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L.A.’s Finest

Das „Bad Boys“-Fernseh-Spin-Off „L.A.‘s Finest“ wurde die Filmreihe von Jerry Bruckheimer produziert. Gabrielle Union und Jessica Alba spielen ein ungleiches Cop-Duo, das in Los Angeles Fälle löst und sich dabei mit Drogenhändlern, Räubern und Auftragsmördern anlegt. Zu den Gaststars der Serie gehören Kelly Hu, Jake Busey, Beau Knapp und Orlando Jones.

Originaltitel: L.A.’s Finest__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019-2020__Creators: Brandon Margolis, Brandon Sonnier__Regie: Anton Cropper, Antonio Negret, Lexi Alexander, Mark Tonderai u.a.__Produktion: Jerry Bruckheimer u.a.__Darsteller: Jessica Alba, Gabrielle Union, Duane Martin, Zach Gilford, Ryan McPartlin, Sophie Reynolds, Ernie Hudson, David Fumero, Joshua Alba, John Salley, Laz Alonso, Rebecca Budig, Jake Busey, Barry Sloane, Miguel Gomez, Ciara Riley Wilson, Beau Knapp, Adam Rose, Orlando Jones, Kelly Hu u.a.
L.A.'s Finest

Das “Bad Boys”-Spin-Off “L.A.’s Finest” mit Jessica Alba und Gabrielle Union, wurde wie die Filme von Jerry Bruckheimer produziert

Noch bevor es mit „Bad Boys for Life“ zu einem späten Kinosequel kam, wurde die Actionreihe um das Fernseh-Spin-Off „L.A.‘s Finest“ erweitert, das wie die Filme von Jerry Bruckheimer („Die Journalistin“) produziert wurde.

In Sachen Besetzung ist lediglich Sydney Burnett (Gabrielle Union), Marcus‘ Schwester aus „Bad Boys 2“, in einer Hauptrolle an Bord. Nach traumatischen Erfahrungen hat sie Arbeit bei der DEA aufgegeben und arbeitet bei der Polizei von Los Angeles, als Partnerin der Ex-Soldatin Nancy McKenna (Jessica Alba). In bester Buddy-Cop-Tradition zwei gegensätzliche Charaktere: Während Nancy eine Bilderbuchehe mit dem Staatsanwalt Patrick (Ryan McPartlin) führt, der aus erster Ehe die Teenagertochter Isabel (Sophie Reynolds) mitbringt, lebt die bisexuelle Syd das Single-Lotterleben und stellt ihren One-Night-Stands Pappbecher als Signal hin, dass sie ihren Kaffee am nächsten Morgen doch bitte to-go mitnehmen. Gemeinsam löst das Duo beim Raub- und Morddezernat des LAPD Fälle.

Komplettiert wird das Figurenensemble durch die Bens, das Cop-Duo Ben Baines (Duane Martin) und Ben Walker (Zach Gilford), das zusammen mit Syd und Nancy arbeitet; Syds Vater Joseph Vaughn (Ernie Hudson), einen Ex-Cop, mit dem sie eine nicht immer einfache Beziehung hat; und Nancys Bruder Nico Perez (Joshua Alba), dessen Existenz sie aber wegen dunklen Geheimnissen aus der Vergangenheit vor Patrick und Izzy verheimlicht hat. Außerdem hat Fletcher (John Salley), der Hacker aus den „Bad Boys“-Filmen, eine wiederkehrende Nebenrolle, während man von dem Miami-Cops Mike und Marcus nur im Dialog hört. Vielleicht waren auch mal Gastauftritte in späteren Seasons angedacht, ehe nach der zweiten Staffel der Stecker bei „L.A.‘s Finest“ gezogen wurde.

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Das „Bad Boys“-Spin-Off arbeitet dabei mit verschiedenen Storybögen. So gibt es in jeder Season einen großen Fall, ein sich in L.A. festsetzendes Drogenkartell in Staffel 1 und Anschläge in Koreatown in Staffel 2. Hinzu kommen Fälle, die im Verlauf einer Episode gelöst werden, aber auch Fälle, die sich über mehrere Folgen hinwegziehen – die Grenzen zwischen staffelübergreifendem Erzählen und „Fall der Woche“ verschwimmen in der Serie etwas, während sich andere Police Procedurals meist auf das eine oder andere festlegen. Obligatorisch sind natürlich die ganzen Subplots um das Privatleben und persönliche Probleme der Cops: Sowohl Nancy als auch Syd werden von ihrer Vergangenheit eingeholt, in Staffel 2 kriselt es in Nancys Ehe, während Syd die Mörder einer Freundin sucht usw.

