Originaltitel: Power 98__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Jaime Hellman__Darsteller: Eric Roberts, Lisa Thornhill, Jason Gedrick, Jack Betts, Michael Mantell, Jennie Garth, Jim Fyfe, Stephen Tobolowsky, Sadie Stratton, Leslie Bega u.a. |
Jon Price ist ein Radiomoderator und befindet sich bei seinem aktuellen Sender in einer Art Sackgasse. Während ihm ein junges und modernes Programm vorschwebt, sendet dieser Sender nur Klassik und getragene Musik, bis auch der letzte Zuhörer entschlafen ist. Doch dem jungen Mann spielt die Zeit in die Karten. Denn der Vorstand des Radiosenders wechselt und die neuen Bosse wollen frische Sendungen.
Darum haben sie auch einen Moderator namens Karlin Pickett engagiert, der mit seinen frivolen und herzhaft versauten Sendungen neue Zuhörer bringen soll. Jon versteht sich auf Anhieb blendend mit Karlin und im Doppelpack erreichen die beiden fantastische Zuhörerquoten. Als der Chef saftige Gehaltserhöhungen und eine eigene Sendung nur für Jon in Aussicht stellt, wenn sie noch bessere Quoten schaffen, entwickelt Karlin eine enorm zwiespältige Formatidee. Ihm schwebt eine Call-In Sendung vor, bei der Verbrecher ihre schlimmsten Taten gestehen können.
Jon ist von der Idee nicht sonderlich angetan, doch als eines Tages ein Frauenmörder anruft und die Quoten nur so explodieren, ist auch Jon überzeugt. Das Problem ist nur: Karlin scheint eine eigentümliche Verbindung zu dem Frauenmörder zu haben.
Schaut in den Thriller mit Eric Roberts hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=L2_8jif3O7U
Wer in „Power 98“ die Rolle des Frauenmörders inne hat, ist von den ersten Minuten an klar. Der Film macht keine großen Anstalten, dies zu verbergen oder aus der Tätersuche eventuell Spannung zu schöpfen. Die Abwesenheit von Spannung ist denn auch das größte Problem an diesem Film. Der hört nämlich auch auf den Alternativtitel „Sex Radio“ und frönt selbigem auch ausgiebig. Fast eine Stunde lang erleben wir den Aufstieg der neuen Sexshow von Jon und Karlin, inklusive erstaunlich seltsamer Radiosendungen wie: „Wählt den knackigsten Arsch.“ Das muss sich echt toll angehört haben.
Im Zuge dessen erleben wir mit, wie Jon und Karlin immer mehr zu Freunden werden, die Karriereleiter rauffallen, Weiber bumsen und tolle Statussymbole (vornehmlich deutsche Autos) kaufen. Hier versäumt es „Power 98“ grundsätzlich, eine echte Thrillerhandlung zu installieren. Stattdessen gibt es die alte Hollywoodmär, dass jeder noch so uninteressante Beruf letztlich die geilste Beschäftigungsmöglichkeit von allen darstellt. Da hört man plötzlich von Gehältern jenseits der 200.000 Dollar. Was wohl zu damaligen Zeiten eher dem Jahresbudgets eines Senders entsprochen haben dürfte.
Aber geschenkt: Radiomoderatoren sind die schönsten und geilsten Typen der Welt. Nur Verbrecher, die sind noch geiler. Darauf kommt der Film in den letzten 20 Minuten. Lanciert plötzlich ermittelnde Cops und eine Feindschaft zwischen Jon und Karlin. Trotzdem kommt keine Spannung mehr auf. Weil eben längst klar ist, wer hier warum mordet.
So ist denn auch das gebotene Schauspiel deutlich interessanter als der restliche Film. Vor allem Eric Roberts („The Expendables“) als scheinbar sexgeiler Radiomoderator Karlin ist mit cooler Kurzhaarfrisur eine einzige Schau. Gegen seine Figur, die zwischen kumpelhaft locker und manipulativ intrigant alle Facetten aufzufahren versteht, ist der blasse Karrieretyp Jon eine langweilige Nullnummer und wird von Jason Gedrick („Backdraft“) auch genauso gegeben. Seine langweilige Frau spielt eine noch langweiligere Jennie Garth („Beverly Hills 90210“) und auch Larry Drake („Darkman“) kann als Cop keinerlei Akzente setzen. Diese gehören allesamt Roberts, der durchtrainiert und mit süffisantem Lächeln eine Art frühen Howard Stern gibt und dem die Rolle sichtlichen Spaß macht.
Von der Optik des Filmes darf man sich nicht zu viel erwarten. Es geht um Moderatoren, die in einem Aufzeichnungsstudio sitzen. Und genauso spannend fällt die Bebilderung aus. Drumherum herrscht relativ langweilige Fernsehoptik vor und auch in Richtung Showdown wird es nicht aufgeregter, was die Schauwerte angeht. Gelungen ist der verschmitzt leichte, jazzig angehauchte Score, der immer mal wieder anzudeuten zu versuchen scheint, dass hier eine gewisse Note Film Noir durch den Film wehen könnte. Diese hat sich zwar vermutlich durch ein offenes Fenster am Set verflüchtigt, aber geschenkt.
Eric Roberts rockt als Moderator in “Power 98”
Am Ende bleibt ein wirklich enorm unspektakulärer Streifen, der sich zunächst dem Aufstieg eines Moderatorenduos widmet, einen interessanten Storytwist vom Sexradio hin zum Verbrecherradio durchmacht, hier aber versäumt, echte Spannung aufzubauen. Das Ergebnis lohnt dann eigentlich nur für Eric-Roberts-Fans, da der mit sichtlichem Spaß den Mikrofonverführer gibt und über manche Länge hinwegzuspielen versteht.
In Deutschland erschien der Film als VHS bei dem Label Splendid und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Digitale Veröffentlichungen sind mir im deutschen Sprachraum keine bekannt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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