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Osmosis Jones

Originaltitel: Osmosis Jones__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2001__Regie: Peter Farrelly, Bobby Farrelly, Piet Kroon, Tom Sito__Sprecher: Chris Rock, David Hyde Pierce, Laurence Fishburne, Brandy Norwood, William Shatner, Ron Howard, Joel Silver, Kid Rock u.a.__Darsteller: Bill Murray, Molly Shannon, Chris Elliott, Elena Franklin u.a.
Osmosis Jones

“Osmosis Jones” ist eine Art animiertes Buddy Cop Movie, bei dem Actionproduzent Joel Silver den Polizeichef spricht

Um die Jahrtausendwende waren die Farrelly-Brüder schwer beschäftigt und schoben zwischen ihre Komödien „Ich, Beide & Sie“ und „Schwer verliebt“ noch kurzerhand „Osmosis Jones“. Das ist aber kein so großes Kunststück, da sie die Realfilmszenen inszenierten, während große Teile von „Osmosis Jones“ dagegen animiert wurden – trotz warb man gerne mit den zugkräftigen Farrelly-Namen.

Im Realfilmpart geht es um Tierpfleger Frank Detorre (Bill Murray), einen Schlonz wie er im Buche steht. Trotz des Flehens seiner gesundheitsbewussten Tochter Shane (Elena Franklin) stopft er sich mit ungesundem Fraß voll, sportliche Betätigung ist sein natürlicher Feind und ein Ei wird selbst dann gegessen, wenn es vorher ein Affe im Mund hatte und es danach auf den Boden fiel. Man merkt schnell: Das hier soll auch ein pädagogischer Lehrfilm sein, wobei man immerhin die Rollen umdreht. Shane ist die schlaue Warnerin, während Frank der uneinsichtige Meckerpott ist, der den kindlichen Traum lebt quasi tun und lassen zu dürfen was er mag, vor allem ernährungstechnisch.

Die Zeichentrickpassagen zeigen dagegen was in Franks Körper abgeht und erinnern ein wenig an die seelige Animations-Lehrserie „Es war einmal der Mensch“. In „Osmosis Jones“ ist das Ganze dagegen urbaner, der Körper ist eine Art Großstadt, der Bürgermeister sitzt in Franks Oberstübchen, während weiße Blutkörperchen als Polizisten für Ordnung sorgen. Darunter auch Titelheld Osmosis Jones, der wegen vergangener Fehltaten nicht so gut gelitten ist unter den Kollegen, dem Chef und den Stadtvorderen. Als Frank eine Pille schluckt, soll Osmosis den lokalen Begleiter für den ankommenden Wirkstoff spielen: Drixenol Koldreliff, kurz Drix genannt.

Gemeinsam macht man sich auf die Suche nach den Übelwichten, hinter denen man einfach einen normalen Schnupfen vermutet. Tatsächlich hat sich jedoch Thrax, ein tödlicher Virus, eingeschlichen, der sich nur als Erkältung tarnt und Frank komplett vernichten will…

httpv://www.youtube.com/watch?v=9oye28NbvuM

Als animiertes Buddy-Cop-Movie innerhalb eines menschlichen Organismus besitzt „Osmosis Jones“ definitiv ein Alleinstellungsmerkmal. Drix, der steife, schwer bewaffnete, vorschriftsliebende Krankheitsbekämpfer ist natürlich die Antithese zum coolen, stets improvisierenden und dauernd plappernden Ozzy, wie der Held in Kurzform genannt wird. In der Tradition gemischtrassischer Buddy-Duos Marke „Lethal Weapon“ wird Ozzy im Original von dem flippigen schwarzen Komiker Chris Rock gesprochen, Drix von dem wesentlich unterkühlteren weißen Comedian David Hyde Pierce. Auch sonst sind die Unterschiede zwischen Supercop Drix und dem als inkompetent verlachten Ozzy groß, was sich in amüsanten Dialogen über ihre Herkunft niederschlägt (Laborprodukt Drix als Quasi-Akademiker gegen den streetsmarten Ozzy aus der Arbeiterregion in Franks Arschritze). Auch sonst finden sich zahlreiche Anspielungen auf die Standardsituationen des Cop-Genres, von den zwielichtigen würfelnden Gestalten in der Gasse über den inkompetenten Politiker, der alles nur noch schlimmer macht, bis hin zum Mafia-Hangout in der Sauna, hier in Franks Achselhöhle zu finden. Und genretypisch ist natürlich klar, dass nur 48 Stunden bleiben um Thrax aufzuhalten.

