Originaltitel: The Octagon__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1980__Regie: Eric Karson__Darsteller: Chuck Norris, Karen Carlson, Lee Van Cleef, Art Hindle, Carol Bagdasarian, Tadashi Yamashita, Kim Lankford, Larry D. Mann, Kurt Grayson, Richard Norton u.a. |
Die Geschichte von „Octagon“ auf den Punkt zu bringen, fällt gar nicht so leicht. Die ist nämlich reichlich verquast ausgefallen und „erfreut“ den Zuschauer mit immer neuen Charakteren und Nebenschauplätzen, die so gut wie alle in Sackgassen enden. Im besten Fall – was selten vorkommt – schubsen sie unseren Helden Scott James ein Stückchen weiter in Richtung Showdown.
Der ist Kampf- und Waffenspezialist und trainiert Leibwächter für deren Einsätze. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass er und eine Bekannte eines Tages von Vermummten attackiert werden und dabei die Bekannte stirbt. Mehr noch, deren ganze Familie wird abgeschlachtet. Scott schwant bald Schlimmes. Waren die Lumpen etwa Ninjas?
Und falls ja, haben die mit seinem Adoptivbruder Seikura zu tun? Der soll nämlich irgendwo in einem lateinamerikanischen Land eine ganze Armee an Terroristenlumpen mithilfe seiner Ninjas ausbilden.
Schaut in den Actioner mit Chuck Norris hinein
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Mit den verhältnismäßig billig heruntergekurbelten Filmen „Black Tiger“ und „Der Bulldozer“ war es Chuck Norris („Kalte Wut“) und dem produzierenden Studio American Cinema gelungen, jeweils um die 20 Millionen am amerikanischen Boxoffice zu verdienen. Und natürlich wollte man dem actionhungrigen Publikum mehr von dem neuen Actionstar Chuck Norris bieten. „Octagon“ war 1980 die Folge und setzte die Erfolgsserie trefflich fort.
An der Story hat das allerdings, der Einstieg deutet es an, nicht gelegen. Die ist mit wirr und undurchsichtig noch nett umschrieben. Hält man sich an der Tagline des Filmes fest, dass ein irrer Ninjaboss irgendwo in einem Bootcamp neue Attentäter heranzüchtet und der Held dies verhindern muss, kann man sich einigermaßen unbeschadet durch den Film hangeln. Flotter, ansprechender, spannender oder gar mitreißender macht das die ersten 60 Minuten aber nicht.
Vielmehr muss man schwülstige Off-Kommentare von Scott ertragen, die vermutlich den Film irgendwie zusammenhalten sollen, meist aber eher hysterisches Gelächter provozieren. Warum der Film dann dennoch an den Kassen funktionierte? Das liegt ganz eindeutig an der letzten halben Stunde. Hier schaltet Regisseur Eric Karson dann endlich in den Überholgang und lanciert einen ausladenden Showdown, der Chuck Norris so ausführlich beim Fighten zeigt, wie kein Film zuvor – und erst recht nicht danach.
Chuck Norris haut hier mit seinem Bruder Aaron („Platoon Leader“), mit dem er gemeinsam die Fights choreographierte, richtig einen raus. So dynamisch und schnell hat man Norris noch nie hinlangen sehen. Vor allem die häufiger vorkommenden Fights gegen mehrere Ninjas gleichzeitig machen richtig Laune. Einzig im Umgang mit den Ninja-Waffen wirkt Norris ein wenig steif, meistert aber auch diese Szenen ansprechend.
Wenn man dann noch bedenkt, dass Norris zugunsten von Michael Dudikoff die „American Fighter“-Filme ausschlug, kommt man nicht umhin, zu denken, dass ihm diese Rolle vermutlich sogar ziemlich gut gestanden hätte. In dem lang ausgespielten Showdown dürfen im Übrigen auch fette Explosionen steigen und der Finalkampf von Chuck Norris gegen einen komplett vermummten Richard Norton („Future Hunters“) rockt ebenfalls schwer, vor allem das heiße Finish.
Richard Norton darf zudem auch in einer Nebenrolle ohne Maskierung einen weiteren Lump spielen, der witzigerweise auch von Chuck Norris verkloppt wird. Wie in „Der Gigant“ amüsiert Norton mit seinem Look, der frappierend an Chuck Norris erinnert. In einer nichtssagenden Nebenrolle sieht man Lee Van Cleef („Die Klapperschlange“), bei dem man immer wieder das Gefühl hat, seine Rolle kam erst während der Dreharbeiten zu dem Film hinzu, so sehr läuft er hier neben der Handlung.
Apropos „American Fighter“: Als Seikura erleben wir Tadashi Yamashita, den Black Star Ninja aus dem Dudikoff-Hauer. In „Octagon“ darf er bis auf ein paar Katas allerdings gar nichts von seinen Fähigkeiten zeigen. Ausgerechnet sein Endkampf mit Norris ist reichlich müde geraten. Als jungen Scott erleben wir Chucks Sohnemann Mike Norris („Death Ring“), auch Aaron hat einen winzigen Auftritt im Film und sogar der spätere Ghostbusters-Star Ernie Hudson („Leviathan“) ist in einer frühen Rolle zu erleben.
Optisch ist „Octagon“ vor allem in der Action sehr ansprechend geraten. In einigen Momenten merkt man allerdings, dass das Geld knapp war, denn ein paar Schnitte mehr hätten manchen Fights noch mehr Dynamik verliehen. Ein kleines Highlight ist der Schauplatz des Showdowns. Eine weitläufige Anlage im Japano-Stil, die von einem tatsächlichen Octagon bis hin zu einer Art Hindernislauf-Areal alles zu bieten hat, worüber Ninjas sich freuen. Im Handlungsteil sieht der Film niemals billig aus, wirkt aber reichlich altbacken und dröge.
„Octagon“ rockt erst in seinem Finale
Chuck Norris kickt Ninjas. Das klingt schon wahrhaft verheißungsvoll. Und gerade im letzten Drittel liefert „Octagon“ dann auch eine Vollstbedienung für Actionfans. Zudem muss man bedenken, dass man es hier mit einem der ersten westlichen Actionfilme zu tun hat, der sich der Ninja-Thematik bediente. Der Impact bei dem 80er-Publikum dürfte dementsprechend groß gewesen sein. Bloß der Weg bis zum Showdown ist ultrazäh. Die wenigen Actionszenen (eine irre blutige Ballerei, eine harmlose Auto-Verfolgungsjagd und kleinere Kloppereien) sind unvorteilhaft über den Film verteilt. Dazwischen regiert storytechnischer Leerlauf, bei dem man irgendwann komplett den Überblick verliert, wer da gerade warum böse auf Chuck Norris ist.
Der wirkt dementsprechend zu Beginn auch reichlich verloren, muss gegen eine seltsame Interpretation einer Femme Fatale anspielen und obendrein üble Dialoge rauswürgen. Das bessert sich tatsächlich erst im Finale, wo der Martial Artist richtig hinlangt. Wortwörtlich, denn für die Actionszenen griff man auf viele Schüler aus Chuck Norris’ Kampfsportschule zurück. So konnte der Mime tatsächlich den Vollkontakt suchen.
„Octagon“ war im Kino und auf Video gekürzt (Ernie Hudson etwa spielt in der Kinofassung gar nicht mit!). Allerdings überwiegend in den zähen Dialogszenen. Diese wurden für die DVD und Blu-ray von Eurovideo untertitelt wieder eingefügt. Beide Datenträger kommen mit einer formidablen Bildqualität. In Sachen Sound gibt es allerdings immer mal wieder eigenartige – aber nicht störende – Dynamikschwankungen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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