Originaltitel: Mortal Kombat: Legacy Season 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Kevin Tancharoen__Darsteller: Casper Van Dien, Mark Dacascos, Ian Anthony Dale, Samantha Win, Michelle Lee, Dan Southworth, Cary-Hiroyuki Tagawa u.a. |
„Mortal Kombat: Legacy“ war erfolgreich genug, um grünes Licht für eine weitere Staffel der Webserie zu geben. Erneut durfte sich Kevin Tancharoen an seiner Vision des Franchises austoben. Dabei wich er diesmal vom Anthologie-Ansatz des Vorgängers ab.
Liu Kang muss mitansehen, wie seiner großen Liebe das Lebenslicht ausgeblasen wird. Rachsüchtig zieht der ehemalige Shaolin-Mönch durch die Welt, um die Mörder zu richten. Dabei würde er sich die Unterstützung seines besten Freundes Kung Lao wünschen, doch dieser bringt einen Rachefeldzug nicht mit seinen moralischen Werten überein. Liu Kang, dem es gelingt, alle Mörder seiner Liebsten zu richten, begreift das Verhalten Kung Laos als Verrat.
Dementsprechend leicht lässt er sich von dem finsteren Shang Tsung becircen, für den Welteneroberer Shao Kahn in dem Turnier „Mortal Kombat“ anzutreten. Auf einem einsamen Eiland tragen Kämpfer wie Johnny Cage, Scorpion, Sub-Zero oder Raiden den Kampf um das Schicksal unserer Welt aus.
Trailer der Webserie mit Mark Dacascos, Casper Van Dien und Cary-Hiroyuki Tagawa
httpv://www.youtube.com/watch?v=wuT1zfT_Gl8
Die zweite Staffel von Kevin Tancharoens Webserie wurde zwar in zehn Episoden unterteilt, wirkt aneinandergereiht aber tatsächlich wie ein Film. Handlungstechnisch ist alles darauf abgestellt, die wichtigsten Charaktere an den Ausrichtungsort des Kampfsportturniers zu bugsieren, abzustecken, welcher Seite sie angehören und sie dann aufeinanderprallen zu lassen.
Die bereits etablierten Figuren wie Scorpion, Sub-Zero oder Kitana werden nicht noch einmal mit einer Backstory versehen. Kurze Flashbacks in Staffel I erledigen das äußerst funktional. Warum etwa Johnny Cage (jetzt Casper Van Dien) oder Raiden jetzt von anderen Darstellern verkörpert werden, wird gar nicht erst versucht, zu erklären.
Bei noch nicht etablierten Figuren müssen Regie und Drehbuch aber noch einmal ran. Vor allem Liu Kang und Kung Lao müssen ausführlicher vorgestellt werden. Da Kevin Tancharoen beim Erzählen von Origin-Storys schon hinreichend Erfahrung sammeln konnte, geht ihm das leicht von der Hand. Mark Dacascos („Assault on Station 33“) als Kung Lao und Brian Tee („Wolverine: Weg des Kriegers“) als Liu Kang tragen mit ihrem Spiel viel dazu bei, dass das bekannte Konzept nicht langweilig wird. Vor allem Brian Tee hat ordentlich Spaß daran, den Helden des allerersten Mortal-Kombat-Filmes auf Links zu drehen und zum Fieswicht zu machen.
Am Ort des Geschehens angelangt, wird es gefühlt ein wenig chaotisch. Wer hier warum auf wen trifft, ist nie so recht klar. Dass Fan-Favoriten wie Scorpion und Sub-Zero gegeneinander ran müssen, war absehbar. Dass gerade deren eigentlich dramatisch sehr aufgeheizter Kampf so klar und vor allem splattrig zugunsten eines Charakters ausgehen würde, allerdings nicht. Immerhin, so weiß der Zuschauer der ersten Staffel, saß einer der beiden einer Täuschung auf. Leider ist dieser dramaturgische Schlenker der zweiten Staffel kaum mehr als einen Nebensatz im Kampfgeschehen wert.
