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Pumping Iron

Das Dokudrama „Pumping Iron“ verschaffte Bodybuildung endgültig Massenappeal und bescherte Arnold Schwarzenegger einen Karriereboost. Gezeigt werden die Vorbereitung auf und die Teilnahme an Bodybuilding-Wettbewerben wie Mr. Olympia im Jahr 1975, bei denen Arnie zwar als Favorit galt, aber Konkurrenz wie Lou Ferrigno fürchten musste.

Originaltitel: Pumping Iron__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1977__Regie: George Butler, Robert Fiore__Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Lou Ferrigno, Matty Ferrigno, Victoria Ferrigno, Mike Katz, Franco Columbu, Ed Corney, Ken Waller, Serge Nubret, Robbie Robinson, Frank Zane u.a.
Pumping Iron

Das Dokudrama “Pumping Iron” beschreibt Arnold Schwarzeneggers Training und Teilnahme am Wettbewerbe Mr. Olympia im Jahr 1975

Nach seinem verlachten Debüt „Herkules in New York“, einem Minipart in „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ und einer hochgelobten Nebenrolle in „Mr. Universum“ stellte „Pumping Iron“ quasi den Leinwanddurchbruch für Arnold Schwarzenegger dar, wobei er und seine Bodybuilding-Erfolge auch die Hauptattraktion der Independent-Produktion waren.

Der Film von George Butler und Robert Fiore wurde in weiser Voraussicht stets als Doku-Drama, nie als reine Dokumentation vermarktet. Schon das Zustandekommen war eine Inszenierung: Eigentlich hatte sich Schwarzenegger schon nach seinem sechsten Sieg als Mr. Olympia 1974 aus dem Bodybuilding-Business zurückziehen wollen, doch es war klar, dass es ohne Arnie keinen Film geben würde. Also trat der Rekordler 1975 noch einmal für den Wettbewerb an. Doch selbst mit diesem Appeal ruinierten sich Butler und Fiore fast an der Produktion, mussten ihre Kreditkarten überziehen, Spenden der Bodybuilder-Hauptdarsteller annehmen und mit einem höchst einträglichen Fundraiser, bei dem die Muskelmänner im Museum posierten, auf den letzten Meter noch einmal Knete zusammenkratzen. Die Anstrengungen sollte sich am Ende des Tages lohnen: „Pumping Iron“ spielte nicht nur das Doppelte seines Budgets von 1 Million Dollar ein, sondern wurde zu einem Zeitgeistfilm, der Bodybuilding den Weg in den Mainstream öffnete.

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„Pumping Iron“ ist gewissermaßen einer der großen Wegbereiter für die muskulösen Actionhelden der 1980er, allen voran Schwarzenegger selbst, der sein Box-Office-Potential fünf Jahre später mit „Conan“ endgültig bewies. Auch hier spielt der Star schon, ist gewissermaßen der Bösewicht des Stücks. Denn Schwarzenegger stellt sich selbst als großkotzigen, gönnerhaften Gewinnertypen dar, der hinter den Kulissen intrigiert und seine Bodybuildingkollegen runterputzt. Als er auf Franco Columbu, eigentlich einer seiner besten Freunde, als Konkurrenz angesprochen wird, sagt er nur: „Franco is just a child, but i am his father.“ Dem großen Rivalen Lou Ferrigno will er in herrlich falschem English „all the wrong advises“ geben, über das Training im Gym sagt er, dass es besser als Sex sei, weil ihm das Pumpen wie mehrere Orgasmen vorkäme („I’m coming all the time“). Das meiste davon ist Quatsch, wie Schwarzenegger in Interviews freimütig zugab, ebnete aber schon den Weg für jene überlebensgroße Starpersona, die er auch in seinen Actionrollen auslebte, jenes larger-than-life-Gefühl. Und natürlich sind diese Sprüche fast so zitierfähig wie seine Oneliner aus „Terminator“, „Phantom Kommando“ & Co.

Es liegt an Arnies Charme, dass er trotz dieser Ader nicht unsympathisch wirkt, obwohl auch dies nur ein Plan B war. Eigentlich wollte man den Newcomer Lou Ferrigno, der nicht im sonnendurchfluteten Gold Gym in Kalifornien, sondern in einer dunklen Kellerbutze in New York ackerte, als Antagonisten einsetzen. Doch der Muckimann, der mit einem Hörfehler auf die Welt kam und eher wie ein großes Kind wirkte, passte nicht ins Konzept, also nahm Arnie den Seitenwechsel vor. Auch sonst wurde manipuliert: Als Mike Katz beim Mr.-Universe-Contest 1975 in der Umkleide nach seinem Shirt suchte, ehe er Vierter wurde, dreht man später eine Szene nach, in welcher Ken Waller, der Sieger des Wettbewerbs, behauptet, dass er Katz‘ Shirt verstecken und ihn so psychologisch aus der Bahn werfen werde.

So bleibt „Pumping Iron“ aber aus genau diesen Gründen ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits hatten Butler und Fiore sicherlich erkannt, dass die Wettbewerbe allein vielleicht nicht genug Dramatik und Dramaturgie besaßen. Andrerseits kann „Pumping Iron“ – auch ohne entsprechendes Hintergrundwissen beim Publikum – nicht verbergen, dass er eben nicht rein dokumentarisch ist, sondern hinter den Kulissen ordentlich getrickst, gefeilt und manipuliert wurde. Stattdessen nimmt der Film einen Zwitterstatus ein, ist für einen rein dokumentarischen Einblick in eine faszinierende Szene zu sehr gestellt, für ein Drama dann doch zu beobachtend.

Was nicht heißt, dass es „Pumping Iron“ an eingängigen Momenten mangelt. Schließlich erlaubt hochinteressante Innenaufnahmen einer Szene, die sich dem Körperkult verschrieben hat, mit Sonnenbaden, entsprechender Nahrungszufuhr in großen Mengen und intensivem Training das eigene Abbild modelliert und auf die Anforderungen der Wettbewerbe abstimmt. In einem Interview zieht Schwarzenegger Vergleiche zu den Bildhauern der griechischen Kunst, nur dass er eben an seinem Körper, nicht an einem Steinblock arbeite. Man erlebt die freundschaftliche Gemeinschaft zwischen den Contests, die Konkurrenzsituation während der Wettbewerbe, deren Ablauf, bei dem das Pre-Judging wichtiger als die öffentliche Veranstaltung ist, und das Einmaleins des Posierens, das die ganze Riege drauf hat. Man versteht durch „Pumping Iron“ den Bodybuilding-Körperkult der 1970er und 1980er besser, der später durch die Fitness- und Wellness-Bewegung abgelöst wurde, und sieht das Klischee vom dummen, unreflektierten Muskelmann effektiv gebrochen.

So ist „Pumping Iron“ ein lohnenswerter, wenn auch bewusst nicht durchweg authentischer Blick auf die Bodybuilding-Szene im Allgemeinen und seinen Star im Speziellen. Der Mix aus Dokumentarischem und Inszeniertem läuft nicht immer rund, aber „Pumping Iron“ hat einen Haufen zitierfähiger Szenen an Bord und verschafft faszinierende Einblicke in einen ganz eigenen Mikrokosmos.

Auf VHS wurde „Pumping Iron“ als „Mister Body“ veröffentlicht, auf DVD erschien er unter dem Originaltitel. Der Film wurde ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Die aktuellen Auflagen von NewKSM auf DVD und Blu-Ray bieten Trailer, eine Bildergalerie und zwei Featurettes. Noch interessanter ist allerdings die DVD-Erstauflage von Warner/HBO, die neben Interviews und Featurettes noch das 42-minütige Making Of „Raw Iron“, das die Hintergründe von „Pumping Iron“ noch besser beleuchtet.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: NewKSM__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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