Originaltitel: The Brazen Bull__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Douglas Elford-Argent__Darsteller: Michael Madsen, Rachel Hunter, Jennifer Tisdale, David Fletcher, Gwendolyn Garver, Nils Allen Stewart, Anastacia McPherson, Shannon Kingston, Elissa Dowling, Christian Madsen u.a. |
Nyktophobie steht für eine anormale Angst vor Nacht oder Dunkelheit. Das könnt ihr aber ganz schnell wieder vergessen. Denn abgesehen davon, dass sich der deutsche Verleihtitel „Nictophobia“ gut als Titel eines Filmes macht, spielt die Phobie an und für sich für den vorliegenden Streifen keinerlei Rolle. In selbigem dreht sich vielmehr alles um einen fiesen Folterknecht, der zumindest den englischen Originaltitel immer mal wieder in seine Dialoge einbindet: „The Brazen Bull“.
Alles dreht sich um Tyler und Lauren. Das Pärchen macht in Immobilien. Kauft alte Gemäuer auf und unterzieht sie einer Konversion, also einer Umnutzung. Ganz aktuell soll ein kürzlich erstandenes, ehemals gewerblich genutztes Gebäude in ein Wohnhaus voller Lofts umgewandelt werden. Mit Laurens Freundin Ashley, die eine Dokumentation über das Vorhaben drehen will, schreiten sie zur Besichtigung.
Doch in dem gewaltigen Gebäude geht Seltsames vor. Das verrät schon ein toter Hausmeister im Keller des Gebäudes. Anstatt Fersengeld zu geben, wandern unsere Helden weiter durch das Haus und finden einen Raum, in dem diverse Fotos hängen, die andeuten, dass irgendjemand Lauren und Tyler auf Schritt und Tritt gefolgt ist. Freilich befindet sich dieser Jemand in dem Gebäude und schlägt alsbald zu. Nun heißt es für die drei, die Flucht nach vorne anzutreten. Ganz nebenbei versucht Lauren, hinter das Geheimnis ihres unberechenbaren Verfolgers zu kommen.
Schaut in den Thriller mit Michael Madsen hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=rcyWz0YsthI
Als Mr. Blonde hatte Michael Madsen in Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ das Bild vom sadistischen Folterknaben um einige saucoole, tänzerische und onelinernde Facetten erweitert. Und anscheinend hatte er mal wieder Lust auf ein wenig Folterei. Also übernahm er nicht nur eine Hauptrolle in „Nictophobia“, sondern steckte auch sein eigenes Geld in den Film.
Was er in dem Streifen / Drehbuch gesehen hat, weiß allerdings nur er selbst. Denn „Nictophobia“ mäandert reichlich ziellos vor sich hin. Zunächst präsentiert es Michael Madsen, wie er scheinbar wahllos irgendwelche Leute um die Ecke bringt. Dann stellt uns der Film Lauren und Tyler vor. Keine gelungene Identifikationsmasse, denn er gerät reichlich langweilig und sie ist von Beginn an dermaßen überspannt, dass sie einen stante pede nervt. So richtig. Nur ihre Freundin hat irgendwas. Man weiß nur nicht so genau was.
Es folgt ewig langes Herumgestolper in dem Abrisshaus. Irgendwann darf Michael Madsen („Burning Speed“) dann losfoltern und sowohl ein paar Finger als auch eine Hand mit einer Knochensäge abtrennen. Reichlich unfein anzuschauen. Und meint man nun die Marschrichtung zu kennen, wird diese sofort wieder fallengelassen. Stattdessen wird nun lang und breit gelabert. Madsens Figur gibt sich dabei bewusst rätselhaft, was wenig zielführend rüberkommt. Und da Lauren einfach immer nur krakeelt, häufen sich die Blicke zur Uhr. Kein gutes Zeichen bei einem Film mit einer Nettolaufzeit von knapp 75 Minuten.
Gegen Ende will der Film dann gerne noch ein wenig twisten, wodurch die Hauptfiguren nur noch unsympathischer werden und noch ein Fiesling aus dem Hut gezaubert wird. Am Ende steht der ganze Film irgendwie Kopf und ein Post-Abspann-Gag hat offensichtlich den ganzen Inhalt nicht verstanden. So mögen wir unsere Unterhaltung.
Obschon Michael Madsen selbst Kohle in den Film gepumpt hat, wirkt er reichlich desinteressiert an der ganzen Chose. Er hat den einen oder anderen guten Moment, versteckt sich ansonsten aber am liebsten hinter seiner Wallemähne und einem süffisanten Lächeln. Jennifer Tisdale („Dark Ride“) spielt als Lauren einfach nur gotterbärmlich schlecht. Da nimmt es kein Wunder, dass sie nach „Nictophobia“ keine Rollen mehr angeboten bekam.
David Fletcher, der Laurens Ehemann gibt, spielt heute in Filmen wie „Ass Clowns“. Auch eine Karriere. Und in einer kleinen Nebenrolle ist noch Rachel Hunter zu sehen. Die hatte kurz darauf nicht nur erneut mit Michael Madsen zu tun, sondern auch mit einer „Piranhaconda“. Yeah. Da hat sie ähnlich gut „gespielt“. War aber nicht die Schlange.
Zumindest sieht der Film optisch ganz ordentlich aus. Auch der Schauplatz wird nicht allzu schnell langweilig. Die insgesamt drei Splattereinlagen sind sauber umgesetzt und durchaus herzhaft geraten. Nachdem man diese wirklich großräumig aus der deutschen Veröffentlichung getilgt hatte, wurde diese direkt ab 16 freigegeben. Was viel über den Folteraspekt und die Härte des Filmes aussagt. Witzigerweise wird auf der Cut-DVD dennoch gewarnt, dieser Film sei nur etwas für Hartgesottene! Obendrein gibt es auf dem Backcover mehr Splatter zu sehen als im FSK freigegebenen Film.
„Nictophobia“ bietet kaum Folter in der Dunkelheit
Letzten Endes ist „Nictophobia“ kaum mehr als ein stinknormaler Thriller geworden, der nur in drei kleineren Momenten kurz ausschert und auf der 2010 noch grassierenden Folterfilmwelle mitzusurfen versuchte. Ansonsten plätschert das Geschehen reichlich spannungslos vor sich hin und wünscht man sich als Zuschauer mehr als einmal insgeheim, Michael Madsen möge die brutal nervende Heldin endlich abschlachten. Leider ist das Drehbuch für einen derartigen Kniff zu 0815 geraten. Trotzdem ist der größtenteils gelangweilt wirkende Madsen definitiv noch das Beste am ganzen Film. Letzterer verbockt es dann obendrein auf der Zielgeraden mal so richtig.
Die DVD / Blu-ray von Infopictures mit einer FSK 18 Freigabe ist geschnitten. Infopictures gab allerdings auch eine Lizenz in Richtung NSM raus. Die veröffentlichten „Nictophobia“ ohne Freigabe ungeschnitten. Ebenfalls auf DVD und Blu-ray.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: NSM / Infopictures__Freigabe: Ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |