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No Mercy

Originaltitel: Eonni__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Lim Kyeong-taek__Darsteller: Lee Si-yeong, Park Se-wan, Lee Joon-hyeok, Choi Jin-ho, Lee Hyeong-cheol, Kim Won-hae, Kim Ki-moo, Moon Soo-bin u.a.
No Mercy DVD Cover

In dem Actionfilm “No Mercy” will eine Frau ihre entführte Schwester retten.

Inae ist eine der besten Personenschützerinnen überhaupt. Als sie jedoch ihre Fähigkeiten außerhalb ihres Bodyguard-Jobs anwendet und jemanden schwer verletzt, fährt sie ein. Als sie Jahre später entlassen wird, ist da nur ihre kleine, geistig behinderte Schwester Eunhye, die auf sie wartet. Nur langsam finden Inae und Eunhye wieder Zugang zueinander. Was auch mit dem Schicksal von Eunhye zu tun hat.

Die war aufgrund ihrer geistigen Verfassung schon immer das Opfer heftigen Mobbings an ihrer Schule. Mehr noch: Eine Bande Jugendlicher missbraucht sie seit kurzem als Lockvogel, um reisende Geschäftsmänner abzuzocken. Ausgerechnet direkt nach Inaes Freilassung gerät die Gang an den Falschen. Der mischt die Jugendlichen gehörig auf und entführt Eunhye.

Als Inae davon Wind bekommt, bricht sie auf, ihre kleine Schwester zu befreien. Dabei stößt sie in ein unvorstellbares Wespennest. Nicht nur wurde ihre kleine Schwester seit Jahren Opfer zahlreichere Übergriffe, die Täter verkehren obendrein in höchsten Kreisen. Nun kennt Inae kein Halten und keine Gnade mehr…

Schaut in den südkoreanischen “No Mercy” hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=L4HsEfeNI_s

„No Mercy“ kennt nicht nur mit seinen Figuren, sondern auch mit seinem Publikum keine Gnade. Der südkoreanische Actionthriller zeichnet ein mal wirklich finsteres Bild. Kaum eine Figur wirkt integer. So gut wie niemand scheint gute Seiten zu haben. Missbrauch, Vergewaltigung, Mord und Entführung sind in der Welt von „No Mercy“ an der Tagesordnung. Das ist in seiner heftigen Ballung teilweise zu viel und wirkt ein wenig grotesk, sorgt gleichzeitig aber auch dafür, dass Inae alle Sympathien des Zuschauers zufliegen.

Der Zuschauer verliert nie die Bindung zu der jungen Frau, egal wie hart und unbarmherzig sie auch zulangen mag. Einfach weil ihre Gegner durch die Bank verdient haben, was sie da ereilt. Die Story drumherum ist sehr geradlinig aufgezogen. Mann um Mann fräst sich Inae durch Südkoreas Unterwelt und steigt in der Hackordnung immer weiter auf. Leider ist nicht immer nachvollziehbar, wie sie zu ihren nächsten Opfern gelangt. Hier leistet sich „No Mercy“ ein oder zwei Auslassungen zu viel.

No Mercy mit Lee Si-Yeong

Inae kennt kein Erbarmen mit ihren Gegnern.

Schade ist zudem, dass man über Inae nicht wirklich viel erfährt. Sie wird über ihre Aktionen definiert, wirklich hinter die Fassade darf man aber nur bei ihrer Schwester Eunhye blicken. Die einem einfach nur leid tun kann. Zudem hätte es „No Mercy“ sehr gut getan, wenn er seinen Oberbösewicht schon früher ins Zentrum des Geschehens gerückt hätte. Der Gentleman-Fieswicht kommt nämlich sehr charismatisch und unterschwellig enorm gefährlich rüber. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lumpen im Film. Die zeichnen sich durch die Bank durch eine reichlich gestörte Beziehung zur Sexualität im Allgemeinen aus, sind ansonsten aber nur Fallobst.

No Mercy Action aus Südkorea

Inae lehrt Südkoreas Unterwelt das Fürchten.

Allgemein machen die Darsteller in „No Mercy“ einen guten Job. Von Overacting oder peinlichen Humoranflügen bleibt man in der Folge verschont. Das Highlight bildet eindeutig Si-young Lee als Inae. Nicht nur ist die koreanische Darstellerin sehr apart anzuschauen, sie hat auch diese tolle Melancholie in ihrem Blick, der sie nie wie eine blindwütige Killerfurie rüberkommen lässt. Ihre Inae darf verzweifeln, hadern und zögern. Und ihre Inae bleibt weitgehend immer menschlich und muss wirklich brutal einstecken. In der Action macht Si-young Lee , die ihr Land als Boxerin bei Olympia vertreten wollte, dann aber verletzungsbedingt absagen musste, ebenfalls eine gute Figur.

Damit wären wir auch schon bei der Action. Die kommt relativ häufig auf, ist aber immer sehr klein skaliert. Zumeist handelt es sich um kurze und knackige Mano-a-Mano-Duelle. In jenen langt Inae brutal und überlegt hin. Die Handgreiflichkeiten sind in der Folge hart, ruppig und extrem effizient in ihrer Anmutung und steigen zumeist auf engstem Raum. Erst in Richtung Showdown wird die Action ein wenig größer. Hier muss Inae dann gegen ein gutes Dutzend an Handlangern des Bösewichts ran. Erstaunlicherweise spielen selbst im Showdown Schusswaffen keine große Rolle. Inae zerlegt ihre Gegner lieber händisch, verbiegt und bricht Knochen und Genicke.

südkoreanische Action

Eunhye wurde entführt…

In technischer Hinsicht wird die Action verhältnismäßig schnörkellos gereicht. Kleinere Kabinettstückchen, etwa wenn die Kamera während eines Kampfes in einem Auto über das Autodach slidet, um einen besseren Blick auf die Action im Innenraum zu erhaschen, geben der Action noch etwas mehr Dynamik mit. Abseits der Action fällt auf, dass „No Mercy“ nicht den üblichen südkoreanischen Hochglanzlook transportiert. „No Mercy“ arbeitet stattdessen mit einem teils stark farbkorrigierten Digitallook, der zum Glück nie billig wirkt. Ein sehr melancholischer Score mit einem schönen Hauptthema verschafft dem Streifen zusätzliche Atmosphärepunkte.

Harter Actionthriller mit Mängeln

Es hat schon einen ganz besonderen Style, wenn Inae in ihrem roten Kleid den Lumpen den Garaus macht. Dass dabei das Kleid von Aufeinandertreffen zu Aufeinandertreffen noch röter wird und die Heldin immer zerschundener ausschaut, passt zum rauen Ton von „No Mercy“. Im Gegensatz etwa zu „John Wick“ oder „Taken“, die freilich immer mal wieder als Vorbild bei „No Mercy“ durchscheinen, bleibt Inae nämlich immer Mensch – in einer brutal unmenschlichen Umgebung. Immer wenn man meint, es könne nicht mehr schlimmer kommen, packt der Film noch fiesere Seiten der menschlichen Natur obendrauf.

Das ist wenig angenehm zu konsumieren, verfehlt aber seine Wirkung nicht. In der Folge bleibt man trotz Löchern in der Handlung, einigen Nachlässigkeiten in Sachen Figureninterieur und kleineren Tempoproblemen immer in der Prügeltour von Inae drin. Fiebert mit ihr und drückt ihr und ihrer Schwester die Daumen. Ausgerechnet im Showdown fällt einem dann aber auch auf, dass etwas ausgeklügeltere Action und präsentere Bösewichte dem Film definitiv nicht geschadet hätten.

06

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 16. August 2019 von dem Label Busch Media Group. Beide haben außer Trailern zum Programm des Anbieters leider keine Extras an Bord. Dafür ist die deutsche Veröffentlichung von „No Mercy“ gut synchronisiert und mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Die dürfte allerdings eher auf die grundlegende Thematik, die Minderjährigkeit eines Opfers sexueller Gewalt und die garstige Atmosphäre des Filmes und weniger auf die präsentierten Gewalttaten zurückzuführen sein.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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