Originaltitel: Misfire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: R. Ellis Frazier__Darsteller: Gary Daniels, Vannessa Vasquez, Michael Greco, Luis Gatica, Geoffrey Ross, Patricia Peinado Cruz, Justin Nesbitt u.a. |
DEA Agent Cole ist in Mexiko an einem Fall dran. Als er einen Verdächtigen stellen will, flieht dieser. Am Ende einer kleinen Verfolgungsjagd kann Cole den Typ zwar festnageln, als dieser jedoch auf ihn anlegt, muss Cole handeln und nietet ihn um. Als Cole die Leiche durchsucht, muss er feststellen, dass der Verdächtige ein CIA Undercover Agent war. Cole wird wegen dieses Fehlers von seinem Dienst freigestellt. Doch lange kann er sich nicht darüber ärgern, da ihn urplötzlich sein Bruder anruft.
Er sei verhaftet worden, weil er seiner Frau, die partout nicht auffindbar ist, etwas angetan haben könnte. Das Delikate: Die Frau des Bruders ist Coles Ex! Natürlich reist Cole zu seinem Bruder gen Tijuana, Mexiko, und erfahrt hier, dass seine Ex, eine Journalistin, an der Story ihres Lebens dran war. Dabei ist sie wohl einem mexikanischen Kartell viel zu nahe gekommen. Als Cole seine Ermittlungen aufnimmt, begegnet er Gracie. Diese arbeitete als Fotografin mit Coles Ex zusammen und ist ebenfalls auf der Suche nach der Verschwundenen. Zudem berichtet sie Cole, dass seine Ex wohl auch in den Diebstahl diverser Wertpapiere verwickelt sein könnte. Cole ahnt, dass seine Ex so lange am Leben bleiben wird, wie sie den Aufenthaltsort der Papiere nicht verrät. Doch viel Zeit bleibt ihm nicht, sie zu retten, weshalb er beschließt, mit der ortskundigen Gracie zusammen zu arbeiten.
httpv://www.youtube.com/watch?v=vnez6Cem238
Gary Daniels ist einer der wenigen B-Actionstars, die einen recht konsequenten Bogen um die aktuell etwas inflationär auf den Markt drängenden Ostblock-Action-Vehikel zu machen verstehen. Er scheint sich mehr gen Asien („Tekken 2“), Kanada („Hunt to Kill“) und Lateinamerika („La Linea“) zu orientieren. Dabei kommen nicht zwingend gute Filme heraus, jedoch sind sie optisch alleine schon aufgrund ihrer Settings deutlich interessanter als die immer gleichen Schinken aus Rumänien oder Bulgarien. So auch „Misfire“. Dieser wurde in Mexiko gedreht. Von dem Land bekommt man allerdings nicht viel zu sehen, da vorwiegend in Nebenstraßen und abgeschiedeneren Ecken gedreht wurde. Echte Eindrücke von dem Handlungsort Tijuana liefern nur wenige Totalen.
Dafür gibt der Handlungsort ein Stück weit die Optik vor. So wirken beispielsweise die Farben immer ein wenig ausgeblichen, als habe die Sonne sie weggebrannt. Ansonsten haben die Widescreenbilder von „Misfire“ immer etwas Gehetztes. Vor allem die häufig zum Einsatz kommende Steadycam sorgt dabei für viel Dynamik. So wird in der Verfolgungsjagd zu Beginn beinahe eine Art „Bourne-Optik“ etabliert. Leider weicht dieser Ansatz ebenso flott wieder aus dem Film wie das zu Beginn auftauchende Stilmittel sehr schnell geschnittener und stark verfremdeter Flashbacks.
Das dürfte vor allem daran liegen, dass „Misfire“ nach der Etablierung seiner Grundsituation in eine Art Lethargie verfällt, womit jedwedes Tempo aus dem Film weicht und eine dynamische Bebilderung überflüssig wird. Plötzlich wird nur noch gelabert und ein Dialog reiht sich an den nächsten. Und leider wird bei dem immer größer werdenden Dialogaufkommen immer weniger gesagt. Denn Überraschungen hält die Story nicht bereit. Und auch die Suche nach Coles Ex verläuft unaufgeregt und unspannend und mündet ihrerseits auch immer wieder in Gelaber.
Zwischendurch wird zwar auch mal auf Cole und Gracie geballert, wirkliche Action kommt dabei aber nicht auf. Meist enden die Actionszenen vollkommen höhepunktlos damit, dass unsere Helden erfolgreich vor den Bäddies geflohen sind. Selbst bei einer kleineren Ballerei in einem Lagerhaus wagt sich „Misfire“ keine größer skalierte Action und wuppt einen der reizlosesten Shootouts der jüngeren Filmgeschichte.
Ein Actionthriller ohne Action also. Das hat der arme Gary Daniels („The Expendables“) eigentlich nicht verdient. Oder doch? Schwer zu sagen. Aber ein Film, in dem Gary Daniels häufiger pennt als das Bein für einen Kick zu heben, hat irgendwie ein grundlegendes Problem. Tatsächlich hat man selten einen derart verpennten Helden erlebt. Immer wenn Cole nicht im Bild ist, weil Regisseur R. Ellis Frazier („Death Zone“) einem anderen Charakter folgt, kann man davon ausgehen, dass wenn die Kamera wieder bei Cole landet, er entweder tief schläft oder gerade aufwacht. Leider wird diese seltsame Dauermüdigkeit auch nicht erklärt. Und wirklich fit sieht Gary auch nicht aus. Es wirkt, als seien die Dreharbeiten vor Ort für ihn nicht sonderlich erquickend gewesen.
Darstellerisch wird er trotz dem Dauergelaber nicht gefordert. Actiontechnisch darf er eigentlich nur im Showdown richtig loslegen. Problematisch ist, dass man ihm keinen würdigen Gegner darreicht. Der zunächst als Bösewicht angedachte Mexikaner, der sehr charismatisch herüberkommt, verschwindet schnell aus dem Film und spielt leider keine wirkliche Rolle. Sein speckiger Sohn soll dann der Böse sein und ist eher eine langweilige Luftpumpe. Vannessa Vasquez als Gracie macht da schon weitaus mehr her und hätte zusammen mit Gary einen besseren Film verdient gehabt.
Am Ende mündet „Misfire“ in einen fahrigen Showdown. Ausgetragen auf den Straßen von Tijuana setzt es hier ein paar blaue Bohnen, unspektakuläre Kills mieser Lumpen und den einen oder anderen Sprungkick von Gary. Doch bevor der Puls ob der Action auf dem Bildschirm nach oben schnellen kann, ist der Film auch schon vorbei und schickt einen vollkommen unbefriedigt in den Abspann. Unterm Strich bleibt eine unspektakuläre, zigfach gesehene Story, die einerseits leider total zerredet wird und andererseits von ihrem Regisseur einen überraschend wertigen Look verpasst bekommt. Doch egal wie breit die Bilder des Filmes auch sein mögen, sie kaschieren nicht einmal ansatzweise seine Action-, Spannungs- und Tempoarmut.
Über eine deutsche Veröffentlichung von „Misfire“ ist mir bisher nichts bekannt. Dem Review lag die Scheibe aus UK zugrunde, wo der Film ausschließlich auf DVD erschien. Diese kommt von dem Label Image Entertainment und hat eine Freigabe ab 15.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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