Originaltitel: Out Come the Wolves__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Adam MacDonald__Darsteller: Missy Peregrym, Joris Jarsky, Damon Runyan |

Missy Peregrym im Kampf gegen hungrige Wölfe.
Als 2014 Regisseur Adam MacDonald und Hauptdarstellerin Missy Peregrym den Film „Backcountry“ auf das Publikum losließen, erhielt dieses wuchtigen, intensiven und nervenzerrenden Survival-Thrill, der sich einprägte. Da durfte man auf eine weitere Zusammenarbeit der beiden hoffen. Diese heißt „Out Come the Wolves“, entstammt gleichermaßen dem Survival-Thriller-Subgenre und zerrt ebenfalls gewaltig an den Nerven. Leider aus den vollkommen falschen Gründen.
Nolan ist Chefredakteur eines Lifestyle-Magazins. Er möchte die Faszination der Jagd in Worte fassen, hat aber noch nie eine erlebt. Er bittet seine Verlobte Sophie um Hilfe. Die war begeisterte Jägerin, bevor sie zur Vegetarierin wurde. Vor diesem Hintergrund will sie Nolan nicht auf einer Jagd anleiten. Doch sie weiß Rat und kontaktiert ihren Jugendfreund Kyle. Der erklärt sich bereit, mit Nolan auf eine Jagd zu gehen und ihm all seine Fragen zu beantworten.
Doch bei dem Jagdausflug kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Kyle verletzt mit einem Pfeil ein Reh, das daraufhin flieht. Die beiden Männer folgen dem Tier. Bevor sie es erreichen, hat ein Wolf das Tier geschlagen – und er sieht die beiden Männer als Fressfeinde an. Er stürzt sich auf Nolan, während Kyle kopflos sein Heil in der Flucht sucht. Als Kyle Sophie in der gemeinsamen Jagdhütte Rede und Antwort zu dem Vorfall stehen soll, ist er zu kaum mehr als wirrem Schwachsinn fähig. Sophie greift sich beherzt ihre Jagdausrüstung und macht sich auf, ihren Verlobten zu retten.
Schaut in den Survival-Thriller hinein
Missy Peregrym im Kampf gegen Wölfe – und ein dummes Skript
„Out Come the Wolves“ hat ein gewaltiges Problem. Und das sind seine Figuren. Über 30 Minuten verschwendet das Skript darauf, ein seltsam abstrus konstruiertes Beziehungsdreieck um Kyle, Nolan und Sophie zu errichten. Im Zuge dessen erfährt man zwar einiges über die Figuren, nur sympathisch werden sie einem nicht. Weil die Beziehungen zwischen ihnen unglaubwürdig sind – wie der Anstoß für die gesamte Handlung.
Man stelle sich das vor: Eine Jägerin, die nicht mehr jagt, weil sie auf einmal Vegetarierin geworden ist, kann ihrem Verlobten nicht erklären, was Jagd ausmacht oder ihn auf einen Jagdausflug begleiten / anleiten? Stattdessen führt sie ihren Verlobten lieber mit dem Mann zusammen, der nicht nur ihr bester Freund, sondern mit dem sie auch sexuell geworden ist? Und obendrein ist dieser beste Freund auch ganz offensichtlich in sie verliebt. Das klingt nicht nur nach einem verdammt billigen Groschenroman.

Das vom Film bemühte Beziehungsdreieck der hier zu sehenden Charaktere nervt.
Startet dann endlich die Jagd, hofft man, „Out Come the Wolves“ würde sich endlich berappeln. Stattdessen bekommt man einen Spaziergang im Wald mit dummen Dialogen. Und Kyle entpuppt sich als alles Mögliche, allerdings nicht als Jäger. Seine Aktionen sind ein schlechter Witz und lassen am gesunden Menschenverstand des Charakters zweifeln. Hier beginnt man längst in Richtung Glotze zu schimpfen. Der Film verkackt es spürbar… gründlich.
Erst nach zwei Dritteln darf dann endlich Missy Peregrym (TV-Serie „FBI“) als Sophie so richtig ins Geschehen eingreifen. Plötzlich ist da ein Charakter, mit dem durchaus gerne mitfiebern würde. Doch auch sie wird vom Drehbuch verarscht. Auch Sophie trifft im Zuge ihrer Suche nach Kyle Entscheidungen, die logisch nicht nachvollziehbar oder zu erklären sind. Wieder und wieder schlägt man sich vor die Stirn, reagiert genervt auf Sophies Tun und wünscht sogar ihr einen hungrigen Wolf an den Hals.

Top trainiert: Die echten Wölfe im Film.
Das Schlimmste: Alles rund um diese absolut misslungenen Figuren funktioniert! „Out Come the Wolves“ kommt ultragritty rüber, wirkt in der Natur herrlich lebensfeindlich und abweisend, bemüht sich um schräge Einstellungen und ist vor allem bei der Bebilderung und Montage von Fahrten mit einem Motorrad und einem Quad extrem aggressiv und raubt einem damit schier den Atem.
Dazu gesellen sich die herrlich druckvollen Angriffe der Wölfe. Das Beste: Die wunderschönen Tiere sind durchweg echt, werden also nicht wie zuletzt gewohnt durch hässliche CGI-Klone ersetzt. Und sie sind top trainiert. Wenn sie auf ihre Opfer zurasen, spürt man förmlich, dass die Panik in deren Gesichtern echt ist.

Missy Peregrym im Survival-Modus.
Hinzu kommt, dass die Angriffe mit zitternder Kamera und atemlosem Schnitt ebenfalls hervorragend inszeniert sind. Vor allem wenn Sophie attackiert wird, stellt sich alleine aufgrund der technischen Umsetzung dann tatsächlich so etwas wie Spannung und Intensität ein. Letzten Endes drückt man aber – wie bereits angedeutet – eher den Wölfen die Daumen. Die reißen brutale Wunden, welche vom Make-up-Departement absolut überzeugend und übel schlotzig umgesetzt wurden.
„Out Come the Wolves“ reicht kein Stück an „Backcountry“ heran
Es ist wirklich schade. Das sich in der Inszenierung immer wieder zeigende Talent der Macher, geile Survival-Action umzusetzen, wird komplett an ein wahrlich erbärmliches und schlecht konstruiertes Drehbuch verschwendet. Den durchaus zupackenden Wolfsattacken stehen Figuren gegenüber, die einem links und rechts am Arsch vorbeigehen und von Minute eins an einfach nur nerven. So findet man nie in den Überlebenskampf der Charaktere hinein und man ist mehr am Lamentieren als am gebannt Zuschauen.
Hier kann ich wirklich nur empfehlen, noch einmal „Backcountry“ zu genießen, anstelle sich mit „Out Come the Wolves“ zu ärgern. Für die tadellose technische Umsetzung und die toll trainierten Tiere gibt es trotzdem noch:
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 16. Januar 2025 von Tiberius Film. Ihr könnt den ungeschnitten ab 16 freigegebenen Film bereits streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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