Originaltitel: Lethal Weapon__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016-2019__Creator: Matthew Miller__Regie: Steve Boyum, McG, Sylvain White u.a.__Darsteller: Damon Wayans, Clayne Crawford, Seann William Scott, Keesha Sharp, Kevin Rahm, Michelle Mitchenor, Johnathan Fernandez, Jordana Brewster, Thomas Lennon, Hilarie Burton, Kristen Gutoskie, Nishi Munshi, Andrew Creer, Paola Lázaro, Dante Brown, Chandler Kinney, Rex Linn, Mykelti Williamson, Daniel Bernhardt, Carlo Rota, Ernie Hudson, Adrian Pasdar u.a. |
Das Umstricken von Filmerfolgen zu TV-Serien ist gerade groß in Mode, doch nicht immer kommen dabei bejubelte Projekte wie „Fargo“ heraus. „Rush Hour“ etwa scheiterte nach nur einer Staffel, während „Lethal Weapon“ es immerhin auf drei brachte – dabei war und ist die Network-TV-Landschaft nicht unbedingt arm an frotzelnden und ermittelnden Cop-Duos.
Trotz Verlegung in die Gegenwart der 2010er Jahre folgt die Prämisse im Großen und Ganzen dem ersten „Lethal Weapon“-Film: Der Veteran und frühere Elitesoldat Martin Riggs (Clayne Crawford) muss den Tod seiner Frau verwinden und kommt nach Jahren bei der Polizei von El Paso nach Los Angeles, wo er zum neuen Partner des alternden Cops Roger Murtaugh (Damon Wayans) wird. Der impulsive Draufgänger und der ruhige Familienmensch können sich anfangs nicht riechen, richten bei ihren Ermittlungen stets größtmögliche Sachschäden an, werden aber nach und nach zum eingeschworenen Duo.
Soweit die Grundidee, die natürlich etwas darunter leidet, dass man das Buddy-Konzept auf Serienlänge strecken muss. Denn in munterem Wechsel nähern sich die Partner immer wieder an, um sich ein paar Folgen später wieder zu verkrachen, was meist Riggs‘ Schuld ist. Da waren die Filmsequels schon etwas weiter, die Riggs und Murtaugh als eingeschworenes Team präsentierten und noch dazu triftige Lebenskrisen aus dem Hut zogen, wenn es tatsächlich mal zwischenzeitlich zwischen den besten Kumpels kriselte. Bei der Fernsehserie ist die Krise Dauerzustand, was sich auch auf den Raum hinter der Kamera erweiterte: Crawford und Wayans kriegten sich in die Haare, unter anderem wegen angeblichen Fehlverhaltens Crawfords am Set, woraufhin die Produzenten intervenierten und Crawford nach Season 2 feuerten. Also bekommt Murtaugh in der dritten Staffel einen neuen Partner, der jedoch gewissermaßen Riggs 2.0 ist: Der ehemalige CIA-Söldner Wesley Cole (Seann William Scott), der ebenfalls unter Verlusterfahrungen leidet, der diese ebenfalls durch Action-Mann-Gehabe und Draufgängertum kompensiert, ebenfalls an einem Nicht-Ort lebt (Riggs in einem Trailer, Cole in einem Motelzimmer) usw. Vor der Absetzung rettete die Umbesetzung die Serie nicht, Crawford-Fans zürnten dem Sender, doch ehrlich gesagt sind die Unterschiede zwischen den Staffeln jetzt nicht so groß.
httpv://www.youtube.com/watch?v=60UfAGRW-fU
Was wohl auch daran liegt, dass „Lethal Weapon“ episodisches Fernsehen zum Wegkonsumieren ist, bei dem man problemlos auch mal ein oder zwei Folgen verpassen kann. Sicher gibt es hin und wieder folgenübergreifende Plots, etwa die Frage nach Riggs‘ im Knast einsitzenden Dad Nathan (Rex Linn) und dessen Machenschaften, sowie Nebenhandlungen, die parallel laufen: Rogers Frau Trish (Keesha Sharp) verfolgt eine Anwaltskarriere mit allen Höhen und Tiefen, die Kinder Riana (Chandler Kinney) und Roger Jr. (Dante Brown) machen Entwicklungen durch und sowohl Riggs als auch Cole haben Frauengeschichten von längerer Dauer und Bedeutung. Jedoch macht die Serie wenig aus diesen Subplots, inszeniert diese als nicht ist so richtig zwingend, zumal sich die Autoren nicht so recht entscheiden können: Psychologin Maureen Cahill (Jordana Brewster) wird im Gegensatz zu ihrem Gegenstück aus der Filmreihe nicht andauernd verarscht, erscheint zwischenzeitlich sogar mal als mögliche romantische Partnerin für Riggs, ehe die Serie dann erst die toughe Agentin Karen Palmer (Hilarie Burton), später seine Jugendfreundin Molly Hendricks (Kristen Gutoskie) als potentielle perfekte Partnerin präsentiert.
„Lethal Weapon“ ist also keine der komplexen, folgen- und staffelübergreifend erzählenden TV-Serien des neuen Millenniums, sondern fast schon altmodisch in seiner Fixierung auf den jeweiligen Fall der Woche. Hierin haben die Autoren dann auch deutlich mehr Mühe gesteckt, wenn Riggs und Murtaugh bzw. Cole und Murtaugh Woche um Woche mit Drogenschmugglern, Terroristen und Mördern abrechnen, deren erstes Opfer meist in der Auftaktszene zu sehen ist – dieser Mord ruft die beiden Cops vom Robbery-Homicide-Dezernat dann auf den Plan. Folge für Folge steht ein illustrer Kreis von Verdächtigen parat, damit man nicht zu früh auf die Identität des Killers kommt, das kennt man aus anderen Crime-Formaten wie „C.S.I.“ oder „Castle“. Im Gegensatz zu jenen sind die Plots meist etwas einfacher, dafür geht mehr zu Bruch und manchmal bricht man auch leicht aus dem Schema aus, etwa wenn die Heroen von Killern durch die Wüste gejagt werden und es gar nicht so viel zu ermitteln gibt.
Aber die Einzelfälle sorgen durchaus für Farbe und Würze, egal ob man bei illegalen Untergrundkämpfen ermittelt, in den obligatorischen Weihnachtsbäumen vor festlicher Deko Verbrecher jagt oder den Stalker eines Stars stellt. Vor allem sorgen die Ermittlungen regelmäßig für Nahkämpfe, Shoot-Outs, Verfolgungsjagden und Explosionen, die nicht auf dem Niveau der Kinofilme sind, für TV-Verhältnisse aber ordentlich was losmachen. Manchmal sieht man die Limitierungen des Budgets (etwa wenn man in einer Folge auf einer deutlich CGI-animierten Formel-1-Rennstrecke unterwegs ist), aber es gibt einige handgemachte Schauwerte und die Action verteilt sich stets gut über die Folgen. Zum Ende der zweiten Staffel sind die Weapons dann leider nicht mehr ganz so lethal wie der Titel verspricht, es dominieren familienfreundliche Knockouts und Schüsse ins Bein, was sich mit dem Auftauchen von Cole in Staffel 3 dann wieder ändert, denn ab da wird „Lethal Weapon“ wieder etwas ruppiger.
Zweites Trademark, neben der Action, von „Lethal Weapon“ ist natürlich der Humor und auch da kann die TV-Serie das Niveau der Filmreihe nicht erreichen, aber zumindest dran anknüpfen. Amüsant sind die Wortgefechte und Slapstickeinlagen, wenn die Partner mal wieder in Teufels Küche geraten oder Roger sich vor seiner Familie zum Affen macht – die TV-Variante von Murtaugh ist deutlich eitler als die Filmversion und wird regelmäßig auf den Boden der Tatsachen geholt. Für weitere amüsante Interaktionen sorgt der Stall der Nebenfiguren, zu dem neben Rogers Familie noch Captain Brooks Avery (Kevin Rahm), die schnell genervte Kollegin Sonya Bailey (Michelle Mitchenor) und der von allen nur Scorsese genannte, filmbegeisterte Gerichtsmediziner Bernard (Johnathan Fernandez). Hinzu kommt ein weiterer Haufen wechselnder Nebenfiguren, der manchmal aber nicht so gelungen rotiert, aus welchen Gründen auch immer. In Staffel 1 etwa führt man mit dem Latino-Cop Alejandro Cruz (Richard Cabral) einen möglichen Partner für Bailey ein, der irgendwann ohne Erklärung weg ist, in Staffel 2 geht sie dann mit dem blonden Rookie Zach Bowman (Andrew Creer) auf Streife, ehe sie dann in Staffel 3 mit Gutierrez (Paola Lázaro) wieder eine Latino-Partnerin bekommt. Doch trotz mancher Inkonsistenz ist das Ensemble durchaus lebendig und sympathisch, was bei so einer wöchentlich wiederkehrenden TV-Serie ja schon die halbe Miete ist.
Gerade in Sachen Casting macht „Lethal Weapon“ nicht viel falsch. Damon Wayans hat Buddy-Erfahrung, ist im Gegensatz zu früheren Rollen der Marke „Last Boy Scout“ allerdings als Seniorpartner unterwegs und schlägt sich stark als Murtaugh. Seine jeweiligen Anspielpartner brauchen sich nicht zu verstecken: Clayne Crawfords („The Baytown Outlaws“) Riggs ist etwas mehr Landei als die Gibson-Variante, taugt aber als charmanter Chaot mit Kampfsau-Qualitäten. Seann William Scott („Cop Out“) ist überraschend ernst, aber mit einem Rest Schlitzohrigkeit als von seinen Einsätzen gezeichneter Ex-Spion. Die wiederkehrenden Nebendarsteller um Keesha Sharp („Never Die Alone“), Kevin Rahm („Nightcrawler“), Michelle Mitchenor („Chi-Raq“), Johnathan Fernandez („Pearl: The Assassin“) und Jordana Brewster („Fast & Furious 8“) ergänzen das Ensemble launig. Hinzu kommen ein paar toll gecastete Nebendarsteller, die in mehreren Episoden zu sehen. Da wäre zum einen Vollblutkomiker Thomas Lennon („Puppetmaster – Das tödlichste Reich“), der Leo Getz spielt: Weniger hyperaktiv als die Filmvariante, sondern ein windiger Anwalt (ein typischer Ambulance Chaser), der immer für viel Spaß sorgt. Groß ist auch Rex Linn („Cliffhanger“) als Riggs‘ Aryan-Brotherhood-Vater sowie die wiederkehrenden, toughen Frauen an der Seite von Riggs und Cole in Form von Hilarie Burton („White Collar“), Kristen Gutoskie („The Vampire Diaries“) und Nishi Munshi („The Originals“) Hinzu kommen einige Gaststars, die nur für eine oder zwei Folgen dabei sind, darunter Mykelti Williamson („The Purge: Election Year““), Swoosie Kurtz („American Wildcats“) und Daniel Bernhardt („Fast & Furious: Hobbs & Shaw“).
