Originaltitel: Missionary Man__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007__Regie: Dolph Lundgren__Darsteller: Dolph Lundgren, August Schellenberg, John Enos III, Lawrence Varnado, Morgana Shaw, Daisy Lang, Kateri Walker, Mathew Greer, Chelsea Ricketts, Matthew Tompkins, Brian Scott Fitzgerald u.a. |
Ein Reservat in den USA. Hier hat ein rücksichtsloser Casino-Betreiber das Sagen. Mit Mord und Totschlag sowie kleineren Drogengeschäften hält er sein Imperium am Laufen. Eines Tages macht er aber einen Fehler und tötet einen Mann namens JJ.
Kurz darauf reitet ein geheimnisvoller Fremder auf einem dicken Motorrad in dem Örtchen ein. Eine Bibel und flinke Fäuste nennt er seine steten Begleiter und er ist in das Örtchen gekommen, um hier mal so richtig auf den Busch zu klopfen. Denn eines ist klar, Ryder, wie sich der Fremde nennt, will Rache für JJ’s Tod, auch wenn scheinbar keinerlei Beziehung zwischen JJ und Ryder bestanden zu haben scheint.
Hauptdarsteller, Regie, Drehbuch und sogar die Produktion hat Dolph Lundgren bei „Missionary Man“ übernommen und fügt vor allem seiner Vita als Regisseur eine weitere hochklassige Arbeit hinzu. Denn soviel vorweg: „Missionary Man“ mag von der Grundausrichtung her kein klassischer Dolph-Lundgren-Böller sein, macht aber nichtsdestotrotz verdammt viel her.
Actioner von und mit Dolph Lundgren
Der wichtigste Grund dafür dürfte der angeschlagene Grundton des Streifens sein, denn Dolph Lundgren verortet seine dritte offizielle Regiearbeit („The Defender“ und „The Mechanik“ kamen zuvor, „Diamond Dogs“ sei mal ausgeklammert) im Western-Genre. Sei es der fast namenlose Fremde, die Kleinstadt, die viel Westernflair atmet (inklusive Saloon), oder die Konfrontationen mit den Bäddies, die wie die Cowboys von einst „herumreiten“ – nur eben auf schweren Motorrädern -, „Missionary Man“ mutet in jeder Einstellung und aufgrund des Sounddesigns beständig wie ein Neowestern an und spielt sogar mit dem Genre.
Dies geschieht vor allem über die Figur des Ryders, die Dolph Lundgren genüsslich zelebriert und teils sogar extrem überhöht. Sei es die Maulfaulheit des Helden, die Larmoyanz, mit der er Gegnern auf die Glocke haut, um sie danach zu verhöhnen, oder seine beständige Lonesome-Cowboy-Attitüde. Lundgren hat seine Hausaufgaben gemacht und er hat sichtlich Spaß an seiner Rolle!
Mit einem beständigem Schmunzeln im Gesicht absolviert er minimal kurze Dialoge, haut mit Onelinern um sich und taucht sein Gesicht als sein eigener Regisseur gerne in harte schwarze Schatten, über denen ab und zu nur noch das leuchtende Blond seiner Haare zu erkennen ist. Dazu kommt, dass Dolph Lundgren sich in einer unglaublichen physischen Form befindet. Rein vom Körperbau glaubt man gar nicht, dass der Mann auch schon zu den Halbjahrhundertern gehört. Und auch athletisch hat er noch einiges drauf, wie er in kurzen, aber sehr knackigen Infights beweisen kann.
Am meisten überrascht allerdings erneut sein inszenatorisches Geschick und wie er die Geschichte von „Missionary Man“ aufzieht. Rache gilt es zu nehmen, Rache wird genommen werden. Dabei werden sich keinerlei Fronten verschieben, keine Verhandlungen stattfinden und irgendwelche Joker werden auch nicht gezogen. „Missionary Man“ funktioniert wie eine gut geplante Motorradfahrt und gelangt umweglos von A nach B.
