Originaltitel: Peacemaker__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Kevin Tenney__Darsteller: Robert Forster, Lance Edwards, Hilary Shepard, Robert Davi, Bert Remsen, John Denos, Wally Taylor, Kyra Stempel, Garth Le Master, Rob Zapple, Neil Summers u.a. |
Ende der 1980er und Anfang der 1990er trafen im US-Actionfilm immer wieder harte Großstadtbullen und gefährliche Außerirdische aufeinander. Neben prominenten Fällen wie „Predator 2“, „The Hidden“ und „Dark Angel“ behandelten auch weniger bekannte B-Filme das Sujet, etwa „Peacemaker“ von Kevin Tenney („Endangered Species“).
Wie in vielen kostengünstigeren Science-Fiction-Filmen wählen die Aliens hier die humanoide Form. Ein Raumschiff stürzt ins Meer, den Fluten entsteigt Townshend (Lance Edwards), der mit seinem Auftreten erst ein Pärchen erschreckt, danach eine Schrotflinte aus einem Polizeiauto klauen will und daraufhin in eine Auseinandersetzung mit den Cops verwickelt wird, die ihn perforiert ins Leichenschauhaus sendet. Bis dahin ist der Zuschauer bereits Zeuge von Townshends Bärenkräften geworden und darf sich (nicht zum letzten Mal) ein wenig an „Terminator“ erinnert fühlen, wenn er einem von zwei Kontrahenten bei der Waffenbesorgung zuschauen darf.
Gerichtsmedizinerin Dori Caisson (Hilary Shepard) staunt Bauklötze, als sie den vermeintlich Toten auf der Bahre hat: Seine Wunden verheilen vor ihren Augen, danach steht Townshend auf und nimmt sie noch als Geisel, um mit ihrem Wagen zu fliehen. Keine Sekunde zu früh, denn es taucht der zweite Außerirdische auf. Yates (Robert Forster) will Townshend mittels großkalibriger Wumme beseitigen, doch ihm und Dori gelingt die Flucht. Townshend erzählt Dori, dass er ein Alien-Cop, ein sogenannter Peacemaker, sei, was zum Running Gag des Films wird, denn Dori war mal mit einem verheiratet, Sergeant Ramos (Robert Davi), und hat die Schnauze voll von Polizisten.
Durch Doris Entführung wird auch Ramos in den Fall gezogen, während Yates weiter Jagd auf die beiden macht. Dabei behauptet auch er, dass er eigentlich der Peacemaker sei, Townshend dagegen ein gesuchter Serienkiller. Natürlich muss einer von beiden lügen. Nur wer?
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In dieser Frage liegt tatsächlich das große Spannungsmoment von „Peacemaker“, denn Regisseur und Drehbuchautor Tenney lässt sie bis kurz vor Schluss offen. Dori erhält neue Erkenntnisse, begibt sich mal mit dem einen, mal mit dem anderen Alien auf die Odyssee durch die Stadt, während Ramos ein besserer Informationslieferant bleibt, der für die Story kaum eine Bewandtnis hat. Sowieso ist der Plot eher dünn und dient als Vorlage für Verfolgungsjagden und Gefechten zwischen den beiden Parteien. Den außerirdischen Serienkiller sieht man auch selten bis nie bei einem Verbrechen, was wohl auch daran liegt, dass ja spannend bleiben soll, wer denn nun der Mörder ist, aber so wird halt ein Mörder verfolgt, der erst gegen Ende des Films mal mordet. Aufgeblasen wird das Ganze noch mit ein paar dramaturgisch begrenzt notwendigen Erläuterungen über das schwarze Loch, durch das beide Kontrahenten zur Erde gelangten, über das Erlernen der menschlichen Sprache durch die Aliens usw., was aber selbst bei einer Laufzeit von knapp 90 Minuten nur wie Zeitschinderei wirkt.
Immerhin ist die Tatsache, dass die Außerirdischen noch Nachholbedarf in Sachen menschlicher Sprache und Gepflogenheiten besitzen, Grundlage für ein paar nette Gags, wenn Townshend menschliche Redensarten nicht versteht. Dori hingegen reißt ein paar flotte Sprüche, die zwar nicht für die Ewigkeit sind, aber auch nicht komplett misslungen. Das sorgt für Auflockerung, ebenso wie das meiste hohe Tempo, sieht man von der erwähnten, pseudowissenschaftlichen Schwurbelpassagen ab. Dabei versucht Tenney auch sein sichtbar knappes Budget zu übertünchen, das immerhin in ein paar saftige Effekte, gerade bei blutigen Einschüssen, investiert wurde, während man von Raumschiffen und ähnlich futuristischem Kram zwecks Geldbeutelschonung wenig bis gar nichts sieht.
Während Dori als die Allianzen wechselt und sich die Kontrahenten beharken, ist immer mal wieder Action angesagt. Das äußert sich meist in kleinen Shoot-Outs und Handgemengen, die eher solide Hausmannskost sind – gerade Showdown ist da als Klimax des Films doch enttäuschend klein skaliert, als Rangelei in und um eine Wohnung. Doch in der Mitte des Films dreht Tenney einmal so richtig auf und brennt eine arschgeile Verfolgungsjagd ab: Die Gegner stellen einander mit Autos und Motorrädern nach, die Polizei ist auch involviert, was zu diversen Autocrashs und -stunts führt, die das Actionherz höher schlagen lassen. Schade, dass das Finale nicht von einer ähnlichen Güteklasse ist, denn dies hätte „Peacemaker“ sicher gutgetan.
Gut tun dem Film auch Robert Forster („Pfad der Rache“) und Robert Davi („The Bronx Bull“). Ersterer ist als Alien mit wortkarger Dirty-Harry-Attitüde darstellerisch der stärkere der Kontrahenten, ein bärbeißiger Typ mit Ballermann und Bluthund-Instinkt. Davi wird vom Drehbuch etwas im Stich gelassen, seine Rolle ist nicht nur dramaturgisch begrenzt nötig und teilweise unschön arschig, aber den toughen Gesetzeshüter beherrscht er im Schlaf und kann so aus dem Part noch etwas herausholen. Schlechter sieht es dagegen bei Lance Edwards („Wayne’s World 2“) aus: Der wirkt immer etwas schlafmützig und zieht gerade im Vergleich zu seinem Gegenpart Forster schauspielerisch ganz klar den Kürzeren. Dagegen kann sich Hilary Shepard („Radioactive Dreams“) in der großen Frauenrolle des Films recht gut behaupten: Dori ist nicht bloß eine damsel in distress, ist nicht auf den Mund gefallen und greift aktiv ins Geschehen ein, auch wenn Action und Ballerei fast ausschließlich den Männern vorbehalten bleiben.
So mag „Peacemaker“ sicher nicht als zu Unrecht vergessenes B-Meisterwerk in die Filmgeschichte eingehen: Zum simpel ist die Story, die Budgetprobleme sind manchmal zu sichtbar und kleinere Längen hat der Film trotz kurzer Laufzeit auch noch. Doch Kevin Tenney hält immerhin die Spannung in der Frage hoch, welches der beiden Aliens nun der Cop ist, hoch, die Action ist okay, bei der Autojagd in der Mitte sogar richtig gut. Da kann man „Peacemaker“ gar nicht böse sein.
Die deutsche DVD des Films kommt von Laser Paradise und ist ungekürzt mit FSK-18-Freigabe. Allerdings ist dies eine jener typischen, kostengünstigen DVDs von Laser Paradise: Kein Originalton, nur deutsche Synchro, in Vollbild und als Bonus lediglich eine Trailershow anderer Laser-Paradise-Titel.
© Nils Bothmann (McClane)
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