Dabei fällt auf, dass „L.A.‘s Finest“ auf einen ähnlichen Action-Comedy-Ton wie die „Bad Boys“-Filme setzt, bisweilen aber etwas düsterer ist: Hin und wieder stirbt auch mal eine Haupt- oder wichtige Nebenfigur, gelegentlich wird es düster, etwa wenn es um den Verlust eines ungeborenen Kindes, einen psychopathischen Entführer und Mörder oder den Unfalltod von Isabels Mutter geht. Tatsächlich navigiert die von Brandon Margolis und Brandon Sonnier geschaffene Serie den Grad zwischen Sprücheklopferei, bleihaltiger Schurkenentsorgung und introspektiven Momenten relativ souverän, findet einen stimmigen Ton zwischen Buddy-Cop-Spaß und ernsthafteren Einschüben.

Allerdings sind nicht alle Fälle und alle Geschichten gleich gut. Gerade der Jagd nach den Hintermännern der Drogengeschäfte in Staffel 1 geht irgendwann ein wenig die Luft aus, zumal manche Plotwendung (Stichwort: Kartellboss) bisweilen etwas an den Haaren herbeigezogen scheint. Da ist Staffel 2 schon merklich kohärenter und spannender, wenn die Cops nach und nach auf eine große Verschwörung stoßen, die auf systematischen Terror in Koreatown hinweist. Mancher Subplot wird auch etwas abrupt beendet, etwa jener um Angela Turner (Kelly Hu), die Nico als Fahrer anheuert, aber augenscheinlich Verbrechen begeht, was ihn und seine Schwester in Teufels Küche bringt. Sowieso: Gelegentlich trägt „L.A.‘s Finest“ etwas dick auf, wenn es um die privaten Verstrickungen und sonstigen Zufälle geht, nur damit Syd und Nancy alle paar Folgen kurz vor der Suspendierung stehen.

Doch insgesamt ist „L.A.‘s Finest“ recht flotte Police-Procedural-Kost, die auch auf Humor setzt: Die beiden Cop-Duos versuchen einander auszubooten, zwischen Syd und Nancy fliegen auch mal Fetzen in Wortgefechten und kleine Slapstickeinlagen gibt es auch, gelegentlich mit Anspielungen auf die „Bad Boys“-Reihe, etwa wenn sich Baines eine Kugel in den Hintern einfängt und ein Sitzkissen braucht. Eine ganze Reihe von Referenzen bieten die Titel der Folgen: Jede Episode ist nach einer Jerry-Bruckheimer-Produktion benannt (z.B. „The Lone Ranger“, „Deliver Us From Evil“ oder „Enemy of the State“), weshalb in einer Folge auch mal eine Droge namens „Kangaroo Jack“ eingeführt wird. In einer Folge empfiehlt Baines zudem, dass sich Nancy im Kino doch „Top Gun: Maverick“ anschauen solle – zu dem Drehzeitpunkt konnte ja noch keiner ahnen, dass sich der Start des „Top Gun“-Sequels um zwei Jahre verschieben würde. Die Fälle bieten Abwechslung, warten teilweise mit ein paar Überraschungen auf, sind manchmal aber auch strikt nach dem Schema F der Polizeiserie geschrieben, sodass man in diesen Folgen den Täter schnell identifiziert hat. Man streift gelegentlich tagesaktuelle Themen, etwa wenn die Cops einen Mörder jagen, der es auf transsexuelle Personen abgesehen hat, aber auch das ist im Bereich das Police Procedurals eher Standard als Neuerung.

Aufgrund der Fernsehherkunft und des entsprechenden Budgets fällt die Action natürlich weniger fett als in den „Bad Boys“-Filmen aus, größere Spektakelszenen werden dann für wichtige Episoden aufgespart, etwa den Auftakt oder die Staffelfinale. Dabei zitiert man auch bildlich die Vorlagen von Michael Bay, etwa mit dem rotierenden 360-Grad-Kamera-Shot oder einer Einstellung, in der man dem Flug eines Projektils in die Rübe eines Schurken folgt. Die Actionszenen sind für Fernsehverhältnisse angenehm ruppig und bieten in erster Linie Shoot-Outs, gelegentlich auch mal einen Nahkampf, einen Autostunt oder eine Explosion. Die Inszenierung ist gutes Fernsehniveau und holt das Gutes aus den zur Verfügung stehenden Mitteln heraus, auch wenn man nicht den Aufwand von „Human Target“ oder „Banshee“ in den Actionszenen erwarten sollte.

Gabrielle Union („Born 2 Die“) und Jessica Alba („Mechanic: Resurrection“) wissen die Serie zudem als Hauptdarstellerinnen zu tragen, überzeugen sowohl als Actionheldinnen als auch Figuren mit kompliziertem Privatleben. Ernie Hudson („Ghostbusters: Afterlife“) spielt seine Paraderolle als Cop und macht das dementsprechend gut, während die Nebendarstellerriege aus Duane Martin („Scream 2“), Zach Gilford („The Purge: Anarchy“), Ryan McPartlin („Chuck“) und Sophie Reynolds („Youth & Consequences“) ebenfalls aufzutrumpfen weiß. Das kann man auch über Joshua Alba („Kill Speed“) sagen, auch im realen Leben Jessica Albas Bruder. Ebenso gelungen ist das Schurkencasting, darunter Jake Busey („Predator – Upgrade“) als prolliger Gangsterboss, Rebecca Budig („Getaway“) als eiskalte, wahrhaft unausstehliche Unterhändlerin und Beau Knapp („Black and Blue“) als schmierige rechte Hand eines Immobilienhais. Hin und wieder schaut auch mal ein bekanntes Gesicht für eine größere Nebenrolle vorbei, darunter Orlando Jones („Enemies Closer“) als Internal-Affairs-Ermittler, Adam Rose („Veronica Mars“) als Feind aus Patricks Vergangenheit und Kelly Hu („Maximum Impact“) als undurchsichtige Klientin mit tiefen Taschen.

So ist „L.A.‘s Finest“ dann alles andere als die Neuerfindung des Buddy-Cop-Police-Procedurals, zumal es mit den TV-Serien „Rush Hour“ und „Lethal Weapon“ ähnliche (und ähnlich kurzlebige) Ausklinkungen von Kinoware gab. Die Besetzung passt, Actionszenen und Comedy sind solide, die Fälle brauchbar, mit Ausschlägen nach oben und nach unten – der Mainplot von Staffel 1 zeigt eher in Richtung unten, der von Staffel 2 dagegen nach oben. Brauchbare, kurzweilige Genrekost also, nach zwei Staffeln weitestgehend abgeschlossen, auch wenn ein Cliffhanger am Ende die Bedrohung für Staffel 3 anteasert, ohne jedoch tiefergehende Fragen aufzuwerfen.



L.A.'s Finest

Angela Turner (Kelly Hu)

In den Folgen „Beverly Hills Cops“, „Gone in 60 Seconds“ und „Maverick“ (Season 2, Episode 4-6) hat Kelly Hu („The Scorpion King“, „Stiletto“) seine Gastrolle als undurchsichtige Auftraggeberin Nicos, der sich gerade eine Existenz als Chaffeur mit eigener Limousine aufbauen will. Sie engagiert ihn als ihren privaten Fahrer, doch das Publikum weiß zu diesem Zeitpunkt schon, dass er sie am Zielort jemanden umgebracht hat. Allerdings lässt die Serie anfangs offen, ob sie eine Profikillerin ist oder andere Gründe hat. Hu legt die Rolle auch so an, dass man sie sich sowohl als eiskalte Mörderin als auch tragische Figur vorstellen kann, die aus gutem Grund tötet. Allerdings werden ihre Actionfähigkeiten selten gefordert, meistens muss sie nur mit einer Waffe auf jemanden zielen und abdrücken muss. Da sich die Hintergrundgeschichte Angelas als erfreulich komplex erweist, ist es schade, dass dieser Plotstrang so abrupt zu einem Ende kommt – es fühlt sich nach einer größeren Geschichte an, wird aber durch nur in drei Folgen abgehandelt. Parallel dazu laufen die Hauptgeschichten der zweiten Staffel weiter (die Anschläge in Koreatown und Syds Mördersuche auf eigene Faust), zudem auch mal ein Fall der Woche. In „Beverly Hills Cops“ etwa müssen sie den Tod eines Mitglieds des College-Schwimmteams aufklären, das überfahren wurde. Natürlich ist das nicht nur ein Unfall mit Fahrerflucht, sondern es steckt mehr dahinter. Aber all diese Plotstränge bedeuten natürlich auch, dass Kelly Hu und die Geschichte von Angela Turner weniger zum Zug kommen.



In Deutschland wurde „L.A.‘s Finest“ nicht auf DVD oder Blu-Ray ausgewertet, dafür war die Serie im Pay-TV bei AXN und bei Streaminganbietern wie Sky oder Netflix zu sehen. Von der FSK wurde die Serie bisher nicht geprüft.

© Nils Bothmann (McClane)

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