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Mile 22

Originaltitel: Mile 22__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Peter Berg__Darsteller: Mark Wahlberg, John Malkovich, Lauren Cohan, Iko Uwais, Ronda Rousey, Carlo Alban, Sam Medina, Terry Kinney u.a.
Mile 22

Bei der vierten Kooperation von Regisseur Peter Berg und Hauptdarsteller Mark Wahlberg, “Mile 22”, mischen außerdem Lauren Cohan, Iko Uwais und Ronda Rousey mit

Lone Survivor“, „Deepwater Horizon“, „Boston” – drei Filme im Bereich des Männerkinos, basierend auf realen Ereignissen, drehte das Duo aus Regisseur Peter Berg und Hauptdarsteller Mark Wahlberg in schneller Folge. Mit dem fiktiven Actionthriller „Mile 22“ kommt nun ein vierter hinzu.

Wobei „Mile 22“ auch bei fiktionalem Unterbau auf einer bodenständigen, eher realistischen Schiene fahren will. So steht hier die Teamarbeit im Vordergrund, wenn die geheime Spezialeinheit Overwatch unter der Leitung von James Silva (Mark Wahlberg) gegen Terroristen vorgeht. Das Team, darunter Alice Kerr (Lauren Cohan) und Sam Snow (Ronda Rousey), aus der Ferne angeleitet von Überwachungschef Bishop (John Malkovich), überwältigt gleich in der Auftaktszene mit uhrwerkgleicher Präzision eine russische Terrorzelle in einem amerikanischen Vorort. Und schon da macht Berg klar, dass hier beim Hobeln ordentlich Späne fliegen: Kurz vor dem Abmarsch holen sich die Mitglieder der Einheit das Go für die Liquidierung der überwältigten Terroristen und nehmen eine Exekution vor Ort vor.

Danach springt die Handlung nach Jakarta einige Zeit später weiter, wo Silva und sein Team nach den Hintermännern einer geplanten Terrorattacke jagen, aber erfolglos bleiben. Da taucht der Polizist Li Noor (Iko Uwais), ein lokaler, eigentlich zuverlässiger Informant von Alice, in der Botschaft auf und möchte einen Deal: Überführung in die USA gegen brisante Informationen in dem Fall. Es folgen jede Menge Kompetenzgerangel und versuchte Verhöre, in denen man die Infos aus Li Noor herauspressen will, mit denen sich „Mile 22“ unschön lange aufhält, sodass es fast den halben Film dauert, bis der Film zu jenem Abschnitt kommt, der ihm seinen Titel gibt: Die 22-Meilen-Strecke von der Botschaft bis zum Flugfeld.

Nachdem Attentäter versuchen Li Noor noch im US-Gewahrsam umzubringen, glauben alle Beteiligten an die Validität seiner Informationen und wollen ihn abtransportieren. Doch auf der Route wird der Konvoi bald von schwer bewaffneten Angreifern attackiert…

httpv://www.youtube.com/watch?v=X1oSxox9YGU

Mile 22

James Silva (Mark Wahlberg) leitet das Overwatch-Einsatzteam

Im Grunde genommen steckt in „Mile 22“ ein ziemlich guter Survival-Actionthriller, dessen Durchhalteprämisse im Feindesland Erinnerungen an verwandte Werke wie „Black Hawk Down“, „S.W.A.T.“, „The Raid“ und „Dredd“ aufkommen lässt – würde sich Peter Berg doch nur für diesen konzentrierten Ansatz entscheiden. Doch wird bis zur titelgebenden Höllenfahrt nicht nur viel Laufzeit verpulvert, es passiert auch kaum etwas Nennenswertes in der Zeit. Die politischen Hintergründe sind so schwammig gezeichnet, dass man kaum etwas davon mitnimmt, während die Teammitglieder abseits von James und Alice keinerlei Persönlichkeit bekommen. Und wenn, dann ist das auch kaum besser: Alice Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann (von Regisseur Peter Berg höchstselbst gespielt) bringt den Film null weiter, vermenschlicht die Figur aber auch nicht, die zwischen kalter Killerin, liebender Mutter und guter Planerin schwanken soll, aber nur ausdruckslose Second-in-Command für James bleibt. Dem wiederum schreibt das Drehbuch einen Hintergrund zu, der eher unfreiwillig komisch ist: James ist ein Superhirn, das wegen der konstanten Unterforderung seines Denkapparats schon früh zu Gewalttätigkeit neigte, was Vater Staat dann zu nutzen und in aussichtsreiche Bahnen zu lenken wusste. Im Film wirkt er aber in erster Linie wie ein cholerischer Klugscheißer, der hyperaktiv herumhampelt und seine Mitmenschen wahlweise zusammenscheißt oder passiv-aggressiv provoziert.

Noch dazu kommt, dass Mark Wahlbergs („Alles Geld der Welt“) leicht exaltiertes Spiel wenig glaubwürdig wirkt – da war Ben Affleck in der vergleichbaren Rolle des autistisch angehauchten Profikillers in „The Accountant“ merklich besser. Wahlberg mag ja kein schlechter Schauspieler sein und das auch schon bewiesen haben, hier wirkt seine Rolleninterpretation vollkommen Banane. John Malkovich („Unlocked“) hat wenig zu tun, kanalisiert die Arschigkeit früherer Fieslingsparts in einen wenig sympathischen Geheimdienstchef, was durchaus im Sinn der Sache ist. Lauren Cohan („Reach Me“) schlägt sich ganz wacker, Ronda Rousey („The Expendables 3“) ist okay, wird vom Film aber verschenkt wie die meisten Nebendarsteller. Einzig und allein Iko Uwais („Headshot“) bekommt noch mehr Raum, wobei der Martial-Arts-Meister meist eher körperlich als darstellerisch gefordert ist.

Mile 22

Alice Kerr (Lauren Cohan) ist Silvas Stellvertreterin

Andrerseits sieht man von diesen Anforderungen nicht mehr so viel auf der Leinwand, da sich Berg für eine Bourne-gewollt-und-nicht-gekonnt-Inszenierung entscheidet, bei welcher die Kamera die Kloppereien verwackelt, Anschlüsse zwischen den Szenenfetzen unsauber sind und die Wucht aus den Fights herausgenommen wird. Ronda Rousey, eigentlich prädestiniert für Nahkampfaction, darf nur mit der Wumme hantieren, wobei die Shoot-Outs des Films ebenfalls massiv unter Übersichtsverlust leiden. Zwischendurch schleichen sich gelungene Einzelmomente ein, etwa die Attacke auf den Konvoi durch Angreifer auf Motorrädern, doch bei dem all dem Gekloppe und Geballer wird immer wieder schmerzlich klar wie viel Potential die ungelenke Inszenierung doch eigentlich verschenkt.

Auch dramaturgisch liegt hier so einiges im Argen, angefangen bei der Tatsache, dass einem sämtliche Figuren am Arsch vorbeigehen. Deshalb wirkt jeder Todesfall beim obligatorischen Dezimieren des Teams im Überlebenskampf egal, selbst heldenhaft untergehende Mitstreiter Silvas interessieren den Zuschauer kaum mehr als das gesichtslose Fußvolk, das gleich in Massen in die ewigen Jagdgründe geschickt wird. Außerdem hängt der Film seine Scharmützel bloß aneinander, baut keinen Flow auf, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, wenn die Verbliebenen auf einmal Meile Nr. 22 beenden und sich ihnen ein Hansel in den Weg stellt, den Silva (Comedy pur) dann via Drohne beseitigen lässt. Es folgt ein leicht bananiger, begrenzt glaubwürdiger Schlusstwist, der extrem dreist eine Fortsetzung ankündigt und erklärt was es mit den russischen Geheimdienstfuzzis hat, die im wahrsten Sinne des Wortes (in einem Überwachungsflugzeug) über der restlichen Handlung schweben.

Mile 22

Der Cop und Überläufer Li Noor (Iko Uwais) ist der Stein des Anstoßes

Immerhin ist der Spuk nach rund 90 Minuten vorbei und Berg bemüht sich redlich vielleicht nicht Tempo zu machen, aber es zumindest zu simulieren. Also ist die Kamera konstant in Bewegung, meist als Handkamera, versucht selbst in Gesprächsszenen durch Gewackel Dynamik zu erzeugen. Das soll wohl auch zur angedachten Weltsicht des Films passen. „Mile 22“ möchte eine zynische, vielleicht schon postideologische Geheimdienstwelt zeigen, in der resignierte Profis in aller Hektik einfach nur noch tun, was sie immer getan haben, jenseits aller Bedenken und Menschlichkeit. Eine Weltsicht, die auch zu Sam Peckinpah, Don Siegel oder Robert Aldrich passen würde, die Berg aber nicht vernünftig herüberbringen kann. Stattdessen wirkt „Mile 22“ einfach nur wie ein Ballerfilm, in dem harte Ami-Jungs es den Typen anderer Herkunft mal zeigen, auch wenn Berg und Drehbuchdebütantin Lea Carpenter das wohl unterlaufen wollen – was ihnen aber nicht gelingt.

So zeigt „Mile 22“ dann in erster Linie wie man aus einer gelungenen Prämisse einen verhunzten Actionreißer mit schwammigen Politbezug macht, indem er die Besetzung verschenkt, diverse dramaturgische Fehlentscheidungen trifft und den Actionszenen durch eine schwache Inszenierung, die sich zwar an den Bourne-Filmen orientiert, aber deren Stil nicht gut kopiert, viel von ihrer Wucht nimmt. Gritty und hart ist das Ganze zwar, trotz suboptimaler Inszenierung machen einige Actionszenen durchaus Laune, aber gemessen am Potential des Films ist „Mile 22“ enttäuschend, noch schwächer als der ähnlich gelagerte „American Assassin“ aus dem Vorjahr.

„Mile 22“ wird ab dem 13. September 2018 von Universum Film in die deutschen Kinos und wurde trotz einiger Härten von der FSK ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 13.9.2018 in den deutschen Kinos

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