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Magnum Heat

Originaltitel: Hickey & Boggs__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1972__Regie: Robert Culp__Drehbuch: Walter Hill__Darsteller: Bill Cosby, Robert Culp, Ta-Ronce Allen, Rosalind Cash, Lou Frizzell, Nancy Howard, Bernard Nedell, Isabel Sanford, Sheila Sullivan, Michael Moriarty, Ed Lauter, James Woods u.a.
Magnum Heat

Mit “Magnum Heat” drehte Robert Culp nach einem Drehbuch von Walter Hill einen Vorläufer des Buddy-Cop-Genres

„Hickey & Boggs“ war eine Art Vorläufer der Buddy Cop Movies, verfasst von Walter Hill, der mit „Nur 48 Stunden“ später die Initialzündung des Genres verantwortete. Hierzulande wurde der Film erst mit großer Verspätung 1988 auf Video veröffentlicht, mit dem reißerischen Titel „Magnum Heat“ – vermutlich um von der gerade laufenden und durch „Lethal Weapon“ befeuerten Buddy-Cop-Welle zu profitieren.

Die Helden sind zwar Ermittler, aber keine Cops: Die heruntergekommenen Privatdetektive Al Hickey (Bill Cosby) und Frank Boggs (Robert Culp). Beide sind von ihren Frauen getrennt: Boggs sieht der seinen trotzdem Abend für Abend beim Tanzen in einem Stripclub zu, während er sich volllaufen lässt, Hickey versucht verzweifelt wieder engeren Kontakt zu seiner Frau Nyona (Rosalind Cash) und seiner Tochter aufzubauen, auch wenn die Gattin ihn immer wieder an die Gründe ihrer Trennung erinnert. Mit Cosby und Culp sind die Hauptdarsteller der Agenten-Comedy-Serie „I Spy“ wieder vor der Kamera vereint, letzterer auf Cosbys Veranlassung hin auch auf dem Regiestuhl tätig, doch „Magnum Heat“ stieß viele Zuschauer, die quasi den Spielfilm zu „I Spy“ erwarteten, mit seiner fatalistischen Art vor den Kopf.

Es geht um eine große Summe Geld. Geld, das aus einem Bankraub stammt, auf das der Gangsterboss Mr. Brill (Robert Mandan) Anspruch erhebt. Die Knete hat jedoch eine Frau an sich gebracht, deren Anreise nach Los Angeles, der Wirkungsstätte von Hickey und Boggs, man in der Auftaktszene sieht. Doch es ist klar, dass es viele Interessenten für das Geld gibt und dass viele davon über Leichen gehen würden, vor allem die Killertruppe von Brill, die auf die Dame und ihre Kontaktpersonen angesetzt wird.

Mit diesem Vorwissen ahnt der Zuschauer bereits, auf was sich Hickey und Boggs einlassen, als der undurchsichtige Mr. Rice (Lester Fletcher) sie auf genau diese Dame ansetzt. Denn während sie nach ihrer Zielperson suchen, stolpern sie über immer mehr Leichen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=fHF31mr52qM

Trotz seines Ermittlerduos ist „Magnum Heat“ weniger ein Buddy Cop Movie im Sinne seiner Nachfolger, sondern eher ein Neo-Noir der 1970er, der die zynische Weltsicht des Hard-Boiled-Kinos der 1940er und 1950er in die Flower-Power-Dekade trägt. Mit einer gnadenlosen Konsequenz beißen hier die Figuren ins Gras, auch die eh schon am Boden befindlichen Helden werden von Schicksalsschlägen nicht verschont und am Ende hat eigentlich keiner gewonnen, fast alle sind tot. Besonders desillusioniert kommt der Schluss daher: Nachdem Hickey den letzten Schurken – ein Riesenbaby, das vor allem Befehle empfängt und den Tod seiner Kumpels kaum verkraftet – in einer Situation richtet, die man nur mit großer Fantasie noch als Akt der Selbstverteidigung bezeichnen kann, nimmt Boggs ihm den Revolver ab, zielt auf den Boden und drückt mehrmals den Abzug. Als wolle er sichergehen, dass Hickey sich nicht auch noch selbst erschießt. Anschließend stellen die beiden fest, dass trotz eines Shoot-Outs mit Hubschraubern und Maschinengewehren niemand nach dem Rechten sah oder die Polizei rief: „No one came.“ Diese Stimmung durchzieht den ganzen Film, etwa in jener Sequenz, in der zwei der Killer einen getöteten Kumpan in einem Ofen einäschern und dabei melancholisch wirken, was ihre folgenden Akte gegen Hickey und Boggs wiederum als Rache erscheinen lassen.