Und „Lethal Weapon“ mag dem Buddy-Cop-Genre wenig Neues hinzuzufügen haben, ist sich seiner Tradition aber bewusst. Es finden sich nicht nur zahlreiche Verweise auf das Filmvorbild, sondern auch auf das Genre im Allgemeinen und das Schaffen von Shane Black im Besonderen, der nicht nur den Original-„Lethal Weapon“, sondern mit „Last Boy Scout“ einen von Damon Wayans‘ bekanntesten Filmen schrieb: So findet sich hier etwa in einer Folge analog zum Auftakt von Shane Blacks „The Nice Guys“ eine Szene, in der ein Star verunfallt, während ein Fan Aufnahmen besagter Person anschaut. Und natürlich klappern die Cops in Einzelfolgen Standardsituationen und -plots des Actionkinos ab: Vom Kampf gegen Kartelle über illegale Untergrundkämpfe bis hin zu Riggs und Cole ebenbürtigen, freischaffenden Elitekämpfern ist das ganze Spektrum dabei.
„Lethal Weapon“ wird definitiv nicht als innovative oder herausragende Serie in die Annalen der Fernsehgeschichte eingehen, an die Filmreihe reichen weder die Actionschauwerte noch die Chemie des Hauptdarstellerduos heran – Mel Gibson und Danny Glover bleiben ungeschlagen. Als flotte TV-Krimikost mit diversen, schick anzusehenden Blech-, Gebäude- und Personenschäden macht die Fernsehserie aber durchaus Spaß, denn das Ensemble stimmt und die Einzelfälle sind flott. Großes folgenübergreifendes Erzählen sollte man freilich nicht erwarten.
Knappe:
…
Die bereits im oberen Text erwähnten Untergrundkämpfe finden in der Folge „The Roger and Me“ (Season 3, Episode 12) statt. Hier hat Daniel Bernhardt („The Hunger Games – Catching Fire“, „Parker“) eine Gastrolle als Bösewicht der Woche, einfach nur der Schwede genannt. Er veranstaltet die illegalen Fights, bei denen ein Kämpfer zu Tode kommt, was von Murtaugh und Cole untersucht wird. Natürlich kann ein von Bernhardt gespielter Schurke nicht nur Strippenzieher sein: Am Ende der Folge steigt er selbst in den Ring und muss sich natürlich mit Cole, dem Elitekämpfer des Duos, messen. Bernhardt nutzt dabei seine durch Werke wie „John Wick“ und „Atomic Blonde“ erlangte Schurken-Credibility aus, erinnert vom Style auch an letztgenannten und präsentiert sich körperlich wie schauspielerisch in recht guter Form, auch wenn er in der Folge leider nur selten auftritt.
Der Name der Folge spielt natürlich auch Michael Moores Dokumentarfilm-Debüt „Roger & Me“ an, bezeichnet in dieser Folge aber einen bestimmten Kick, den Murtaugh angeblich beherrscht und deshalb „The Roger“ nennt. Ob er diesen Special Move tatsächlich (noch) drauf hat, erfährt der Zuschauer im Laufe der Folge. Diese steht eigentlich ganz gut für die ganze Serie: Putziges Buddy-Geplänkel und nette Action. Passend zum Sujet, das an Filme wie „Tapped Out“ und „Shootfighter“ erinnert, gibt es vor allem recht gut choreographierte Nahkämpfe zu bewundern, aber auch mal andere Actionformen wie eine Autojagd in der Mitte der Folge. Nebenher laufen noch ein paar Nebenhandlungsstränge: Trish kandidiert für ein höheres Amt, während Cole und Staatsanwältin Erica Malick (Nishi Munshi) ihr enger gewordenes Verhältnis definieren müssen.
…
In Deutschland sind bisher Staffel 1 und 2 auf DVD, Staffel 1 zudem auf Blu-Ray bei Warner erschienen. Staffel 3 kam bisher nur im Fernsehen, die Ausstrahlung liegt aber auch noch nicht lange zurück. Staffel 1 und 2 sind ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben und bieten Bonus in Form von entfallenen Szenen, Making Ofs und Bloopern.
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von der Serie?
Zur Seriendiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |