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Me Time

Mark Wahlberg und Kevin Hart als alte, aber ungleiche Kumpels. In John Hamburgs Buddy-Comedy „Me Time“ ist Wahlberg ein ungezwungener Partylöwe, Hart ein biederer Familienvater, der sich auf dem 44. Geburtstag seines besten Freundes eine Auszeit gönnen will. Natürlich laufen die Exzesse bald aus dem Ruder.

Originaltitel: Me Time__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: John Hamburg__Darsteller: Kevin Hart, Mark Wahlberg, Regina Hall, Che Tafari, Amentii Sledge, Diane Delano, Kamilah Michelle Hatcher, Andrew Santino, Michelle DeShon, Luis Gerardo Méndez, John Amos, Jimmy O. Yang, Shira Gross, Carlo Rota u.a.
Me Time

In John Hamburgs Buddy-Komödie “Me Time” geben Mark Wahlberg und Kevin Hart von einander entfremdete Freunde

Kevin Hart und Mark Wahlberg sind nicht nur im Kino zugkräftige Namen, auch Netflix setzte schon mit Titeln wie „The Man from Toronto“ und „Spenser Confidential“ auf ihr Starpotential. Warum also nicht die Erfolgsquote potenzieren, dachte man sich bei dem Streamingdienst wohl, und besetzte die beiden für die Komödie „Me Time“.

Es geht um die Freunde Sonny Fisher (Kevin Hart) und Huck Dembo (Mark Wahlberg), die seit Kindertagen jeden Geburtstag gemeinsam feierten, wobei Huck seine Jubiläen meist übertrieben aufwändig zelebriert. Wohl auch ein Grund, warum der Kontakt ein wenig abgebrochen ist, als die beiden Anfang 40 sind: Sonny ist inzwischen biederer, zweifacher Familienvater und Stay-at-Home-Dad, während seine Frau Maya (Regina Hall) die Brötchen als Architektin verdient, Huck dagegen ist Single, Unternehmer und Party Animal, der es zum 44. Geburtstag mal wieder richtig krachen lassen will. Also sind eigentlich genug Unterschiede für eine Buddy-Komödie da, um ordentlich Reibung zu erzeugen.

Sonny lehnt Hucks wiederholte Einladungen ab, obwohl sein komplettes Umfeld der Ansicht ist, dass er etwas Me Time, also Zeit für sich, gebrauchen kann. Denn Sonny ist eine typische Kevin-Hart-Figur, ein schnell plappernder Neurotiker, der sich in „Me Time“ darauf versteigt, alles im familiären Umfeld zu kontrollieren: Der frühere Musiker nötigt Sohnemann Dashiell (Che Tafari) zum regelmäßigen Keyboardspielen, taktet den Haushalt perfekt durch und sitzt in der Schule in jedem Komitee, wenn er es nicht sogar direkt selbst leitet.

Als Maya einen engeren Draht zu den Kindern aufbauen möchte, macht sie einen Deal mit Sonny: Sie geht allein mit dem Nachwuchs auf Familienurlaub, während Sonny eine Woche für sich hat. Als dessen Versuche des Entspannens und Sau-Rauslassens auf eigene Faust in die Hose gehen, nimmt er Hucks Einladung an – doch das ist der Auftakt für echten Trouble…

httpv://www.youtube.com/watch?v=Mmq_NVwLN_g

Im Kino sind die Buddy-Comedys und Bromances mittlerweile rar geworden, nachdem sie unter Regisseuren wie Judd Apatow und Todd Phillips lange Zeit Kassenmagneten und Publikumslieblinge waren – mit „Trauzeuge gesucht“ hatte Regisseur und Drehbuchautor John Hamburg selbst einen populären Beitrag zu dieser Welle beigesteuert. An dessen Qualitäten reicht „Me Time“ bei weitem nicht heran, was auch daran liegt, dass die Beziehung von Sonny und Huck erst in der zweiten Filmhälfte in den Mittelpunkt rückt. „Me Time“ verplempert viel Zeit mit mehr oder weniger nötiger Exposition und hat schon einige Minuten auf der Uhr, ehe Sonny überhaupt zu dem Geburtstagstrip aufbricht. Es werden die Fäden zu zig Subplots ausgelegt, darunter Sonnys zwischen Freundschaft und Abneigung schwankende Beziehung Allan Geller (Andrew Santino), einem weiteren Familienvater aus der Schule, oder seine Eifersucht auf Mayas Premiumklienten Armando Zavala (Luis Gerardo Méndez). Ohne einen vermeintlichen oder tatsächlichen Nebenbuhler kommt wohl keine Kevin-Hart-Komödie aus.

