Originaltitel: The Maze Runner__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Wes Ball__Darsteller: Dylan O’Brien, Aml Ameen, Ki Hong Lee, Thomas Brodie-Sangster, Will Poulter, Dexter Darden, Kaya Scodelario, Blake Cooper, Chris Sheffield, Joe Adler, Alexander Flores, Jacob Latimore, Patricia Clarkson u.a. |
„Harry Potter“, „Twilight“ und die „Hunger Games“ haben es vorgemacht und seitdem werden die Jugendbuchregale nach mehr oder minder verfilmbaren Material durchsucht, meist als Reihen oder Trilogien konzipiert ist ja auch reichlich Fortsetzungsmaterial drin, zumindest solange Teil eins erfolgreich genug ist Teil zwei bis was-weiß-ich-nicht-was zu garantieren.
Im Falle von „The Maze Runner“ war entsprechender Erfolg da, was vielleicht auch an der originellen Prämisse des Ausgangsmaterials liegen dürfte. Zumindest teilweise abseits klassischer Utopie- bzw. Dystopie-Pfade ist die Verfilmung der James-Dashner-Vorlage zwar klar im Sci-Fi-Bereich einzuordnen, beschreibt aber (noch) nicht den Kampf gegen das System, der in „The Hunger Games“, „Divergent“ und Co. an erster Stelle steht. Denn den Protagonisten ist gar nicht klar, wer oder was sie sind. Hauptfigur Thomas (Dylan O’Brien) erwacht in einem Lastenaufzug, nicht mehr als die Kenntnis seines Namens im Gedächtnis und wird von dem Gefährt zu einer Siedlung im Grünen befördert.
Hier leben, wie die verlorenen Jungs aus „Peter Pan“ oder jene Jungen aus „Herr der Fliegen“, nur männliche Kinder und Jugendliche, die ihre eigene Gesellschaft aufgebaut haben um zu überleben. Vom Aufzug werden sie mit Vorräten, aber auch jeweils einem Neuankömmling pro Monat versorgt, während ihr Fleckchen Erde von Mauern umgeben ist, die wiederum in ein Labyrinth führen. Tagsüber sind die Türen offen, nachts geschlossen, was auch gar nicht so verkehrt ist, denn Griever genannte Monster treiben dort in der Nacht ihr Unwesen. Dadurch, dass der Zuschauer und Thomas auf dem gleichen Wissensstand sind, gelingt “Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth” die Exposition wesentlich flüssiger als manch anderem Genrekollegen, hier muss die Welt nicht nur dem Publikum, sondern auch der Hauptfigur erklärt werden.
Jeder Junge hat seinen Platz in der Runde, einige erkunden als Läufer das Labyrinth, suchen nach einem Ausweg. Obwohl Thomas einen anderen Posten bekommt, wäre er gern einer von ihnen und begibt sich tatsächlich ins Labyrinth als zwei Kameraden es nicht vor Einbruch der Nacht herausschaffen. Das ist erst der Anfang von Ereignissen, die das Leben der Jungen einschneidend verändern…
httpv://www.youtube.com/watch?v=hHSZlfaJGjc
Wieder die Geschichte eines Weltenveränderers, der nun halt nicht Harry, Katniss oder Tris, sondern Thomas heißt, der wieder einen Etappensieg gewinnt, denn Anschlussmöglichkeiten für potentielle Sequels wollen ja da sein. Doch bis zu diesem Ende lässt der Film Zuschauer und Hauptfigur konstant rätseln, warum sich die Jungen, die sich Glader nennen, nach ihrem Glade genannten Wohnort, dort aufhalten, wer das Labyrinth konstruiert hat, was ihre Aufgabe ist, sofern es sie denn überhaupt gibt. Das Finish ist gleichzeitig auch der größte Schwachpunkt des Films, da es Zuschauer und Hauptfiguren innerhalb weniger Minuten mit einer ganzen Reihe an Erklärungen vollballert, gleichzeitig aber auch schon arg in den nächsten Teil überleitet, den Zuschauer beinahe zu dessen Ansehen zwingt, da das Ende kaum für sich allein stehen kann. Im Gegensatz zu einem „Der goldene Kompass“ hat „The Maze Runner“ immerhin den kommerziellen Erfolg auf seiner Seite und darf filmisch alles zu Ende erzählen.
