Originaltitel: Mulgoi__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Heo Jong-ho__Darsteller: Kim Myung-min, Kim In-kwon, Hyeri, Choi Woo-sik, Park Seong-woong, Park Hee-soon, Lee Kyeong-yeong, Lee Do-kyeong, Kim Kang-il u.a. |
1506. Korea. Der bisherige Machthaber wurde gestürzt. Jung Jong wird von seinen Vertrauten zum neuen König ernannt. Doch die Vertrauten des neuen Königs wenden sich bald gegen ihn. Sie benutzen die damals grassierende Pest, um das Volk von ihrem Machtgebaren abzulenken. Wer sich dennoch auflehnt, wird mit der Geschichte um ein angeblich nicht nur unter den Pestkranken wütendes Monster klein gehalten. „Monstrum“ nennen die Koreaner das Untier.
Jung Jong weiß, dass er etwas unternehmen muss. Darum holt er einen seiner ehemals treuesten Generäle aus dem Exil, in welches dieser flüchtete, als er erkennen musste, dass sein König zu schwach geworden war, um etwas gegen die verfahrene Situation zu unternehmen. Gerneral Yoon Gyeom wird bei seinen ersten Ermittlungen klar, dass die Bestie kaum mehr zu sein scheint, als ein Bluff. Als jedoch eine Leiche auftaucht, die nicht passig manipuliert worden zu sein scheint, wird der General hellhörig.
Da ist es fast zu spät, denn „Monstrum“ bahnt sich bereits seinen Weg in Richtung Königspalast. Und der ist auf diesen Angriff alles andere als vorbereitet. Immerhin hat der machthungrige Premierminister einen Umsturz in die Wege geleitet und damit alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Schaut in “Monstrum” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=tGYrNzrtt0E
„The Host“, „Train to Busan“ und „Rampant“ haben gezeigt, dass die Südkoreaner aktuell nicht nur Lust auf Genre, sondern auch ein extrem gutes Händchen dafür haben. „Monstrum“ belegt nun diese Aussage mit Schmackes und liefert prächtige „Creature Feature“-Unterhaltung ab, die schon alleine aufgrund ihres historischen Settings einen interessanten Dreh bekommt. Lange Zeit wähnt man sich nämlich in einem astreinen Historienepos, in dem Intrigen gesponnen und fragile Allianzen geschmiedet werden.
Längere Zeit deutet „Monstrum“ nur an, dass das titelgebende Ungeheuer auf der Bildfläche erscheinen könnte. Mit welcher Macht es das in der zweiten Filmhälfte tun wird, kann man hier nur erahnen. Derweil stellt einem „Monstrum“ seine wichtigsten Charaktere ordentlich vor. Man bekommt eine Ahnung von der Chemie der Figuren untereinander und muss nebenbei auch ein wenig asiatischen Humor über sich ergehen lassen. Der ist zu Beginn leider ein wenig zu kindisch geraten, verschwindet im späteren Verlauf aber vollends aus dem Film.
Denn spätestens ab der Hälfte übernimmt das Monstrum seinen eigenen Film. In langen Einstellungen und effekttechnisch hervorragend getrickst, wütet die große, sehr gedrungen wirkende, raubkatzenartige Kreatur unter den Figuren und fordert einen extremen Blutzoll. Das wendige Biest zerteilt und zermatscht die Menschen und reißt sie in Stücke. Der rote Lebenssaft fließt reichlich, wenngleich sich „Monstrum“ mit sichtbaren Splatter zurückhält und mehr auf die Auswirkungen der Urgewalt (also den Gore) fokussiert.
Dabei macht die Kreatur keine Unterschiede zwischen Gut und Böse und bekommt zudem eine schöne Mythologie verpasst, die es irgendwann sogar schwermacht, das Monster für seine Untaten zu hassen. Erstaunlich ist, mit welchem Selbstbewusstsein die Macher auf ihr Monster setzen und den übergroßen, einige Haken schlagenden Showdown ungefähr 40 Minuten vor Filmende einleiten – während dem „Monstrum“ so gut wie immer zu sehen ist. Wer also ein Fan von Creature Features ist, der kommt hier voll auf seine Kosten.
Allgemein kommen Actionfans bei dem Film gut weg. Denn „Monstrum“ setzt häufiger auf dynamische Szenerien. Auch abseits der Monsteraction werden ordentlich in Szene gesetzte Schwertkampf- und Martial-Arts-Actionszenen in den Ring geworfen. Langeweile oder Leerlauf kommen nie auf, zumal die Macher sich auch eher kurz halten und ausnahmsweise mal nicht die für südkoreanische Blockbuster typische 2-Stunden-Marke anreißen.
Auch in technischer Hinsicht überzeugt „Monstrum“. Neben den starken Trickeffekten überrascht die zackige Umsetzung des Filmes. Denn für das historische Umfeld der Handlung ist der Film sehr modern in Szene gesetzt. Schnelle Zooms, viele Schwenks (sogar Reißschwenks) und eine enorm bewegliche, ab und an gar nervöse Kamera setzen in Verbindung mit einem schnellen Schnitt einen erstaunlichen Kontrapunkt zu der gewohnt schwelgerischen und detailverliebten Ausstattung, die die Koreaner sonst deutlich ruhiger in Szene setzen.
Darstellerisch legt der Film nach seinem etwas zu humorigen Einstieg und den dazugehörigen „Grimassier-“ und „Slapstickmomenten“ deutlich zu. Der in den Film einziehende Ernst spiegelt sich sozusagen auch im Schauspiel wider. Dabei führt Kim Myung-min („Into the Mirror“) als General Yoon Gyeom souverän durch den Film und seine Story.
“Monstrum”: Monster gibt es wirklich!
Wer sich von „Monstrum“ nach dessen gelungenem Einstieg ein Vexierspiel rund um die Existenz oder Nichtexistenz von Monstren wünscht, wird von dem Film ebenso enttäuscht werden wie jene, die ihr Creature Feature gerne im „Alien“-Stil mit Spannungs- und Schockmomenten an dichter Atmosphäre wünschen. „Monstrum“ erinnert in seiner ganzen Machart und dem historischen Setting stark an „Der Pakt der Wölfe“ und legt wie ebenjener flott den Schalter in Richtung Action um. Und spätestens ab da kennt „Monstrum“ kein Halten mehr.
Selbst die in den überzeugenden historischen Settings gezündete Ränkeschmiederei tritt zugunsten der absolut überzeugenden Monsteraction komplett in den Hintergrund. Wodurch „Monstrum“ aber auch sehr vorhersehbar in seinen Abläufen wird. Regisseur Huh Jong-ho ist sichtlich an Tempo und Eskapismus gelegen und genau das liefert er dem Zuschauer auch. Atmosphäre und Spannung bekommt er so aber eher weniger in seinen Film gepumpt. Kann man sich damit arrangieren, bekommt man eine absolut unterhaltsame Achterbahnfahrt mit coolem Creature Design geboten.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 25. April 2019 von Koch Media und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Wo die Datenträger in Sachen Bild und Ton absolut überzeugen, ist die Extrasektion bei einem Film dieser Machart echt dünn ausgefallen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |