Originaltitel: Moonlight__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007-2008__Creators: Ron Koslow, Trevor Munson__Regie: Rod Holcomb, John T. Kretchmer u.a.__Produktion: Joel Silver__Darsteller: Alex O’Loughlin, Sophia Myles, Jason Dohring, Shannyn Sossamon, Chris Krauser, Tami Roman, Brian White, Jordan Belfi, Jacob Vargas, David Blue, Eric Winter, Kevin Weisman u.a. |
Vielleicht kam „Moonlight“ etwas zu früh, denn kurz nach Einstellung der Serie trat „Twilight“ den Vampirhype vollends los – die im gleichen Jahr gestartete „True Blood“-Konkurrenz hielt sich allerdings.
Wie schon Joel Silvers vorige, vor „Moonlight“-Start eingestellte Serie „Veronica Mars“ geht man hier das Detektivgenre aus einer etwas anderen Perspektive an, denn Schnüffler Mick St. John (Alex O’Loughlin) ist eigentlich ein Vampir. Allerdings einer von der netten Sorte, der kein menschliches Freiwild reißt. In der Pilotfolge begegnet er der Reporterin Beth Turner (Sophia Myles), die er in ihren Kindertagen vor seiner Vampirfrau rettete. Berufsbedingt treffen die beiden bei verschiedenen Fällen aufeinander und werden ein dynamisches Duo…
Vielleicht liegt es an der Einstellung nach einer Staffel mit 16 Folgen, aber so ganz kann „Moonlight“ seinen Rhythmus nicht finden. Mal dominieren „Fall der Woche“-Folgen, mal werden folgenübergreifende Handlungsstränge angerissen, die stärker im Vordergrund stehen, ein staffelübergreifendes Thema gibt es allerdings nicht – es sei denn mal zählt die handelsüblichen Elemente wie die Unmöglichkeit einer Liebe zwischen Mensch und Vampir (verstärkt dadurch, dass Beth einen menschlichen Verlobten hat), die man in Geschichten dieser Art zuhauf findet, schon als großartigen Plotstrang.
Insofern ist „Moonlight“ nicht uninteressant, aber schon unentschlossen, auch stilistisch pendelt man zwischen Vampirdrama, Film Noir und Krimiserie hin und her. Micks Daseinsprobleme als netter Vampir haben ja „Interview mit einem Vampir“ und ähnliche Kollegen bereits durchgekaut, da hat „Moonlight“ auch wenig Neues zu erzählen, wesentlich interessanter sind da die Anbindungen an klassische Detektiv- und Noirstoffe. Micks Voice Over ist ein gern genutztes Stilmittel, schafft aber leider nicht ganz die Figurennähe und Atmosphäre wie ein waschechter Film Noir, hilft jedoch trotzdem ungemein bei der Charakterisierung der an Komplexen nicht armen Hauptfigur.
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Womit „Moonlight“ vor allem punktet, das ist die Verbindung von Kriminalfällen und vampirischen Lösungsmethoden. Teilweise sind die Übelwichte tatsächlich Artgenossen Micks, die dann auf einmal ihresgleichen als Gegenspieler haben, mal sind es menschliche Schurken, die ein ziemliches Problem haben, wenn Mick das Tier in sich raus lässt. Gleichzeitig gibt es auch durchaus amüsante Komplikationen für den vampirischen Superermittler, z.B. wenn ein Fall ihn in die Wüste führt, denn die Hitze bekommt Mick natürlich gar nicht gut. Denn Vampire in „Moonlight“ werden von Sonnenlicht zwar nicht sofort gekillt, sterben aber bei längeren Sonneneinstrahlung, ebenso nach Enthauptung oder Verbrennen, während Knoblauch und Kruzifix gar nicht helfen, der Pflock ins Herz nur zur Betäubung dient.
Wer bei den Namen Joel Silver auf Action hofft, der sollte nicht zuviel erwarten, denn meist dominieren hier jene etwas öden Schlägereien, wie man sie aus diversen Vampir-, Fantasy- und Superheldenstoffen der letzten Jahre kennt: Die Kontrahenten werfen einander ganz offensichtlich drahtseilunterstützt durch die Gegend, was ebenso fake wie öde rüberkommt – und das ist schade, denn gelegentlich spendiert die Serie Mick schon ein paar fetzig-realistische Nahkampfeinlagen.
Ansonsten sind die Fälle mal mehr, mal weniger gut konstruiert, meist aber recht spannend, die folgenübergreifenden Plotelemente werden leider oft nur angerissen und dann wieder fallengelassen, wobei man nicht genau sagen kann, ob man sie bei weiteren Staffeln besser ausgearbeitet worden wären. Nach der 16ten Folge hat man auf jeden Fall den Eindruck als würde „Moonlight“ mittendrin aufhören, extrem viele offene Fragen gibt es zwar nicht, aber irgendeine Form von Abschluss kann man der Geschichte ebenfalls nicht attestieren.
Alex O’Loughlin („Whiteout“) ist ein brauchbares TV-Gesicht, aber mehr auch nicht, denn den innerlich zerrissenen Vampir kauft man ihm ab, aber für höhere Aufgaben qualifiziert er sich. Ähnlich sieht es bei Sophia Myles („Underworld“) aus, Shannyn Sossamon („Kiss Kiss, Bang Bang“) kann in ihrer Nebenrolle auch nur gelegentlich zu Hochform auflaufen – das schafft eigentlich nur Jason Dohring, der hier allerdings nur eine Vampirvariante seiner Paraderolle aus „Veronica Mars“ spielen muss – das kann er aber im Schlaf und kommt gewohnt schelmisch rüber.
Alles in allem ist „Moonlight“ also durchaus nette Krimiunterhaltung mit Horror- und Noiranleihen, stellenweise ganz pointiert geschrieben und mit teilweise spannenden Einzelfällen, folgenübergreifend aber leider nicht so hundertprozentig packend und auch schauspielerisch nicht ganz auf Höchstniveau. Nett, aber ganz unverständlich ist die Absetzung nach nur einer Staffel auch nicht.
Die eine Staffel ist in Deutschland auf DVD erschienen, ungeschnitten und in der gewohnten Warner-Qualität bei Bild und Ton, enttäuschend ist allerdings das Fehlen von jedwedem Bonusmaterial.
© Nils Bothmann (McClane)
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