Originaltitel: Prey__ Herstellungsland: USA_ Erscheinungsjahr: 2019__ Regie: Franck Khalfoun__ Darsteller: Logan Miller, Kristine Froseth, Jolene Anderson, Jerrica Lai , Phodiso Dintwe, Anthony Jensen, Jody Mortara, Vela Cluff, Joey Adanalian, Travis Cluff, … |
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Nach “Amityville: the Awakening” (2017) markierte der hier nun zur Besprechung vorliegende dramatische Mystery-Horror-Streifen “Prey” 2019 die zweite aus der lukrativen Low-Budget-Genre-Schmiede “Blumhouse” stammende Regie-Arbeit des französisch-algerischen Filmemachers Franck Khalfoun. Von ihm und David Coggeshall (“the Haunting in Connecticut 2: Ghosts of Georgia”) verfasst, erinnert das Werk unweigerlich an J.D. Dillard´s “Sweetheart” – einer ähnlichen, aber besseren Veröffentlichung aus demselben Jahr, die ebenfalls von Jason Blum produziert wurde…
Die Opening Credits entfalten sich in Kombination mit einer Reihe dargereichter Polaroids, die eine Missionars-Familie (Vater, Mutter, Töchterchen) an einem tropischen Ort u.a. bei verschiedenen Interaktionen mit einigen Einheimischen zeigen. Was durchaus harmonisch anmutend beginnt, wird schon bald (seitens der Fotos) zunehmend “düster-bedrohlicher” – und endet schließlich mit dem Bild einer brennenden Kirche. Mir gefiel die im Zuge dessen erzeugte “Atmosphäre” sowie die Präsentation dieser “Prolog-Infos” in dieser speziellen stilistischen Form…
Daraufhin lernen wir den Teenager Toby (Logan Miller) kennen, der sich eines Abends lieber auf der Couch im Wohnzimmer lümmelnd Online-Videos anschaut als seinem Dad (Anthony Jensen) draußen vorm Haus bei der Reparatur seines Wagens zur Hand zu gehen – wodurch er wiederum nicht mitbekommt, wie jener von zwei maskierten Männern brutal niedergestochen wird, die es auf das schicke Muscle-Car abgesehen haben. Mein Gedanke dazu: Warum sollten Auto-Diebe einen solchen Mord verüben, wo es doch völlig ausgereicht hätte, ihn bspw. einfach von hinten k.o. zu schlagen? Nunja, egal…
Wochen später leidet Toby weiterhin an schweren Schuldgefühlen – weshalb er sich auch regelmäßig mit einer Therapeutin (Jennifer Riordan) trifft, die ihm irgendwann das “Lost&Found”-Programm vorstellt, welches Jugendlichen per “Abenteuer-Erlebnis” dabei behilflich sein soll, Traumatisches zu verarbeiten. Und so findet er sich – der Einwilligung seiner Mutter (Jody Mortara) folgend – kurz danach bereits zusammen mit einigen anderen Kids auf einem Segelboot vor der Küste Malaysias wieder, wo sie gemeinsame Zeit verbringen sowie von ihrer Betreuerin Kay (Jerrica Lai) gecoacht werden…
Es ist dann, dass “Prey” seinem Publikum eine dicke Schüppe “Suspension of Disbelief” abverlangt: Im Anschluss an die “Gruppenphase” setzt Kay ihre Schützlinge nämlich jeweils für drei Tage und Nächte allein auf eine der vielen unbewohnten Inseln der Gegend aus – es ihnen ermöglichend, in jener Isolation so einiges “in aller Ruhe” zu reflektieren (einst lautete der Working-Title des Films übrigens “Solo”). Nur eine Tasche mit ein paar Sachen (á la Schlafsack, Feuer-Starter, Plane, Notfall-Fackel sowie etwas Essen) darf jeder der (wohlgemerkt: “psychisch ungefestigten”) jungen Leute mit sich nehmen…
Auf dem Boot war Toby ständig seekrank – wurde überdies gar mal vom Quermast am Kopf getroffen und ging über Bord. Nun also wird dieser Teen aus Florida auf einem einsamen Strand in Asien sich selbst überlassen, um dort “Seelenfrieden” zu erlangen. Klingt nach ‘nem tollen, glaubhaften Plan – und so geschieht es rasch, dass er Selbstgespräche zu führen anfängt, sich ein Affe durch seine Verpflegung wühlt und er sich auf einigen Muscheln die Fußsohle blutig tritt. Obendrein feuert er seine Leuchtrakete (statt gen Himmel) in den Wald hinein, als er im Gestrüpp nach Anbruch der Dunkelheit eine ihn erschreckende Gestalt zu sehen meint…
Am nächsten Morgen entdeckt er neben sich zwei im Sand platzierte Kokosnüsse, die jemand schon “fachmännisch” für ihn geöffnet hat – und noch überraschter ist er beim Anblick der dafür verantwortlichen Person: Ein Mädel namens Madeleine (Kristine Froseth) – im selben Alter wie er, sehr hübsch, seine Sprache sprechend sowie ihm augenscheinlich freundlich gesinnt – welches seit ihrer Kindheit auf der Insel lebt (sie ist die Kleine von den Polaroids) und sich gekonnt den damit verbundenen “Rahmen-Bedingungen” angepasst hat – also u.a. Wild jagen sowie Waffen, Werkzeuge und Unterschlüpfe bauen kann…
Dafür, dass Madeleine derart lange an diesem einsam-entlegenen Ort “gestrandet” ist, hat sie aber verdammt schöne Haut und Haare sowie geradezu optimal sitzende, relativ saubere und unzerschlissene Kleidung am makellosen Leibe. Des Weiteren ist sie echt nett – macht ihm Frühstück (Eier, serviert im Palmenblatt), röstet Fleisch überm Lagerfeuer, zeigt ihm, wie man mit einem Speer Fische fängt (etc. pp.). Kein Wunder, dass Toby von ihr angetan ist. Allerdings haben wir es bei “Prey” mit keinem Streifen in der Tradition von “the Blue Lagoon” zutun – weshalb sich die beiden hier auch nicht “hormonell austoben” dürfen…
