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Projekt 9000 – Die coolste Schnauze von L.A.

„Projekt 9000“ wollte die Buddy-Cop-Actionformel mit Hund fürs Fernsehen etablieren, doch dem Pilotfilm aus der Feder von Steven E. de Souza („Stirb langsam“, „Nur 48 Stunden“) folgte keine Serie. Hier spielt Chris Mulkey den bärbeißigen Cop, der mit einem kybernetisch verbesserten Hund zusammenarbeiten soll, der via Chip mit ihm kommuniziert.

Originaltitel: K-9000__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Kim Manners__Darsteller: Chris Mulkey, Catherine Oxenberg, Dennis Haysbert, Dana Gladstone, Judson Earney Scott, Anne Haney, Tom McFadden, David Renan, Ivan E. Roth, Rick Aiello u.a.
Projekt 9000

“Projekt 9000” versucht die Buddy-Cop-Actionformel mit Hund fürs Fernsehen etablieren

Steven E. de Sozua schrieb oft kopierte Actionklassiker wie „Nur 48 Stunden“, „Stirb langsam“ und „Running Man“, war aber auch selbst dem Plagiat nicht abgeneigt: Als Co-Autor von „Projekt 9000“ orientiert er sich offensichtlich an den Buddy-Cop-Hundefilmen „Scott & Huutsch“ und „Mein Partner mit der kalten Schnauze“, was schon die Originaltitel deutlich machen: Letzterer hieß „K-9“, der von TV-Routinier Kim Manners („Greyhounds – Schnüffler gehen nie in Rente“) umgesetzte Fernsehfilm „K-9000“.

Bevor jedoch die im Titel angeteaserte Science-Fiction-Komponente zum Tragen kommt, ist hier der typische Cop-Action-Alltag der frühen 1990er angesagt. Polizist Eddie Monroe (Chris Mulkey) hat es nicht mit Technik, ist aber schnell im Einsatz, wenn es Übelwichte zu stellen gibt – etwa jene Räuber, die ihm und seinem Partner Nick Sanrio (Dennis Haysbert) in der Auftaktszene über den Weg laufen. Genretypisch endet das im Ignorieren von Vorschriften und Anweisungen, einer Autojagd inklusive finalem Crash und Schäden, welche den Wert der Diebesbeute deutlich überschreiten. Der Anschiss des vorgesetzten Captains DeLillo (Dana Gladstone) ist da natürlich obligatorisch.

Derweil plant eine Schurkentruppe den Überfall auf ein Forschungslabor, in dem Wissenschaftlerin Aja Turner (Catherine Oxenberg) mit ihren Kollegen an kybernetischer Intelligenz forscht, die Hunden eingesetzt werden soll. Chef-Bösewicht Anton Zeiss (Judson Scott) will die zukunftsträchtige Erfindung stehlen und killt mit seinen Jungs dann für TV-Verhältnisse überraschend ruppig die Belegschaft in jenem Gebäude, das auch in Filmen wie „12:01“ und „Dead Heat“ ein Forschungslabor darstellte. Natürlich entkommt Aja dem Massaker als einzige unverletzt und wird zur wichtigsten Zeugin.

Natürlich erhält Eddie die Aufgabe sie zu finden und natürlich will er mit ihrer Hilfe den Fall allein lösen. Ein Teilerfolg gelingt, als sie das Testsubjekt K-9000, auch Niner genannt, zurückstehlen können. Allerdings wird bei der Aktion ein Chip in Eddies Ohr implantiert, der nun mit dem Cyber-Hund kommunizieren kann – und zur Lösung des Falls sogar muss…

httpv://www.youtube.com/watch?v=HGeAJO6ux8E

„Projekt 9000“ war als Pilotfilm für eine mögliche TV-Serie gedacht, doch daraus wurde nichts. Das ist aber auch nicht so verwunderlich, denn trotz des versierten de Souza, der den Film zusammen mit Michael Part („Knightskater“) verfasste, ist das Ganze ziemliches Malen nach Zahlen. Natürlich kann Eddie, der gut mit Tieren und nicht gut mit Maschinen kann, den technologisch gepimpten Hund, der ihm geistig überlegen scheint, nicht ausstehen, auch sonst gibt es den obligatorischen Verräter, den obligatorischen Mordanschlag auf den Partner des Helden und die obligatorische Liebesgeschichte zwischen Cop und Zeugin, die hier ganz besonders unmotiviert scheint. Wieso Aja den Cop bei der Hunderettungsaktion auf einmal abknutscht, bahnt sich nämlich in keinster Weise an; es passiert einfach, weil es in solchen Genrefilmen halt irgendwann immer passieren muss.

