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Okami – Der Wind des Todes

Originaltitel: Kozure Ôkami: Shinikazeni mukau ubaguruma__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1972__Regie: Kenji Misumi__Darsteller: Tomisaburô Wakayama, Gô Katô, Yuko Hamada, Isao Yamagata, Michitaro Mizushima, Ichirô Nakaya, Akihiro Tomikawa, Sayoko Kato, Jun Hamamura, Daigo Kusano, Toshiya Wazaki u.a.
Okami – Der Wind des Todes

“Okami – Der Wind des Todes” ist weniger actionreich seine beiden Vorgänger

Bei der Manga-Verfilmung der „Okami“-Reihe machten die Verantwortlichen keine halben Sachen: Die ersten vier Filme kamen innerhalb eines Jahres heraus, wobei der dritte Teil, „Okami – Der Wind des Todes“ im Windschatten seiner zwei zu Instantklassikern gewordenen Vorgänger in die Kinos kam.

Regisseur Kenji Misumi („Hanzo the Razor: Sword of Justice“) legt „Okami – Der Wind des Todes“ allerdings so an, dass auch Neueinsteiger schnell die Prämisse verstehen. Itto Ogami (Tomisaburo Wakayama), der für vogelfrei erklärte Ex-Henker des Shogun, reist mit seinem Sohn Daigoro (Akihiro Tomikawa) weiter, den er in einem speziellen Kinderwagen mit sich führt. Dass er immer noch gejagt wird, macht Misumi zu Anfang klar, denn nach einer Fährfahrt mit einem Boot muss Ogami drei Attentäter, die es auf seinen Kopf abgesehen haben, in einem Bambushain erlegen. Doch der Auftakt etabliert noch mehr: An Bord der Fähre sieht Ogami eine junge Frau mit ihrem frisch angetrauten Ehemann, die in der Verbindung absolut nicht glücklich ist.

Das ist allerdings auch kein Wunder: Diese Heirat ist eher eine Art Zwangsprostitution, bei der man die Mittellose an den weniger ansehnlichen Männe verkaufte. „Okami – Der Wind des Todes“ zeigt Japan eh als hartes Pflaster, in diesem Film der Reihe besonders für Frauen: Ein paar Ronin fallen über eine kleine Reisegruppe her, erschlagen den Diener und vergehen sich an Mutter und Tochter, ehe sie wiederum Ogami gegenüberstehen. Kanbei Magomura (Go Kato), ein Ronin mit Restehre, der sich nicht an den sexuellen Gewalttaten beteiligte, tötet einen seiner Kameraden, um ihm die Schuld anzuhängen, Ogami erschlägt die anderen – dem von Kanbei verlangten Duell geht er aber aus dem Weg, da er diese artverwandte Seele nicht auch noch töten möchte. Denn Kanbei ist einer der wiederholt auftretenden Parallelfiguren zur Hauptfigur, die in er „Okami“-Reihe immer wieder auftauchen. In diesem Falle also ein Ronin mit Prinzipien, der aber auch grausige Dinge tut.

So ist es auch Ogamis Ehrgefühl, dass die weitere Handlung in Gang setzt: In einer Herberge trifft er erneut auf die Zwangsheiratete, als diese gerade ihren Käufer getötet hat. Der gehörte dummerweise zur Verbrecherbande der Bohachimon, die nun Sühne verlangt. Ogami nimmt erst die Bestrafung der Frau auf sich, ein Buri-Buri genanntes Folterritual, und danach einen Auftrag von den Bohachimon an: Er soll Genba Sawatari (Michitaro Mizushima), den Gouverneur der Provinz, töten…

httpv://www.youtube.com/watch?v=F3dW39SzKpA

In vielerlei Hinsicht folgt „Okami – Der Wind des Todes“ dem Rezept seiner Vorgänger: Es gibt eine neue Episode in Ogamis Leben, dazu einen neuen Mordauftrag, während die alte Bedrohung durch seine Feinde vom Yagyu-Clan bestehen bleibt, die weiter Attentäter auf ihn hetzen. Es gibt Spiegelfiguren zu Ogamu in dem erwähnten Kanbei sowie der jungen Frau, die wie Ogami einen schweren Verlust erlitt und damit in ihre Misere abrutschte. Tomisaburo Wakayama („Black Rain“) spielt den einsamen Wolf mit der gewohnten stoischen Coolness, während Sohnemann Diagoro und seine mit Gimmicks versehener Kinderwagen wieder eine große Rolle spielen. Unter den Neuzugängen können am ehesten Yuko Hamada („Zatoichi the Outlaw“) als hochrangige Bohachimon-Anführerin und Go Kato („Sword of the Beast“) als Ex-Samurai mit Todessehnsucht Akzente setzen.