Madeleine berichtet Toby, dass ihr Vater tot sei – ihre Mutter (Jolene Anderson) allerdings noch auf der Insel lebt sowie er sich von ihr unter allen Umständen fernhalten sollte, da sie eine Gefahr für Fremde darstellen würde. Während Madeleine regelmäßig zu ihr zurückkehrt, erforscht Toby indes ein wenig die Umgebung – wobei er auf unbehagliche Skulpturen und Höhlen-Malereien mit einer bedrohlichen Kreatur darauf stößt. Tja, Völker in diesen Breitengraden sind durchaus für ihre teils “phantasievollen” Aberglaube-Ausprägungen bekannt. Madeleine´s Mutter ist allerdings real…
Die Idee, dass Madeleine ja mit Toby mitkommen könnte, erkeimt und wird zum Plan. Am Tag der Abholung taucht dann jedoch Kay´s Boot gekentert und zerstört vor der Küste auf. Aus dem Verborgenen heraus beobachtet er Madeleine´s Mutter beim Davonschwimmen – und findet Kay´s grausam zugerichtete Leiche im Innern des Wracks, als er selbst mal näher nachsieht. Wie schnell ist wohl mit Hilfe zu rechnen? Ihm ist bewusst, in welch übler Lage er steckt – allerdings wird es im Folgenden gar noch schlimmer für ihn, als er erkennen muss, dass das Monster der alten Wandzeichnungen offenbar doch nicht bloß “reine Fiktion” ist…
Eingangs geht es in “Prey” um Schuldgefühle und Trauerbewältigung. Eingebettet in das “Robinson Crusoe”-artige Szenario, hätte man daraus ein ordentliches, gern mit Horror-Elementen verquicktes Psycho-Drama konzipieren können – sofern man es denn wahrhaft gewollt hätte. Leider scheinen Khalfoun und Coggeshall das nie ernsthaft vorgehabt zu haben. Die spärlichen in jene Richtung tendierenden Ansätze muten zudem recht “unbeholfen” an – wie als Toby auf einen toten Affen stößt und bei dessen Anblick an seinen Vater erinnert wird, der aber eigentlich überhaupt nicht in der gezeigten Körper-Position gestorben war…
Eigenständig für sich selbst sorgen muss Toby auch nur kurz – das übernimmt Madeleine ja prompt am nächsten Tag. Bei ihrer Zuneigung werden jegliche “physischen Komponenten” (Stichwort: “pubertäre Lust”) auf ein Minimum beschränkt gehalten – stattdessen wird ein Geheimnis daraus gemacht, was es mit den mysteriösen Begebenheiten dort wohl so auf sich hat. Unvorteilhafterweise kommen einem die einzelnen Abläufe vertraut vor, verhindert die gebotene Unoriginalität eine effektive Suspense-Erzeugung und lässt sich die Auflösung des Ganzen (inklusive dazugehörender “Twists”) nicht gerade unschwer voraussehen…
Dass Khalfoun dazu fähig ist, gute Genre-Kost abzuliefern, hat er mit “P2” und seiner “Maniac”-Neuversion bereits bewiesen. Handwerklich kompetent umgesetzt wurde dieser von Cinematographer Eric Robbins (“In a Valley of Violence“) ansprechend bebildeter sowie von Richard Breakspear (“the Gallows”) musikalisch solide unterlegter Streifen zwar ebenfalls – allerdings mangelt es ihm (neben den zuvor genannten Punkten) an einer eindringlicheren “beklemmenden Atmosphäre”, um den “paradiesischen” malaysischen Dreh-Locations einen stetig anwachsenden “albtraumhaften Vibe” zu verleihen…
Neben seinem tollen Setting (unberührte Strände, dichter Urwald, malerische Bäche, klares Meer, coole Höhlen, exotische Tiere) wartet “Prey” auf seiner “Haben-Seite” zumindest noch mit brauchbaren Performances auf: Beauty Kristine Froseth (“Apostle”) meistert die zentralen Eigenschaften ihres mal “unschuldig-verletzbar”, mal “bewandert-tough” auftretenden Parts prima, als ihre Mutter agiert Jolene Anderson (“the Dustwalker”) zufrieden stellend und Logan Miller (“Before I fall“) portraitiert den “Fish-out-of-Water-Teenager” Toby glaubwürdig – ohne zu nerven sowie einem gedeihlich sympathischer werdend…
Frei größerer Überraschungen entfaltet sich der Film über seine knapp 81-minütige Laufzeit hinweg – weitestgehend spannungslos, ein paar belanglose “Jump-Scares” aufweisend sowie nicht sonderlich brutal daherkommend. Zugegeben: Langweilig wird es nie und das “PG-13”-Rating hat mich nicht wirklich gestört – eher schon die mitunter nicht allzu hochwertige Qualität so mancher CGI-Schöpfung (speziell im finalen Drittel). Was “unterm Strich” also bleibt, ist eine recht uninspiriert verfasste und realisierte, relativ unaufregend-konventionelle Kombination aus Survival-Horror, Mystery-Thriller und “Creature-Feature”…
zu verorten nahe der Grenze zur
Während “Prey” in England und den USA jeweils bereits auf DVD zu haben ist, sind mir bis heute (01/2023) indes noch immer keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…
Stefan Seidl
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