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Never goin’ back

Originaltitel: Never goin’ back__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2018__ Regie: Augustine Frizzell__ Darsteller: Maia Mitchell, Camila Morrone, Joel Allen, Kendal Smith, Matthew Holcomb, Kyle Mooney, Marcus M. Mauldin, Liz Cardenas, …
Never goin' back

Das US-Postermotiv von “Never goin’ back”.

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

Bei “Never goin’ back” handelt es sich um eine von Augustine Frizzell verfasste und in Szene gesetzte Komödie, in Gestalt derer jene ihr Spielfilm-Regiedebüt ablieferte, nachdem sie zuvor einige “Shorts” gedreht hatte sowie als Schauspielerin aktiv gewesen war. Samt ihres Ehemanns David Lowery (“the Green Knight“) als Executive Producer mit an Bord, feierte der Streifen seine Premiere auf dem 2018er “Sundance”-Festival in Park City, Utah – bevor er schließlich seitens des geschätzten “Indie”-Labels “A24” in die amerikanischen Kinos gebracht wurde…

Im Zentrum der erzählten Geschichte stehen die in Texas lebenden Freundinnen Angela (Maia Mitchell) und Jessie (Camila Morrone), welche u.a. in einem Bett schlafen und sich ständig “körperliche Nähe” teilen – über die aber nie klar preisgegeben wird, ob sie tatsächlich eine lesbische Beziehung führen. An sich ist das ja auch vollkommen egal – also “allein ihre Sache” – was ich als eine nette Entscheidung Frizzells empfand, die ein männlicher Autor so vermutlich nicht getroffen hätte. Auf jeden Fall sind die beiden Schulabbrecher “unzertrennliche BFFs”…

Da Jessie´s 17. Geburtstag in Kürze ansteht, hat Angela ihr eine schöne Überraschung gebucht: Ein Trip nach Galveston – da sie noch nie am Meer waren und schon immer mal Donuts am Strand essen wollten. Dafür musste sie jedoch ihr gemeinsames Geld für die Miete ausgegeben. Die Lösung: Wenn sie vorm Wochenende noch möglichst viele Schichten bei ihrem Job als Kellnerinnen in einem örtlichen Restaurant übernehmen, würde alles hinhauen. Die Freude ist groß und der Plan machbar – sofern sie sich bis dahin denn ordentlich zusammenreißen…

Generell sind sie nämlich nicht gerade die zuverlässigsten. Zudem konsumieren sie ganz gern mal Drogen – in erster Linie Marihuana. Ihre Mitbewohner im Haus sind der in einem Fast-Food-Laden arbeitende Brandon (Kyle Mooney) sowie Jessie´s Bruder Dustin (Joel Allen) – seines Zeichens ein nicht allzu cleverer “Wannabe-Gangster” (klischeehafte Sprech- und Gebarensweise inklusive), von dem verschuldet ein verpatzter nächtlicher “Weed-Deal” kurzerhand eine sie alle fortan betreffende Ereigniskette auslöst…

Da Dustin bei der Aktion nicht nur sein eigenes Geld, sondern auch das seines bekannten Tony (Kendal Smith) abgenommen bekommen hat, bricht jener im Morgengrauen kurzerhand bei ihnen ein – worauf eine Konfrontation mit Angela und Jessie entbrennt sowie er just noch mit einem TV-Gerät als “Beute” abhauen kann, bevor die von einer Nachbarin gerufenen Cops aufkreuzen. Es sind dann allerdings die Mädels, die verhaftet werden, als sich die angerückten Beamten drinnen ein wenig umsehen und dabei Kokain-Rückstände auf ihrem Glastisch erspähen…

Neben der Veranschaulichung ihrer innigen Freundschaft geht es in “Never goin’ back” darum, welche “Hindernisse” Jessie und Angela überwinden müssen, um in ein paar Tagen ihre Miete zahlen zu können sowie es nach Galveston zu schaffen. Nach 48 Stunden im Jugendarrest können sie sich indes jedoch sicher sein, dass ihr Chef Roderick (Marcus M. Mauldin) sie inzwischen gefeuert hat. Ja, er mag sie und hat ihnen bereits des Öfteren geholfen – doch haben sie ihm ausdrücklich versprochen, ihn dieses Mal nicht schon wieder zu enttäuschen…

