„Lockere Geschäfte“ machte Tom Cruise zum Star. Als Sohn aus gutem Hause tanzt er in dieser Teeniekomödie nicht nur in Unterhose, sondern verliebt sich auch in Callgirl Rebecca De Mornay, schrottet Papas Porsche und muss etwas andere Art etwas über Business lernen, um aus dem Schlamassel wieder herauszukommen.
Originaltitel: Risky Business__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Paul Brickman__Darsteller: Tom Cruise, Rebecca De Mornay, Joe Pantoliano, Richard Masur, Bronson Pinchot, Curtis Armstrong, Nicholas Pryor, Janet Carroll, Shera Danese, Raphael Sbarge, Bruce A. Young, Kevin Anderson, Sarah Partridge, Nathan Davis, Megan Mullally u.a. |
1981 spielte Tom Cruise seine erste Filmrolle in „Endlose Liebe“, zwei Jahre später konnte er bereits seinen Durchbruch feiern: „Lockere Geschäfte“ hieß die Teeniekomödie, die das Kurzzeit-Mitglied des Brat Pack zum Star machte, ehe Cruise schnell erwachsenere Rollen annehmen sollte.
In diesem Film spielt er einen braven Jungen aus gutem Hause, der dann auch gleich den für sich sprechenden Namen Joel Goodson trägt. Joel bringt gerade die Highschool zu Ende, büffelt wie blöde für die Abschlussprüfungen und hofft auf eine Harvard-Aufnahme. Mit den Mädels läuft es aufgrund seiner Schüchternheit nicht so und auch sonst tut er eigentlich alles, um seine Stock-im-Arsch-Eltern glücklich zu machen. Daddy bekommt schon einen kleinen Anfall, wenn die Regler seiner Stereoanlage verstellt sind, der größte Schatz von Muttern ist ein durchsichtiges Deko-Ei im Wohnzimmer (inklusive Ausleuchtung). Doch weil Joel so ein guter Sohn ist, vertrauen die Eltern ihm das Haus für die Dauer ihres Urlaubs an.
Doch wie bei so vielen pubertierenden Helden des Teeniefilms steht auch für Joel die Suche nach dem ersten Mal oben auf der Prioritätenliste. Sein Kumpel Miles (Curtis Armstrong) ruft mehr aus Jux für Joel ein Callgirl an, das sich als Transvestit erweist, dem guten Sohn jedoch die Nummer von Lana (Rebecca De Mornay) gibt. Dass das Schäferstündchen mit Lana die Wunschträume Joels wahr werden lässt, zeigen schon kleine Gags in der Visualisierung, etwa wenn die Terrassentür beim leidenschaftlichen Umschlingen von allein aufgeht und ein mystischer Wind daraufhin durchs Wohnzimmer weht.
Nach der Traumnacht folgt das böse Erwachen: Der Sex kostet 300 Dollar, die Joel gerade nicht im Haus hat. Als er zur Bank fährt, um ein Wertpapier zu Geld zu machen, klaut Lana das Deko-Ei als Pfand. Also sucht Joel nach dem Callgirl und gerät direkt in einem Disput zwischen ihr und ihrem Zuhälter Guido (Joe Pantoliano)…
Schaut euch den Trailer zu „Lockere Geschäfte“ an
„Lockere Geschäfte“ ist ein Film über den Materialismus der 1980er, allerdings ohne die warnende Note von Oliver Stones „Wall Street“, sondern optimistischer Natur. Joel will Wirtschaft studieren und nimmt an einem Kurs für zukünftige Unternehmer teil, Lana wiederum hat einen Blick fürs Geldmachen und wird von Joel als perfekte kleine Kapitalistin bezeichnet. Wie so oft im Teeniefilm der 1980er (siehe dazu unter anderem: „Karate Kid“, „Zurück in die Zukunft“, „Ferris macht blau“) ist das Auto Statussymbol, Versprechen von Freiheit und Mädelsmagnet in einem, weshalb Daddys Porsche natürlich nach einer Spritztour mit Lana den Geist aufgibt und Joel die Kohle für die Reparatur braucht. Dass er und Lana das verwaiste Eigenheim zu einer Art Partybordell für notgeile Highschool-Schüler umfunktionieren, sieht „Lockere Geschäfte“ als smarten Business-Move, ist aber auch immerhin nicht so einfältig die Prostituierten nicht einfach nur als Ware zu zeichnen. Lana ist treibende Kraft des Unternehmens, ihre Kollegin Vicki (Shera Danese) bewertet die Highschool-Jungs als Traumkunden: Artig, sauber und schnell fertig.
