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Pakt der Rache

Originaltitel: Justice aka. Seeking Justice__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Roger Donaldson__Darsteller: Nicolas Cage, January Jones, Guy Pearce, Harold Perrineau, Xander Berkeley, Jennifer Carpenter, ….

Seeking Justice

„the Hungry Rabbit Jumps…“

Seit Nicolas Cage´s „finanzielle Situation” vor einiger Zeit aufgrund diverser Steuerschulden, Anwalts- und Prozesskosten (von ca. 15 Millionen US-Dollar) in eine „merkliche Schieflage“ geraten ist, scheint der 1996er „Oscar“-Preisträger und einstige Star mehrerer Hollywood-Blockbuster (á la „the Rock“, „Face/Off“ oder „National Treasure“) bei seiner Projektauswahl zuletzt eher höheren Wert auf Quantität statt Qualität gelegt zu haben. Allein 2011 war er in den Hauptrollen von gleich vier Veröffentlichungen zu sehen, die allesamt weder bei Kritikern noch Zuschauern einen sonderlich hohen Anklang zu finden vermochten: Während „Drive Angry“ immerhin dem geneigten Publikum eine Menge Spaß bereitete und „Season of Witch“ zumindest im Rahmen seiner ersten zwei Drittel durchaus passable Unterhaltung bot, litt das verbliebene „cineastische Duo“ vor allem unter enttäuschend gehaltlosen Skript-Vorlagen – wogegen auch die jeweils vor und hinter der Kamera versammelten talentierten Mitwirkenden nicht genügend „ausrichten“ konnten. Bei letzteren beiden (übrigens demselben Genre angehörenden) Werken handelt es sich zum einen um Joel Schumacher´s „Trespass“ – und zum anderen um den hier nun zur Besprechung vorliegenden Thriller „Justice“ (aka „Seeking Justice“), welcher von Regisseur Roger Donaldson knapp zwei Jahre zuvor eigentlich unter dem wesentlich reizvolleren (und weitaus minder einfallslosen) Titel „the Hungry Rabbit Jumps“ abgedreht worden war…

httpv://www.youtube.com/watch?v=hfH_tnM7Un0

Glücklich verheiratet mit der ebenso attraktiven wie liebenswürdigen Cellistin Laura (January Jones), bemüht sich der hingebungsvolle Englischlehrer Will Gerard (Cage) tagtäglich darum, seinen überwiegend aus weniger privilegierten Stadtteilen der noch immer mit den Nachwehen Hurrikan Katrinas „ringenden“ Metropole New Orleans stammenden Schülern Unterrichtsinhalte wie das Oeuvre Shakespeares näher zu bringen. Eines Abends, welchen er mit einem Kollegen (Harold Perrineau) in Gestalt einiger Partien Schach verbringt, wird Laura auf dem Heimweg von einer ihrer Orchesterproben jedoch seitens eines Unbekannten brutal überfallen und vergewaltigt. Im Laufe der darauf folgenden Nacht tritt dann ein geheimnisvoller, sich selbst Simon nennender Herr (Guy Pearce) im Wartezimmer des Krankenhauses an den verzweifelten Ehegatten heran und berichtet ihm davon, dass er einer Organisation angehört, die ihm dabei helfen könnte, eine Form von Gerechtigkeit fürs erlittene Schicksal seiner Frau in die Wege zu leiten – ohne einer Gerichtsverhandlung, in welcher Laura gewiss „noch einmal alles durchleben“ müsste, sowie inklusive der Gewissheit, dass der Täter nicht schon nach wenigen Monaten „wieder auf freiem Fuß“ wäre…

Eine Entscheidung in dieser Sache sei jetzt aber rasch von Nöten – denn Simon´s Leute hätten den Schuldigen inzwischen aufgespürt und müssten jene Absicht unbedingt noch vorm Eingreifen der (ebenfalls in dieser Hinsicht aktiven) Polizeikräfte „in die Tat umsetzen“. Als Gegenleistung würde man Will irgendwann in Zukunft mal „um einen Gefallen“ bitten. Trotz Bedenken willigt er letztlich ein – vor allem angesichts Laura´s Zustand. Ein paar Stunden später weilt die betreffende Person dann bereits nicht mehr unter den Lebenden: Ein Selbstmord sei es gewesen, heißt es (im Nachhinein) offiziell. In den nächsten Wochen normalisiert sich der Alltag des Paares erneut weitestgehend – bis Simon eines Tages von Will den vereinbarten „Dankeszoll“ einfordert, was mit einem einfachen Beobachtungsauftrag beginnt, allerdings recht bald schon in der klaren Aufforderung mündet, einen Kinderschänder zu töten. Im Rahmen der „arrangierten Umstände“ würde es für die Behörden wie ein Unfall aussehen, versichert man ihm. Dennoch weigert sich Will strikt, dies zu tun – woraus unterschiedliche (zunehmend intensiver werdende) Drohungen resultieren, die sich sowohl gegen ihn als auch Laura richten: Kontinuierlich wird die Gefahr immer konkreter und offenbart sich langsam das komplette Ausmaß des „Einflussbereichs“ jener beunruhigenden Organisation…

„Justice“ ist (mal wieder) einer dieser Filme, die sich mit der gleichermaßen interessanten wie streitbaren Selbstjustiz-Thematik beschäftigen – allerdings haben wir es in diesem Fall (im Gegensatz zu den meisten Werken dieses Sub-Genres) nicht mit einem Einzelnen zutun, der aus speziellen Beweggründen (wie Rache) heraus das Gesetz in die eigenen Hände nimmt (siehe „Death Wish“, „the Punisher“, Death Sentence“ etc. pp.), sondern mit einer im Hintergrund der Geschehnisse die entsprechenden „Strippen“ ziehenden Organisation. Kundige erinnert das natürlich unweigerlich an „the Star Chamber“ von Peter Hyams (mit Michael Douglas) aus dem Jahre ’83: Leider aber sind diese Ähnlichkeiten (auf inhaltlicher Ebene) nicht die einzigen zwischen beiden Streifen, denn auch hier erweckt das Skript einen (zumindest zeitweise) doch recht „unbeholfen“ anmutenden Eindruck, dringt nie weit genug in die Tiefe der Materie hinein und verschenkt im Zuge dessen eine beachtliche Anzahl seiner (evidenten) Möglichkeiten. Gesichtspunkte, die einen kritischen Bezug auf moralische Abwägungen oder die US-Judikative nehmen, inklusive der bei Sexualverbrechen vergleichsweise niedrigen Verurteilungsrate am Ende von (primär für die Opfer) häufig sehr schwierigen bzw. belastenden Prozessverläufen, geraten innerhalb des relativ zügig alles andere überlagernden „ein Unschuldiger wird von Cops und Finsterlingen gejagt“-Szenarios bald schon völlig in Vergessenheit. Über kurz oder lang vermag sich Will (gemäß des „gängigen Schemas“) kaum mehr sicher darüber zu sein, wem er überhaupt noch trauen kann – u.a. weil sich Simon´s „Netzwerk“ als ein überaus weit verzweigtes entpuppt. Zwar wird das Gesamtausmaß dieser „Verschwörung“ regelmäßig angedeutet, doch bleibt der Fokus (alles in allem) auf nur wenige Mitglieder gerichtet, welche quasi „den Kern“ dieser lokalen „Vigilante-Zelle“ bilden…

Die Redefigur „the Hungry Rabbit Jumps“ wird seitens der Organisation sowohl zum Zwecke der Erkennung als auch Bestätigung verwendet. In ihr Visier geraten Kriminelle, die entweder durchs Justizsystem „gerutscht“ sind (Freispruch aufgrund eines Formfehlers etc.) oder deren Schuldfrage im Prinzip zweifelsfrei geklärt ist, so wie im Falle Lauras. Das System, diese Taten immerzu von „ehemaligen Auftraggebern“ (mit etlichen dazwischen liegenden Wochen) ausführen zu lassen, erschwert es den ermittelnden Behörden zusätzlich, in dieser Hinsicht etwaige Verbindungen herstellen zu können – demnach hatte der „Rächer“ von Will´s Frau (im Vorfeld) ebenfalls bereits mal die „Dienste“ Simons in Anspruch genommen. Eine Struktur wie diese bietet den Verantwortlichen Sicherheit (da keiner außerhalb des „inneren Kreises“ je einen umfassenden Einblick erhält), Kontrolle (schließlich kann man als Betroffener kaum wissen, wer einem eventuell gerade auf den Fersen ist) sowie die manipulative Möglichkeit, im Grunde ganz andere Ziele verfolgen zu können. Bei einer Story wie der vorliegenden, in deren Zentrum ein derart gestricktes Komplott steht, rechnet man als Zuschauer ja fast schon mit verschiedenen Logikschwächen und Plotlöchern – weshalb man auch nicht allzu verwundert darauf reagiert, dass u.a. nie aufgeklärt wird, wie Simon in solch kurzer Zeit (binnen Stunden) eigentlich herauszufinden vermochte, wer genau Laura denn nun überfallen hat. Negativfaktoren wie diese, von denen es im Verlauf so einige gibt, würden mit Sicherheit weit weniger stark ins Gewicht fallen, wenn die Handlung an sich deutlich packender und origineller gestaltet worden wäre – bedauerlicherweise aber wurde sie von Drehbuchautor Robert Tannen („Even Money“) enttäuschend einfallslos, nicht sonderlich aufregend sowie mit einer Reihe abgegriffener Klischees durchsetzt „zu Papier gebracht“…

Eine passable Frisur und einen modischen Bart (ähnlich seinem im ’95er „Kiss of Death“-Remake) zur Schau tragend, liefert Nicolas Cage eine ebenso reservierte wie (letzten Endes) zwischen routiniert und unmotiviert schwankende Performance ab, in deren Rahmen er (zum Glück) nie in irgendwelche „Overacting-Gefilde“ abgleitet – mit Ausnahme eines „irren Blicks“ auf einer Mardi-Gras-Party gleich am Anfang, der in dem Moment jedoch ganz gut passt. Will ist ein „normaler Bürger“, der in eine Lage gerät, die ihm zunehmend über den Kopf wächst: Sein Dilemma vor und nach der Entscheidung übers Leben oder Sterben eines Menschen, so schuldig jener auch sein mag, ist reizvoll mitzuverfolgen – schade nur, dass man die daraus hervorgehenden moralischen Fragen und interessanten Ansätze (vor allem in der zweiten Hälfte) dermaßen „unsensibel“ diversen groben Action-Thriller-Elementen untergeordnet hat. Noch stärker vom Skript im Stich gelassen kommt indes January Jones („Unknown“) als Ehefrau und Verbrechensopfer daher: Dass sie nicht nur klasse aussieht, sondern überdies echt prima spielen kann, hat sie ja vor allem in ihrer Rolle als Ms. Don Draper in der Hitserie „Mad Men“ bereits zu Genüge bewiesen – doch hier wird sie (erneut) kaum gefordert, und das unabhängig dessen, dass die traumatischen Auswirkungen der Tat (u.a. ihr Verlust des „Sicherheitsgefühls“) relativ anständig präsentiert werden. Mit rasiertem Schädel und ohne Veranlassung zur Klage verkörpert Guy Pearce („Memento“) den zwielichtigen Simon als eine von der Ehrbarkeit seines Vorgehens absolut überzeugte Person – wodurch er auch nicht direkt in die Kategorie eines „klassischen Baddies“ fällt. In Nebenparts sind außerdem u.a. noch Harold Perrineau (TV´s „Lost“) als ein Kumpel Wills, Xander Berkeley (TV´s „24“) als Cop sowie Jennifer Carpenter (TV´s „Dexter“) als Laura´s beste Freundin zu sehen, die aber „völlig verschenkt“ wurde und ursprünglich gewiss so einige Szenen mehr besaß…

Tannen´s Vorlage mangelt es in erster Linie an eigenständigen Ideen und Tiefgang. Es wäre wünschenswert gewesen, die brisante Thematik bzw. Beweggründe der Beteiligten intensiver zu beleuchten, anstatt irgendwann bloß nur noch den „ausgelatschten Pfaden“ eines „gängigen Chase-Movies“ (á la „the Fugitive“) zu folgen und obendrein in einem recht banalen Finale zu münden, in welchem Laura (erwartungsgemäß) zu einer Geisel Simons wird sowie am Ende dann ebenfalls gar noch aktiv ins Geschehen eingreifen darf. Von zwei halbwegs netten „Twists“ mal abgesehen, lassen sich allerdings auch in diesem Werk gleich mehrere (unvorteilhafte) Eigenschaften ausmachen, die inzwischen offenbar in fast jedem „Cage-Flick“ vertreten sind: Schwache Dialogzeilen, Unglaubwürdigkeiten sowie Augenblicke unfreiwilliger Komik – im Vorliegenden u.a. ein „symbolischer“ Schokoriegel-Kauf, die nicht sehr glaubwürdige Fahndungsmeldung einer Zeitung, ein aufgebrachter Will, der prompt einen seiner Schüler niederschlägt, ebenso wie ein „unerkannter Aufenthalt“ (seinerseits) inmitten einer Gruppe Journalisten auf einer Trauerfeier. Da ja oft eine Art „Sozialpessimismus“ die Inhalte der Veröffentlichungen des Selbstjustiz-Subgenres prägt, ist die Wahl des Schauplatzes New Orleans als eine überaus geschickte zu werten, denn selbst Jahre nach Hurrikane Katrina hat sich die City noch lange nicht von jenen gravierenden Einwirkungen erholt – sowohl auf das Misstrauen der Anwohner gegenüber den Behörden bezogen als auch im Angesicht etlicher zerstörter Gebäude: Etwa findet der Showdown in einer verlassenen Mall statt, welche seither „unbehelligt“ vor sich hin rottet. Allein aufgrund der gigantischen Arenengröße ist ein im „Superdome“ angesiedeltes Set-Piece wahrhaft imposant anzusehen – traurig, dass eben dieser Ort damals ja zu solch einem „Sinnbild des Leids jener Katastrophe“ avancierte. Regisseur Roger Donaldson („Thirteen Days“) hat das Drehbuch zwar solide, jedoch frei einer markanten Handschrift umgesetzt – was genauso auf die Arbeit seines Kameramanns David Tattersall („Next“) zutrifft. „Dank“ eines konstanten Minimums an Suspense, nicht gerade straffen Tempos und nur wenigen (einigermaßen) mitreißenden Sequenzen – wie eine Verfolgungsjagd zu Fuß durch dichten Verkehr – hat mich der Streifen insgesamt nicht wirklich zu „fesseln“ vermocht: Entsprechend kann, will und werde ich ihm an dieser Stelle auch keinerlei „positive Empfehlung“ aussprechen…

Fazit:  „Justice“ (aka „Seeking Justice“) ist ein schlicht gestrickter, mäßig in Szene gesetzter sowie enttäuschend überraschungs- und spannungsarmer 08/15-Thriller, dessen limitierter Unterhaltungswert u.a. aus der Gegebenheit resultiert, dass das unverkennbare dramatische Potential der beileibe nicht unansprechenden Materie (leider) zugunsten einer arg oberflächlich-konventionellen Plot-Entfaltung viel zu stark „untergewichtet“ wurde: Schade!

knappe

Hierzulande ist der Film seit Juni 2012 auf DVD und BluRay zu haben…

Stefan Seidl

Justice

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Pakt der Rache

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