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Number One with a Bullet – Zwei Cops sind nicht zu bremsen

Originaltitel: Number One with a Bullet__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Jack Smight__Darsteller: Robert Carradine, Billy Dee Williams, Valerie Bertinelli, Peter Graves, Doris Roberts, Bobby Di Cicco, Ray Girardin, Barry Sattels, Mykelti Williamson, Jon Gries u.a.
Number One with a Bullet

In „Number One with a Bullet“ gehen Robert Carradine und Billy Dee Williams auf Dealerjagd

Wäre der Film nicht kurz vor „Lethal Weapon“ erschienen und ungefähr zeitgleich gedreht worden, man könnte „Number One with a Bullet“ glatt für einen Abklatsch des Richard-Donner-Erfolgs halten, wenn hüben wie drüben ein Buddy-Gespann aus ruhigerem schwarzen und waghalsigem weißen Cop auf die Pirsch nach Drogenhändlern geht.

Abgesehen davon ist diese Cannon-Produktion natürlich deutlich kostengünstiger in Szene gesetzt als die Konkurrenz der großen Studios und ist auch eher ansatzweise als Buddy Movie zu verstehen. Über Frank Hazeltine (Billy Dee Williams) erfahren wir nämlich kaum mehr, dass er Jazztrompete spielt und einen Schlag bei den Ladies hat, ansonsten ist er aber doch nur Stichwortgeber und Feuerschutz für seinen Partner Nick Barzak (Robert Carradine), Spitzname Berserker (oder Berserk im Original), auf den der Film zugeschnitten ist, obwohl man Frank als ersten der beiden Buddies kennenlernt.

Nick hat Ehefrau Teresa (Valerie Bertinelli) bereits erfolgreich mit seinem Verhalten vergrault, da eher mit dem Job als mir ihr verheiratet war und fanatisch den Geschäftsmann Harry DeCosta (Barry Sattels) verfolgt, den er für den Chefdrogendealer von L.A. hält. Der ist allerdings ein guter Freund des Bürgermeisters und wichtiger Spender (was im Lingo der 1980er-Action bedeutet, dass er eigentlich nur kriminell sein kann), dem bisher niemand etwas anhängen konnte.

Es findet sich ein potentieller Zeuge, den Frank und Nick nach Los Angeles überstellen sollen, doch ein Überfallkommando verschuldet den Tod des Mitwissers. Doch infolgedessen nehmen die beiden die Ermittlungen so wirklich auf…

httpv://www.youtube.com/watch?v=BwNoMZjiOks

Wobei besagte Untersuchung jetzt nicht besonders aufregend ist, da der Zuschauer von Anfang an weiß, dass DeCosta Dreck am Stecken hat und „Number One with a Bullet“ jedes, aber auch wirklich jedes Klischee ausreizt, dass der Cop-Actionfilm zu bieten hat. Die getrennte Ehefrau ist nicht nur zur Versöhnung mit dem Helden da, sondern hat in solchen Filmen immer die Funktion wahlweise verletzt, getötet oder entführt zu werden (eines davon passiert auch hier), natürlich gibt es einen Verräter auf Seiten der Polizei, doch es werden gerade einmal zwei Figuren, die es sein könnten: Der unfreundliche Captain oder der hilfsbereite Lieutenant kommen als undichte Stelle in Frage, sind beide schon Ansammlungen von Klischees, kommen aber beide als potentielle Verräter in Frage, da es in solchen Filmen immer eine dieser beiden Figuren sein muss. Die Ermittlungsarbeit kommt ohne richtigen Flow von Hölzchen auf Stöckchen, ist dementsprechend wenig spannend und höchstens erwähnenswert, weil die beiden Protagonisten noch derber als andere Helden die Grenzen von Recht und Gesetz überschreiten, wenn sie potentielle Informanten zum Cold-Turkey-Entzug zwingen, unwillige Zeugen vom Baugerüst baumeln lassen oder in die Asservatenkammer des Reviers einbrechen.

Extrem ist auch das Verhalten des Protagonisten Nick, dessen Scherze ebenfalls weitergehen als die seiner Genrekollegen. Dem Partner versaut er mit Freude jedes Date, schreckt potentielle neue Partner der Ex-Frau mit den tollsten Lügengeschichten ab und hat auch sonst großen Spaß daran, alles und jeden anzupissen. Das ist schon sehr frech und man merkt die Mitarbeit des ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehenen James Belushi am Drehbuch, doch dem Film fehlt das komödiantische Timing um derartige Dreistigkeiten so witzig wirken zu lassen wie etwa bei „Beverly Hills Cop“. Auch die Wortgefechte der beiden Partner sind eher derbes Gekeife und weniger pointiertes Gekabbel, weshalb „Number One with a Bullet“ phasenweise so prollig wie sein Held wirkt, der sein Steak roh futtert und dabei wechselseitig Sauce und Bier zum Runterspülen trinkt. Immerhin: Diese Präsentation der Hauptfigur und ihrer kindischen Scherze gibt dem Film eine Note, welche die Konkurrenz meist nicht vorweisen kann.

Extrem durchwachsen sieht es in Sachen Action aus, bei der vor allem der Showdown eine Frechheit ist, in dem ein paar Faustschläge sowohl den Verräter als auch den Oberschurken sang- und klanglos überwältigen. Der von DeCosta angeheuerte Profikiller hat zu dem Zeitpunkt bereits längst die Segel gestrichen. Das ist schade, gerade angesichts der Tatsache, dass einige Set Pieces zuvor über die Standard-Ballereien und -Fäusteleien des Genres hinausgehen: Eine Helikopterattacke auf ein Flugzeug, ein Mordversuch mit Lastern und Schrottplatzmaschinen, eine Schießerei mit einem Killer, der sich an der Hausfassade abseilt. Leider sind diese Actionszenen in einigen Fällen recht kurz und stets nur bieder-routiniert von Jack Smight („Straße der Verdammnis“) abgefilmt, was sich vor allem in einer Highway-Verfolgungsjagd im letzten Drittel zeigt, die zwar Geballer, Blechschäden und Fahrmanöver bietet, aber stets so aussieht als würde man die Beteiligten mit Tempo 40 tuckern und es dementsprechend an Dynamik missen lässt. Das ist schade, denn teilweise macht das Gebotene durchaus Laune, man hat aber immer das Gefühl, dass Potential nicht ausgenutzt wurde.

Robert Carradine („Sharktopus 2“), (Halb-)Bruder von Keith und David, ist brauchbar in der Hauptrolle, sofern man mit den überzogenen Machoallüren, den kindischen Scherzen und der Selbstüberschätzung der Figur leben kann (ein noch größerer Knaller in der Beziehung ist allerdings der Wings-Hauser-Held in „Deadly Force“). Billy Dee Williams gibt wie schon in „Nachtfalken“ routiniert den Partner, während ein junger Mykelti Williamson („Pentagramm – Die Macht des Bösen“) das Beste aus einer sehr klischeehaften Rolle als Kleinkrimineller macht. Barry Sattels („Fatal Blade“) ist als Schurke leider unterbeschäftigt, während die Nebendarsteller alle routiniert-glanzlos ihre Parts runterspielen.

Ein paar brauchbare, in Ansätzen sogar kreative Actionszenen und ein extrem dreister, aber dadurch ungewöhnlicher Protagonist lassen „Number One with a Bullet“ immerhin phasenweise aus der drögen Cop-Actionthriller-Routine ausbrechen, welche die einfallslose, mit Unmengen von Klischees arbeitende Geschichte bietet. Um das Ganze aber wirklich unterhaltsam zu machen hätte es aber einer deutlich dynamischeren Regie bedurft.

Die deutsche VHS von Cannon/VMP ist ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben, was angesichts kleinerer Härten (darunter ein unblutiger Kopfschuss) in den 1980ern nicht selbstverständlich war. In den USA gibt es den Film als DVD-on-Demand im Rahmen der MGM-Archive-Reihe.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Cannon/VMP__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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