Originaltitel: Last Knights__Herstellungsland: Südkorea, Tschechoslowakei__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Kazuaki Kiriya__Darsteller: Clive Owen, Morgan Freeman, Aksel Hennie, Daniel Adegboyega, Shohreh Aghdashloo, Sung-kee Ahn, James Babson, Pavel Bezdek, Dan Brown, Giorgio Caputo, Brian Caspe u.a. |
Lord Bartok hat genug von der Korruption, die sein Land geißelt. Denn obschon er und die anderen Adligen ihren Verpflichtungen ohne zu murren nachkommen, werden sie vor allem von Gezza Mott, einem Minister des herrschenden Kaisers, immer wieder gezwungen, noch höhere Abgaben zu leisten, um ihren Stand und ihre Ländereien zu behalten. Als Lord Bartok eines Tages an den kaiserlichen Hof geladen wird und ihm unverhohlen nahegelegt wird, dem Minister ein ordentliches Schmiergeld zu entrichten, platzt dem sonst so umsichtigen Adligen der Kragen. Er beschließt, sich nicht mehr unterdrücken und ausbeuten zu lassen und er will vor dem Kaiser für sich und seine Landsleute einstehen.
Doch er begeht den Fehler, den Minister zu demütigen, indem er ihm ein Geschenk vermacht, das so gar nicht nach dessen Vorgaben ist. Gezza Mott fühlt sich derart verhöhnt, dass er Bartok zur Rede stellt. Dabei kommt es zur direkten Konfrontation, in deren Verlauf Bartok Gezza verletzt. Der fordert sogleich den Tod Bartoks. Das Perfide: Raiden, der Anführer von Bartoks Heerschar und für den Adligen eine Art Ziehsohn, welchen der kinderlose Bartok kurz zuvor sogar als Erben seiner Ländereien eingesetzt hat, soll das Urteil vollstrecken. Raiden muss sich dem kaiserlichen Befehl beugen. Als wäre das nicht genug, werden er und seine Männer auch noch geächtet.
Der Herrschaftssitz Bartoks wird zerstört und sein Land unter den anderen Adligen aufgeteilt. Raiden erhält derweil das Verbot, sich zu rächen. Die Ehre gebietet es Raiden, sich an diese Weisungen zu halten. Doch er kommt damit so gar nicht klar. Er beginnt, sich dem Alkohol zuzuwenden. Seine Mannen werden derweil über das Land verstreut. Doch Gezza Mott traut dem Frieden nicht. Kurz nach dem Tode Bartoks hat er in Raidens Augen gesehen. Und was er da sah, lässt ihn einfach nicht zur Ruhe kommen. Er weiß, dass Raiden ihm den Tod bringen wird…
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„Last Knights“ entpuppt sich schnell als interessante Neuinterpretation der Legende um die 47 Ronin, in der herrenlose Samurai schwören, den herbei intrigierten Tod ihres Herren und Meisters zu rächen. Zuletzt nahm sich der Keanu-Reeves-Kinoflop „47 Ronin“ dieser Geschichte an. Im Gegensatz zu diesem Big-Budget-Kracher schraubt die südkoreanische Produktion „Last Knights“ den Fantasy-Anteil deutlich zurück und situiert ihre packende Story in einem geerdeteren Umfeld.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Film keine Fantasy-Elemente hätte. Diese fügen sich allerdings organischer in die Geschichte ein als bei der Keanu-Reeves-Interpretation. Es gibt also keine riesigen Fabelwesen und ähnliche Fantastereien, stattdessen zehrt das Fantasy-Element aus der Durchmengung verschiedenster Kulturelemente: So sind die Schauplätze eindeutig osteuropäischen Ursprungs (gedreht wurde in der Tschechischen Republik). Darin tummeln sich koreanische, europäische und amerikanische Darsteller, die in einer nicht näher verorteten, mittelalterlich angehauchten Welt einem eindeutig asiatisch inspirierten Ehrenkodex folgen und diesen mit Katana-ähnlichen Schwertern verteidigen. Auch die coolen Kluften, die mit ihren Schnürungen usw. sehr modern wirken, tragen zum etwas entrückten Charakter des Filmes bei.
Die Story weicht von der Vorlage in vielen Details ab, die grundsätzliche Geschichte um Ehre, Verrat, Intrigen und politische Machtspiele bleibt aber dennoch erhalten. Prinzipiell erstaunlich gerät dabei vor allem der Mittelteil des Filmes, der sowohl den Helden als auch den Antipoden komplett abstürzen lässt. Während sich Raiden halb zu Tode säuft, entwickelt Minister Gezza Mott eine Paranoia, die immer mehr ins Wahnhafte abdriftet. Blöderweise geht aber auch genau in diesem Abschnitt das Tempo des Filmes komplett in die Knie. Da hilft es nicht einmal, dass in diesem Abschnitt die Grundlagen für einen durchaus hübschen, wenngleich alles andere als unerwarteten „Twist“ gelegt werden.
Das niedrige Tempo geht auch darauf zurück, dass die Action zu lange keine Rolle zu spielen scheint. Zwar darf die kampfstarke und effektive Truppe um Raiden gleich zu Beginn kurz zeigen, was sie auf dem Kasten hat, danach schweigen dann aber die Schwerter. Der japanische Regisseur Kaz I Kiriya (aka Kazuaki Kiriya „Casshern“) konzentriert sich danach allerdings voll auf die Geschichte und präsentiert maximal ultrakurze Scharmützel, die größtenteils nicht einmal einen Wimpernschlag lang vorhalten. Erst gegen Ende bekommt der Actionfan dann die absolute Vollstbedienung. Denn die Dramatik entlädt sich in einen breit ausgewalzten, angenehm langen Showdown, der sowohl ordentlich Spannung als auch einen amtlichen Bodycount generiert.
Dabei dominiert überwiegend Swordplay. Es gibt zwar auch eine Explosion zu bestaunen, jene empfand ich aber eher als unpassend. Die Fecht-Duelle sind dynamisch inszeniert und halten auch den einen oder anderen coolen Kamerakniff bereit. Auffällig ist jedoch, dass den Actionszenen eine gewisse Eigenständigkeit fehlt. Man hat das alles schon einmal gesehen – und das auch besser. Eine flottere Choreografie etwa hätte den „Last Knights“ sehr gut zu Gesicht gestanden. Vor allem der wundervoll tänzerische finale Kampf zwischen Raiden und der rechten Hand Gezzas deutet trefflich an, in welche Richtung die Action des Streifens auch gut und gerne hätte gehen können. Zumindest stimmt der Härtegrad in jedem Fall.
Abseits der Action entschied sich der als Bilderstürmer bekannt gewordene Regisseur für einen mal wirklich eisigen Look. Die aschfahlen Bilder lassen kaum Farbtupfer zu. Beständig schneit es und die so erzeugte Atmosphäre lässt einen mehr als einmal frösteln. Erstaunliche Kamerafahrten, schöne Zeitlupenstudien und großartige, leider nicht maximal ausgekostete Landschaftsszenen lassen zudem ordentlich Bildgewalt aufkommen. An den Drehorten fand man zudem riesige und weitläufige Sets (Burgen usw. hat es in der Tschechischen Republik ja zuhauf), die im Zusammenspiel mit einer ordentlichen Ausstattung eine glaubhafte Filmwelt entwerfen. CGIs spielen in diesem Film nur am Rande eine Rolle. Etwa um die Kaiserstadt sichtlich aufzublasen. Ein absolutes Highlight stellt der heroische Score dar, der vor allem in der Action eindrucksvoll den Film vor sich hertreibt.
Mit Clive Owen („Killer Elite“) verfügt der Film über genau die richtige Starpower, denn der Mime pumpt als Raiden eine ganze Menge an Souveränität und Coolness in den Film. Man nimmt ihm den Anführer ebenso ab wie den gnadenlosen Kämpfer oder den abgewrackten Säufer (auch wenn er hier hinter seiner intensiven Performance aus „The Knick“ zurückbleibt). Leider reißt der Film rund um seine Figur einige echte Problemherde auf, die nicht notwendig waren. So wird immer wieder von Raidens düsterer Vergangenheit fabuliert, die offensichtlich weit über seine Sauferei hinausgeht. Was genau damit allerdings gemeint ist, erschließt sich nie. So rollt man irgendwann ziemlich genervt mit den Augen, wenn dieser Fakt erneut angesprochen, aber nicht ausformuliert wird.
Morgan Freeman („Lucy“) ist als Lord Bartok eher kurz dabei, erweist sich als weiser und von der Korruption angeekelter Staatsmann aber als sichere Bank. Aksel Hennie („Hercules“) darf einen richtig hassenswerten Fiesling entwerfen. Und das ohne großes Overacting oder wildes Augengerolle. Seinem Minister Gezza wünscht man infolgedessen genau das, was ihm widerfahren wird. Von Herzen. Der restliche, extrem internationale Cast macht bis in die kleinste Nebenrolle hinein einen ordentlichen Job.
Was am Ende bleibt, ist ein opulent bebildertes, gleichzeitig in seiner Optik eisig kaltes, wuchtiges und durchaus spannendes Abenteuer, das gekonnt auf einer bekannten, zugkräftigen Geschichte aufsetzt und diese in wesentlichen Punkten gewinnbringend abändert, ohne den Geist des Originals zu verraten. Interessant ist hierbei vor allem das Ende des Filmes, das im Vergleich zu der Originalvorlage um die 47 Ronin diverse Interpretationen zulässt. Ein gut aufgelegter Cast und ein actionreiches, ausladendes Finale machen die „Last Knights“ zu kernigem Männerkino, das allerdings in seinem Mittelteil gewaltig in den Seilen hängt und hier nur aufgrund des Charismas der Darsteller nicht vollends absäuft. Dazu gesellen sich im weiteren Verlauf einige Klischees und eine nicht zu leugnende Vorhersehbarkeit. Zumindest im Zuge der Erstrezeption wissen die „Last Knights“ aber dennoch gut zu unterhalten.
Die deutsche DVD/Blu-ray von NEW KSM kommt ungeschnitten mit einer FSK 16 Freigabe am 19. Oktober 2015 in den Handel. Neben einem hübschen Prägeschuber haben die Datenträger ein umfangreiches Behind the Scenes Feature in der Extrasektion.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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