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New York Taxi

Originaltitel: Taxi__Herstellungsland: USA/Frankreich__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Tim Story__Produktion: Luc Besson__Darsteller: Queen Latifah, Jimmy Fallon, Gisele Bündchen, Jennifer Esposito, Ann-Margret, Henry Simmons, Ana Cristina de Oliveira, Ingrid Vandebosch, Magali Amadei, Christian Kane, Patton Oswalt, John Krasinski u.a.
New York Taxi

Wenn schon neu machen, dann wenigstens mit meiner Beteiligung, dachte sich Luc Besson und fungiert auch beim Remake „New York Taxi“ als Produzent

Dass französische Erfolgsfilme im synchroscheuen Amerika gerne mal ein Remake erhalten, das ist schon seit Dekaden bekannt, siehe „Drei Männer und ein Baby“, „Daddy Cool“ oder „Ein Vater zuviel“. Als Hollywood anno 2004 dann die Actionkomödie „Taxi“ remaken wollte, stieg der eh auf Internationalität bedachte Originalproduzent Luc Besson in gleicher Funktion beim Remake ein, das in Europa oft als „New York Taxi“ verkauft wurde, im Original lediglich „Taxi“ hieß.

Wie schon beim Original ist Besson auch hier auf eine knallige Auftaktsequenz bedacht und diese ist vielleicht sogar das Beste am Film, wenn man einem Fahrradkurier bei einer stuntreichen Fahrt durch New York zusehen darf, waghalsige Sprünge und Ausweichmanöver inklusive. Es handelt es sich dabei um Isabelle ‘Belle‘ Williams (Queen Latifah), die mit einer Fahrt in Rekordzeit ihrer Abschied vom Kurierdienst feiert, da sie nun als Taxifahrerin anfängt. Dass die Hauptdarstellerin, obwohl schlanker als etwa in „Set It Off“, figurtechnisch nicht ganz dem Stuntman aus der Actionsequenz entspricht, fällt auf, aber immerhin ist die Übertragung eine nicht unclevere Verlegung des Stoffes von Marseille nach New York, denn neben Taxis gehören Fahrradkuriere dort ja prägend zum Bild des Straßenverkehrs (siehe etwa auch „Premium Rush“).

Als Buddy in spe fungiert der tollpatschige Cop Andrew ‘Andy‘ Washburn (Jimmy Fallon), der zwar gut improvisieren, aber schlecht Auto fahren kann, weshalb er bei der Verfolgung einiger Gangster Vorwärts- und Rückwärtsgang verwechselt, die Karre in einen Laden setzt und dabei noch einen Papagei tötet, was ihm Extra-Minuspunkte auf der Shitlist seiner Vorgesetzten und Ex-Freundin Marta Robbins (Jennifer Esposito) einbringt. Kennt man alles in ähnlicher Form aus dem Original, einige Änderungen gibt es immerhin beim Treffen der Buddys.

Denn nicht eine normale Taxifahrt führt zum Kennenlernen von Bleifuß Belle und Tollpatsch Andy, sondern ein Banküberfall, bei dem Andy das Taxi Belles zur Verfolgung des Räuberinnen-Quartetts requiriert, das ihnen nur knapp entkommt. Da die Cops danach Belles Taxi beschlagnahmen und Andy die Suspendierung droht, schlägt er vor die Verbrecher gemeinsam abseits der offizielle Wege zu schnappen um die Reputation beider wiederherzustellen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=VTCj-0FZsL0

„New York Taxi“ leistet sich einige Abweichungen vom Original, hält sich aber im Großen und Ganzen recht sklavisch an die von Produzent Besson („Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“) geschriebene Vorlage. Jedoch ergeben sich gerade aus der Verlegung des Ganzen nach New York einige Probleme. Die einstige Verbrechenshauptstadt schrie wohl nach einem weniger durchgeknallten Humor und Stil, den man hier in die Hände des Jungregisseurs Tim Story legte, der erst die gefeierte Indie-Komödie „Barbershop“ drehte, danach aber in erster Linie für zahnlose und meist missratene Konfektionsware wie „The Fantastic Four“ und „Ride Along“ eingesetzt wurde – „New York Taxi“ legte in der Hinsicht bereits den Grundstein. So wagt das Remake es weder besonders schräg und durchgedreht zu sein noch den Stoff als gritty Crime-Thriller neu zu interpretieren, sondern wählt eine dritte, denkbar schlechte Option: Harmloser Klamauk von der Stange, wenn Belles angepisster Freund Jesse (Henry Simmons) Andys Polizeimarke zu Altmetall verarbeitet, der hypernervöse Andy bei Belles Höllenfahrten herum hampelt oder er und Belle sich durch unpointierte Wortgefechte und öde Slapstickeinlagen kämpfen.

Problem Nummer zwei der Ortsverlegung betrifft die Action. Denn auf den Straßen New Yorks sind selten die Rasereien möglich, die das Original auszeichneten, weshalb das Finale dann auch auf den Highway verlegt wird, damit es immerhin etwas mehr Speed und Stunts gibt, inklusive des beim Original abgepausten Schlusses. Sonst ist die Action routinierte bis unterdurchschnittliche Standardware, bei der ein paar quietschende Reife und begrenzt waghalsige (manchmal auch noch CGI-gestützte) Fahrmanöver kaum einen Genrefan hinter dem Ofen vorlocken – da bleibt die Fahrradszene am Anfang das Highlight.

Vor allem treibt die Verlegung in amerikanische Gefilde den ansatzweise frischen Ansatz des Originals aus mal ein Gegengewicht zum vornehmlich amerikanisch geprägten Buddy Movie zu bieten – „New York Taxi“ ist eine Cop-Actionkomödie unter vielen, wie sie schon seit den 1980ern (z.B. mit „Schlappe Bullen beißen nicht“) das eh schon meist komödiantische Buddy-Cop-Genre noch weiter in den Bereich des Lustigen ziehen wollten. Dass der Film dabei immer mehr zur Nummernrevue von mäßigen Actionszenen und meist misslungenen Gags wird, hilft „New York Taxi“ nicht auf die Sprünge, denn all die Ermittlungen in Sachen Räubergang, im Remake nun vier Model-Brasilianerinnen anstelle männlicher deutscher Schurken, bleiben verpuffendes Beiwerk, das den Plot mühsam am Laufen halten muss, völlig egale Subplots wie Andys Verehrung zur abweisenden Marta und Rivalität mit dem zuständigen FBI-Agenten inklusive.

Auch Umbesetzung mit Blick auf Hautfarbe und/oder Geschlecht bestimmter Figuren machen den Film dann nicht wirklich frischer, zumal das Casting teilweise glücklos ist. Gerade Jimmy Fallon („Jurassic World“) mag als Late-Night-Talker und SNL-Comedian seine Qualitäten haben, als Filmkomiker kann er nicht überzeugen, wirkt meist zwanghaft bemüht und verzichtete in der Folgezeit auf weitere große Filmhauptrollen. Da hat Queen Latifah („Scary Movie 3“) schon mehr auf dem Kasten, spielt die toughe Taxifahrerin mit Ghetto-Realness und Credibility, kann aber wenig am schwachen Script ändern. Giselle Bündchen („Der Teufel trägt Prada“) und ihre Model-Kolleginnen bringen nur begrenzte Schauspielkenntnisse mit und sind für die Optik da, was der Film in entsprechenden Szenen ausschlachtet. Dagegen kann Jennifer Esposito („Conspiracy – Die Verschwörung“) auch schauspielerisch überzeugen, wird vom Film aber ebenso an den Rand gedrängt wie Henry Simmons („Agents of S.H.I.E.L.D.“) als Belles Freund und Ann-Margret („Interstate 60“) als Andys dauerbetrunkene Mutter.

Auch der französische „Taxi“ war schon kein Meisterwerk der Drehbuchkunst, aber kurzweilig und mit eigenem, schrägem Stil, aus dem im Remake nur ein domestiziertes Actionkomödchen wurde, das in Sachen Action bis auf Auftakt und Finale schwächelt, in Sachen Humor fast völlig versagt. Diverse Fehlcastings und ein Nummernrevueplot tragen da nur zum Negativeindruck bei. Kein Wunder, dass es bei nur einem „New York Taxi“ blieb, während das Original gleich mehrere Sequels nach sich zog.

DVD und Blu-Ray des Films kommen von 20th Century Fox und sind ungekürzt im Sinne der Kinofassung. In England gibt es eine Extended Version auf DVD. Der Film ist ab 6 Jahren freigegeben, DVD und Blu-Ray aufgrund von Bonusmaterial ab 12. Dieses umfasst entfallene Szenen, einen Audiokommentar des Regisseurs sowie mehrere Making Ofs und Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

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