Dabei sind die Killer schon vorher alles andere als zimperlich und nutzen teilweise ausgefallene Methoden für ihre Mordanschläge, was zu drei großen Set-Pieces führt. Das erste ist eine Konfrontation in einem Stadion, das mit dem schweißtreibenden Belauern mehrerer Beteiligter beginnt, ehe schließlich die Waffen sprechen. Das zweite ist ein Shoot-Out, bei dem einer der Killer an einem Gurt aus einem Auto hängt und in dessen Verlauf mehrere Autos in die Luft fliegen. Und schließlich kommt der erwähnte Showdown am Strand, in dem die Schurken mit einem Hubschrauber den Tod aus der Luft säen, während sie am Boden von mehreren Kontrahenten unter Beschuss genommen werden. Das ist alles sauber inszeniert und bietet starke Schauwerte, an denen abzusehen ist, wie der Kriminalfilm in dieser Ära mehr und mehr Actionelemente aufnahm, ehe schließlich der Actionfilm in der Form, in der wir ihn heute kennen, geboren wurde.

Aber die Set-Pieces sind Akzente, sonst ist das Ganze ein Neo-Noir über zwei gebrochene Helden, wenn auch mit gelegentlichen Witzeleien, etwa wenn sich Boggs nach einer Schießerei auf einem Parkplatz voller Autos aufregt, dass ausgerechnet sein Wagen einer von denjenigen war, die dabei in die Luft flogen. Vermutlich hatten die „I Spy“-Fans damals mehr Gags von der Sorte erwartet, „Magnum Heat“ ist aber (trotz sonnendurchfluteter L.A.-Aufnahmen) düster und lakonisch, auch wenn seine Beschreibung einer schlechten Welt stellenweise leicht problematisch ist, beispielsweise als Boggs den homosexuellen Auftraggeber am Strand trifft, während im Hintergrund Kinder spielen und Rice immer wieder zu diesen schaut – da schimmern unschöne Vorurteile durch.

Das Hauptproblem von „Magnum Heat“ ist allerdings die Tatsache, dass der Film gleichzeitig über- und unterkomplex ist. Hill war mit dem Resultat nicht zufrieden: Culp schrieb das Drehbuch um, nach Hills Schätzung zu ca. 20%, und veränderte damit die Struktur. Insofern ist es schwer zu sagen, inwieweit Hill, Culp oder beide für die erzählerischen Schwächen verantwortlich sind. Überkomplex ist „Magnum Heat“ in der Hinsicht, dass hier viele Parteien und handelnde Personen auftauchen, darunter Brills Gangsterbande, eine Horde Black-Panther-artiger Revoluzzertypen und gleich mehrere potentielle Hehler, an welche die Gesuchte sich wenden könnte. Viele dieser Figuren werden nur unzureichend eingeführt, die Story und der Schnitt springen mal zu dieser, mal zu jener Partei, aber man kann der Storyline oft nur bedingt folgen, blickt nicht immer durch, wer gerade was warum tut und bekommt manche handlungsrelevante Info erst später im Dialog nachgereicht. Gleichzeitig unterkomplex ist das Ganze, da all diese Verzweigungen gesamtgesehen eher unnötig erscheinen: Viele der Nebenfiguren sind eh nur dazu da, um unter die Räder zu kommen, sodass Hickey und Boggs während ihrer Recherchen zwar fleißig Leichen aufsammeln, aber ihre Ermittlungen meist nur darauf beschränken irgendwelche Zettel zu finden, auf welchen Ermordete oder Flüchtige alle handlungswichtigen Informationen notiert haben.

Bei dieser Verteilung ist es nicht verwunderlich, dass eigentliche alle Schauspieler abseits des Hauptdarstellerduos kaum bleibenden Eindruck hinterlassen, obwohl sich darunter mit Rosalind Cash („Buckaroo Banzai“), Michael Moriarty („Im Netz der Spinne“), Ed Lauter („The Beautiful Ones“) und einem jungen James Woods („White House Down“) in einer seiner ersten Rollen einige sehr talentierte Leute befinden. Doch es bleibt die Show von Bill Cosby („Meteor Man“) und Robert Culp („Nameless – Total Terminator“), die sich abseits des „I Spy“-Metiers gekonnt die Bälle zuspielen und als Verlierertypen mit Alkohol- und Beziehungsproblemen eine überzeugende Vorstellung abliefern, die zum desillusionierten Rest des Films passt. Vor allem bei Cosby ist es ungewohnt ihn mal nicht als den lustigen Komödienonkel zu sehen.

„Magnum Heat“ ist ein Neo-Noir, der mit seiner zynischen, desillusionierten Stimmung, seinem abgewrackten Heldenduo und den Action-Set-Pieces überzeugt, jedoch in Sachen Plot eher patzt. Es gibt viele Figuren in einem undurchschaubaren Beziehungsgeflecht, doch wo ein Raymond Chandler aus manchmal konfusen Konstruktionen hochspannende Hard-Boiled-Geschichten machte, da kommt „Magnum Heat“ bei aller Unübersichtlichkeit ziemlich simpel herüber. Als Teil der Evolution des Action- und des Buddy-Cop-Genres filmhistorisch aber nicht zu verachten.

„Magnum Heat“ in Deutschland bisher nur auf VHS bei Warner erschienen und ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben worden. Auch weltweit wurde der Film in Sachen DVD-Release stiefmütterlich behandelt. In den USA ist er immerhin im Rahmen der Archive-Collection von MGM/20th Century Fox erschienen, bei welcher er auf Anfrage für den Kunden hergestellt wird.

© Nils Bothmann (McClane)

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