Originaltitel: Zuijia paidang zhi nuhuang miling__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Tsui Hark__Darsteller: Sam Hui, Karl Maka, Sylvia Chang, Peter Graves, Richard Kiel, Jean Mersant, John Sham, Naomi Otsubo, Huguette Funfrock, Tsunehara Sogiyama, Lerisa Momeyer, Tsui Hark u.a. |
Nachdem Tsui Hark in den ersten zwei Filmen der „Mad Mission“-Reihe als Schauspieler kleine Nebenrollen übernahm, ersetzte er bei „Mad Mission 3“ Eric Tsang auf dem Regiestuhl, wobei er auch hier einen kleinen Auftritt hat.
Der Untertitel „Unser Mann von Bond Street“ macht schon klar, welche Franchise hier vor allem durch den Kakao gezogen wird und die ersten zehn Minuten sind voller Anspielungen: In Paris kriegt es Ex-Meisterdieb Sam (Sam Hui) es mit mehreren Attentätern zu tun, darunter auch Oddjob (Thunder Sugiyama) aus „Goldfinger“ und Jaws (Richard Kiel) aus „Der Spion, der mich liebte“ und „Moonraker“, letzterer sogar von dem Originaldarsteller gespielt. Da die Hatz auf den Eiffelturm hinaufgeht, kann man eine entsprechende Szene aus dem 1985er Bondfilm „Im Angesicht des Todes“ als Reaktion darauf verstehen, wenn man so will.
Am Ende der Hatz landet Sam in einem Haifisch-förmigen U-Boot, in dem sich ein an James Bond angelehnter Agent (Jean Mersant) mit einem Auftrag an ihn wendet und gleich noch die Queen (Huguette Funfrock) parat hat, damit Sam ihm glaubt: Da die Kronjuwelen gemopst wurden, muss Sam sie zurückstehlen. Der Tunichtgut nimmt den Auftrag prompt an, während der Zuschauer schnell erfährt, dass er nur Hochstaplern auf den Leim gegangen ist. Verblüffend ist allerdings die Ähnlichkeit zu den realen Vorbildern, so wie auch bei einem später auftretenden Ronald-Reagan-Double, das aber intradiegetisch wohl tatsächlich Ronald Reagan sein soll.
Da Sam aber weiß, dass der Verdacht nach der Beschaffung der Kronjuwelen sofort auf ihn fallen würde, braucht er ein Alibi und spannt seinen alten Freund Kodyjack (Karl Maka) durch eine Täuschung ein. Doch ohne Konsequenzen bleibt der zunächst erfolgreiche Coup nicht…
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Freunde der deutschen Schnoddersynchro dürfen sich bei Tsui Harks Sequel freuen, denn es gibt mehr Stilblüten als bei „Mad Mission 2“ zu bewundern. Zu den Dialogperlen gehören etwa die Anschuldigung „Sie sind gar kein echter Franzose, Franzosen haben keine Glatzen“ oder die Betitelung des Sohns von Kodyjack und Ha Tung (Sylvia Chang) als „Dackelmann“ – durch seine Eltern wohlgemerkt. Die beiden sind nämlich inzwischen nicht nur verheiratet, sondern auch stolze Eltern, weshalb sich viele Gags mal wieder um das Westentaschenmachotum von Gernegroß Kodyjack drehen, der von der toughen Gattin natürlich entsprechend eingeschenkt bekommt. Leider sitzt die Gagtrefferquote nicht mehr so hoch wie bei den Vorgängern, trotz mal wieder einiger absurder Ideen, darunter ein denkender, aber störrischer Supercomputer, mit dem sich Kodyjack bei der Suche nach Verdächtigen rumschlagen muss.
Tatsächlich ist an manchen Stellen, die überbordende chaotische Kreativität der Vorgänger zu spüren, wenn auch nie so stark in grandiosen ersten zehn Minuten des Films. Doch gerade Szenen wie Sams einfallsreich getrickster Einbruch prägen sich noch am ehesten ein, während Tsui Hark versucht dem Film in Sachen Handlung mehr Struktur zu verpassen als die Vorgänger. Leider geht genau der Schuss nach hinten los, denn wirklich viel gibt auch der Plot von „Mad Mission 3“ nicht her, sonderlich spannend ist das absurde Spy-vs-Spy-Spiel nicht, weshalb gerade die Versuche von mehr Geradlinigkeit die wildwuchernden Ideen der Reihe eher beschneiden als wirklich hilfreich sind.
Auch in Sachen Action stellt „Mad Mission 3“ eher einen Rückschritt dar. Einige nette Kloppereien und ein paar schicke Stunts gibt es immer noch zu bewundern, doch gerade gegen Ende, wenn ein Actionfilm bestenfalls zur Höchstform auflaufen sollte, schwächelt Tsui Harks Film in dieser Kategorie: Das Hickhack auf zwei Schiffen ist wenig aufregend und das Finale auf dem riesigen Förderband sogar reichlich lahm. Ebenfalls reichlich schwach: Die schlecht getrickste Sequenz, in der Sam und Kodyjack mit einem Fluggerät über die Dächer von Hongkong düsen.
Mehr noch als die beiden Vorgänger konzentriert sich der Film auf die beiden männlichen Hauptdarsteller: Sam Hui („Meister des Schwertes“) als souveräner Gauner, Karl Maka („Lucky Stars Go Places“) als großmäuliger Kasper, hier nun teilweise gegeneinander operierend, nachdem Kodyjack den Vertrauensbruch Sams bemerkt. Das macht das eingespielte Duo auch gewohnt routiniert, während Sylvia Chang („Twin Dragons“) nur besseren Support abliefert. In Sachen Cameos sind eigentlich auch nur der diesmal ultrakurze Auftritt von Tsui Hark und die bereits erwähnte Gastrolle von Originalbeißer Richard Kiel der Rede wert.
Waren die ersten beiden „Mad Mission“-Filme trotz ihrer Defizite noch unterhaltsam-bescheuerter Actionklamauk, so leidet der dritte Teil darunter, etwas mehr handlungstechnische Stringenz in die Sache bringen zu wollen, aber dabei weder als ordentlich erzählte Actionkomödie noch als ideenreiches Gaga-Spektakel zu überzeugen. Die überbordende Kreativität der Vorgänger ist phasenweise noch zu spüren, vor allem in den starken zehn Auftaktminuten, die Chemie der beiden Hauptdarsteller stimmt, aber das nicht überspielen, dass „Mad Mission 3“ teilweise schon recht dröge ist.
Die deutschen DVDs von Laser Paradise und Blu-Rays von Crest Movies bieten den Film in der ungekürzten Fassung freigegeben ab 16 Jahren.
© Nils Bothmann (McClane)
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