So ist auch das Sprechercasting von Joel Silver im Original ein Coup: Der Mann hat schließlich nicht nur (Cop-)Actionklassiker wie „Lethal Weapon“, „Stirb langsam“ und eben „Nur 48 Stunden“ produziert, er hatte zudem bereits eine Gastrolle in der Toon-Crime-Geschichte „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“. Zu den weiteren In-Joke-Cameos gehört ein Gastauftritt von Kid Rock plus Band als Kidney Rock, während William Shatner (als Bürgermeister Phlegmming) ja schon in „T.J. Hooker“ Cop-Erfahrung sammelte. Starsprecher sind natürlich Chris Rock („Bad Company“) und David Hyde Pierce („Vampire’s Kiss“), deren unterschiedlichen Comedy-Personae zu den Figuren wie Faust aufs Auge passen. Noch besser ist Laurence Fishburne („Ant-Man and the Wasp“), der Thrax wahrhaft diabolisch vertont. Außerdem zu hören ist Brandy Norwood („Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“) als Ozzys Love Interest Leah, während der größte Promi natürlich der sichtbar agierende Bill Murray („Rock the Kasbah“) ist, der hier launig das versiffte, gutherzige Ekelpaket gibt, sich aber kaum anzustrengen braucht. Filmtochter Elena Franklin („The Roommate“) wirkt dagegen angestrengt und bemüht, während die damals kurzzeitig im Aufwind begriffenen Komiker Molly Shannon („Scary Movie 5“) und Chris Elliot („Abyss“) sich vergessenswert durch Nebenrollen hampeln.

Das mag auch daran liegen, dass der Spaßfaktor immer schnell nach unten tendiert, wenn es in die Realfilmszenen geht. Zum einen wird die Moralkeule überdeutlich geschwungen, wenn die neunmalkluge Shane ihren Daddy erziehen will und der an seinem Verhalten fast verreckt, da die Farrellys das Ganze auch plakativ und unsubtil inszenieren, als hielten sie ihr kindliches Zielpublikum für besonders einfach gestrickt. Zum anderen surfen die Farrellys in diesen Szenen auf der damals aktuellen Gross-Out-Welle, haben entzündete Zehennägel, laufende Rotznasen und dicke Eiterpickel im Angebot, damit auch ordentlich rumgesaut werden kann. Ist aber alles nur begrenzt witzig, auch wenn Kinder diese Mischung aus Ekel und Humor vielleicht eher mögen werden – für sie ist es wohl schon lustig, weil ekelige Dinge im Alltag ja Tabuthemen sind.

Angesichts dieser Ausfälle ist es schade, dass die für die Animationssequenzen zuständigen Regisseure Piet Kroon und Tom Sito bei der Plakat- bzw. Covernennung übergangen wurden, denn die legen ein ganz launiges, kindgerechtes Buddy Movie hin, das die internen Geschehnisse mit externen Symptomen verknüpft: Jagt Ozzy einen Nachtclub hoch, dann platzt Franks Pickel usw. Dabei werden Klischees freilich nicht nur aufgezeigt und parodiert, sondern auch reichlich bedient: Ozzy hat das richtige Gespür, aber keiner will ihm wegen seiner Vergangenheit glauben, der Erfolg rehabilitiert ihn und die zuvor abweisende Leah fällt ihm um den Hals, nachdem Thrax sie im Showdown als Geisel nimmt usw. Und doch ist die Adaption von Genremustern insgesamt launig und elegant, reißt Kinder mit der einfachen, aber temporeichen Geschichte mit und bedient Erwachsene mit lauter Anspielungen.

15 Jahre nach „Osmosis Jones“ zeigte Walt Disney mit „Zootopia“ wie die Mischung aus kindgerechter Animationskomödie und Buddy-Cop-Movie noch flotter, lustiger und besser aussehen kann, doch auch dieser Mix ist durchaus charmant. Sind die auf Holzhammermoral und Ekelfaktor getrimmten Realsequenzen, Bill Murray zum Trotz, eher Bremsklötze, so ist der Zeichentrickpart ein putziger Mix aus „Es war einmal der Mensch“ und „Lethal Weapon“ mit zahlreichen kundigen Verweisen auf den Polizeifilm und die Popkultur.

Warner hat den Film auf DVD herausgebracht freigegeben ab 6 Jahren. Das Bonusmaterial umfasst entfallene Szenen, einen Audiokommentar, Trailer und Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 6__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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