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Lance – Stirb niemals jung

Originaltitel: Never Too Young to Die__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Gil Bettman__Darsteller: John Stamos, Vanity, Gene Simmons, George Lazenby, Peter Kwong, Ed Brock, John Anderson, Robert Englund, Tara Buckman, Curtis Taylor, Jon Greene, Branscombe Richmond u.a.
Lance – Stirb niemals jung

Ein bizarrer Eighties-Actioner mit John Stamos, Vanity und Gene Simmons: “Lance – Stirb niemals jung”

Was macht der deutsche Actionfilmverleiher, wenn ihm ein Film mit dem markigen Originaltitel „Never Too Young to Die“ unterkommt? Richtig, er benennt ihn noch markiger in „Lance – Stirb niemals jung“ um, wobei tatsächlich beide Titel Sinn machen: Das Original bezieht sich auf einen Ausspruch im Film, der deutsche könnte das Motto des Helden zusammenfassen.

Anfangs ist Lance Stargrove (John Stamos) allerdings noch ein normaler Collegeboy, der sich mit ultramännlichem Sport bzw. dem, was Regisseur und Co-Autor Gil Bettman („Night Vision – Der Nachtjäger“) dafür hielt, fit hält: Trampolinspringen, Geräteturnen und ähnlicher Kram. Wie wir aus „Gymkata“ und Co. wissen, hielt man derartige Aktivitäten in den 1980ern augenscheinlich für eine Art ultragefährlichen Kampfsport. Während der 18 Jahre alte Filius dergestalt am College herumturnt, ist sein Daddy, der Top-Agent Drew Stargrove (George Lazenby) gerade im Einsatz gegen den terroristischen Hermaphroditen (!) Velvet Von Ragnar (Gene Simmons) im Einsatz. Velvet trägt am liebsten Outfits, die selbst Frank-N-Furter aus der „Rocky Horror Picture Show“ neidisch machen würden, killt Widersacher und verräterische Untergebene mit einem metallenen Fingernagel und schart Rocker um sich, deren Barbaren-Endzeit-Look sie auch für Auftritte in „Mad Max“ oder „Conan“ qualifizieren würde.

Velvet möchte die Wasserversorgung atomar vergiften und der Film erzählt uns noch nicht einmal warum. Ist halt der Böse, der/die Velvet. Dummerweise funkt Drew dazwischen und klaut die dafür nötige Diskette, die er in weiser Voraussicht an seinen Sohn schickt, in einem Carepaket voller Leckereien versteckt. Smarter Entschluss, denn kurz darauf knipst Velvet ihm schon die Lichter aus. Das war es dann für Ex-Bond-George Lazenby („Im Geheimdienst ihrer Majestät“) in seiner Gastrolle, was angesichts von dessen begrenzten Schauspieltalenten eh nicht so schade ist und andrerseits auch sehr konsequent – Daddy taucht nicht noch mal auf, weil er durch wundersame Weise überlebt hat. Deshalb muss allerdings auch die Aussöhnung ausfallen, da Lance sauer auf den Papa ist, der nie da ist, auch nicht bei seinen achso wichtigen Wettkämpfen. Gut, von dessen realem Job weiß er ja auch nichts.

Das ändert sich aber bald, als er nicht nur vom Tod des Erzeugers erfährt, sondern eigene Nachforschungen anstellt und dabei Drews junge Kollegin Danja Deering (Vanity) kennenlernt. Dummerweise sind diese Erkenntnisse auch damit verbunden, dass Velvet ihnen auf die Schliche kommt und sie nun die Endzeitrockergang an den Hacken haben…

httpv://www.youtube.com/watch?v=vOHZC7uTehQ

„Lance – Stirb niemals jung“ ist ein schriller Eighties-Actioner, der bisweilen trashig daherkommt, für Trash aber eigentlich zu sauber gemacht und zu gut budgetiert ist. Vielmehr ist der Film von Gil Bettman, der meist fürs Fernsehen drehte, eine Wundertüte durchgeknallter, schräger und bisweilen auch doofer Ideen, ein Wahnsinn an galoppierender Kreativität und Blödheit. Velvet ist zwar Topterrorist, lässt es sich aber nicht nehmen im eigenen Club höchstöffentlich aufzutreten und für ein minutenlange Gesangseinlage zu sorgen. Derweil fahren die Rockerjungs ihre Bikes bis in den Club hinein, deren Lenker teilweise noch durch Pferde- und Einhornköpfe geschmückt werden, als wollten sie die nächsten Fantasy-Ritterspiele mit ihren heißen Öfen abhalten. Lance‘ Mitbewohner ist der bebrillte Geek Cliff (Peter Kwong), der aussieht als wäre er bei „Revenge of the Nerds“ abhandengekommen und mal eben auf einen blauen Dunst High-Tech-Gimmicks wie eine Superknarre zusammenlötet, mit denen er Lance unter die Arme greifen kann. Damit hat der Nachwuchs-007 auch seinen Nachwuchs-Q, obwohl beide natürlich nur die Milchbrötchenversion der berühmten Vorbilder darstellen.

