig zünden. Der Killer agiert zu übertrieben und verliert so an Bedrohlichkeit. Donnie Yen wirkt lange Zeit enorm gebremst und wird zu extrem aus der Action rausgehalten. Die Story beginnt ziemlich gut, verliert aber dann irgendwann den Fokus und entwickelt mit der Zeit einiges an Leerlauf. Zudem lässt sie einige Möglichkeiten liegen, interessantere Wege einzuschlagen. Last but not least konfligieren einige schwache CGI-Effekte heftig mit dem sonstigen, hochprofessionellen Look. Und dennoch: Donnie Yen zieht einen durch den Film und verschafft vor allem dem Actionfan mit den von ihm inszenierten Kampfsporteinlagen einiges an toll anzusehendem Eye-Candy.
Sehr schön sind zudem die letzten Minuten des Filmes, in denen der Film sowohl jenen gewidmet wird, die das Actiongenre in der ehemaligen Kronkolonie Hongkong groß gemacht haben, als auch jenen, die heute noch die Action-Fahne hoch halten. Nicht umsonst bekommt man schon im Film auf Monitoren Bilder aus Jackie-Chan-Filmen und älteren Kung-Fu-Krachern geboten. Diverse Koryphäen des chinesischen Actionkinos haben zudem Kleinstrollen im Film abbekommen.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bisher nichts bekannt. In UK kommt der Film uncut mit einer Freigabe ab 15 von dem Label Signature auf DVD und Blu-ray. Jeweils ohne irgendwelche Extras, dafür in großartiger Bild- und Tonqualität.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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