Erneut “auf freiem Fuß”, werden sie von Dustin und seinem Kumpel Ryan (Matthew Holcomb) in Empfang genommen – und das in Begleitung von Tony, der nun (frisch ausgesöhnt) mit zur “Squad” der Jungs gehört! Entsprechend wütend über das alles – obwohl es an sich ja ihr Koks war; welches sonst aber unentdeckt geblieben wäre – beschließen Angela und Jessie, bei Roderick “zu Kreuze zu kriechen”. Vorher müssen sie aber noch ihre schmutzige Arbeitskleidung waschen und muss Jessie unbedingt auf´s Klo, da sie das in ihrer Zelle in all der Zeit einfach nicht konnte…

Letztere Punkte entpuppen sich jedoch nicht als so simpel wie eigentlich gedacht – etwa weil es Dustin versäumt hat, eine Rechnung zu zahlen, und man ihnen daher nun das Wasser abgestellt hat. Eine am Nachmittag startende Party nahebei bietet ihnen allerdings eine Lösungs-Möglichkeit: Die Waschmaschine dort nutzen, Spaß haben und zum abendlichen Schichtbeginn “reumütig” im Restaurant auftauchen. Wichtig ist bloß: Kein Alkohol und keine Drogen! Alles läuft gut – bis sie zu einigen Cookies greifen, um ihren Hunger zu stillen…

“Never goin’ back” lebt maßgeblich von seinen recht unbesonnen Haupt-Protagonistinnen, die reich an “jugendlicher Energie” (ohne mehr als nur kurzfristig vorauszuplanen) ihre gegenwärtige Existenz durchlaufen. Ein kleines, limitiertes Stückchen begleiten wir sie dabei. Über ihre Backstorys bzw. Vergangenheit (wie sie aufwuchsen, was mit ihren Eltern ist etc.) erfährt man angrenzend nichts. Auch bleibt es am Ende ungewiss, ob sie ihre Zukunft “auf die Reihe kriegen”. Nein, dies ist keine “Coming-of-Age”-Geschichte…

Von der allerersten Szene an – in welcher Angela Jessie aufweckt, um ihr von ihrem Geschenk zu berichten, nachdem sie ihr zuvor einen Penis auf die Wange gemalt hatte – ist ihre innige Verbundenheit evident – und mit jeder Situation, in die sie geraten, wird einem das nur noch klarer. Auf Anhieb nimmt man ihnen ab, dass sie einander genau kennen und stets füreinander da sind. Innerhalb des speziellen “Vibes” des Films – seiner Art und Ausrichtung – hat Frizzell die Figuren wunderbar glaubwürdig und “stimmig” anmutend verfasst…

Angela ist frecher und ungestümer als Jessie und offenbart regelmäßig irgendwelche Ideen, von denen diverse aber nicht sonderlich durchdachter Beschaffenheit sind. Dennoch gelingt es ihr meist – so manchem berechtigten Einwand zum Trotz – ihre BFF (u.a. dank ihres “ansteckenden Enthusiasmus”) zum Mitmachen zu animieren. Die High School haben sie zwar nicht abgeschlossen – sich aber immerhin einen Job gesucht und sind nun Monat für Monat ernsthaft darum bemüht, pünktlich ihre Miete beisammen zu haben…

Das wenige Geld, das sie verdienen, langt nicht, um Ersparnisse aufzubauen – woran Kids in jenem Alter aber eh nicht wirklich denken – worüber hinaus ihr Verantwortungs-Bewusstsein ebenso eingeschränkt ist wie die Aussicht darauf, perspektivisch markant “vorankommen” zu können. Ohne Erwachsene um sie herum, werden Dinge á la die Pflege des Vorgartens (zum Unmut ihrer Nachbarin) vernachlässigt – worüber hinaus beide in Sachen Beleidigungen und Schlagfertigkeit mit einem ziemlich “losen Mundwerk” gesegnet sind…

“Never goin’ back” zeichnet ein relativ “bodenständig-nüchternes” Bild des sozialen Milieus, in dem sich Angela und Jessie bewegen: Sie fahren mit dem Bus, legen nicht auf dessen Route liegende Strecken überwiegend zu Fuß zurück – vorbei an für solche Städte gängige Strip-Malls und Wohnsiedlungen – und schuften als Bedienungen in einem dieser Restaurants, wie es sie überall im Lande gibt. Ihr Boss weiß um ihre Schwächen in den Bereichen “Motivation und Fokus” – verfügt aber über eine “verzeihende Ader” und findet sie (bzw. ihr Auftreten) unterhaltsam…

Als Zuschauer teilt man jene Empfindung auf ersprießlich-ansprechende, Sympathie erzeugende Weise. Allein schon, dass sie sich gelegentlich mit “Dude” anreden, fand ich herrlich. Außerdem sind sie hübsch, sexy, selbstsicher und lassen sich nicht despektieren – bspw. als sich ein älterer Herr in einem Supermarkt u.a. über ihre “freizügige Kleidung” aufregt. Im Ansatz haben sie mich an die Girls in Harmony Korine´s “Spring Breakers” (oder an einige aus gewissen Larry Clark Flicks) erinnert – nur dass Angela und Jessie deutlich minder “abgründig-edgy” daherkommen…

Die “Chemie” zwischen Maia Mitchell (“Hot Summer Nights”) und Camila Morrone (“Death Wish“) ist fantastisch – voller “ansteckender Spielfreude” – ihren Performances gebührt Lob. Durch sie (und Frizzell´s Vorgaben) amüsiert man sich über das Gebotene, statt sich über die Charaktere und ihre dummen Entscheidungen aufzuregen. Man drückt ihnen die Daumen und wünscht ihnen – so wie ihr Chef es ebenfalls tut – dass sie ihren Einfallsreichtum, Charme und “Drive” in Zukunft endlich für Besseres als aktuell gerade einzusetzen in der Lage sind…

Als Jessie´s schlecht frisierter Möchtegern-Drogendealer-Bruder Dustin sorgt Joel Allen (TV´s “the Purge”) für ein paar solide Schmunzler – vor allem im Zuge eines Gesprächs mit den Cops, in dem aufgrund eines Missverständnisses auf einmal das Thema Homosexualität angeschnitten wird – während Kendal Smith (“Carter High”) und Matthew Holcomb (TV´s “9-1-1”) die übrigen Mitglieder seiner “Squad” mimen: Tony sowie der eigentlich aus vermögendem Hause stammende Ryan, dem seine Eltern allerdings “den Geldhahn zugedreht” haben…

Und dann gibt es da noch den verschmitzten Fast-Food-Laden-Bediensten Brandon aus den Reihen dieser allesamt “nicht besonders hellen” jungen Herrschaften: Verkörpert von “Saturday Night Live”-Regular Kyle Mooney, versorgt der seine Freunde auf der Arbeit regelmäßig mit kostenlosen Sandwiches und träumt davon, mal mit Jessie oder Angela (oder gar noch besser: mit beiden zugleich) Sex zu haben. Aufgrund konstant-vehementer Abfuhren muss er sich “bis dahin” jedoch mit Internet-Porn zufrieden geben (bzw. stellen)…

Eher selten für Werke dieses Subgenres, stehen in “Never goin’ back” die Mädels im Mittelpunkt – wogegen es sonst ja meist männliche Cliquen oder Leute wie Seth Rogan sind. Okay, Gregg Araki´s “Smiley Face” mit Anna Faris kommt mir noch in den Sinn – welcher aber viel abstruser und überdrehter ist. Irgendwie “konzeptionell betont” wird das allerdings nicht: Sie sind halt einfach selbstbewusste Freundinnen, die ihren Alltag bewältigen müssen und dabei zumindest temporär mal ein konkretes Ziel vor Augen haben. Im Prinzip ein klassisches “Buddy Movie”…