So läuft der populäre US-Komiker („Central Intelligence“) mal wieder auf Autopilot als dauerkeifender Gernegroß mit dem Herz am rechten Fleck, der immer Angst hat, dass er nicht gut genug für seine Frau, seine Familie oder etwas anderes sein könnte. Diese Masche schüttelt Hart inzwischen aus dem Ärmel, hier glücklicherweise nur in mittelnerviger Intensität. Mark Wahlberg („Uncharted“) weicht mal von seinem Arbeiterklasse-Image ab und gibt Huck als weltfremden, naiven, neureichen Kindskopf, dem jedes Verständnis für Geld fehlt. Als liebenswerter Simpel erinnert und Party-Monster lässt er Erinnerungen an Parts in „I Heart Huckabees“ und „Ted“ aufkommen – Wahlberg kann eben auch Comedy vorzüglich, obwohl er ja mehr auf Actionrollen festgelegt ist. Neben den beiden wird der Rest vom Cast größtenteils zu Stichwortgebern degradiert, darunter auch bekannte Gesichter wie Regina Hall („Gesetz der Rache“) als Ehefrau, John Amos („Der Prinz aus Zamunda“) als Sonnys Schwiegervater oder Jimmy O. Yang („Fantasy Island“) als Kredithai Stan Berman.

Der Geldeintreiber wird Teil des Plots, als herauskommt, dass Huck sein Lotterleben nur auf Pump führt und nun mit Konsequenzen rechnen muss. Damit wirkt es bisweilen so, als habe man im Hause Netflix auf „Hangover“ geschielt, wenn es um Partyexzesse, Tierdiebstähle und einen asiatischen Partycrasher aus dem halbseidenen Milieu geht. Allerdings haut Hamburgs Film selten so derbe und ausgelassen auf die Pauke wie der Überraschungshit von 2009, ist über Strecken leider eher so brav wie Sonny, sodass es aus dem Rahmen fällt, wenn Stans rechte Hand Dorit (Shira Gross) eine Partylocation mit einem Flammenwerfer in eine rauchende Trümmerstätte verwandelt. Auch der Plot mäandert zwischen verschiedenen Aspekten und Zielsetzungn hin und her: Erst soll Sonny mal loslassen können, dann wiederum geht es darum, wie Huck seine Geldprobleme loswird, dann um die Weiterführung der Party, schlussendlich um Beziehungsschwierigkeiten, erst zwischen Sonny und seiner Familie, dann zwischen Sonny und Huck. Zwar ergibt sich jeder dieser Konflikte aus einem vorigen, doch sonderlich kohärent wirkt „Me Time“ dabei nicht, sondern eher unentschlossen.

Dabei schwankt auch die Qualität der Gags. Das Highlight ist sicherlich jene Szene, in der Sonny auf ein Puma-Baby plus dessen Mutter trifft und die mit herrlichem Slapstick aufwartet. Anderes ist müder Standard, etwa wenn sich Sonny und Huck an dem vermeintlichen Verführer Armando rächen wollen, indem sie sein Haus verwüsten – dass dabei dessen Lieblingsschildkröte verletzt wird und dass sich Sonnys Eifersucht am Ende als unbegründet herausstellen wird, versteht sich dabei von selbst. So gehen viele gelungene Lacher eher auf Huck zurück, dessen naive Großmannssucht sich schon herrlich in dem Partyvehikel für seinen 44. Geburtstag zeigt: Ein Reisebus, der über und über mit Bildern von ihm und Sprüchen wie „Let’s get hucked“ bemalt ist. Immerhin verlässt „Me Time“ mit seinen Exzessen und derberen Gags zumindest phasenweise das Territorium der braven Familienkomödie, was ihm ein R-Rating einbrachte – „Hangover“ und die Apatow-Filme waren da trotzdem wesentlich mutiger und anarchischer.

So bleibt eine dramaturgisch schwachbrüstige 08/15-Komödie, die wie ein schwaches Echo der früheren Bromance-Kracher wirkt. Mark Wahlberg ist echt eine Schau, einige gute Lacher gibt es auch, aber auch viel müden Comedy-Standard – gerade von Kevin Hart, der zwar mit Werken wie „True Story“ schon ein neues Rollenprofil sucht, dieses Vorhaben aber konsequenter vorantreiben sollte. „Me Time“ ist nicht nur in der Hinsicht einfach mehr vom Gleichen.

Knappe:

Als Netflix-Eigenproduktion ist „Me Time“ nur dort zu sehen und wurde nicht von der FSK geprüft. Der Streamingdienst empfiehlt ihn ab 12 Jahren.

© Nils Bothmann (McClane)

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