Originaltitel: Monster Brawl__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Jesse T. Cook__Darsteller: Lance Henriksen, Dave Foley, Robert Maillet, Art Hindle, Kevin Nash, Jimmy Hart, Herb Dean, Jason David Brown, Rachelle Corbeil, Rj Skinner, Jason Deline, Jesse T. Cook u.a. |
Ziemlich genau seit April 2014 weiß ich wieder, wer gegen John Cena fehdet, wer der Sohn von Mr. Perfect ist und dass ein Typ namens Cesaro ein Schweizer ist, der sogar einige Showteile der wöchentlichen Sendungen „RAW“ und „Smackdown“ in Deutsch bestreitet. Wieso ich den Zeitpunkt so genau benennen kann? Weil da Tele 5 die WWE-Reihe „RAW“ lizensiert hat. Kurz darauf legte ProSieben Maxx mit der WWE-Show „Smackdown“ nach und ist inzwischen Heimatsender beider WWE-Formate.
Alleine diese Verfügbarkeit sorgte dafür, dass ich, der zu Hochzeiten des Undertakers, Yokozunas und Tatankas schon einmal Wrestling gesuchtet hat, wieder mitten in die bunte Showkampfwelt hineingezogen wurde – Live-Event-Besuche inklusive! Aktuell muss ich zwar dabei zusehen, wie die WWE die Kuh zu Tode melkt und das „Produkt“ an die Wand fährt, aber zum Glück bieten alternative Wrestling-Ligen wie „AEW“ auf TNT genug Ablenkung. Hachja, ich liebe Wrestling.
Nach einer mal wieder nicht ganz so gelungenen „RAW“-Sendung beschloss ich, den Abend mit einem seit Ewigkeiten auf meinem „Pile of Shame“ dahin schimmelnden Film abzurunden. In diesem sollten laut Inhaltsangabe die bekanntesten Monstren der Filmgeschichte in Wrestlingkämpfen gegeneinander antreten. Irgendwie klang das rockig.
Schaut in die Horror-Wrestling-Show hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=gM8brrP1zeo
Und im Grunde hatte ich mit der „RAW“-Sendung im Vorfeld genau das Richtige angeschaut. Denn „Monster Brawl“, wie der Film heißt, funktioniert im Grunde wie ebenjene Show: Es finden ein paar Wrestling-Kämpfe statt, die Fighter fehden gegeneinander, es werden witzige Backgroundstorys erfunden, die Kommentatoren quatschen ganz viel dummen Dummfug, sexy Girls stehen immer mal vollkommen sinnlos in der Gegend herum und Manager versuchen, mit den altbekannten Klappstühlen in die Fights einzugreifen. Eine echte Story zu dieser Wrestling-Sendung mit Monstren gibt es nicht. Aus irgendeinem Grund haben die Monstren dieser Welt beschlossen, gegeneinander anzutreten und den Wrestling-Champ zu bestimmen. Fertig…
Das ist insgesamt für eine 90minütige Hommage sowohl an den Wrestling-Sport als auch an das Genre der Monsterfilmes ein bisschen wenig, weshalb sich der grundlegende „Is ja cool“-Effekt alsbald nach Beginn des Filmes wieder legt. Dieser wiederholt sich nämlich schon nach dem ersten Fight in all seinen Abläufen: Eine Background Story zu den jeweils antretenden Monstern wird gezeigt, Wrestling-Ikone und Hulk-Hogan-Manager Jimmy Hart kündigt den Fight an, der Fight steigt, ein Monster stirbt, alles auf Anfang.
Abwechslung bieten eigentlich nur die Background Storys der Monstren. Die sind zum einen nämlich sehr stilvoll inszeniert und enden zum anderen immer wieder in kleinen splattrigen Momenten. Ein weiterer großer Pluspunkt des Filmes sind die großartigen Masken/Kostüme der Monstren. Vom Werwolf über Frankensteins Monster, Lady Dracula, die Mumie, den Zyklopen, das Swamp Thing und eine Hexe bis hin zum Zombie Man erwachen hier die großen Stars des Monstergenres überzeugend zum Leben.