Frizzell lässt Angela und Jessie verschiedene Situationen, Herausforderungen und Rückschläge durchleben sowie “adaptierend” neue Vorgehensweisen in Angriff nehmen. Aufgeben ist für sie keine Option – und ihre “Einsatzbereitschaft” hoch: Siehe die in Form von Flashbacks aufgezeigten Male, als sie sich mit Ziegelsteinen schlugen und daraufhin erzählten, sie hätten einen Autounfall gehabt, oder sie sich von Kopf bis Fuß von Mücken zerstechen ließen, da das nach Windpocken aussehen würde – jeweils um sich “glaubhaft” krankmelden zu können…

Obwohl sie sich nach der “Knast-Sache” redlich Mühe geben, ihren Job nicht zu verlieren, schaffen sie das trotz allem nicht, als sie unabsichtlich “Pot-Cookies” essen sowie anschließend in zerknitterten und durchnässten Klamotten “Zombie-artig stoned” im Restaurant erscheinen. Das daraus resultierende Gespräch mit ihrem Boss (prima: Marcus M. Mauldin aus “Mr. Right“) trifft genau den richtigen “Ton” – und wird seitens einer köstlichen Szene eingeleitet, in der sie sich in seinem Büro beim Betrachten eines Bildschirm-Schoners ein paar spezielle Gedanken machen…

Nicht jeder Gag “sitzt” oder traf meinen persönlichen Geschmack: Gerade im Rahmen des Ausklangs einer finalen Idee, um eventuell doch noch ans benötigte Geld zu gelangen, wird eine herausragend krude “Humor-Spitze” präsentiert, die meiner Meinung nach so nicht unbedingt hätte sein müssen; an sich aber schon ein Stück weit absehbar war (Stichwort: Jessie´s Darm-Probleme). Zum Glück ist der Rest in dieser Beziehung “zurückhaltender” (bzw. stärker aufs Verbale als aufs “Physische” konzentriert) ausgestaltet worden…

Mit dem Vorgelegten hat Frizzell offenkundig Talent bewiesen – wonach sie übrigens stracks für die Pilot-Episode der Hit-Serie “Euphoria” verpflichtet wurde. Überdies geht die Kamera-Arbeit Greta Zozulas (“Becky“) in Ordnung und weiß die Soundtrack-Song-Auswahl zu gefallen – von Zhora´s “Lights” und Sarah Jaffe´s “Explode” über The Young Angry´s “Fire” bis hin zur “augenzwinkernden” Einbindung zweier “Power-Balladen-Klassiker”: Barry Manilow´s “Mandy” und Michael Bolton´s “How am I supposed to live without you”…

Alles in allem ist “Never goin’ back” eine unterhaltsame Komödie mit gewitzten Dialogen sowie diversen amüsanten Momenten und Plot-Entwicklungen, welche von einem tollen, charismatischen, eine “mitreißende positive Energie” ausstrahlenden Lead-Duo “getragen” wird. Unweigerlich musste ich an Olivia Wilde´s “Booksmart” denken – welchen ich insgesamt etwas lieber mag – wobei sich der hier vorliegende Streifen jedoch u.a. in einem anderen Umfeld entfaltet sowie mit mehr konsumierten Drogen aufwartet…

knappe7 von 10

Leider ist “Never goin’ back” in den USA bloß auf DVD (und nicht auch auf BluRay) erschienen – was aber noch immer besser als hierzulande ist, wo bis heute (12/2022) weiterhin keine Veröffentlichung des Werks in Aussicht steht…

Stefan SeidlNever goin' back

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Never goin' back

 

Copyright des “Never goin’ back” Covermotivs und der Pics: Sailor Bear / Mama Bear Studios / Ten to the Six Pictures / Zero Trans Fat Prod. / A24 / Lionsgate (US)__ Infos zur amerikanischen VÖ: Freigabe: Rated R__ DVD/BluRay: ja/nein

 

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