Mit Einsetzen des Mortal-Kombat-Turniers geht’s bergab
Kurzum: Man hat ein wenig das Gefühl, das mit Einsetzen des eigentlichen „Mortal Kombat“-Turniers Kevin Tancharoen ein wenig den Überblick über sein Baby verloren hat. Die Fights sind gut, die Finishing Moves klasse (Kopf mit Wirbelsäule dran abreißen, Kopf halbieren,…), der unter den Fights tobende Score ist on point, aber wirklich mitgerissen wird man nie.
Das liegt auch daran, dass die Oberlumpen nie ins Geschehen eingreifen, was irgendwie die Wichtigkeit des ganzen Turniers untergräbt. Während Raiden immer bei seinen Mannen weilt, ist von Shang Tsung (wie im ersten „Mortal Kombat“-Film im übrigen von Cary-Hiroyuki Tagawa („Showdown in Little Tokyo“) gespielt) und Shao Kahn nichts zu sehen. Warum auch immer. Und dass bestimmte in Staffel 1 eingeführte Charaktere gar nicht auftauchen, hilft dem Finale auch nicht wirklich.
Zumindest macht Casper Van Dien („Star Raiders“) mit seiner Actionstar-Parodie eine Menge Spaß und merkt man, dass Kevin Tancharoen auf einen Fight zwischen Kung Lao und Liu Kang hinarbeitet. Dass deren Standoff dann das letzte Bild des Filmes ist, ist allerdings ein gewaltiger Downer. Auch und vor allem deshalb, weil eine dritte Staffel zwar angeblich grünes Licht bekommen hatte, aber nie das Licht der Welt erblickte. So ist ein Cliffhanger alles, was bleibt…
In technischer Hinsicht hätte man sich etwas farbenfrohere, mit weniger gedeckten Farben arbeitende Bilderwelten gewünscht. Der Film wirkt infolgedessen optisch etwas trist, greift aber dafür den gritty Ansatz mancher Episoden der ersten Staffel gut wieder auf. In den Fights dominieren wie in Staffel 1 lange Einstellungen und dynamische Kamerafahrten. Staffel zwei wirkt zudem etwas effektverliebter als Staffel eins und hat in den Fights beispielsweise cool umgesetzte Teleportationseffekte für Scorpion zu bieten.
„Mortal Kombat: Legacy 2“ ist kein Flawless Victory
Wenn Scorpion mit megatiefer Stimme sein „Come over here“ ablässt, bekommt man als Zocker der Spieler schon eine Gänsehaut. Wie im Vorgänger werden manche Figuren wirklich punktgenau getroffen und es macht Spaß, ihnen bei ihrem brutalen Treiben zuzusehen. Staffel eins wirkte insgesamt aber mutiger und unbefangener in seiner Herangehensweise ans Franchise. Auch die episodische Struktur erlaubte mehr Experimente.
Gegen die optische Vielfalt der Vorgängerstaffel wirkt „Mortal Kombat: Legacy 2“ richtiggehend trist und einfallslos. Der trüben Finsteroptik fehlen die Highlights und Abwechslung. Und auch die Story hat so ihre Probleme. Muss Origin-Erzählung mit Story-Vortrieb vereinen und schafft es am Ende doch nicht wirklich, plausibel zu machen, warum hier wer auf welcher Seite kämpft. Zumindest die Fights machen Laune und hätten gerne noch mehr Laufzeit einnehmen dürfen. Dass der für die Dramaturgie des Filmes wichtigste Fight im Cliffhanger krepiert, ist für die Gesamtwahrnehmung der zweiten Staffel eine Katastrophe. Dass wir das Finish nie erleben durften, ist dann der totale Abschuss.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir nichts bekannt. Wie bei der Vorgängerstaffel veröffentlichte Warner Bros. für Nordamerika eine DVD und Blu-ray mit der gesamten Miniserie (80 Minuten Laufzeit). Die Blu-ray ist erneut frei von einem Regionalcode.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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