Originaltitel: Pacific Rim__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Guillermo del Toro__Darsteller: Charlie Hunnam, Ron Perlman, Idris Elba, Burn Gorman, Charlie Day, Clifton Collins Jr., Heather Doerksen, Robert Maillet, Rinko Kikuchi, Max Martini, Diego Klattenhoff, Timothy Gibbs u.a. |
„Machete“, „The Expendables“, „Piranha 3D“ … Fanprojekte, gemacht von Fans des jeweiligen Genres für Fans des jeweiligen Genres. Und bei allen konnte man zumindest davon ausgehen, dass es weltweit eine Fanbase geben würde, die die Filme dankend annimmt. Wie schwer muss es nun für Guillermo del Toro gewesen sein, seinen ganz eigenen Fanboystreifen finanziert zu bekommen? Immerhin kann man bei einem Film über Mechas (also riesenhafte Roboter) nicht davon ausgehen, dass außerhalb von Japan und dortiger Anime-Filmkultur eine wirklich breite Fanbase auf ebenjenen warten würde. Doch irgendwie ist es del Toro gelungen, in Warner einen Produzenten zu finden, der mutig genug war. Ob jene vielleicht glaubten, einen Nachfolger für die Transformers-Franchise zu installieren? Falls ja, haben sie verdammt hoch gepokert, denn mit „Transformers“ hat das Endergebnis nun wahrlich nicht viel gemein. Stattdessen stellt „Pacific Rim“, wie der fertige Film heißt, durch und durch die anvisierte Hommage an Animes wie „Neon Genesis Evangelion“ dar.
Dabei übernimmt del Toro einfach alle Topoi dieser Reihen. Sprich, eine unbekannte Macht – hier die Kaijus (japanisch für fremde Kreaturen) – fällt über die Erde her und bedroht deren Existenz. Um dieser Gefahr Herr zu werden, baut man riesige Roboter, die durch jeweils zwei Menschen gesteuert werden. Diese befinden sich direkt in den Kampfmaschinen und sind sowohl untereinander als auch mit den Maschinen selbst eng verbunden. Erleiden die Roboter etwa „Verletzungen“, erleiden die Piloten sie ebenso. Wir folgen dabei dem Schicksal von Raleigh Becket, einer der ersten Piloten des „Jaegerprogrammes“, wie die Spezialeinheit aus Riesenrobotern genannt wird. Gemeinsam mit seinem Bruder stieg er aufgrund seiner Erfolge im Kampf gegen die Kaijus zu einer Art Rockstar auf und genoss sein Leben. Bis die Kaijus sich plötzlich anpassten und ihre Taktiken veränderten. In einem Kampf wird Raleighs Bruder getötet, der Roboter schwer beschädigt. Raleigh steigt traumatisiert aus dem „Jaegerprogramm“ aus und zieht fortan durch die Lande. Derweil wird das „Jaegerprogramm“ immer weiter entwickelt, doch die Kaijus passen sich ihrerseits immer wieder an, weshalb der Kampf zunehmend aussichtsloser scheint. Da entwickelt man einen tollkühnen Plan, für den man auch Raleigh und dessen Fähigkeiten benötigt…
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Guillermo del Toro beschränkt seinen Film vollkommen auf das Wesentliche. Er kickstartet „Pacific Rim“ mit cooler Monsteraction und zerlegt San Francisco. Das „Jaegerprogramm“ wird initiiert und ein Fight Monster gegen Maschine geht noch vor Ende des Vorspannes auf den Zuschauer hernieder. Von Minute zu Minute steigert der Regisseur die Schauwerte und legt seine Geschichte als Folge von Aktion und Reaktion an. Die Monster entwickeln sich weiter? Dann müssen es die Jaeger auch tun! Zwei Monster greifen zeitgleich an? Zeigen wir zwei Riesenroboter im Fight mit ihnen! Drei Monstren machen den Menschen das Leben schwer? Lassen wir alle Mechas ausrücken, die wir haben. So wird „Pacific Rim“ immer größer und immer spektakulärer, die Story dagegen bleibt durchweg ein Hauch von Nichts und wird eher beiläufig (und das sehr zaghaft) entwickelt.
Zwar fokussiert del Toro immer mal wieder auf einzelne Charaktere seines Filmes, wischt aber gleichzeitig interessante Storyansätze mit einem Schulterzucken bei Seite. Auch bringt er sich gar nicht erst in die Verlegenheit, zuviel erklären zu müssen. Etwa wie der häufig erwähnte Drift nun eigentlich wirklich funktioniert. Er bebildert derartige Elemente einfach eindrucksvoll und damit sind diese Themen für ihn vom Tisch. Hier und da greift er auch tief in die Klischeekiste. So ist das Motiv, warum die Kaijus auf die Erde kommen, aktuell ein sehr beliebtes in Hollywood. Und del Toro kann ihm keinerlei neue Seiten abgewinnen.
Del Toro will stattdessen offensichtlich großen Budenzauber inszenieren und das gelingt ihm eindrucksvoll. Sein Streifen ist ein einziges Schaulaufen heutiger CGI Möglichkeiten. Alle Effekte in „Pacific Rim“ sind absolut State of the Art! Seien es die fantasievollen Kreaturen, die immer und immer wieder durch einen Dimensionsriss in unsere Welt kommen, oder die fantastisch designten Roboter, die mit den blinkenden Transformers Robotern, bei denen sich scheinbar andauernd irgendwelche Einzelteile bewegen, so gar nichts gemein haben. Ganz im Gegenteil! Die Roboter in „Pacific Rim“ sind zerkratzt und zerbeult, sie wirken grobschlächtig, sind riesig und dementsprechend auch richtig langsam und träge in ihren Bewegungen. Und auch die Kaijus müssen ihrer Größe Respekt zollen und sind in ihren Bewegungen sehr gebremst. Erst gegen Ende kommen richtig flinke Kreaturen zum Einsatz, doch auch hier hat man immer den Eindruck, dass auf eine physikalische Korrektheit hinsichtlich der Größe und den dadurch möglichen Bewegungen geachtet wurde. Krachen Monstren und Roboter dann aufeinander, zelebriert del Toro dies wie überdimensionierte Box- oder Wrestlingkämpfe. Während die Kreaturen mit Kraft, Säure, EMPs und scharkantigen Körperteilen punkten, gleichen die Roboter dies mit schwerer Bewaffnung, Kettenschwertern!!!, Drehmoment und Raketenantrieben in den Roboterarmen, die die Faust noch schneller ins Ziel krachen lassen, aus.
Die daraus resultierenden Fights sind wundervoll überdreht, wuchtig, brachial, haben durchaus ihre Härten und sind Eye Candy pur. Der Anlage des Filmes entsprechend wird bei den Fights auch kaum städtische Architektur zerlegt, denn freilich will man die Kaijus stellen, bevor sie die Menschlein platt machen können. Dementsprechend geht es in und unter den Meeren dieser Welt zur Sache. Und das derart heftig, dass nach einer Explosion sogar für kurze Zeit das über den Fightenden stehende Wasser komplett verdrängt wird, um dann mit Wucht zurückzukehren. Allerdings weiß del Toro, dass der Zuschauer von heute auch Szenen übergroßer Zerstörungswut einfordert. Dementsprechend zerlegt man Hongkong in seine Einzelteile … freilich erneut ohne irgendwelche menschlichen Kollateralschäden zu zeigen oder zu erwähnen. Diesen Szenen purer Zerstörungskraft und Urgewalt stellt del Toro tolle kleine visuelle Gags gegenüber, deren Witz vor allem aus den gezeigten Gegensätzen resultiert.
Ansonsten spielt Humor in „Pacific Rim“ keine große Rolle. Es gibt ein paar gelungene One Liner und del Toro Spezie Ron Perlman darf wieder munter overacten, ansonsten ist der Ton des Filmes allerdings ein sehr ernster und düsterer. Ergo brauchte man auch keine Sprücheklopfer für die Besetzung des Filmes, sondern setzte auf charismatische Darsteller, die selbst mit eher flach gezeichneten Charakteren viel anfangen können. So hinterlässt „Son of Anarchy“ Darsteller Charlie Hunnam als Raleigh eine wesentlich coolere Duftmarke im Blockbusterbereich als zuletzt Taylor Kitsch, dem der Sprung vom Pantoffelkino auf die große Leinwand ja nicht wirklich gelingen wollte. Idris Elba hat hier als Chef der Jaeger seinen wohl coolsten Filmauftritt überhaupt abbekommen. Sein Stacker Pentecost funktioniert absolut großartig und verheizt das Talent des großartigen Darstellers bei weitem nicht so großflächig wie ein „Thor“ oder „Prometheus“. Absolutes Highlight allerdings ist Rinko Kikuchi als Mako, die mit feinem, erstaunlich nuanciertem Spiel den auf emotionaler Ebene gelungensten und involvierendsten Charakter entwerfen darf.
In technischer Hinsicht gibt es an „Pacific Rim“ nichts zu mäkeln. Del Toro weiß, wie er seine Mechas in Szene setzen muss, damit sie richtig gigantisch wirken. Und da die Story diesmal so massiv Pause hat, meint man wirklich, dass der Regisseur volle Breitseite auf die technischen Aspekte seines Filmes gegeben hat. Selbst das 3D des Filmes ist so gelungen, so spektakulär und mit solcher Tiefe versehen, dass man direkt wieder Lust bekommt, häufiger in 3D Filme zu gehen. Obendrein gelingt es Ramin Djawadi ein gelungenes Themensammelsurium auf seinem Soundtrack zu vereinen und diverse großartige, pathetische Momente zu generieren.
Was bleibt, ist eine weitere filmgewordene Verkörperung des Style over Substance Prinzips. Del Toro pfeift bewusst auf das große Geschichtenerzählen und setzt stattdessen auf ein überlanges Bombardement mit technisch eindrucksvollen Bildern voller unglaublicher Schauwerte. Nicht action- oder roboaffinen Zuschauern könnte das immer spektakulärer werdende Treiben auf der Leinwand mit der Zeit aber sehr repetitiv erscheinen, eine gewisse Vorliebe für überskalierte Action sollte man also definitiv mitbringen. Wer mit Daueraction kein Problem hat, bekommt von „Pacific Rim“ genial getrickste, glaubhaft schwerfällige Roboter in einem düster erwachsenen Setting präsentiert, das obendrein erstaunlich gut funktionierende Figuren aufzufahren versteht, an denen man sich gut festhalten kann. Das Ergebnis ist zum einen ein lebendig gewordener Anime und zum anderen flotter Mechaporn vom Allerfeinsten mit einer köstlichen Portion „Godzillaähnliche Monstren zerlegen Großstädte“ und einer feinen Brise „ekelhaftes Geschleim der Marke del Toro“.
„Pacific Rim“ ist seit 18. Juli in den deutschen Kinos zu sehen und mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Warner Bros.__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 18 Juli in den deutschen Kinos |