Interessant sind auch die neuen Impulse, die „Okami – Der Wind des Todes“ zu setzen weiß. Befruchteten sich Samuraifilm und Italowestern spätestens seit dem „Yojimbo“-„Für eine Handvoll Dollar“-Wechselspiel, so werden die Westernelemente in diesem Film besonders hochgefahren. So kommen öfter Schießeisen zum Einsatz, die unter Samurai als ehrlos galten. Doch die Bohachimon benutzen sie ihrem Vorteil, der korrupte Provinzfürst sowie einige Schergen und auch Ogami selbst – ein einsamer Wolf auf dem Weg zur Hölle nimmt jedes Mittel an. Auch Inszenierung und staubige Schauplätze, vor allem das Wüstensetting des Showdowns, lassen Westernanleihen erkennen. Und das in diesem Teil enthüllte Gimmick des Kinderwagens lässt Erinnerungen an Django oder Sartana, den James Bond des Italowestern, aufkommen.

Doch trotz alter und neuer Stärken bleibt „Okami – Der Wind des Todes“ dann doch klar hinter seinen beiden Vorgängern zurück. Das liegt zum einen daran, dass der Film erzählerisch nicht so wirklich in die Pötte kommt. Bis Ogami den Auftrag zum Mord am Gouverneur bekommt, ist der Film schon zur Hälfte rum. Die folgenden versuchten Intrigen, bei denen Genba den einsamen Wolf seinerseits für einen Mord anheuern will, haben dann kaum Zeit Wirkung für die Geschichte zu entfallen. Sowieso: Die Antagonisten sind in diesem Film ein Problem. Genba ist eine ziemliche Luftpumpe, die nie bedrohlich wirkt und deren Finalkampf gegen Ogami auch kaum begeistert. Kanbei macht mehr her, verschwindet aber in der Mitte des Films mehr oder weniger aus der Handlung, um erst am Ende wiederaufzutauchen. Auch von Genbas Handlangern bleibt einzig und allein ein Pistolero in Erinnerungen, der nur für ein Duell zur Verfügung steht. Noch krasser sieht es bei drei Meuchelmördern des Yagyu-Clans: Diese benutzen interessante Techniken wie Rauchbomben oder einen Angriff, bei denen sie einer auf den Schultern des andern stellen, streichen im Duell mit Ogami aber enttäuschend schnell die Segel.

Zum anderen muss man leider bei der Action Abstriche machen. Natürlich sind die Choreographien der Fights wieder gelungen und für den Splatterfan gibt es die gewohnten Blutfontänen, wenn irgendwelche Extremitäten abgehackt werden. Aber die Action ist etwas dünn gesät und geht erst zum Showdown so richtig los, der Ogami dafür immerhin gegen eine wahre Übermacht antreten lässt, was zumindest teilweise für vorige Durststrecken entschädigt. Und in Sachen Rauminszenierung und Übersicht kann „Okami – Der Wind des Todes“ seinen Vorgängern nicht das Wasser reichen; gerade beim Duell mit dem Pistolenhandlanger ist der Schnitt teilweise unschön unübersichtlich.

Für gelungenes Chanbara-Entertainment reicht es auch bei „Okami – Der Wind des Todes“ immer noch. Die gewohnten Qualitäten wie die charismatische Hauptfigur, die vorhandene Action und interessante Italowestern-Parallelen machen auch diesen Teil der Reihe sehenswert, doch gerade im Vergleich mit den Vorgängern sind manche Probleme in Sachen Handlung, Figuren und Inszenierung merklich.

Wie sein direkter Vorgänger schaffte „Okami – Der Wind des Todes“ schon in den 1970ern nach Deutschland, im Kino unter dem Titel „Japango“ – dort aber gekürzt und mit verfälschender deutscher Synchro. Rapid Eye Movies brachte den Film dann ungekürzt nach Deutschland, wie gehabt erst auf VHS, später (zusammen mit One World Entertainment) auf DVD und schließlich als Sammelbox mit den den anderen Filmen der Reihe auf DVD und Blu-Ray auswertete. Nachdem erste Veröffentlichungen ungeprüft waren, ist der Film inzwischen ab 18 freigegeben – ungekürzt sind alle DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichungen. Neben dem Film im Originalton mit deutschen Untertiteln gibt es Trailer und eine Slideshow als Bonusmaterial.

© Nils Bothmann (McClane)

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