Originaltitel: Lost After Dark__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Ian Kessner__Darsteller: Robert Patrick, David Lipper, Elise Gatien, Eve Harlow, Kendra Timmins, Sarah Fisher, Stephan James, Justin Kelly, Rick Rosenthal, Alexander Calvert u.a. |
Adrienne wird seit dem Verschwinden ihrer Schwester von ihrem Vater wie der sprichwörtliche Augapfel gehütet. Doch anstelle dagegen zu rebellieren, fügt sich Adrienne und wird beispielsweise zur Musterschülerin, die um jede große Feierlichkeit einen Bogen macht. Doch nun lockt die Möglichkeit, einige Zeit mit ihrem Schwarm Sean zu verbringen. Ihrem Vater lügt sie infolgedessen vor, sie nehme an einem Highschool-Tanzabend teil und wolle hernach bei einer Freundin nächtigen.
In Wirklichkeit klaut sie ihrem Vater den Schlüssel zu der familiären Jagdhütte und bricht mit Sean und dessen besten Freunden zu diesem Häuschen auf. Dort kommen sie allerdings nie an, bleibt der von den feierwütigen Teens gestohlene Bus doch auf halber Strecke liegen. Auf der Suche nach Benzin verirren sie sich auf das Anwesen einer Familie, die vor Jahr und Tag von der örtlichen Polizei ausgerottet wurde, da sie Menschen aus der Umgebung getötet und aufgefressen haben soll.
Dass die Cops bei ihrem Einsatz wohl ein Familien-Mitglied übersehen haben, müssen Adrienne und ihre Freunde in dieser Nacht schmerzhaft erfahren…
httpv://www.youtube.com/watch?v=Cj7NSg2-WWY
Fertig ist die Ausgangssituation für einen Slasher, der sich selbst Stil und Form eines 80er-Jahre-Horrorstreifens überstülpt. Die Figuren tragen schrecklich auftoupierte Frisuren spazieren, die Klamotten sind scheußlich bunt, die Musik besteht komplett aus Synthesizer-Mucke (mal die spannungsfördernde Variante, mal cooler Synthie-Pop) und Laufrollenschäden, Missing-Reels, Bildfehler und offensichtliche Klebestellen trimmen den Film auch materialmäßig künstlich auf alt. Zudem tragen die Charaktere interessante Namen. So sind die männlichen Figuren nach großen Regisseuren des Horror-Genres benannt und die weiblichen Figuren nach Darstellerinnen berühmter Final Girls. Nicht nur wegen solcher Details wird der Anspruch der Filmemacher an ihren eigenen Film ganz gut umgesetzt.
Das blöde ist nur, dass der Regisseur und die Drehbuchautoren komplett vergessen, ihrem eigenen Film auch etwas Individualität mit auf den Weg zu geben. So wirkt der nun zwar wie ein Film aus den seligen 80ern, hat ansonsten aber keinerlei eigene Ideen. Weder werden hinlänglich bekannte Situationen ironisch aufgebrochen noch wird mit den Genre- und Figuren-Klischees irgendwie gespielt. Kurzum: Man hat hier einen Film, der in den 2015er Jahren gedreht wurde, aber komplett wirkt, als stamme er aus den 80ern. Zwar erreichen die Macher auch hier in gewisser Weise ihr Ziel, als Erfolg würde ich diesen Umstand aber nicht werten. „Lost After Dark“ wirkt so nämlich nicht frisch und frech, sondern einfach nur überholt.
Auch und vor allem, weil „Lost After Dark“ qualitätsmäßig weder mit aktuellen Produktionen noch mit den Uralt-Slashern mithalten kann. In beiden Zeitaltern wirkt der Film wie einer unter vielen. Selbst wenn man ihn als Genre-Hommage betrachtet, ist er weder spannend noch ist sein Killer besonders cool. Ganz im Gegenteil. Ausgerechnet der Killer ist schlicht und ergreifend einfach nur irre langweilig. Zudem entbehren seine Kills jedweder Kreativität und der Brutalitätsgrad ist extrem unerquicklich. Obendrein ist die eigentliche Geschichte so bräsig langsam und vorhersehbar aufgezogen, dass man Mühe hat, über die Hälfte des Filmes hinauszukommen. Das einzig interessante Element ist, dass der Film als erstes seine sympathischen Figuren killt.
Freilich mit verheerenden Folgen: Denn niemand wird mit den verbliebenen Vollpfosten in irgendeiner Weise mitfiebern können und wollen. So schaut man teilnahmslos beim 10-Kleine-Negerlein-Spiel zu und fiebert dem Abspann entgegen. Auch weil man sich freut, endlich mal wieder Tageslicht zu sehen. Denn „Lost After Dark“ spielt beständig in tiefster Nacht und gerät so durchaus auch etwas anstrengend. Zumal Regisseur Ian Kessner in der Dunkelheit seine durchweg handgemachten Splatter-Einlagen „gekonnt“ versteckt. Und zwar viel zu gut. In Erinnerung bleibt so nur ein ekliger Moment um ein menschliches Auge. Der Rest ist allenthalben unterer Genre-Durchschnitt. In Wirkung und Umsetzung.
Zumindest für Robert-Patrick-Fans könnte der Film interessant sein. Der „Terminator 2“-Star gibt den Direktor der Highschool von Adrienne und hat viel Spaß, selbigen als wortwörtlich Ärsche tretenden Nam-Veteran anzulegen und dem Film so wenigstens ein paar coole Momente zu bescheren. Darüber hinaus ist „Lost After Dark“ nur behäbige Genre-Ware, die keinerlei bleibenden Eindruck zu hinterlassen vermag. Zumindest ist „Lost After Dark“ überzeugend ausgestattet und punktet mit viel 80s-Charme. Ansonsten will bei dem Horror-Streifen nicht wirklich viel zusammengehen.
Das Review basiert auf der ungeschnittenen Code 1 Scheibe von Anchor Bay. In Deutschland hat sich Mad Dimension des Filmes angenommen und wird ihn ab dem 26. Februar 2016 auf DVD und Blu-ray mit einer FSK 18 Freigabe veröffentlichen. Über die Schnittfestigkeit ist mir nichts bekannt, die Wahrscheinlichkeit, dass der Film ungeschnitten sein wird, ist allerdings ziemlich hoch.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Mad Dimension__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |