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Mercenary: Absolution

Originaltitel: Absolution__Herstellungsland: Rumänien__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Keoni Waxman__Darsteller: Vinnie Jones, Steven Seagal, Byron Mann, Massimo Dobrovic, Lauro Chartrand, Ron Balicki, Howard Dell, Bruce Crawford, Josh Barnett, Dominte Cosmin u.a.
Mercenary: Absolution

Steven Seagal tritt in dem Actioner “Mercenary: Absolution” Vinnie Jones in den Arsch.

John Alexander ist ein Auftragskiller, der seines Jobs überdrüssig geworden ist. Dabei wurmt ihn vor allem, dass er in seinem Job viel Schlechtes getan hat. Deshalb hofft er, vor seinem Ausstieg einmal etwas Gutes tun zu können. Um eine Absolution für seine vorhergehenden Taten zu erlangen. In der Ukraine soll ihm die eine Gelegenheit tatsächlich über den Weg laufen…

Eigentlich ist er vor Ort, weil er einen Emporkömmling ausschalten soll, der seinen Auftraggebern mit seinem Lebensstil viel Kopfzerbrechen bereitet. Als John diesen Typen aus dem Spiel genommen hat, wird er instruiert, noch in der Ukraine zu bleiben und sich ruhig zu verhalten, bis er ein Zeichen erhält, dass es zurück gen USA gehen kann. John fügt sich in sein Schicksal, doch mit dem Unauffällig-Bleiben ist es vorbei, als er einer jungen Dame beispringt, die offensichtlich von ein paar Halunken verfolgt wird. John plättet die Lumpen und nimmt sich eher widerwillig der hübschen Ukrainerin an.

Von ihr erfährt er, dass sie soeben dem Tod von der Schippe gesprungen sei. Dieser habe in Gestalt eines leicht pervers angehauchten Finsterlings kurz vorher ihre Schwester gekillt. Was John nicht ahnen kann: Indem er Nadia hilft, überwirft er sich mit den Leuten, die seinen letzten Kill beauftragt haben. Die Lage wird besonders prekär, als sich herausstellt, dass Nadia ein kompromittierendes Beweisstück für den Mord an ihrer Schwester besitzt. Die Jagd auf John und Nadia ist eröffnet…

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Was storytechnisch angenehm geradlinig klingt, wird im finalen Film leider etwas arg schleppend durchgezogen. Während der erste Kill von John und seinem Partner Chi schnell anberaumt und durchgezogen wird, hat „Mercenary: Absolution“ ab diesem Zeitpunkt große Probleme, wieder Tempo aufzunehmen. Als sich dann die Wege von John und Nadia kreuzen, fällt der Film gefühlt in ein tiefes Loch. Während sich John um Nadia kümmert und immer wieder irgendwelche geheimnisvollen Informanten aus dem Hut zaubert, begibt sich Chi auf Spurensuche und wird vom Drehbuch komplett alleine gelassen.

Mercenary: Absolution

John Alexander mag nicht noch mehr Schlechtes tun…

Chi stolpert über ein Syndikat, ohne dass ihn so recht zu interessieren scheint, was das für ein Syndikat sein soll. Dann sucht er den Chef des Syndikats, der sich ungelogen als „The Boss“ entpuppt. Was „The Boss“ so treibt und mit wem er zusammenarbeitet, interessiert dann auch wieder keinen. Irgendwie wird man sich schonmal über den Weg laufen. Dazu kommen echt dämliche Dialoge und irgendwann scheint sogar der Soundtrack-Maestro bemerkt zu haben, dass die Story des Filmes total hängt, weshalb er seinen rumpeligen Actionscore sogar unter die Bilder von zwei Männern packt, die eine Treppe heruntergehen.

Warum dann die Fieslinge tun, was sie tun, inwiefern da die amerikanische Botschaft mitmischen muss und was eigentlich Nadia wirklich antreibt, erfährt man nie. Vollkommen motivlos stapfen hier die meisten Charaktere durch die Kulissen und selbst Johns Verhalten und Agieren wirkt doch mühsam an den Haaren herbeigezogen. Kurzum: Was auf dem Papier wie ein Schritt in die richtige Richtung klingt, entpuppt sich final als ziemlicher Schlappschuss.

Dafür überzeugt „Mercenary: Absolution“ inszenatorisch vollauf. Keoni Waxman („Hunt to Kill“) scheint endlich erkannt zu haben, dass auch im Ostblock tolle Bilder möglich sind. Folglich lässt er den Drehort (Rumänien doubelt die Ukraine) endlich mal nicht in grauer Suppe absaufen, sondern inszeniert ihn in aller Farbigkeit und hält sich von abgeranzten Hinterhöfen fern. Hier und da versucht er auch mal etwas Neues in einem Seagal-Film, etwa wenn er den Bösewicht gleich zu Beginn in einer sehr grindhousemäßig inszenierten Location (Laufrollenschäden, schäbiger Look) im „Hostel-Stil“ wüten lässt. Fast erwartet man eine Art Torture Porn mit Seagal-Bonus. Leider lässt man diesen Ansatz aber auch schnell wieder fahren.

Mercenary: Absolution

Byron Mann wehrt sich standhaft gegen das Altwerden…

Actiontechnisch kommt „Mercenary: Absolution“ nach einem nett inszenierten Opener mit saftigen Kopfschüssen lange Zeit nicht richtig ins Rollen. Es werden zwar immer mal wieder Actionszenen eingewoben, diese sind aber meist höchst unspektakulär und vor allem schnell vorbei. Zudem bestehen sie ausschließlich aus Shootouts und Martial-Arts-Gekicke. Für eine Verfolgungsjagd oder fette Explosionen war das Budget dann wohl doch zu schmal. In der Action sieht Byron Mann („Die Bangkok Verschwörung“) durch die Bank besser aus als Seagal. Er bekommt auch die weitaus komplexeren Choreografien zugestanden.

Seagal wird vor allem zu Beginn in den Fights spürbar gedoubelt. Vor allem, wenn Waxman seine Kamera hinter Seagal positioniert, um das Fratzengeballer abzufilmen, ist er überdeutlich bemüht, den Kopf der agierenden Person aus dem Bild zu halten. Blöderweise ermöglicht die Heimkinotechnik ein punktgenaues Pausieren und da fällt dann schnell auf, dass Profilkonturen und Haaransatz des ab und an ins Bild ragenden Kopfes nicht zu Steven Seagal passen. Doch gegen Ende scheint Seagal mehr Lust an dem Film gehabt zu haben. Waxman kann nun ganz andere Blickwinkel setzen und wenn Seagal Vinnie Jones („Escape Plan“) „verarztet“ kommen beinahe wehmütige Gefühle und Erinnerungen an bessere Zeiten in einem hoch. Denn das ist schon megaklasse, wie er den britischen Wüterich abfertigt.

Der Showdown mit coolen Fights für Seagal und Mann ist dann auch das eindeutige Highlight des Filmes, der ansonsten in seiner Action etwas zu belanglos durchrollt. Der Brutalitätsgrad wirkt für einen Seagal-Film erstaunlich zurückgenommen. Es gibt zwar Knochenbrüche, Messerschlitzereien und harte Kopfschüsse zu sehen, man dreht aber nicht so derbe an der Gewaltschraube, wie man es sonst von Seagal-Filmen neuerer Prägung gewohnt ist.

Mercenary: Absolution

Vinnie Jones mit der neuen Gesichtsmaske by Steven Seagal

Ansonsten pflegt der Meister leider einige Angewohnheiten, die man eigentlich nicht so gerne von ihm sieht: Die meiste Zeit sitzt er irgendwo in den Kulissen und pafft Zigarren. Während Byron Mann in jeder Szene schwitzt wie bekloppt, stapft Seagal mit dickem, hochgeschlossenem Mantel durch die Gegnerreihen. Darstellerisch ringt ihm nicht mal der Tod seines „Bruders“ eine echte Gefühlsregung ab, jeden Satz beendet er mit Bruder oder Mann und die finale Szene mit Nadia ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Immerhin bekommt man hier auch ein Poster seiner musikalischen Bestrebungen zu sehen. Das wertet die Szene wenigstens ein bisschen auf. Byron Mann dagegen ist als Chi eine sichere Bank. Der Mime ist sympathisch bis in den letzten Hemdzipfel, zeigt erstaunlich viele Martial-Arts-Einlagen und lässt sich auch von Seagals Maulfaulheit nicht unterkriegen. Die beiden sind echt ein cooles Gespann, was seit „Belly of the Beast“ ja ein offenes Geheimnis ist. Vinnie Jones hat als Fieswicht einen arg kleinen Part abbekommen. Bedrohlichkeit entwickelt er so keine und die Inszenierung als blindwütiger Schlagetod ist inzwischen auch ziemlich durch.

Am Ende bleibt ein solider Actioner, der im Storypart massiv schwächelt, keinerlei Spannung oder Dramatik zu entwickeln vermag und mit vollkommen motivbefreiten Figuren arbeiten muss. Das gleicht er aber mit einer sauberen, wertigen Inszenierung und einem netten Heldengespann wieder aus. Byron Mann und Steven Seagal funktionieren prächtig zusammen und helfen über so manches Storyloch hinweg. Infolgedessen ist es extrem schade, dass die beiden im Mittelteil sehr autark voneinander agieren. Actiontechnisch wird die gewohnte, in Sachen Brutalität und Bodycount etwas gebremste Seagal-Kost geboten, die vor allem im Showdown ein paar derbe Momente aufbietet und spätestens im Finalkampf zwischen Vinnie Jones und Seagal richtig old school abgeht. Ansonsten sehe ich im Vergleich zu den letzten Seagal-Filmen „Force of Execution“ und „A good Man“ keinerlei Entwicklung in eine positivere (allerdings auch nicht in eine negativere) Richtung. Dementsprechend wird der Seagal-Fan gut bedient. Neue Fan-Schichten wird „Mercenary: Absolution“ aber nicht erschließen.

Der Film erscheint am 15 Juni 2015 auf DVD und Blu-ray von NewKSM und ist mit einer FSK 18 Freigabe uncut. Neben einem Trailer und einer Bildergalerie bieten die Datenträger leider keinerlei Extras.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: NewKSM__Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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