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Pistolera – Zeit der Rache

Originaltitel: Pistolera__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Damian Chapa__Darsteller: Romina Di Lella, Robert Davi, Danny Trejo, Damian Chapa, Matias Tobal, Rihanna Barrie, Cameron Barrie, Antonio Garcia, Marta Blanc u.a.
Pistolera mit Danny Trejo

In “Pistolera” dreht sich alles um eine rachedurstige Dame.

Die Eltern der kleinen Angel werden eines Tages von dem fieswichtigen Fieswicht Raffaello brutal aus dem Leben gerissen. Angel und ihr Cousin Rico sind gezwungen, das Massaker mit anzusehen. Wutentbrannt aktiviert Angel irgendwann die Minigun ihres verschiedenen Vaters und nietet die Goons von Raffaello um. Das macht sie so brutal, dass die Behörden keinen anderen Ausweg sehen, als das kleine, traumatisierte Mädchen einzubuchten. So sind sie die Behörden. Pfui!

Jahre später ist Angel zur Frau herangewachsen und Stammgast im örtlichen Strafvollzug. Bei ihren zahlreichen Jobs hat sie sich den Spitznamen Pistolera erarbeitet. Doch was nützt all der Ruhm, wenn in dir die Rachegedanken immer wieder aufbegehren? Als Rico, wie Pistolera gerne hinter schwedischen Gardinen beheimatet, aus dem Knast kommt, überredet Pistolera ihn, endlich ihren Vater zu rächen.

Rico mischt da nur zu gerne mit und so kann man Raffaello nur raten, sich warm anzuziehen.

Wie jeder andere Rachefilm, nur in richtig schlecht!

Es gibt zu Beginn diese eine Szene in „Pistolera“, die einen hoffen lässt, dass der Film nicht gar so scheiße wird. In der sitzt die kleine Angel hinter einer Minigun und pustet von erhöhter Position aus zahlreichen Lumpen das Lebenslicht aus. Irgendwie kündigt sich hier an, dass der Actionfilm in Richtung unterhaltsamer Trash abbiegen könnte. Doch dieser Eindruck hält nicht lange vor. Sobald die eigentliche Handlung startet, bestätigen sich sämtliche Befürchtungen: „Pistolera“ ist Trash pur, allerdings der böse, der nicht unterhaltsame.

Die simple Story ist nach zehn Minuten auserzählt. Trotzdem muss man bis kurz vor Schluss bedeutungsvolle, ewig lange Dialoge ertragen. In denen wird viel geschwafelt, aber nichts gesagt. Zwischen den Dialogen versucht Regisseur Damian Chapa („Alarmstufe: Rot“), der sich zudem die Rolle des Rico gesichert hat, Hauptdarstellerin Romina Di Lella erotisch zu zelebrieren. Mit fantastisch schlecht gesetzten Zeitlupen und dummen Einlagen – etwa einer mehrminütigen Gesangs- und Tanzeinlage, die so sexy ist wie Trockenbrot.

Pistolera mit Danny Trejo und Damian Chapa

Danny Trejo und Damian Chapa wirken häufiger, als hätten sie Spaß am Set gehabt.

Di Lella bedankt sich mit allen Swinger-Outfits, die sie in ihrem Kleiderschrank finden konnte. Die Hosen beginnen millimetergenau über dem Schambein und die Röcke enden einen Millimeter unter den Schamlippen. Mimik und Gestik wirken wie eingefroren und lassen keinerlei Frühlingsgefühle in der Unterhose aufkommen. Doch nicht nur optisch (die fußballgroßen Silikonhupen am heftig durchtrainierten Körper sind ein echter Fall für sich) geht hier nicht viel zusammen.

Denn Frau Di Lella kann weder spielen noch überzeugt sie in ihrer Rolle als taffe Männerarschkickerin. Die Dame hat keinerlei Ahnung, was sie hier macht. Ihre cool gemeinten Posings provozieren Lacher, ihre Versuche, einer Art Choreografie zu folgen, erinnern an Seniorenwassertreten. Ihr Waffenhandling ist einfach nur ein Witz. Und ihre Oneliner… reden wir nicht drüber.

Robert Davi im Actionthriller von Damian Chapa

Robert Davi war der Dreh hingegen sichtlich Rille.

Die Action ist per se einfach nur ein Fanal der Unfähigkeit. Meist dominieren hässliche CGI-Einlagen das Geschehen. Mündungsfeuer, Treffereffekte, brennende Boote, hier besteht fast alles aus Einsen und Nullen. Nur das Massaker an Angels Eltern wird mit wirklich derbe spritzenden Blutbeuteln umgesetzt, was echt heftig anzusehen ist. Die Action besteht zumeist aus hüftsteifen Geballer und eben den Kicker-Versuchen der Hauptdarstellerin. Bootsverfolgungsjagden enden, bevor sie richtig begonnen haben.

Da man im Großen und Ganzen keinerlei Eye-Candy geboten bekommt, schaut man bei der Umsetzung der Action und des Restes genauer hin. Alles strotzt vor katastrophalen Anschlussfehlern. Witziges Highlight ist ganz klar Danny Trejos Einlage, bei der er mit einer Kalaschnikow(!) ein Boot in Flammen aufgehen lässt(!!), ohne dass in der Kalaschnikow ein Magazin enthalten wäre(!!!). Doch diese Szene ist nur die Spitze des Eisberges. Eine Doktorin etwa, die planlos an einem Hemd herumzupft, um eine Wunde zu versorgen, ist auch sehr witzig anzusehen. Schaut gerne selber genau hin, hier gibt es eine Menge Dummfug zu entdecken!

Romina Di Lella in Pistolera

Romina Di Lella war am Set vor allem damit beschäftigt, nicht vorne über zu kippen.

Apropos Danny Trejo („Machete“): Der absolviert hier als Indio eine kleine Gastrolle, darf ein paar Lumpen umnieten und ansonsten auch einen dieser unfassbaren Endlosdialoge bestreiten. Robert Davi („Running Out“) muss als Raffaello (er ist nicht ganz so süß, wie die Praline) ebenfalls ganz viel Mist labern, lässt sich ansonsten aber nicht in einer einzigen Szene beim Spielen erwischen. Rund um ihn und seine Henchmen leistet sich der Film einen weiteren riesigen Bock. Während Angel rein optisch 30 Jahre brauchte, um zur Pistolera zu reifen, werden Davi und seine Henchmen keine Sekunde älter. Bösewichter! Tz, tz, tzzzz! Tricksen sogar das Alter aus! Die Schweine!

In technischer Hinsicht sieht „Pistolera“ megabillig aus, wirkt in der Kameraführung immer mal wieder sehr dilettantisch und bedient sich eines arg rumpeligen Schnittes. Die CGIs sind durch die Bank misslungen und die zahllosen sinnlosen Zeitlupen habe ich bereits erwähnt. Außerdem trägt die müllige Filmmusik nicht wirklich Elemente von Wertigkeit zum Endergebnis bei.

Und die „Pistolera“ macht peng!

„Pistolera“ ist entsprechend kaum mehr, als eine eitle Nabelschau der vollkommen talentbefreiten Hauptdarstellerin Romina Di Lella. Die lässt sich von Regisseur Damian Chapa bar jedweder Selbstironie singend, tanzend und ballernd in Szene setzen, ohne das auch nur eines ihrer Talente verfangen würde. Dazu ist man vom Drumherum aber auch zu sehr angeödet. Die Geschichte langweilt, die Darsteller lassen einen verzweifeln, das Tempo lahmt, die Inszenierung ist einfach nur altbacken und billig und die Action kann überhaupt gar nichts. Dazu gibt es das peinlichste Edding-Tattoo der jüngeren Filmgeschichte zu bestaunen. Immerhin etwas.

1 von 10

Schaut den Trailer von “Pistolera”

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von B-Spree-Pictures / UCM.ONE im April 2021. Die Datenträger sind mit einer überzogenen FSK 18 ungeschnitten. Die deutsche Synchronisation könnte schlechter und lustloser kaum sein, wovon man sich auch bei Amazon und anderen VoD-Diensten einen Eindruck machen kann.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: B-Spree-Pictures / UCM.ONE__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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