Originaltitel: Leviathan__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: George P. Cosmatos__Darsteller: Peter Weller, Richard Crenna, Amanda Pays, Daniel Stern, Ernie Hudson, Michael Carmine, Lisa Eilbacher, Hector Elizondo, Meg Foster, Eugene Lipinski u.a. |
Steigen wir doch einfach mal mit ein wenig Namedropping ein: Regisseur George P. Cosmatos („Rambo 2“, „Die City Cobra“) dreht mit Peter Weller („Robocop“) und Richard Grenna („Rambo 1-3“) einen Horrorfilm, der sich irgendwo zwischen „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Alien“ und „Abyss“ seine Nische sucht und von David Webb Peoples („Blade Runner“) geschrieben wurde.
Die unheimlichen Sets entwirft Ron Cobb (Konzeptdesigner bei „Alien“ und „Abyss“) in den weltberühmten römischen Cinecitta Studios, wo er bald die größten fünf Bühnen in Beschlag nimmt. Auf diesen erweckt Stan Winston (U.a. geht der „Predator“ auf sein Konto) seine Kreaturen zum Leben, was Soundtrack-Maestro Jerry Goldsmith („Total Recall“) mit den passenden Klängen untermalt…
Und? Schon Sabberfäden in den Mundwinkeln? Dachte ich mir…
In der nahen Zukunft spielt der Unterwasserbergbau eine zunehmend wichtigere Rolle. In den Tiefen des Atlantiks wurde darum beispielsweise die unterseeische Förderstation „Shack 7“ errichtet, auf der ein Team aus acht Bergleuten seinen 90-tägigen Dienst versieht. Angeführt wird die Truppe von dem Geologen Beck, der herausfinden soll, ob am Standort von „Shack 7“ auch mehr Edelmetalle als nur Silber auffindbar sind.
Kurz vor Ablauf der 90-Tage-Frist kommt es allerdings zu einem Zwischenfall. Der Untersee-Bergmann Sixpack stürzt bei einem seiner Erkundungsgänge über eine Klippe und landet einige Meter tiefer direkt vor einem mittels Torpedos versenkten russischen Schiff. Neugierig betritt er das Wrack und entwendet eine Truhe.
In der findet man die medizinischen Unterlagen der Besatzung des Schiffes, die seltsamerweise kurz vor dem Untergang des Schiffes komplett verstorben zu sein scheint. Für Sixpack fällt zudem noch ein Flachmann mit Wodka ab, den er sich begeistert einverleibt. Doch das hätte er lieber gelassen. Schon am nächsten Tag spürt er, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Seine Haut verändert sich. Der Körper schmerzt. Der Arzt der „Shack 7“ weiß keinen Rat und kann Sixpack letzten Endes nur beim extrem rasanten Eintreten seines Ablebens zuschauen.
Doch Sixpack ist nicht wirklich tot. Beziehungsweise etwas in ihm ist nicht tot. Unbemerkt beginnt sich der Leichnam des Bergmanns zu verändern. Er mutiert zu etwas Neuem, etwas Grässlichem. Und er wird zur riesigen Gefahr für den Rest der Mannschaft…
Schaut in “Leviathan” mit Peter Weller hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=1b224w7psrQ
Eine Spielwiese für Stan Winston und seine Kreationen
Natürlich wird Sixpack nun zur Spielwiese für Stan Winston, der mit seinem Team ein paar wirklich grässlich anzuschauende, durch die Bank handgemachte Mutationsstadien entwirft. Da verschmelzen mehrere tote Körper aufs Schleimigste miteinander. Vom Monster abfallende Körperteile mutieren direkt zu neuen Gefahren. Die Opfer der Monstren tauchen in widerlich entstellter Form auf den Monstren selbst wieder auf (Gesichter, die aus dem vermeintlichen Bauch der Kreatur herausragen oder wie Pestbeulen auf der Schulterpartie einer anderen Kreatur thronen). Winston ließ hier seiner Fantasie freien Lauf und gemahnt mit seinen perfekten Special Effects mehr als einmal an den John-Carpenter-Genre-Primus „Das Ding aus einer anderen Welt“.
Regisseur George P. Cosmatos setzt die Kreaturen dann sehr effektiv in Szene. Zu Beginn, wenn das große Mutieren los geht, hält er noch voll drauf. Zeigt die widerlich schlotzige Arbeit seiner Effektcrew en detail. Doch je mehr die Kreaturen „fertig“ mutiert sind, umso mehr versteckt er sie. Arbeitet eher mit Ausschnitten. Ganz nach der Devise, dass das, was man nicht sieht, die meiste Angst macht.
Zudem baut er seinen Film ganz klassisch auf. Lässt sich Zeit, seine Figuren und deren Interaktionen zu zeigen. Präsentiert den rauen Umgangston untereinander und wie schwer es Geologe Beck (eigentlich Chef der Mission, als Außenseiter aber wenig geachtet) mit den alten Hasen hat. So vergehen fast 30 Minuten, bevor man überhaupt vor dem russischen Schiff namens „Leviathan“ steht. Und auch hier arbeitet Cosmatos mit Bedacht. Lässt das Grauen langsam Einzug halten und orientiert sich im weiteren Verlauf stark an dem Film „Alien“. Vor allem das Schicksal von Sixpack ist schon beinahe ein 1:1 Klon der Ereignisse um John Hurts Kane in Ridley Scotts Spannungsgranate.
