Originaltitel: Confidential Informant__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Michael Oblowitz__Darsteller: Mel Gibson, Kate Bosworth, Nick Stahl, Dominic Purcell, John Cassini, Russell Richardson, Jon Lindstrom, Erik Valdez, Camila Savia u.a. |
Die Freundschaft von Tom Moran und Michael Thornton wurde im Golfkrieg geschmiedet. Jahre später, im New York des Jahres 1995, arbeiten sie gemeinsam als Cops. Dank eines Informanten mit weitreichenden Kontakten verbuchen sie zahlreiche spektakuläre Erfolge. Doch ihr Informant ist schwer an Aids erkrankt und hat nur noch wenige Monate zu leben. Er versucht, für seine Familie alles ins Reine zu bringen. Wofür er die Hilfe der beiden Cops braucht.
Die haben selbst ihre Problemherde. Thornton ist ein Alkoholiker, der auch anderen Substanzen nicht abgeneigt ist. Das übrige Geld schleppt er zu Hure Ginger, die ihm zumindest ansatzweise menschliche Nähe verschafft. Moran hingegen lebt ein einigermaßen zufriedenes Familienleben, ist allerdings hoch verschuldet und an Magenkrebs im Endstadium erkrankt. So will auch er für seine Familie die nötigsten Vorkehrungen treffen.
Und die haben es in sich. Denn wenn Moran „nur“ an dem Krebs verstirbt, wird seine Familie in Armut enden. Stirbt er im Einsatz, übernimmt die Versicherung und die Polizeigewerkschaft wird sich zusätzlich um seine Familie bemühen. So schmieden er, Thornton und der Informant einen Plan, der beiden kranken Männern hilft. Bei einer fingierten Schießerei soll der Informant erst Moran und dann sich selbst erschießen.
Thornton wird sich dann um die Familie des Informanten kümmern und denen große Geldmengen zukommen lassen. Und er soll ein Auge auf Morans Familie haben. Doch der Plan verläuft nicht reibungslos und alsbald sieht sich Thornton internen Ermittlungen ausgesetzt, die alles zum Scheitern verurteilen könnten.
Cop-Drama mit Mel Gibson
Die Prämisse von „New York Confidential“ ist einfach klasse und hätte das Potential für einen wirklich guten Film gehabt. „New York Confidential“ ist jedoch nicht dieser gute Film. Er ist ganz im Gegenteil ein Film, der aus der großartigen Prämisse nichts macht. Die moralischen Implikationen interessieren ihn genauso wenig wie seine Charaktere. Drehbuch und Regie gehen nie unter die Oberfläche, erschließen nicht das dramatische Potential und gehen immer den einfachsten Weg.
Dass Moran seinen Tod plant, ringt seinem besten Kumpel Thornton kaum eine menschliche Reaktion ab. Auch das Schicksal ihres Informanten interessiert die beiden Cops wenig. Beschließt das Drehbuch dann, dass es an der Zeit für die Durchführung des Planes ist, wird das eben halt gemacht. Weder verabschiedet sich Moran irgendwie von seiner Familie noch weiht er sie in seine Gedankengänge ein. Das Ergebnis ist psychologisch schlichtweg unglaubwürdig und berührt, derart trocken und wenig emotional gereicht, den Zuschauer null.
Die Umsetzung des Planes endet dann im vollkommenen Chaos. Man hockt vor „New York Confidential“ und weiß nicht, ob da etwas schief läuft oder doch alles wie geplant passiert. Einfach, weil man nie drin ist und man den in einem Nebensatz ausformulierten Plan längst vergessen hat. Das Ergebnis: Zur Mitte des Filmes liegen Dramaturgie und Potential der eigentlichen Prämisse mit gebrochenem Genick in der Ecke.
Angenervt bleibt man dran. Folgt den weiteren Entwicklungen, die jedes denkbare Klischee interner Ermittlungen bedienen. Richtig oder falsch ist längst scheißegal. Nichts wird hinterfragt, keine Motive werden ausgelotet. Nebenbei wird der eigentlich einzige aufrechte Charakter, der interne Ermittler Learner, konsequent zum inkompetenten Vollidioten gemacht, den man mehr und mehr zu hassen beginnt. Obschon er absolut integer handelt. Nur um vom Drehbuch in den letzten Minuten vollends verraten zu werden, wenn er für die vermeintliche einzig wahre Moral all seine Überzeugungen fahren und Korruption Korruption sein lässt. Und so endet „New York Confidential“ einfach nur irre und verlogen.
Daran kann auch keiner der bis in die Nebenrollen hinein sehr solide agierenden Darsteller irgendetwas ändern. Was vor allem für Nick Stahl („Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“) schade ist, da dieser sich als Thornton bis zuletzt sichtlich müht. Auch Dominic Purcell („Gridlocked“) spielt ordentlich und funktioniert vor allem mit Stahl richtig gut. Nur das Drumherum passt halt null.
Kate Bosworth („The Enforcer“) darf als Morans Ehefrau immer nur traurig in die Gegend gucken, bleibt ansonsten aber irritierend egal, obschon sich ja im Grunde genommen alles um sie und ihren Sohnemann dreht. Mel Gibson („On the Line“) gibt den Chef des Polizeireviers von Moran und Thornton und sitzt eigentlich nur in seinem Büro, spielt hier aber sehr stark und präsent auf und bleibt letzten Endes am meisten in Erinnerung.
In technischer Hinsicht wirkt „New York Confidential“ reichlich billig. Regisseur Michael Oblowitz („The Traveler“) bemüht sich zwar, dies mittels starker Farbkorrekturen und schräger Perspektiven zu kaschieren, sorgt aber so erst recht dafür, dass sein Film irgendwie seltsam schäbig wirkt. Erklingt dann noch die langweiligste Fahrstuhlmusik, um dramatische und hektischere Momente zu untermalen, schläft man innerlich schnell mal ein.
Apropos hektisch: Die deutsche FSK-16-Freigabe gründet sich laut Cover-Artwork vor allem auf im Film zelebrierten Drogenmissbrauch und Nacktheit. Dass in dieser Beschreibung Gewalt und Co. keine Rolle spielen, verwundert kaum. Denn obschon es in „New York Confidential“ auch Geprügeltes und Erschossenes gibt, erinnert all das in seiner Umsetzung eher an Kinderbodenturnen denn an rüde Gewalt, die eigentlich mehr als gut in das Sujet des Cop-Dramas gepasst hätte.
„New York Confidential“ kann nur den Fans der Schauspieler ansatzweise empfohlen werden
Es ist die Prämisse des Filmes, die einen aufhorchen lässt. Dem Tode geweihte Menschen von unterschiedlichen Seiten des Gesetzes verschwören sich, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden, um zum einen ihr Leiden zu verkürzen und zum anderen ihren Liebsten ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Doch die Art und Weise, wie das dann von Drehbuch und Regie umgesetzt wird, ignoriert sämtliches dramatisches Potential und die moralischen Fragen, die dieser Prämisse innewohnen.
Stattdessen springen wir von Klischee zu Klischee in einer zunehmend absurder werdenden Handlung voller dummer Momente. Zumindest die Darsteller der Chose mühen sich. Weshalb deren Fans durchaus mal einen Blick riskieren können. Am Ende des seltsam billig wirkenden, spannungsfreien und tempoarmen Streifens könnte allerdings große Ernüchterung stehen.
Die deutsche DVD / Blu-ray kommt von PLAION. Der Film ist mit einer FSK 16 ungeschnitten und die Datenträger haben keinerlei Extras zu bieten. Streamen kann man den Thriller auch.
In diesem Sinne:
freeman
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