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Nancy Drew: Girl Detective

Originaltitel: Nancy Drew__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2007__ Regie: Andrew Fleming__ Darsteller: Emma Roberts, John Flitter, Max Thieriot, Tate Donovan, Daniella Monet, Kelly Vitz, Marshall Bell, Rachel Leigh Cook, Barry Bostwick, Laura Elena Harring, Chris Kattan, Adam Goldberg, Bruce Willis, …
Das deutsche DVD-Cover.

Das deutsche DVD-Cover.

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„Nancy Drew“ ist eine fiktive jugendliche Hobby-Detektivin und zugleich Titelheldin einer bekannten Mystery-Buchreihe, welche sich seit 1930 einer großen weltweiten Beliebtheit erfreut. Bislang wurden deutlich über 200 Millionen Exemplare der regelmäßig erscheinenden Bände verkauft, welche das „Stratemeyer Syndicate“ ursprünglich (trotz unterschiedlicher Autoren) allesamt unter dem Pseudonym Carolyn Keene publizierte. Nach vier Filmen (in den späten ’30ern), einer TV-Serie (in den ’70ern) sowie etlichen literarischen (sprachlich zum Teil „aufgefrischten“) Neuauflagen und zeitgemäßen „Spin-Off“-Reihen, wie zum Beispiel „the Nancy Drew Notebooks“ oder „Nancy Drew: On Campus“, nahmen sich die Drehbuchautoren Tiffany Paulsen und Andrew Fleming im Jahre 2006 der traditionsreichen Materie an, um sie für die „Lichtspielhäuser dieser Welt“ in einer „aktualisierten Form“ aufzuarbeiten sowie „Warner Bros.“ im Zuge dessen (nach Möglichkeit) eine neue lukrative Franchise zu bescheren. Zumindest aus einer solchen ist bis heute (Mitte 2013) nichts geworden – vielleicht (bzw. vermutlich) deshalb, weil der hier nun zur Besprechung vorliegende Streifen letztlich insgesamt nur knapp 30,7 Millionen Dollar an den internationalen Kinokassen einspielte…

Am Anfang dieses „Abenteuers“ steht eine gravierende Veränderung im Leben von Nancy (Emma Roberts) an, die hier übrigens 16 (anstatt wie in den Geschichten 18) Jahre alt ist: Da ihr Vater Carson (Tate Donovan) – seines Zeichens ein verwitweter Anwalt, der sie „seither“ allein erzieht und sich angesichts ihres stets turbulent verlaufenden Hobbys (sprich: Freizeit-Ermittlerin) nahezu permanent „ein gewisses Maß an Sorgen“ machen muss – unmittelbar zu Beginn der Handlung mit einem wichtigen Fall in Los Angeles betraut wird, ziehen beide aktuell nun aus dem idyllischen Örtchen River Heights für den Sommer in die vollkommen anders geartete „Stadt der Engel“. Ihre besten Freunde Ned, Bess und George sowie Haushälterin Hannah, welche in den Büchern jeweils zentrale Rollen einnahmen, muss sie dabei (zwangsweise) für diese paar Wochen in der ländlichen Heimat zurücklassen. Darüber hinaus hat sie ihrem Dad zuliebe versprochen, in der ungleich gefährlicheren Metropole aufs „Herumschnüffeln“ zu verzichten. Letzteres fällt ihr merklich schwer – zumal sie ihre Bleibe dort im Vorfeld bereits gezielt zu ihren Interessen passend ausgewählt hatte: Während ihres Aufenthalts residieren sie nämlich in der „edel-atmosphärischen“ Villa der ehemaligen Hollywood-Diva Dehlia Draycott (Laura Elena Harring) – eine vergleichsweise preiswerte Immobilie, seit ihre Besitzerin 1981 (einem fünf-monatigen Verschwinden folgend) unter mysteriösen Umständen auf dem betreffenden Grundbesitz zu Tode kam…

Nancy´s eher altmodisch anmutender Kleidungsstil zieht „natürlich“ postwendend die abschätzenden Blicke der ach so trendy-coolen „City Girls“ auf sich – allen voran jene der „Mode-fixierten“ Teens Inga (Daniella Monet) und Trish (Kelly Vitz), welche sie umgehend zum Ziel ihrer Scherze und spitzen Bemerkungen machen. Inga´s jüngerer Bruder, der 12-jährige Corky (John Flitter), findet indes jedoch Gefallen an der neuen Mitschülerin und avanciert fortan zu ihrem „Sidekick“ sowie ständigen Begleiter – sehr zur Irritation Neds (Max Thieriot), der seine gute Freundin wenig später mal besuchen kommt und sich auf einmal (gar noch mehr als früher) in einer „Randposition“ innerhalb ihres direkten Umfelds wähnt. Beständig unter dem Radar ihres in seiner Arbeit stark eingebundenen Vaters operierend, führt sie eine zutage gekehrte (u.a. aus gefundenen persönlichen Aufzeichnungen des ermordeten Filmstars bestehende) „heiße Fährte“ schrittweise zu immer neuen Hinweisen, welche schließlich auf einen finanziellen Hintergrund als Motiv jener noch immer unaufgeklärten Tat hindeuten – denn wie es sich herausstellt, gibt es doch eine Erbin des umfangreichen Vermögens: Eine damals unmittelbar nach der Geburt zur Adoption freigegebene Tochter (Rachel Leigh Cook), welche es fortan aufzuspüren und einzuweihen gilt. Je weiter Nancy´s Untersuchungen voranschreiten, desto stärker spitzt sich die Lage um sie herum allerdings zu: Eingangs sind es „nur“ anonyme Drohanrufe – schon bald aber trachtet ihr jemand aktiv nach dem Leben…

„Nancy, Nancy Drew – where are you? We got some things to do now…” könnte man glatt beim Sichten dieses größtenteils „locker-flockigen Unterhaltungsprodukts“ zu summen oder singen anfangen – u.a. da mir persönlich prompt dieses „wohlig-spaßige Gefühl“ wieder ins Gedächtnis zurückkam, das ich im jüngeren Alter für gewöhnlich beim Mitverfolgen der „Scooby Doo“-Cartoons empfand. Viele der untrennbar zu der klassischen Materie gehörigen „Zutaten“ sind vorhanden: Ein ominöses Testament, diverse zu lösende Rätsel, eine geräumige alte Villa mit dunkler Vergangenheit, Geheimgänge hinter den Wänden, ein „creepy Caretaker“ und so weiter und so fort. Dieses (unabhängig des modernen Ambientes) präsente Retro-Feeling erweist sich rasch und unverkennbar als ein gewichtiger Pluspunkt. In diesem Kontext standen die Verantwortlichen bei der Konzeption des Projekts vor einer Herausforderung: Wie transportiert man eine solch „traditionell“ ausgerichtete Figur in die Gegenwart – ohne ihren individuellen Stil zu kompromittieren und/oder sie zu einer jüngeren „Veronica Mars“-Variante werden zu lassen? Die einfache, aber erstaunlich effektive Lösung: Man verlieh ihr eine „altmodische Ader“ und bettete diese zusätzlich in einen „verstärkenden“ Fish-out-of-Water-Storyansatz ein, der eine ersprießliche inhaltliche Ergänzung markiert und keineswegs nur als Grundlage für komödiantisch ausgerichtete Situationen dient. Nancy lebt in einer dieser amerikanischen „Bilderbuch-Kleinstädte“, schneidert sich ihre Kleidung selbst (nach den Mustern ihrer Mutter), trägt bequeme „Penny Loafers“, fährt einen tollen Oldtimer, liest freiwillig und gern Bücher, nutz so manch „altbackene“ Vokabel (wie z.B. sleuthing) und hält sich selbst bei Verfolgungsjagden an die Geschwindigkeitsbeschränkung – wohingegen sie „zeitgemäße Dinge“ wie Laptops, digitale Aufnahmegeräte oder das Internet nichtsdestotrotz zu nutzen und zu schätzen weiß. Allein dass sie und ihr Vater per Zug nach L.A. reisen, atmet geradezu den Geist einer verblichenen Epoche – vor allem in Anbetracht der „gängigen Einstellung“ gegenüber Bahnfahrten in den USA. Ein gewisses Aufeinanderprallen zweier Kulturen ist also vorprogrammiert: Individualismus trifft auf jugendliche Oberflächlichkeit. Nancy ist von Natur aus höflich, freundlich, engagiert und ambitioniert – sorgt sich um das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen (Stichwort: Bleifarbe an den Wänden) und gibt kontinuierlich (im Sport wie im Kunstunterricht) möglichst volle 100%, weshalb sie sich ein ganzes Stück weit von der Masse abhebt. In diesem Sinne: Schneller als man nun „Mean Girls!“ rufen kann, kommen die „unausweichlichen“ Sprüche und Streiche ihrer Mitschüler/innen ins Spiel – doch prallen diese (zumindest weitestgehend) an ihr bzw. ihrer selbstsicheren wie liebenswürdigen Mentalität ab. Die Botschaft ist eindeutig: Sei Dir selbst stets treu – inklusive Deinem eigenen Geschmack und etwaigen eigenständigen Denkweisen. Nancy Drew war schon immer ein vorbildliches „Teen Role Model“

Emma Roberts („Aquamarin“), ihres Zeichens Eric´s Töchterchen und Julia´s Nichte sowie beim Dreh gerade einmal 15 Jahre alt, verkörpert die Hauptrolle schlichtweg perfekt. Die Kombination aus ihrem natürlichen Auftreten und dem zur Schau gestellten Grad an Talent ließ mich ihr (im Rahmen meiner 2008er „Erstsichtung“ des Werks) prompt eine erfolgreiche Zukunft im Business prophezeien – was sich seither so ja dann auch bewahrheitet hat (siehe u.a. „Scream 4“ oder „the Art of Getting By“). Im Prinzip „trägt“ Emma den Film nahezu im Alleingang: Sie ist einem auf Anhieb sympathisch und man nimmt ihr die gebotene Cleverness problemlos ab, ohne dass dabei ein „besserwisserischer Eindruck“ erkeimt. Nancy´s unbeirrbar souveräne, unironische Haltung (selbst in brenzligen Lagen: „It really gets to my goat when people try to kill me. It´s so rude!“) bildet einen anziehenden Kontrast zu den Charakterzügen ihres Sidekicks Corky, der eine Priese Zynismus beisteuert, die meisten Lacher auf seiner Seite hat und von Josh Flitter („Big Momma´s House 2“) frei eines Anlasses zur Klage verkörpert wird. Die Chemie zwischen ihnen stimmt, ebenso wie das komödiantische Timing: Als sie sich in seinem Beisein etwa in Gedanken versunken wundert, wer sie wohl gerade umzubringen versucht hat, erwidert er trocken, aber aufgewühlt: „I´m wondering that too. In fact, I´m kind of freaking out about it!“ Daniella Monet (TV´s „Victorious”) und Kelly Vitz („Simon Says”) sind als die beiden „von Trends besessenen“ Mädels zu sehen, die allmählich einen engeren Kontakt zu Nancy aufbauen – und als ihr Freund Ned tritt Max Thierot („the Astronaut Farmer“) in Erscheinung: Ein „Schwiegermutter-Traum“, wie er im Buche steht. Auffällig in diesem Zusammenhang ist, dass alle minderjährigen Akteure ihrem Alter angemessen besetzt wurden und auch entsprechend ausschauen: Erfrischend ungewohnt – zugleich allerdings auch leicht irritierend, etwa wenn diese „jungen Leute“ so in ihren Autos umherfahren. In allesamt solide ausgefüllten Nebenrollen sind darüber hinaus noch Tate Donovan („Shooter“), Marshall Bell („Starship Troopers“), Barry Bostwick (TV´s „Spin City“), Laura Elena Harring („the Punisher“) und Rachel Leigh Cook („She´s all that“) mit von der Partie – des Weiteren geben sich u.a. Chris Kattan („House on Haunted Hill“), Adam Goldberg („the Salton Sea“) und Bruce Willis („Armageddon“) jeweils in Form amüsanter Cameos die Ehre…

Regisseur Andrew Fleming („the Craft“/„Threesome“) erschuf ein gezielt aufs primär zu erreichende Publikum (ich schätze mal: in erster Linie Mädels so zwischen 8 und 16) zugeschnittenes Werk, welches jedoch auch erwachseneren Zuschauern einzelne Details und Anspielungen zu bieten hat, die ansonsten eventuell „übersehen“ werden könnten: Zum Beispiel eine korrigierende Äußerung Nancys beim Besuch eines „Film Noir“-Sets, Erkenntnisse, wie dass Dreharbeiten nie chronologisch ablaufen, spezielle Einstellungen, die mit Hilfe von Licht- und Schatten-Kompositionen sowie schrägen Kamerawinkeln Krimis der „schwarzen Serie“ Tribut zollen – oder allein schon das Casten von „Mulholland Dr.“-Star Harring als Dehlia Draycott. Den individuellen Look Miss Drews traf Jeffrey Kurland („Ocean´s Eleven“) mit seinen erstklassigen Kostümen perfekt und das Produktions-Design kommt genauso hochwertig daher wie Ralph Sall´s („Grind”) Score, welcher die Phasen zwischen den nett ausgewählten Soundtrack-Songs „klangvoll-erquicklich überbrückt“ (u.a. sind Spoon, die Gorillaz sowie eine Reihe passabler Cover-Versionen zu hören). Das Skript an sich hätte ich mir persönlich aber doch ein wenig ausgefeilter gewünscht – ohne der einen oder anderen „eingeschlichenen Unebenheit“ im Grundton bzw. Gesamtbild: Carson´s Profession als Anwalt findet fast keinerlei weiterführende Erwähnung, kein einziges Mal nimmt Nancy Kontakt zu Bess, George oder Hannah in der Heimat auf – und Dehlia wirkt in allen Belangen eher wie eine Diva aus der „goldenen Epoche der Traumfabrik“ als eine Aktrice, die in den ’80ern (am Zenit ihrer Karriere) kurzerhand verschwand. Hinzu kommt, dass der Fall (der Zielgruppe angepasst) nicht allzu schwierig zu durchschauen ist und die „Twists“ recht unkompliziert gestaltet wurden – während einzelne Teile der Handlung (im Gegenzug) ein „deutlicheres Augenzwinkern“ vermissen lassen, etwa im Rahmen des (meiner Meinung nach) tendenziell zu gradlinig gestrickten und dargereichten „Thriller-Finales“. In einer Szene rettet Nancy einer Mitschülerin sogar per Luftröhrenschnitt das Leben: Einsatz von Taschenmesser und Kugelschreiber inklusive! Ferner hätte ich mir eine „stärkere Konzentration“ auf die Mystery-Aspekte der Story gewünscht – verschiedene falsche Fährten, Klischees und Stereotypen wirkten auf mich (in der Hinsicht) einfach „zu verbraucht“. Natürlich ist mir vollkommen bewusst, dass man diese Kritik-Ansätze nicht überbewerten sollte – und zum Glück erleichtern viele andere Faktoren eine entsprechende Betrachtungsweise: Neben den bereits erwähnten u.a. noch das angenehm straffe Tempo, diverse vergnügliche Sequenzen (á la ein Besuch in einer angesagten Modeboutique) sowie manch Dialogzeile, die einem unweigerlich ein entspanntes Lächeln ins Gesicht zaubert…

Fazit:  „Nancy Drew: the Mystery in Hollywood Hills“ (2007) – so der ursprüngliche Arbeitstitel der Produktion – ist eine klassische Geschichte in einem modernen Gewand, welche ihrem Publikum (trotz kleinerer Schwächen) alles in allem einen sympathischen wie kurzweiligen Zeitvertreib mit einer herausragenden jungen Hauptdarstellerin und einem erfreulich hohen Unterhaltungsfaktor bietet…

starke

Nahezu allerorts hat „Warner Bros.“ den Film (inzwischen) auf DVD veröffentlicht. Hierzulande ist er seit Mai 2008 zu haben, nachdem er zuvor auch in den deutschen Kinos zu sehen war. Pläne einer BluRay-Veröffentlichung sind mir bislang noch keine bekannt…

Stefan SeidlNancy Drew 01

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Nancy Drew 02

Copyright des Covers und der Bilder: Warner Bros.__ Freigabe der deutschen Veröffentlichung: FSK 6__ Geschnitten: nein__ Blu Ray/DVD: nein/ja__ Seit dem 23. Mai 2008 erhältlich.

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