Originaltitel: Weird Science__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: John Hughes__Produktion: Joel Silver, Jane Vickerilla__Darsteller: Anthony Michael Hall, Kelly LeBrock, Ilan Mitchell-Smith, Bill Paxton, Suzanne Snyder, Judie Aronson, Robert Downey Jr., Robert Rusler, Vernon Wells, Britt Leach, Barbara Lang, Michael Berryman, Steve James u.a. |
Bei „Weird Science“ beschäftigte sich John Hughes („Ferris macht blau“) mal wieder mit seinem Spezialgebiet, den Teenagern der 1980er, diesmal aber im Bereich des Phantastischen.
Gary Wallace (Anthony Michael Hall) und Wyatt Donnelly (Ilan Mitchell-Smith) sind die absoluten Loser an der Schule, die, denen man die Hosen vor versammelter Mannschaft runterzieht, die kein Mädel beeindrucken können. Natürlich müssen die beiden den Gesetzen des Highschoolfilms folgend dann Nerdtalente besitzen und die sind dann im Bereich PC-Kenntnisse zu finden. Wyatt ist der introvertierte Denker, Gary das kleine Großmaul, Wyatt aus reichem Hause, der andere das Kind von Arbeitereltern, aber trotzdem die besten Freunde. Nicht dass solche Gegensätze jemals Thema wären, Mädelsabkriegen ist da wichtiger.
Also beschließt das Loserduo seine eigene Traumfrau zu basteln, indem man einfach den Computer anschmeißt, sich mal eben in einen geheimen Regierungsrechner hackt (ja klar) und einfach ein Bild von Albert Einsteins Gehirn in den Computer speist, um den IQ der Traumfrau festzulegen. Die „Frankenstein“-Inspiration wird ganz offen zugegeben, denn der Klassiker läuft im Fernsehen und bringt die Jungs erst auf die Idee (zudem gibt es im Titelsong ein „She’s alive“ anstellte von „He’s alive“). Kurz darauf steht Lisa (Kelly LeBrock) in Fleisch und Blut vor den Jungs und hat aus unerfindlichen Gründen auch noch Zauberkräfte. Warum erfährt man nie, aber nachdem man schon all den Quatsch davor geschluckt hat, macht das auch nichts mehr.
Mit ihrer magiebegabten Mentorin richten die Jungs eine Party aus, die sie beliebt machen soll und ihnen Mädels verschaffen – angesichts von Lisas eigenwilligen Ideen steht eine aufregende Party bevor…
httpv://www.youtube.com/watch?v=aF2ctB8TWtw
„Weird Science“ ist ein Amoklauf der Kreativität, voll mit schrägen Ideen und leider trotzdem riesiger Quark, der vorne und hinten nicht zusammenpasst. Eine echte Geschichte oder so etwas wie einen Konflikt gibt es nicht mehr, da Lisas Zauberkräfte alle Probleme irgendwie beseitigen können (wenngleich sie diese oft erst erzeugt haben) und vieles macht einfach null Sinn: Warum provoziert Lisa den Streit mit Garys Eltern, wenn sie danach eh deren Erinnerung löscht? Wenn sie will, dass die Jungs ihren Mann stehen, warum erscheint es ihr dann als das Naheliegendste ein paar postapokalyptische Rocker herzuzaubern? Und warum geben die klein bei, nur weil die Nerds mal unbeholfen mit einer Pistole fuchteln?
In besagter Szenen stecken dann auch einige Zitate drin, denn die Rocker sehen nicht nur aus wie bei „Mad Max II“ entlaufen, in beiden Filmen gibt zudem Vernon Wells den Chef der Banditen. Einen davon spielt „The Hills Have Eyes“-Kannibale Michael Berryman, doch irgendwie will das laute, durchgedrehte Gepolter nie so wirklich witzig sein und geht eher auf den Zeiger als dass es komisch wirkt. Der Slapstick ist grob, unbeholfen und platt, Witze über Stuhlgang eher peinlich als lustig und oft scheinen die Gags eher zu Demonstration der Effekte (Wyatts verwandelter Bruder, die Rakete aus dem Hausboden) da zu sein, nicht um wirklich lustig zu sein.
Am schlimmsten ist allerdings, dass Hughes genau da versagt, wo er sonst immer am stärksten ist: Bei den Teenagerporträts. Gary und Wyatt sind grob umrissene Standardcharaktere, bei denen gelegentlich feinere Nuancen aufblitzen, z.B. wenn es um Wyatts Vernachlässigung durch die Eltern geht oder Garys Unsicherheit, die er hinter seiner großen Klappe versteckt. Vom Facettenreichtum der Charaktere eines „Breakfast Club“ sind sie aber weit entfernt, die Zeichnung der beiden Mädels, welche von den Nerds natürlich pflichtschuldigst erobert werden müssen, ist sogar richtiggehend ärgerlich: Die verzeihen ihren Arschlochfreunden anfangs alles, sind dann aber voll Feuer und Flamme für die beiden Nerds, sobald die mal eine zünftige Party schmeißen, und nach minimaler (bzw. minimal gezeigter) Interaktion mit jeweils einem der beiden zusammen.
Anthony Michael Hall („Dead in Tombstone“) und Ilan Mitchell-Smith („Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“) haben zwar lange Namen, aber nicht unbedingt großes Schauspieltalent, was dem ohnehin schon auf etwas wackligen Füßen stehenden Film nur teilweise bekommt. Kelly LeBrock („Hard to Kill“) muss vor allem knackig aussehen (kriegt sie hin), in der Abteilung Jugendsünden tritt hier Robert Downey Jr. („Sherlock Holmes“) als scheiße frisierter Teen auf, während Bill Paxton („Edge of Tomorrow“) mit sichtlicher Hingabe den tumben Doofie-Bruder gibt.
Ideenreichtum kann man „Weird Science“ nicht absprechen, soviel steht fest, doch insgesamt ist John Hughes’ kreativer Amoklauf ein misskonzeptionierter Beitrag zum Teeniefilm der 1980er, der leider gerade die größten Stärken seines Schöpfers nicht zu aktivieren weiß. Den Kultstatus diesesn lauten, nur gelegentlichen amüsanten und streckenweise fast peinlichen Kasperletheaters kann ich mir jedenfalls nicht erklären.
Den Film gibt es als Universal-DVD in Universal-Qualität mit einem der hässlichsten Cover aller Zeiten im Gegensatz zu den gängigen Fernsehfassungen ungeschnitten. Die 2013 erschiene Blu-Ray hat sich covertechnisch verbessert, bietet aber wie die DVD keinerlei Bonusmaterial. Es kursieren DVDs mit einer Freigabe ab 12 Jahren, die genauso ungekürzt sind wie die DVDs und Blu-Rays mit FSK-16-Freigabe.
© Nils Bothmann (McClane)
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