Der Plot um die Jagd nach der Disc, die eher eine Art MacGuffin darstellt, ist da bloß Nebensache, zumal jedes Klischee erfüllt wird: Natürlich rächt Lance den toten Daddy und rettet den Tag, natürlich wird Danja entführt und muss gerettet werden (obwohl sie ja die ausgebildete Agentin ist) und natürlich kommen Held und Heldin währenddessen romantisch zusammen. Das gipfelt in einer überlangen und ultralustigen Verführungsszene, in der Danja den Jungmann mit Hupen-Auspacken, Einölen und Abduschen riemig macht, der aber trotz Hormonstau den Stoischen geben möchte und gleich mehrmals Äpfel holen und futtern geht, ehe er dann doch der Versuchung erliegt – da hätte er sich gleich Zeit sparen können.

Dass John Stamos („Born to Ride“) eigentlich eine ziemliche Wurst ist und in erster Linie die Haare schön hat, ist in diesem Fall noch nicht einmal ein Hindernis, denn gerade mit seinen beschränkten Fähigkeiten passt er wie die Faust aufs Auge in diesen Film, in dem ein nöliger Collegeboy in 90 Minuten zum Weltenretter wird und damit Pubertätsphantasien noch und nöcher anheizt. Vanity, die im Vorjahr bereits den ähnlichen obskuren „Der Tanz des Drachen“ drehte, ist in erster Linie der Optik wegen da, schlägt sich aber als Stargrove-Girl (in Ermangelung von Sequels das einzige ihrer Art) gut. Peter Kwong („Big Trouble in Little China“) supportet, indem er einfach jedes Asiaten- und Nerdklischee der 1980er hingebungsvoll auslebt, während Robert Englund („Ford Fairlane“) sein markantes Gesicht für eine eher unscheinbare Nebenrolle zur Verfügung stellt. Die Hauptattraktion ist aber Gene Simmons („Gesucht: Tot oder lebendig“), dessen schräger wie extravaganter Sadistenschurke das große Highlight des Films darstellt und den Simmons mit viel Verve verkörpert – da wirken die obligatorischen homophoben Schmähungen des Helden fast so, als wäre Lance beleidigt, dass er nicht so cool ganze Szenen zerkauen darf.

Neben all dem Wahnwitz fährt „Lance – Stirb niemals jung“ aber auch ein ordentliches Maß an Action auf, das nicht zur Königsriege des Genres gehört, aber auch nicht bloß wie eine aufgemotzte „A-Team“-Folge ausschaut. Da wird geprügelt, wobei Lance seine Turn-Moves gewinnbringend einsetzen darf, da wird ordentlich geballert und eine ziemlich coole Verfolgungsjagd gibt es auch zu bewundern, die einige gelungene Stunts bietet, etwa wenn Danja sich mit ihrer Karre unter dem Anhänger eines fahrenden LKW versteckt. Auch in den Actionszenen gibt es immer wieder Hallo-Erlebnisse, etwa wenn im Finale ohne ersichtlichen Grund ein Helikopter zur Unterstützung auftaucht (warum erklären, wie die anderen Geheimagenten die Helden ausfindig gemacht haben?), aber das bedeutet nur, dass sich „Lance – Stirb niemals jung“ auch in seinen Spektakelszenen treu bleibt.

Freunde des seriösen oder hochtrabenden Genrekinos machen ergo besser einen Bogen um „Lance – Stirb niemals jung“, wer hingegen mal einen knallbunten, manchmal auch knalldoofen Actionfilm sehen will, der so nur in den 1980ern entstehen konnte, dem sei klar zu dem Film geraten: Eine wilde wie schräge Mixtur von guten und schlechten Ideen, nie langweilig und in Sachen Schauwerte gar nicht so schlecht bestückt, egal ob es sich dabei um Actionszenen, den schrillen Schurken oder famos skurrile Einzelszenen handelt. „Lance – Stirb niemals jung“ hat definitiv seine Fehler, ist teilweise schon blöd und trashig, aber auf seine Art auch irgendwie geil.

© Nils Bothmann (McClane)



Ausgestattet mit dem wunderbaren deutschen Titel „Lance – Stirb niemals jung“ (hört sich eher nach einem horizontalen Film an…), ist „Never too young to die“ eine wahre Ausgeburt der Achtziger…

Während eines erbitterten Feuergefechts tötet der bizarre Psychopath Velvet van Ragnar (Gene Simmons) den Top-Agenten Drew Stargrove (George Lazenby). Aber die von Velvet so dringend gesuchte Datendiskette, mit Beweisen für seine teuflischen Absichten, ist nicht bei dem Toten. Lance (John Stamos), Stargroves 18jähriger Sohn, hat dieses hochbrisante Ding in seiner Hand. Aber Lance hat nur einen Gedanken: Der Tod seines Vaters muss gerächt und die unmenschlichen Pläne seiner Mörder vereitelt werden. Eine gefährliche Hetzjagd beginnt und endet in einem Kampf auf Leben und Tod…

Puh… Ich habe gerade ein meisterhaftes Stück Achtziger Jahre-Trash überlebt… und bin nicht sicher, wie ich das Gesehene einordnen soll.

Regisseur Gil Bettman, der bis zu diesem Zeitpunkt erst bei einigen Folgen „Knight Rider“, „The Fall Guy“ und ähnlichem Regie geführt hat, zog wirklich alle Register, um den Zuschauer bestmöglich zu unterhalten. Dies mit Erfolg, denn langweilig wird der Streifen eigentlich nicht…

Eigentlich… denn das Geschehen ist oberpeinlich. Die Story zwar äußerst simpel gestrickt, aber einige der Plotholes sind dann doch ein wenig gar groß geraten. Zudem bin ich nicht sicher, in was für einer Welt dieser Streifen denn nun spielt, da Hauptdarsteller Lance normal zur Schule geht, die Welt noch ganz okay erscheint, jedoch die Bad Guys übelste Mad Max-Verschnitte darstellen und dem Ganzen einen Touch Endzeitstreifen verpassen. Unfreiwillig komisch wirken zudem mehrere Dinge. Beispiele: Da springt Stargrove Junior zu Beginn noch schön tuntig minutenlang auf einem Trampolin herum. Ein Anblick für die (rosaroten) Götter. Oder die Anmache Vanitys gegenüber Stargrove jr. Oder aber Gene Simmons Auftritt in jeder Szene. Ganz großes Autsch.

Dabei fährt der Film eine zumindest interessante Darstellerriege auf. John Stamos, bekannt als Onkel Jesse aus der Serie „Full House“, kam hier in den Genuss der Hauptrolle. Leider bleibt er ziemlich blass und wirkt als Held dieser Geschichte äußerst lächerlich. Schade, denn Stamos ist ein symphatisch wirkender Typ – aber definitiv kein Actionheld. Ex-Supermodel Vanity („Action Jackson“) ist auch nur optisch ein wahrer Leckerbissen. Schauspielern kann die Frau gar nicht – aber die Optik gibt in einigen Szenen zumindest etwas her. *g* Gene Simmons („Armed Response“) geht gar nicht. Egal ob KISS-Member oder nicht, seine Darstellung ist äusserst peinlich geraten, egal ob dies zu seiner Rolle gehört oder nicht. So einen Bad Guy will ich nie nie nie wieder zu Gesicht bekommen. Auch Ex-Freddy Robert Englund („Das Phantom der Oper“) bleibt ziemlich blass. Ein Bond-Gedächtnis-Auftritt bekommt hier George Lazenby („Der Mann von Hongkong“). Wer? Ja, der war mal James Bond. Schade für ihn blieb es bei einem einzige Auftritt – vielleicht des Zuschauers Glück, denn ein wahnsinnig guter Schauspieler ist Lazenby nicht. Sein Bond-Film damals aber gut – und auch seine leider eher kleine Rolle hier war erfreulich.

Wirklich überzeugen können zumindest die Actionszenen. Es kracht des öfteren, es fließt einiges an Kunstblut und es werden auch einige wirklich nette Autostunts präsentiert. Die Martial Arts-Szenen sind aber leider schon wieder zum Wegwerfen. Stamos ist kein Bruce Lee. Dies merkt man leider mehr als nur ein wenig.

Für Actionfans interessant. Aber trotzdem ein äußerst peinliches Werk. Würd ich so nicht weiterempfehlen.

Starke:

War „Lance – Stirb niemals jung“ im Kino und auf Video mit FSK 16 gekürzt, so veröffentliche Attactrion Movies den Film ungekürzt mit gleicher Freigabe später auf DVD. Die Attraction Movies DVD, ebenso wie die identische Neuauflage von KSM, bieten in Sachen Bonus den Trailer, Filmographien, Artworks und eine Slideshow, während man den Film in deutscher Synchro und englischer Originalfassung sehen kann. Allerdings sind die Scheiben im Vollbildformat. Das Originalformat 1,85:1 gibt es dagegen beispielsweise auf der US-DVD/-Blu-Ray-Combo von Shout! Factory.

© DomPatHug

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