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Prototype

Originaltitel: Prototype X29A__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 1992__ Regie: Phillip J. Roth__ Darsteller: Lane Lenhart, Robert Tossberg, Brenda Swanson, Paul Coulj, Mitchell Cox, Sebastien Scandiuzzi, Kato Kaelin, Gian-Carlo Scandiuzzi, Michael Jai White, …

Prototype X29A - Prototype

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

“Prototype” (1992) ist ein dramatischer Low-Budget-Science-Fiction-Action-Flick von Regisseur und Skript-Autor Phillip J. Roth, der bei seiner damaligen Veröffentlichung in den Staaten den Titel-Zusatz “X29A” trug (gewiss um ihn von einer ganzen Reihe identisch benannter Werke abzugrenzen) sowie mich persönlich nicht unerheblich an das Schaffen Albert Pyuns in jener Epoche des Sub-Genres erinnert hat: Später dazu mehr. Seines Zeichens übrigens einer der Gründer der B-Movie Schmiede “UFO Films”, hatte Roth im Zuge der Realisierung des Projekts auf zu der Zeit gerade brandneue sowie als innovativ geltende PC-Hardware- und Software-Lösungen im Bereich des Kreierens der digitalen Effekte zurückgegriffen – was eine erhebliche Kosten-Ersparnis gegenüber der bis dato gemeinhin genutzten Mainframe-gestützten Methode Schrägstrich Technik markierte. Überdies schien er offenkundig Gefallen an Streifen dieser Art gefunden zu haben, denn im Folgenden drehte er gleich mehrere ähnliche – unter ihnen “A.P.E.X.” (1994), “Digital Man” (1995) und “Darkdrive” (1997)…

Eingangs verrät einem eine Texttafel, dass Mitte des 21. Jahrhunderts Menschen kybernetisch alteriert wurden, um der sich angesichts schlechter Existenz-Bedingungen zunehmend heftiger auflehnenden Bevölkerung Herr zu werden – sprich: Um vor allem die Bewohner der großen Mega-Citys (unterdrückend) unter Kontrolle zu bewahren. Schon bald begannen diese Omegas jedoch, ihre Programmierung selbständig zu verändern und sich ebenfalls gegen die Obrigkeit zu wenden: Eine Phase, die als the Time of the mad Minds in die Geschichte einging. Stracks erschuf man eine neue Generation an Kampf-Robotern – dieses Mal fast ausschließlich aus mechanischen Komponenten bestehend. Diese Prototypes waren nahezu reine Maschinen mit nur einem klar definierten Auftrag: Terminate the Omega Units! Und tatsächlich brachten sie es fertig, nach und nach alle aufzuspüren und zu töten – bis auf einen: Ihren Anführer Zorn (Gian-Carlo Scandiuzzi), welcher sich mit seiner jungen Tochter Chandra (Natasha Mozelle Roth) und einigen Gesinnungs-Genossen in einer “Ruinen- und Trümmer-Landschaft” verborgen hielt…

Im Rahmen eines Prologs wird dem Zuschauer aufgezeigt, wie sich ein Prototype bis hin zu Zorn’s Versteck vorkämpft, ihn zu eliminieren vermag (ihm das Genick bricht und ihm sein “Omega-Implantat” aus dem Hinterkopf herausreißt) und sich direkt danach dann selbst komplett abschaltet, da seine Mission somit erfüllt ist. Was keiner weiß: Zorn hatte Chandra auch ein solches “Interface” eingesetzt und sie von einer älteren Dame in Sicherheit bringen lassen – in der Hoffnung, dass sie eines Tages die Rebellion weiterführt. Die Story springt nun voran in die Zukunft: Inzwischen ein Twen, hält sich Chandra (Lane Lenhart) aus irgendwelchen Gründen noch immer in derselben Gegend auf – doch ist ihr nichts über diesen Teil ihrer Vergangenheit bekannt, u.a. da das Ding in ihrem Schädel noch nicht aktiviert wurde. Ebenso von ihr unbemerkt, wacht eine Gruppe schweigsamer, Tai-Chi praktizierender Fighter (Mitchell Cox, Woon Young Park sowie ein paar andere) seit jeher schützend über sie. Ihr Leben ist nicht leicht – so z.B. muss sie sich mitunter prostituieren, um an Zahlungsmittel zu gelangen…

Generell geht es den Menschen mies. Zerstörung, Armut und Gewalt sind allgegenwärtig. Engagiert kümmert sich Chandra um den des Öfteren in Schwierigkeiten geratenden Teenager Sebastian (Sebastien Scanduzzi), mit dem sie wie ein Bruder aufgewachsen war – während der von der Hüfte an abwärts gelähmte Rollstuhl-gebundene Ex-Soldat Hawkins (Robert Tossberg) ihr einziger richtiger Freund ist. Er wiederum liebt sie und hätte gern, dass sie mit bei ihm einzieht – wogegen sie sich jedoch noch ein Stück weit sträubt. Parallel dazu lernt das Publikum die Wissenschaftlerin Alexis (Brenda Swanson) kennen, welche das Prototype-Programm zu reaktivieren gedenkt, sich daher vor Ort mit dem ehemaligen Leiter der Einrichtung (Paul Coulj als Dr. Roberts) trifft sowie das System fortan zu starten versucht. Als alles einsatzbereit ist, benötigt sie bloß nur noch eine geeignete Person für die zugehörige Prozedur. In ihrer Datenbank stößt sie dabei recht zügig auf Hawkins’ “E-Akte” – worauf sie an ihn herantritt und ihm das entsprechende Angebot unterbreitet, durch das er u.a. wieder laufen können würde…

Inhaltlich wartet “Prototype” mit einer brauchbaren Story auf – allerdings wird jene unschön oberflächlich dargereicht. Wie sieht eigentlich die Gesellschaftsordnung und Regierung aus, auf deren Grundlage es nötig war, die eingangs geschilderten Schritte zu implementieren? Was geschieht sonstwo auf dem Planeten – also außerhalb des “begrenzten” Areals, auf dem sich die gezeigten Ereignisse entfalten? Über welche besonderen Fähigkeiten verfügen die Omegas – und wie lautet das konkrete Ziel der ganzen sich um sie rankenden Widerstands-Bewegung? Einige Informationen muss man sich selbst zusammenreimen oder werden erst nach über einer Stunde preisgegeben – á la die wahren Motive einzelner oder wer wirklich zur guten oder bösen Fraktion gehört. Kompliziert ist die Handlung nicht – allerdings wird sie auf eine Weise erzählt, die bspw. solchen Genre-Konsumenten nicht zusagen dürfte, denen es an Geduld mangelt oder die einfach nur auf einen banal-stumpfen, sich nicht groß um seine Charaktere und ihre Probleme scherenden postapokalyptischen Cyborgs-‘n’-Robots-Shoot-’em-up aus waren…

Chandra und Hawkins sind die beiden Hauptprotagonisten – ihre Beziehung zueinander spielt eine prominente Rolle. Gemeinsam könnten sie das Beste aus ihrer Situation in dieser fern von idyllischen Welt machen – doch Chandra’s bisweilen unsympathisch-brüskes Gebaren und ihre sie zögern lassenden Bedenken wegen seiner Behinderung stehen dem im Wege. Er indes bemüht sich ehrbar: Legt gutes Verhalten an den Tag, sorgt sich um sie und schenkt ihr ab und an auch nette Dinge – über die sie sich aber nur “heimlich” (wenn sie allein ist) freut. Trotz Gefühle für ihn und Gedanken in die von ihm erhoffte Richtung ist sie innerlich nunmal noch nicht soweit. Bei Hawkins löst das peinigenden Herzschmerz sowie Selbstmitleid und Wut über seinen Zustand aus. Regelmäßig gibt er sich erotischen Fantasien mit ihr hin, in denen er “unversehrt” ist – und hat obendrein Cybersex mit ihr in einer VR-Simulation (ohne dass sie davon weiß, natürlich), bei der er zwischen folgenden Kategorien wählen kann: Fondle and Touch, Romance and Love, Bondage, Sadomasochism, Romantic Interlude und sogar Necrophilia!

Unterdessen ist es Alexis’ Bestreben, neue Prototypes zu erschaffen und ihnen Direktiven einzuprogrammieren, mit denen sich die Lage dort draußen wohlmöglich zum Positiven hin verändern lässt. Hawkins bietet sie die Chance an, so quasi “wiedergeboren” zu werden und sich Chandra anschließend dann (physisch kräftig sowie ohne Rollstuhl) in seiner “neuen Form” präsentieren zu können. Dass er einwilligt, ist fraglos ein haarsträubend unclever-dummer Entschluss – nicht nur im Hinblick auf seinen Wunsch nach Intimität mit ihr. Roberts unterstützt Alexis dabei – allerdings hegt er Absichten, die sich von ihren unterscheiden. Wäre er mit der Technik derart bewandert wie sie, hätte er sie für sein Vorhaben überhaupt nicht gebraucht. Ein weiterer im Figuren-Geflecht ist Sebastian, auf den Chandra schwesterlich-tough aufpasst und welcher ebenfalls prima mit Hawkins auskommt. In Anbetracht der Umstände an sich ein relativ vernünftiger Teen, führen seine Kartenpartie-Schummeleien (via einer Processing genannten Methode) dennoch häufigermals zu Ärger

Jeweils entweder “zweckdienlich” oder schwach, sind die Performances durch die Bank weg nicht gerade gut. Für viele der Beteiligten war ihr Auftritt hier nur einer von wenigen im Laufe ihrer Karrieren – darunter Robert Tossberg (“Total Reality“) als Hawkins, Sebastien Scandiuzzi (“Bass Ackwards”) als Sebastian, Paul Coulj (“Dark Vengeance”) als Roberts sowie Lane Lenhart (“Letters from a Killer”) als Chandra. Letztere konnte seither jedoch verschiedene Erfolge als Sängern, Songwriterin, Künstlerin und Autorin feiern. An Brenda Swanson (“Scanner Cop II”) als Alexis hatte ich indes nichts zu beanstanden, Woon Young Park ist noch immer als Neben-Darsteller und Stuntman (u.a. bei “Universal Soldier: Day of Reckoning” und “Bullet Train“) aktiv, Kato Kaelin (“the Last Sharknado“) erlangte 1994/95 unfreiwillige Bekanntheit, als er im Mordprozess gegen O.J. Simpson zu einem wichtigen Zeugen der Anklage wurde, und als einer von insgesamt drei “gesichtslosen” Herrschaften unterm Prototype-Helm war Michael Jai White (“Spawn“) mit von der Partie, welcher überdies auch an den Stunts mitwirkte…

Zudem weisen die Geschehnisse noch eine Reihe schräger Gestalten auf, die in einzelnen Szenen auftauchen und mit ihren Quirks mit zu der Zukunfts-Vision beitragen, die Roth sich für seinen Streifen ausgemalt hatte – á la ein mit einem Revolver herumfuchtelnder religiös predigender Vermieter, ein überspannter, schnell und vergnügt zur Waffe greifender Glücksspieler mit einem Sprachfehler sowie die schweigsamen Getreuen, die über Chandra wachen und von denen zwei wohl ein gleichgeschlechtliches Paar bilden. Übrigens irritierend-merkwürdig zu registrieren: In Hawkins’ Simulation deutet ein “Preview-Clip” darauf hin, dass mit der Auswahl-Sparte Sadomasochism scheinbar Gay-Sex gemeint ist. Von den Locations, Studio-Kulissen, Requisiten und Klamotten her hat man das durch Elend und Zerstörung geprägte sandig-staubige Setting atmosphärisch stimmig zu arrangieren vermocht – wobei zusätzlich zur hell vom Himmel herab strahlenden Sonne öftermals ein gelblich-orangener Farbfilter verwendet wurde, der mich unweigerlich an Richard Stanley’s “Hardware” denken ließ…

Um nun auf Albert Pyun zurückzukommen: “Prototype” wurde u.a. auf dem Gelände der Kaiser Steel Mill in Fontana, Kalifornien gedreht – so wie der Anfang von “Nemesis“. In beiden Fällen werden einem unmittelbar zu Beginn Shootouts und Explosionen in jener markanten Umgebung geboten – allerdings enttäuscht die Action-Inszenierung bei Roth auf Anhieb: Ja, die Feuerbälle sind schick – doch vermisst man im Vorliegenden bspw. die per Editing, Musik-Untermalung und Kamera-Arbeit kreierte Dynamik, die das Ganze bei Pyun derart unterhaltsam und memorabel gemacht hat. Grundsätzlich wurden die (ohnehin bloß recht spärlich vertretenen) Schusswechsel und Fights uninspiriert-belanglos-lahm arrangiert: Eine Umschreibung, welche so auch auf die vorhandenen T&A-/Sex-Momente zutrifft. Ähnlich wie Pyun bei einigen seiner Werke, hatte Roth unverkennbar mehr im Sinn, als nur Krawall zu liefern – nämlich ein spezielles Feeling heraufzubeschwören, das mit den melancholischen Existenzen und Schicksalen seiner Charaktere verknüpft ist. Statt pure Fun wollte er dem Publikum eher ernste Genre-Kost offerieren…

Während Roth’s Absichten löblich waren, befand sich sein Talent aber leider nicht auf der Höhe seiner Ambitionen. Wohin sich die Story entwickelt, ist jedoch nicht ohne Reiz: Hawkins lässt sich von Alexis zu einem Cyborg “umwandeln” – wonach er zwar wieder laufen kann, allerdings kaum mehr als ein menschlicher Kopf auf einem Roboter-Körper ist; was Chandra wohl kaum zu Zärtlichkeiten oder emotionaler Zuneigung animieren dürfte. Zu allem Überfluss wird die alte Prototype-Direktive prompt automatisch reaktiviert, da ja doch noch ein Omega am Leben ist: Ausgerechnet Chandra – welche er nun töten soll! Das war keineswegs Alexis’ Absicht – wohl aber die von Roberts! Wegen der akuten Gefahr klären Chandra’s Behüter sie stracks über alles auf, indem sie sie mit dem Cyberspace verbinden, wo ihr Vater ihr eine entsprechende Nachricht hinterlassen hat. Wird sie ihre Berufung annehmen? Werden die Männer sie schützen können? Ist das Interface-Dingens in ihrem Nacken eigentlich mit ihr mitgewachsen? Und was wird wohl die Oberhand gewinnen: Hawkins’ Erinnerungen und Gefühle oder seine neuen Befehle?

Die Arcs der Figuren werden vollendet – Hawkins wird zu einem tragischen Protagonisten. So wie Murphy in “Robocop“? Nein – schlichtweg da er sich freiwillig dazu entschieden sowie in Bezug auf seine (und die mit Chandra erhoffte) Zukunft nicht genügend darüber nachgedacht hat. Nunja, zumindest gibt’s nach dem relativ redseligen Hauptteil im Schlussdrittel dann wieder mehr Action – mit Hawkins in voller Prototype-Montur. Auf den ersten Blick sieht der Roboter echt anständig aus – sobald er sich bewegt erkennt man allerdings sofort, dass es sich dabei um einen Gummi-und-Kunststoff-Bodysuit handelt: Das “Metall” ist schon ziemlich knautsch- und dehnbar. Derweil gehen die PC-Graphiken und typischen, u.a. “Terminator”-esk mit Info-Einblendungen versehenen Point-of-View-Shots für das geringe Budget und die Zeit der Entstehung damals in Ordnung – ebenso wie die Bebilderung Mark W. Grays (“Firetrap”), der Score Emilio Kauderers (“Secret in their Eyes”) sowie Roth’s Regie. Da ist mir wesentlich Schlechteres aus jenen Jahren bekannt. Warum unterm Strich also keine bessere Bewertung?

Alles in allem nimmt sich “Prototype” zu ernst und kann einen in der ausgedehnten Phase zwischen seinem Prolog und Finale nicht vernünftig bei Laune halten. Redlich ist, dass man sich bei bestimmten inhaltlichen und handwerklichen Aspekten merklich Mühe gegeben hat – allerdings würde der Streifen auch ohne so einige seiner cheesy-trashigen Augenblicke (wie Hawkins’ VR-Sex-Phantasien oder als Sebastian einen Pfeil haargenau in einen Pistolenlauf schießt) nicht als seriöser Genre-Beitrag durchgehen und stößt er zugleich (trotz solcher Eigenheiten wie umgedrehte Tastaturen, exzessives Rauchen, maue Performances und schwache Dialoge) nie wirklich in amüsante so-bad-it’s-good-Gefilde vor. Gezielte Straffungen und ein gesteigerter Action-Grad hätten definitiv nicht geschadet. Wer (wie ich) mit B-Movies dieser Sorte aufgewachsen ist, bei dem dürfte im Zuge des Anschauens heutzutage (über drei Dekaden später) tatsächlich ein gewisses Nostalgie-Gefühl aufkommen: They just don’t make ’em like that anymore. Als eine Empfehlung soll das aber natürlich nicht (miss)verstanden werden…

7 von 10

Hierzulande ist “Prototype” auf DVD und BluRay erhältlich.

Stefan SeidlPrototype

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Copyright der “Prototype” Poster-/Covermotive und Pics: Filmtown International / Vidmark Ent. (US) / Tokuma Japan / VPS Video, CMV Laservision, VZ-Handelsgesellschaft mbH, Digi-Dreams-Studios, Alive – Vertrieb und Marketing/DVD, Edel Music & Entertainment GmbH, New Vision Films (D)__ Freigabe: FSK-18__ DVD/BluRay: ja/ja

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