Auf ihre Fights haben die Background-Geschichten bis auf winzige Ausnahmen keinerlei Einfluss. Man beharkt sich mit Standard-Wrestling-Moves, denen leider auch ein gewisses spektakuläres Element abgeht. Sprich, es fehlen krachige Powerbombs, fiese Piledriver, Backbreaker und dergleichen mehr. Stattdessen gibt es Clothlines, ein paar Schläge und Haltegriffe und das war es schon. Es wird nicht einmal von den Ringecken aus auf die Gegner zugeflogen. Und auch die elastische und beschleunigende Wirkung der Seile wird kaum eingesetzt.
Auch kam man nicht auf den Gedanken, ein Tag Team Match einzubauen, was sicherlich für etwas Abwechslung gesorgt hätte. Zudem fallen die Fights erstaunlich harmlos aus. Meist sind nur die Finisher etwas brutaler. Da wird mal ein Kopf zertreten, ein Herz herausgerissen und derartige kleine Nicklichkeiten mehr – die Fights selber aber verlaufen viel zu brav. Und wirklichen Sinn macht das grundlegende Turnier auch nicht. So werden in manchen „Gewichtsklassen“ teils gar keine Gewinner bestimmt.
Einmal hat „Monster Brawl“ einen tollen Moment, in dem er scheinbar aus seinem engen Korsett auszubrechen versucht. In diesem Moment steigen ein paar angesäuerte Untote aus ihren Gräbern und sorgen kurzzeitig für etwas Panik am Schauplatz des Geschehens (ein Friedhof stellt den Platz für den Ring). Plötzlich werden mal ein paar Darsteller gejagt, es setzt ein paar hübsche Kopfschüsse und sogar die Moderatoren werden in Mitleidenschaft gezogen. Leider geht es nach diesem kurzen „Ausbruch“ wieder in gewohnten Bahnen weiter.
Wer Horror und Wrestling mag, wird von „Monster Brawl“ gerade so solide unterhalten
Im Grunde muss man sich vor „Monster Brawl“ folgende Fragen stellen: Mag ich Wrestling und mag ich Monster? Kann man beides bejahen, erlebt man mit dem Film eine ganz angenehme Zeit ohne allzu großen Leerlauf und mit coolen Kommentaren von der „Voice of God“ – mit angenehmen Reibeisen-Timbre von Lance Henriksen („Harte Ziele“) eingesprochen.
Muss man schon eine der beiden Fragen verneinen, wird es für „Monster Brawl“ haarig. Wobei die Monsterfans von „Monster Brawl“ definitiv besser bedient werden als die Wrestlingfans. Die Make-Up-Effekte fetzen, die Kostüme sind stimmig und die angenehm filmisch umgesetzten Background Storys machen Spaß und gehen auch mal eigene Wege. Derweil müssen sich die Wrestlingfans fragen, ob der Film nun tatsächlich eine Hommage oder nicht doch viel mehr eine Parodie auf den Wrestling-Zirkus und dessen teilweise arg kindisch vollzogenen Fehden ist.
Leider wird das aus dem technisch solide umgesetzten, immer mal ein wenig billig rüberkommenden Film selbst heraus nicht wirklich klar. Was extrem schade ist, denn vor allem der parodistische Ansatz hätte dem Film sicherlich Pfeffer und auch Unterhaltungspunkte gebracht. Freilich wäre dann fraglich gewesen, ob Ikonen des Sportes wie Jimmy Hart oder Kevin Nash („John Wick“) noch mitgemischt hätten. Am Ende bleibt eigentlich nur folgendes Fazit: Nette Idee, ganz nett umgesetzt. Leider ist nett ja die kleine Schwester von Scheiße. So schlimm ist „Monster Brawl“ dann definitiv nicht, wirklich rocken will er aber auch nicht.
„Monster Brawl“ kommt von Splendid Film, ist ab 18 freigegeben und dahingehend auf DVD und Blu-ray uncut zu erwerben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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