Originaltitel: Mafia Mamma__Herstellungsland: Großbritannien, Italien, USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Catherine Hardwicke__Darsteller: Toni Collette, Monica Bellucci, Alessandro Bressanello, Eduardo Scarpetta, Tommy Rodger, Tim Daish, Jay Natelle, Yonv Joseph, Mitch Salm, Claire Palazzo, Sophia Nomvete u.a. |
Kristins Leben liegt in Trümmern. In ihrem Job gibt toxische Männlichkeit den Ton vor. Ihr Sohn wird flügge und verlässt den heimischen Horst gen College. Last but not least vögelt ihr Mann andere Frauen. Da ereilt Kristin ein Anruf aus Italien. Ihr Großvater sei verstorben und sie müsse noch einige testamentarische Sachen regeln. Nach etwas Zuspruch durch eine gute Freundin ergreift Kristin die Möglichkeit, ihrem verkorksten Alltag zu entfliehen.
Unter dem Motto „Eat, Pray, Fuck“ macht sie sich gen Rom auf, um hier in erster Linie dem Mottopunkt Fuck nachzukommen. Und tatsächlich kreuzt sie direkt am römischen Flughafen die Wege von sexy Lorenzo, der seinerseits sofort heftig los flirtet. Kristin ist sofort angetan von Italien. Doch das legt sich schnell, als auf dem Trauerzug ihres Opas Schüsse fallen.
Wie Kristin erfahren muss, war ihr Opa das Oberhaupt des Mafiaclans der Balbanos. Dieser befindet sich seit jeher im Krieg mit dem Clan der Romanos. Und in diesem Krieg soll Kristin nun die Rolle der Anführerin der Balbanos übernehmen. Und so wird aus „Eat, Pray, Fuck“ unversehens „Eat, Pray, Mafiaboss – und etwas Fuck“.
Actionkomödie als Galashow von Toni Collette
Regisseurin Catherine Hardwicke („Red Riding Hood“) vermischt in „Mafia Mamma“ Culture-Clash-Momente mit Mafia-Klischees, mengt eine Menge Komik unter und lässt zwischendurch immer mal wieder erstaunlich rabiat den roten Lebenssaft spritzen. Was wie eine wilde Mischung klingt, funktioniert insgesamt ziemlich gut und präsentiert eine typische Heldenreise.
Eine Heldenreise, in der eine wunderbar naiv gezeichnete amerikanische Hausfrau aufgrund verschiedenster Irrungen und Wirrungen zu mehr Selbstbestimmtheit und Selbstvertrauen findet – und nebenbei die Mafia gehörig umkrempelt und sie beinahe zu einer Art Wohltätigkeitsorganisation umformt. Das hat Witz, Tempo und richtig viel Charme und funktioniert vor allem aufgrund der wunderbar entfesselt aufspielenden Toni Collette („Hereditary“) absolut hervorragend.
Die darf sich von der langweiligen Hausfrau über eine herrlich hysterisch vor sich hin brabbelnde, vollkommen überforderte Mafiachefin in spe zur taffen Karrierefrau wandeln, die sich von niemandem etwas sagen lässt. Collette bringt all das enorm sympathisch rüber und überspielt selbst peinlichste Momente mit ihrem gewinnend breiten Lächeln.
Ein großartiger Nebendarstellercast sorgt für viel Humor, der vor allem mit Mafia-Klischees spielt und ein paar wirklich gelungene Running Gags transportiert. Die größten Gewinner sind dabei ganz sicher die beiden Bodyguards von Kristin. Die spielen sich sofort ins Herz der Amerikanerin und des Zuschauers. Das bekannteste Gesicht im Supportcast gehört Monica Bellucci („Der Pakt der Wölfe“), die als selbstbewusste „Sekretärin“ von Kristin viel zur Wandlung der Hauptfigur beitragen darf.
Erstaunlich blutig geraten die immer mal wieder eingewobenen Konflikte zwischen den Balbanos und Romanos. Schon bei der Ballerei um den Trauerzug von Kristins Opa platzen die Bloodpacks, springen Parkouristen über Hindernisse und wird der Sarg des Toten wenig feinfühlig komplett zerballert. Hernach steigern sich vor allem die Brutalitäten deutlich. Leichen werden in Badewannen zersägt, Finger abgeschossen und Kristin sticht einem Killer mit ihren Hochhackigen beide Augen in Großaufnahme aus. Immer mal wieder wird geballert und auch der Showdown gerät durchaus bleihaltig.
Das wurde alles ordentlich inszeniert, wenngleich der Showdown schon ein wenig hakelig rüberkommt. Regisseurin Hardwicke hat schon bei „Miss Bala“ gezeigt, dass Action nicht zwingend ihr Metier ist. Abseits der Action kann man sich derweil nicht beklagen. „Mafia Mamma“ wirkt ungemein wertig, fährt schöne Schauplätze auf und badet in Bildern, die jedem Amt für Stadtmarketing gut runtergehen würden.
„Mafia Mamma“ bietet charmante Unterhaltung
Was am Ende bleibt, ist eine wirklich enorm unterhaltsame Actionkomödie. Eine Actionkomödie, die gelungen mit Klischees spielt, kurzweilig ist, teilweise einen fast schon absurden Humor auffährt, erstaunlich auf blutige Momente abfährt und in Toni Collette eine fantastische Hauptdarstellerin hat, die einen sofort in die Geschichte hineinzieht. Blöderweise ist diese nicht eben komplex, selten spannend und schon gar nicht irgendwie neu – und kann so mit dem deutlich inspirierteren Rest des Filmes gar nicht mithalten.
Was neben dem tollen Italienflair, den schönen Bildern und dem starken italienischen Supportcast ebenfalls gefällt, ist, dass Regisseurin Hardwicke die Botschaften ihres Filmes um selbstbewusste Frauen dem Publikum nicht mit dem Holzhammer einzutrichtern versucht, sondern dieses Sendungsbewusstsein angenehm organisch zum Teil der Entwicklungen um Kristin macht. Da ist man ja augenblicklich ganz anderes aus Hollywood gewöhnt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 25. August 2023 von SquareOne Entertainment und LEONINE. Die Datenträger sind mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und kommen mit einer leider egalen B-Roll als Extra. Freilich kann man den Film auch bei verschiedenen VoD-Diensten streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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