Noch dazu macht der Film wenig aus dem Kybernetikaspekt, der den Hund laut deutschem Untertitel ja zur coolsten Schnauze von L.A. machen soll. Doch so wirklich kesse Sprüche hat Niner nicht drauf, zumal er erst zur Halbzeitmarke überhaupt erst im Film ankommt – zuvor sind erst Nick, dann Aja die Partner Eddies. So ist auch wenig Zeit für Buddy-Komik, der genreübliche Wandel von Ablehnung zu Zuneigung bei Niners menschlichen Kumpel vollzieht sich in Rekordzeit. Zumal die Witzeleien ziemlicher Standard sind, ähnlich wie die Oneliner, die Eddie beim Schurkenentsorgen gelegentlich aufsagt, auch wenn er dabei immerhin recht cool wirkt. Außerdem tadellos sind die Tiertricks, der dressierten Schäferhunde, auch wenn diese wegen Niners spätem Auftauchen nicht übermäßig viel im Einsatz sind.

In Sachen Action macht „Projekt 9000“ – auch budgetbedingt – nicht das größte Fass auf und haut mit der anfänglichen Verfolgungsjagd, die mit reichlich Sachschaden in einem Nobelgeschäft in Beverly Hills endet, die aufwändigste Szene schon zu Beginn raus. Ansonsten gibt es ein paar eher mäßig choreographierte Fäusteleien, einige Schusswechsel, die für Fernsehverhältnisse recht derbe ausfallen, und ein paar nette Stunts. Im Finale wird es etwas aufwändiger, wenn mal eine Explosion drin ist oder sich Held und Oberschurke in luftiger Höhe duellieren. Inszeniert ist das Ganze meist brauchbar, aber es bleibt nicht mehr als solider Standard.

Immerhin legt „Projekt 9000“ trotz formelhaften Story ein gutes Tempo vor und ist durchaus sympathisch. Die Figuren sind etwas stereotyp, entwickeln aber dennoch Leben und Chemie, etwa wenn eine alte Freundin und Förderin Ajas, die reiche Mrs. Wiffington (Anne Haney), als große Tierschützerin die schärfste Gegnerin ihrer Experimente ist. So wie auch der Captain trotz allen Ärgers über von Eddie verursachte Schäden Respekt vor dem harten Bullen hat, während Nick zwar ein guter Freund und Partner ist, aber trotzdem aus den gleichen Gründen um seine Versetzung bittet. Insofern mag wenig an „Projekt 9000“ innovativ oder überraschend sein, aber es ist ein Film, in dem sich Fans von Buddy-Cop-Filmen schnell zu Hause fühlen dürfen.

Auch das sonstige Nebenrollengesicht Chris Mulkey („Behind Enemy Lines“) schlägt sich als Protagonist recht gut und gibt keinen herausragenden, aber dennoch einen launigen Krawallcop mit schlechter Laune und Alkoholproblem ab. Catherine Oxenberg („Thrill Seekers – Zeitreise in die Katastrophe“) macht sich gut als patente Wissenschaftlerin, Dana Gladstone („Presidio“) und Dennis Haysbert („Der dunkle Turm“) sind starker Support auf Copseite. Weniger eindrucksvoll ist Judson Scott („Ich, der Richter“), der zwar eine prädestinierte Schurkenvisage hat und den bösen Obermotz als eiskalten Killer anlegt, aber immer nur wie ein blasse Kopie großer Vorbilder wirkt – zumal das Actionkino in jenen Jahren viele Glanzlichter, auch in Sachen Bösewichte, hervorbrachte.

RoboCop“ trifft „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ – aus der launigen Prämisse machen Manners, de Sozua und Part einen Film, der sich bei vielen großen Vorbildern bedient, auf Stereotypen setzt und daher wenig eigenes Profil besitzt. Irgendwie ist dieses Best-of von Buddy-Cop-Action-Versatzstücken durchaus sympathisch, die Action ist ganz nett, aber mehr als halbwegs launige Stangenware, die zu wenig aus ihrem Potential macht, ist „Projekt 9000“ dann am Ende des Tages nicht.

„Projekt 9000“ ist in Deutschland ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben, erschien bisher aber nur bei VPS auf Video. Auf DVD gibt es ihn in Großbritannien von Moonstone Entertainment

© Nils Bothmann (McClane)

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