Doch auch wenn das Ende etwas enttäuscht, der Weg dahin ist kurzweilig anzusehen, nicht zuletzt wegen des interessanten Weltenaufbaus. Mit Thomas lernt man nicht nur die Rahmenbedingungen kennen, sondern auch die Bewohner des Glade. Sei es Anführer Alby (Aml Ameen), Chef-Runner Miho (Ki Hong Lee) oder Gally (Will Pouter), der für konservatives Verharren plädiert, Wagnisse meiden will und damit zum Gegenspieler des mutigen, Risiken eingehenden Thomas avanciert. Die Gruppendynamik hält den Film am Laufen, gerade wenn nach Thomas‘ Taten weitere Komplikationen auftreten und die Glader zunehmend zum Handeln gezwungen werden. Die Figuren werden im Genrerahmen recht gut ausgearbeitet, damit sie nicht zu reinen Scherenschnitten werden und ihr Schicksal den Zuschauer interessiert, denn sie geraten nicht nur in Gefahr, einer großer Teil der Jungs erlebt die Credits des Films auch nicht mehr, darunter auch Sympathieträger und Hauptfiguren.
Das spielt sich im Rahmen auch für jüngere geeigneter, aber trotzdem nicht weichgespülter Action-, Abenteuer- und Horrorszenen ab, vor allem im Rahmen der Labyrinthläufe und den Begegnungen mit den Grievern, die als stark designte Monster für Bedrohung sorgen. Das sorgt, zusammen mit dem sich verändernden Labyrinth für eindrucksvolle Effekte, die trotz der Mid-Budget-Klasse zu überzeugen wissen. Dabei stehen die Schauwerte im Dienste der Geschichte und treiben die Handlung voran, die kaum Fett auf den Rippen hat: Jeder Subplot, jede Beziehung untereinander (auch die zwischen Thomas und einem späteren weiblichen Neuankömmling, die ihn anscheinend kennt) wird mit der Frage nach dem Warum und der Frage nach dem weiteren Vorgehen verzahnt, auch die Gruppendynamik steht im Dienste dieses Handlungsfortgangs und lässt “Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth” daher als erfreulich fokussiertes Young-Adult-Abenteuer dastehen.
Darstellerisch wird durch die Bank weg Solides geboten ohne dass die neue Schauspielhoffnung in den Reihen des Ensembles zu entdecken wäre: Dylan O’Brien („American Assassin“) funktioniert als Haupt- und Identifikationsfigur, Will Poulter („Detroit“) gibt den ambivalenten Gegenspieler, der bei seinen Handlungen stets das Gruppenwohl betont, und Thomas Brodie-Sangster gibt wie in „Game of Thrones“ den lehrenden Sidekick. Aml Ameen („Evidence – Auf der Spur des Killers“), Ki Hong Lee („Wish Upon“) und Kaya Scodelario (die „Tiger House“-Darstellerin als einzige weibliche Hauptfigur) können in weiteren wichtigen Parts noch überzeugen, doch es sind eher die Figuren und ihre Position innerhalb des Gefüges, an die man sich erinnert, weniger an ihre Darsteller.
“Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth” funktioniert vor allem durch seine interessante Prämisse, die den Zuschauer ähnlich ahnungslos wie den Helden in eine fremde Welt wirft und diese mit ihm zusammen kennenlernt. Garniert mit jugendfreien, aber gut inszenierten wie sauber in die Geschichte integrierten Schauwerten macht die Suche nach dem Hintergrund des Ganzen Spaß. Nur die Antwort, die fällt leider recht dürftig aus und schielt recht dreist auf eine Fortsetzung. Doch trotz des unbefriedigenden Schlusses überzeugt “Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth” als temporeiches Young-Adult-Abenteuer.
Starke:
20th Century Fox hat den Film hierzulande veröffentlicht, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. DVD und Blu-Ray enthalten entfallene Szenen und einen Audiokommentar von Regisseur Wes Ball und Drehbuchautor T.S. Nowlin im Bonusmaterial, die Blu-Ray außerdem noch ein paar kurze Making Ofs.
© Nils Bothmann (McClane)
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