So ist der Hauptplot vor allem mit dem Erwachsenwerden Joels beschäftigt. Lana hilft ihm nicht nur beim sexuellen Erwachen, sondern bringt ihm auch mehr über das Geschäft bei als sein Future-Enterprisers-Kurs, was die letzte Szene des Films verdeutlicht. Aus dem schüchternen Jungen wird ein smarter Unternehmer. Allerdings schlägt der Film wenig Potential aus der permanenten Überforderung Joels: Er behauptet zwar immer, dass er lernen muss, und sieht es als Katastrophe, als er Prüfungen wegen Suspendierung verpasst, jedoch hat das am Ende keine Auswirkungen auf seine Karriere. Dabei macht „Lockere Geschäfte“ nicht klar, ob die verpassten Tests jene Neuprüfungen sind, die Joel zur Verbesserung seiner Noten nehmen wollte, oder ob amerikanische Elite-Unis auch Leute mit fehlenden Prüfungsleistungen aufnehmen, wenn ihnen deren Nase passt. Wahrscheinlich ist es Option 1, aber der Film schweigt sich darüber aus. So wird die Fallhöhe auch öfter behauptet als wirklich gezeigt, manches ist letzten Endes egal: Wenn Guido Joel am Ende in Bedrängnis bringt, dann kann dieser sich mit dem Geld freikaufen, dass er bei Bumsparty im Eigenheim verdient hat, muss also quasi kaum eine Leistung bringen oder einen echten Verlust erleiden.
Das mag auch an Paul Brickman liegen, der das Drehbuch schrieb, sein Regiedebüt gab und danach nur einen weiteren Film inszenierte: Von dem Wahnsinn und den nominellen Verstrickungen ist in der unterkühlten Inszenierung nicht viel zu merken. Gepaart mit dem nicht schlechten, aber kaum zum Film passenden Score von Tangerine Dream wirkt „Lockere Geschäfte“ bisweilen so, als habe sich Michael Mann an einer Teeniekomödie versucht. Unterstrichen wird dies besonders durch die Szene, in der Joel und Lana an Bord eines Zuges Sex haben. Denn dort spielt nicht nur – Ironie des Schicksals – Phil Collins‘ „In the Air Tonight“ im Hintergrund, das zum Markenzeichen der Michael-Mann-Serie „Miami Vice“ werden sollte, in Manns „Collateral“ sollte Tom Cruise ebenfalls eine wichtige Szene an Bord eines Zuges haben. Mit dieser Art der Inszenierung hebt sich „Lockere Geschäfte“ dann auch von vielen Vertretern des Genres ab, doch dummerweise tritt diese Art von Inszenierung stets auf die Bremse, wenn eigentlich Tempo angesagt sein sollte.
Was nicht bedeutet, dass „Lockere Geschäfte“ nicht seine vergnüglichen Szenen hätte. Weltbekannt wurde Joels Unterhosentanz zu den Klängen von Bob Segers „Old Time Rock and Roll“, wobei dabei meist der souveräne Rein-Slide-Auftakt zitiert wird, weniger das Abspacken gegen Ende, das Joels Mischung aus Coolness und Unsicherheit beweist. Aber es gibt noch mehr. Die Szene, in der Joel verzweifelt versucht den losrollenden Porsche vom Sturz in den Lake Michigan abzuhalten. Seine Rekrutierungsgespräche mit Mitschülern für Sexparty. Die Schüler aus gutem Hause, die alle reihenweise ihre Wertpapiere zu Geld machen und den Rasen vorm Goodson-Eigenheim zuparken. Und natürlich der Princeton-Vertreter Rutherford (Richard Masur), der natürlich ausgerechnet am Partyabend vorbeikommt und mit Joel ein Aufnahmegespräch führt, wenn alle drei Sekunden irgendwas mit ihm etwas Organisatorisches klären will. Mit den passgenau platzierten Sprüchen „Sometimes you gotta say ‚What the fuck‘“ und „Looks like University of Illinois“ hat der Film hier zwei große Lacher auf seiner Seite, die wiederum das Starpotential des Hauptdarstellers unterstreichen.
Tatsächlich steht Tom Cruise („Interview mit einem Vampir“) der souveräne, sonnenbrillentragende Joel vom Filmende eher zu Gesicht als der schüchterne Typ vom Filmbeginn, für seinen Aufstieg sollten andere Rollen wichtiger sein, aber man erkennt sein Starcharisma schon in dieser frühen, einnehmenden Rolle. Rebecca De Mornay („Runaway Train“) als Verführerin und Motivatorin mit Verstand und Sex-Appeal lässt sich vom Cruise nicht die Butter vom Brot nehmen. Joe Pantoliano („Bad Boys for Life“) und Richard Masur („Alpträume“) setzen in kleinen Parts Akzente. Als Teil von Joels Clique Bronson Pichot („True Romance“) und Curtis Armstrong („Smokin‘ Aces“) zu sehen sind, bei denen es zwar nie zu großer Bekanntheit reichte, die jedoch immer wieder prägnante Nebenrollen spielen konnten.
„Lockere Geschäfte“ machte Cruise zum Star, hat durchaus witzige Passagen und einen starken Soundtrack, auf dem unter anderem „Hungry Heart“ von Bruce Springsteen und „Every Breath You Take“ von The Police zu hören sind. Die trockene Inszenierung durch Paul Brickman verschenkt jedoch ebenso Potential wie der unpassende Tangerine-Dream-Score in dieser Mischung aus Coming-of-Age-Komödie und Turbokapitalismusparabel.
„Lockere Geschäfte“ ist hierzulande bei Warner auf DVD und Blu-Ray erschienen, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Während die DVD nur ein paar Texttafeln als Bonus hat, gibt es auf der Blu-Ray einen Videokommentar von Paul Brickman, Tom Cruise und Jon Avnet, eine Einführung, den Trailer, Probeaufnahmen, ein Making Of und den Director’s Cut der letzten Szene des Films.
© Nils Bothmann (McClane)
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