Was Cosmatos allerdings nicht so gut gelingt, ist, Spannung aufzubauen. Die Ausweglosigkeit der Situation wird trotz ihres genialen Settings nie so wirklich greifbar. Zudem nutzt er die Gänge der „Shack 7“ nicht für schleichende Kamerafahrten. Lässt seine Kreaturen ganz selten mal unvermittelt zuschlagen. Stattdessen schaltet er in Richtung Finale in den Actiongang. Und dass er den drauf hat, wissen wir.
Dementsprechend legt „Leviathan“ nun beachtlich an Tempo zu. Die Sets werden gefühlt bis in den letzten Winkel ausgenutzt, um Mensch und Mutanten aufeinanderprallen zu lassen. Beständig kracht etwas zusammen, geben Leitungen unter zu hohem Druck nach, drohen Implosionen und Explosionen, wird mit Flammenwerfern gezündelt und sterben Crewmitglieder. Cosmatos ist nun voll in seinem Element, dynamisiert seine bis dahin eher ruhige Bildsprache deutlich und der Zuschauer wird ordentlich gepackt. Auch dank der treibenden Musik von Goldsmith.
Immer mittendrin: Der zunehmend zum geborenen Anführer mutierende Peter Weller, der mit einer einnehmenden Performance alle Sympathien auf sich vereint und gemeinsam mit Richard Grenna die eigentliche Story des Filmes schultert. Grenna bekommt gegen Ende zwar eine seltsame Charakteranwandlung zu viel, macht damit aber dann den Weg frei für den zupackenden Helden in Weller, der schreiend, schwitzend und stöhnend ums Überleben seiner verbliebenen Mannschaft kämpft. Und bei „Leviathan“ nach „Unheimliche Begegnung“ zum zweiten Mal mit George P. Cosmatos arbeitete.
Auch in den Nebenrollen wird es durchaus prominent: Meg Foster („Resort to Kill“) ist als eiskaltes Biest mit ihren eiskalten Augen mal wieder treffend besetzt, hat aber so gut wie keine Screentime. Dagegen darf Ernie Hudson („Battledogs“) mehr und mehr in den Vordergrund rücken und sich gegen Ende gar zum wichtigsten Begleiter Becks mausern. Als Sixpack gibt zudem Daniel Stern („Kevin allein zu Haus“) eine herrlich widerwärtige Parodie eines Superprolls zum Besten. Und wenn Hector Elizondo („Ein Mann für gewisse Stunden“) den zupackenden Bergmann gibt, bekommt man schon große Probleme, das mit seinen späteren Rollen in „Pretty Woman“ und Co. zusammenzubringen.
Als sexy Hascherl wurde noch Amanda Pays („Saigon“) in die „Shack 7“ gepackt, doch außer dekorativ zu schwitzen, sich ihre Jogginghose viel zu hoch zu ziehen und in sexy Unterwäsche in ihren Tauchanzug zu steigen, darf die Mimin nichts machen, wirkt mit ihrem blassen Spiel aber auch nicht so, als könnte sie mehr reißen. Nachdem im großen Vorbild „Alien“ mit Ripley eine starke Frauenfigur eingeführt wurde, macht Cosmatos hier in Sachen Gleichberechtigung also eine amtliche Rolle rückwärts. Was auch auf Lisa Eilbacher („Hydrotoxin“) als zweite Frau des eigentlichen Kernteams abbekommt. Ihre Rolle ist im Grunde noch stärker von Playboy-Altherrenfantasien geprägt.
“Leviathan”, der nicht ganz rund laufende Knockbuster zu “The Abyss”
Hm, eigentlich gibt es an „Leviathan“ kaum etwas zu mäkeln. Und dennoch bleibt am Ende trotzdem das Gefühl, dass der Film nicht so richtig zündet. Das Setting ist genial und detailverliebt in Szene gesetzt. Die Darsteller überzeugen ebenso wie die versierte Regie, die gegen Ende enorm in den Turbogang schaltet. Die Special Effects und Kreaturen-Effekte sind vom Feinsten und sind im Übrigen auch gut gealtert. Doch so richtig reißt das Ganze nicht mit. Es unterhält seine Laufzeit über prächtig, aber das letzte Quäntchen, das einen guten Film zum Klassiker macht, das fehlt irgendwie.
Seien es die etwas zu zahme Spannungskurve, die zu groß gedachte, unter Logikfehlern leidende finale Konfrontation der Helden mit einem Supermonster oder das Fehlen origineller, eigener Ideen. Irgendwas bremst den als Knockbuster (=Konkurrenzprodukt zu einem kommenden, vermutlich großen Blockbusterhit, dem man versucht, möglichst nahe zu kommen und ihn beispielsweise dadurch aussticht, dass man einfach schneller auf den Leinwänden zu sehen ist.) zu „The Abyss“ gedachten „Leviathan“ immer aus. Fanden auch die Kinogänger und versenkten den Streifen (leider) kompromisslos an den Kinokassen…
In Sachen deutscher DVD/Blu-ray zum Film hat man die Qual der Wahl. Label wie CMV, 84′ Entertainment, UIG und DigiDreams haben sich bereits des Filmes angenommen. Ungeschnitten sind alle Versionen, in Sachen Bildqualität lohnt es sich aber, vorher Informationen einzuholen. Vor allem in Sachen Blu-ray, wo einige Anbieter auch mit einer Interlaced-Version um die Ecke kommen, die sogar Mühe hat, die DVDs auszustechen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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