Und trotz dieser straighten Ausrichtung setzt Dolph Lundgren eher selten auf Action. Er gibt der Geschichte Zeit und vor allem deren Charaktere dürfen ordentlich atmen und sich – im Rahmen der Möglichkeiten eines B-Filmes gesehen – sogar richtig entwickeln! Das funktioniert auf den Punkt und lässt auch den actionarmen, knapp 60minütigen Einstieg niemals langweilig erscheinen!
Zumal man sich an der Optik des Streifens auch nicht so recht satt sehen kann. Zwar kommt sie sehr wettergegerbt und ausgewaschen daher und lässt „Missionary Man“ teils wie einen Schwarz-Weiß-Streifen anmuten, dies passt allerdings formidabel auf den Westernansatz des Actioners. Lundgren verpackt das in herrliche Einstellungen und Perspektiven, die er von seinem „The Mechanik“-Soundtrack-Lieferanten mit einem atmosphärisch pumpenden Score unterlegen lässt. Schon Ryders „Einreiten“ in das Städtchen ist einfach mal grandios bebildertes Genrekino.
Am Ende bietet der Regisseur dann seinen Fans, was sie von ihm sehen wollen. Dabei fährt er ein wenig den „The Mechanik“-Ansatz, setzt vor allem auf Mano-a-Mano-Duelle in verwinkelten Hinterhöfen und bringt so manch witziges Werkzeug zum Einsatz. Äxte, Seile, eine freilich in Zeitlupe durchgeladene Pumpgun – alles drin, was Spaß macht!
Und Lundgren beweist auch im Showdown wieder Sinn für viel Flair. Denn er versieht die Action mit stylischen Stilmitteln wie Fast Forward und Zeitlupeneinlagen, die sich übergangslos in die Actioneinlagen einfügen, arbeitet mit überblendeten Jump Cuts und hält eben bei Shotgun-Kopfschüssen voll drauf!
In Sachen Schauspieler beweist Regisseur Lundgren ebenfalls viel Fingerspitzengefühl und besetzte seinen Streifen mit durchaus fähigen Darstellern, die seinem ruhigen Inszenierungsstil mit ihrem Spiel sehr entgegenkommen. Einzig der Oberbäddie Reno wirkt unglaublich blass.
Hier hatte Lundgren mit der Besetzung von Matthew Tompkins kein gutes Händchen, lanciert aber 30 Minuten vor Schluss mit John Enos III („Stealth Fighter“) noch einen weiteren, weitaus charismatischeren Bäd Ass, dem er herrliche Bonmots in den Mund legt und den er ähnlich saucool wie seinen Ryder anlegt. Diesen Darsteller hätte Lundgren von Anbeginn an als Hauptgegner installieren sollen, dann hätte „Missionary Man“ noch eine ganze Ecke mehr gerult.
Mission erfüllt: „Missionary Man“ macht Laune!
Was bleibt, ist ein grandioses B-Filmchen für zwischendurch! Klar, der langsame, sich allmählich entfaltende Story-Verlauf wird manchen B-Actionfan mühelos abschrecken, der Oberbäddie wirkt ein wenig luschig und etwas mehr Konsequenz hätte man sich vor allem nach dem „The Mechanik“-Brett durchaus gewünscht, aber „Missionary Man“ punktet dafür in ganz anderen Belangen!
Stilsicher und mit ruhiger Hand inszeniert Dolph Lundgren seinen Neowestern absolut souverän und schneiderte sich eine Rolle auf den Leib, die ihn auch als Darsteller glaubwürdiger und gereifter erscheinen lässt. Dabei blendet er sympathischerweise auch sein Alter nicht aus. Zum Bibellesen braucht er eine Brille, seine Love Interests sind keine 25jährigen Ostblockschnecken und anstatt zu kicken, ballert er halt lieber. Last but not least beweist er erneut, wie straight und – mit Verlaub – geil er Action inszenieren kann.
Der Trailer zu “Missionary Man”
Die deutsche DVD kommt von Sony und ist mit einer FSK 16 uncut. Und wirkt leider reichlich lieblos dahin gerotzt. Auf den verschiedenen VoD-Plattformen kann man den Actionfilm im Westerngewand auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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