Originaltitel: Puppet Master: The Legacy__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2003__Regie: Charles Band__Darsteller: Jacob Witkin, Kate Orsini |
Wenn wir damals Woche für Woche unsere liebste Fernsehserie verfolgten, fieberten wir doch keinem Event sehnlicher entgegen als der Ausstrahlung dieser einen besonderen Episode. Jawohl, von der Clip-Show ist die Rede. Endlich keine langwierigen Handlungsbögen mehr, kein Leerlauf und keine Lowlights, durch die man sich kämpfen musste, sondern eine einzige Folge, vollgepackt mit den besten Momenten aus einem ganzen Jahr. Lachen und Weinen ohne Ende. Es gab einfach nichts Schöneres damals. Die Clip-Shows waren stets der Höhepunkt einer jeden Serienstaffel.
Nicht!!!
Dass auch ein Charles Band eines schönen Tages zu diesem Mittel der Profitmaximierung greifen würde, kommt gar nicht so überraschend. Im Grunde genommen ist er bei seiner ausdauernden „Puppetmaster“-Reihe sogar erstaunlich spät dran. Zugetraut hätte man es dem Schlitzohr ungefähr ab Teil 4. Den hätte man ja schließlich bereits als einen Dauer-Flashback auf die Originaltrilogie konzipieren können. Die Tendenz zum Recycling war aber auch so schon in früheren Teilen zu erkennen, etwa in „Puppetmaster V“, der so manches aus seinem direkten Vorgänger wiederkäute, oder in „Curse of the Puppetmaster“, der sich besonders ausgiebig in der Geschichte der Reihe suhlte. Einen kompletten Film als Clip-Show aufzuziehen, zeugt aber nochmal von einem anderen Kaliber. Letzten Endes hat es bis zum achten Teil gedauert, bevor sich der Full-Moon-Chef auf dieses Niveau begab und dort vielleicht in der geschäftlichen Not sogar ein eigenes Movie-Subgenre erfand, das „Archive-Compilation-Flick“. Allzu viele Filmreihen fallen einem jedenfalls auf Anhieb nicht ein, die es vorher schon auf so viele Fortsetzungen schafften und dann das angesammelte Material zu einer Frankensteinkreatur zusammenflickten, um diese als neuen Teil zu verkaufen. Selbst die „Godzilla“-Franchise hatte den Anstand, hinter den obskuren Filmtitel-Anspielungen auf Frankenstein trotzdem komplett neu gedrehte Filme zu verstecken. Das hier jedoch ist nun eine besondere Form der Serialisierung des Filmformats, fünf Jahre bevor Marvel überhaupt seinen allerersten Eintrag ins „Cinematic Universe“ vornahm.
Die magere Eigenleistung von „Puppet Master: The Legacy“ besteht darin, zwei Darsteller in billiger TV-Optik bei einer Unterhaltung im Keller abzufilmen, die dann praktischerweise immer wieder in lange Rückblenden abschweift. Die Tatsache, dass eine Person (Jacob Witkin, “Showgirls”) der neue Puppenmeister ist und die andere (Kate Orsini, “Bedeviled – Das Böse geht online“) ein Eindringling mit Waffe, soll die Spannung verschärfen, das Szenario erinnert aber leider vor allem an den niedersten Bodensatz dessen, was die Welle von Tarantino-Epigonen ab Mitte / Ende der 90er Jahre hervorgewürgt hat. Selbst wenn man standhaft die grauenvolle deutsche Synchronisation erträgt, anstatt zum Originalton zu flüchten, verpasst man keine essenziellen Wahrheiten über den Sinn des Lebens im Körper einer Puppe, der hier zum wiederholten Mal durchgenudelt wird. Drehbuchautor C. Courtney Joyner dürfte das Ganze vielleicht zwei oder drei Kaffeepausen gekostet haben. Das dürfte in etwa dieselbe Zeitmenge gewesen sein, die Band persönlich als Regisseur beim Dreh investieren musste.
Dass Jacob Witkin als Eric Weiss eine Figur aufgreift, die im Kindesalter bereits in „Puppetmaster 3“ vorkam, verdeutlicht mehr denn je die Kluft, die zwischen Bands erzählerischen Ambitionen und seinen finanziellen Mitteln liegen. Einerseits sollen hier im großen Stil über mehrere Zeitebenen Personenkonstrukte und Geschehnisse verknüpft werden, andererseits könnte es dafür kaum einen unwürdigeren Rahmen geben als dieses improvisierte Kammerspiel, dessen Netto-Gesamtlaufzeit in dem 70-Minüter wohl kaum die Fünfzehn-Minuten-Marke überschreiten dürfte. Am Ende wird mit Blick auf den Filmtitel wenigstens noch eine kleine Pointe aus dem Ärmel geschüttelt, die aber auch nicht übertünchen kann, dass hier mit maximaler Unlust ein provisorisches Klebegemisch ohne jede kreative Ambition angerührt wird, das behelfsmäßig die Scherben der Vergangenheit zu einem Gebilde kitten soll, damit man es mit Müh’ und Not einen Film taufen kann.
Mehr als alle anderen dürfte der Cutter am Schnittpult geschwitzt haben, hatte der doch sieben Filme zu zerlegen und neu zusammenzusetzen. Seine Strategie liegt zumindest anfangs darin, der Zeitlinie der Ereignisse chronologisch zu folgen, was mit Blick auf die sprunghafte Filmreihe bedeutet, dass er sich keineswegs vom ersten Film bis zum letzten durcharbeitet. Begonnen wird vielmehr mit dem direkten Vorgänger „Retro Puppetmaster“, der im Jahr 1902 spielt, dann springen wir in den dritten Teil, der den Zweiten Weltkrieg als Kulisse verwendet, bevor schließlich das Bodega Bay Inn der 90er in den Mittelpunkt rückt. Ein Stück weit ein vergebliches Unterfangen, glänzt die Reihe doch nicht gerade mit innerer Kohärenz, sondern ist vielmehr gepflastert mit Widersprüchen. Natürlich genießen David Allens fotogene Künste in der Stop-Motion-Disziplin der Ablenkung wegen wieder eine gewisse Priorität, abgesehen von den Schauwerten haben die Rückblenden allerdings auch einen inhaltlichen Auftrag, müssen sie doch das psychologische Duell der beiden Widersacher in der Haupthandlung anfeuern. Bloß entwickelt das zu keiner Zeit den gewünschten Rauch.
Dass die Nummer mit einem käsigen Statement der Produzenten endet, die sich bei Cast und Crew für den langjährigen Erfolg der Reihe bedanken, gibt dem Ganzen dann noch die Anmutung eines besinnlichen Firmenfeier-Specials, das eigentlich gar nicht für die Öffentlichkeit gedacht war. Viel mehr gibt es zu „Puppet Master: The Legacy“ auch nicht zu sagen. Vielleicht noch ein Wort an die unverbesserlichen Komplettisten: Lehnt euch auf gegen euren inneren Monk und macht ihm klar, dass ihr diesen Teil ausnahmsweise skippen werdet. Es lohnt sich, versprochen!
Informationen zur Veröffentlichung von “Puppet Master: The Legacy”
Full Moon Classic Selection Nr. 15
Ganze 13 Jahre hat es gedauert, bis sich überhaupt irgendjemand in Deutschland „Puppet Master: The Legacy“ auf den Heimvideomarkt zu bringen traute. Im August 2016 erschien über Shamrock Media eine DVD, die den Film im Vollbildformat mit englischem und deutschem Ton und ein paar Extras präsentierte. Nach so einer langen Zeitspanne erfüllt ein Clip-Film wie dieser vielleicht ja sogar seinen Zweck, aber es bleibt anzuzweifeln, ob die meisten Käufer der DVD wirklich wussten, welche Art von Recycling sich da wirklich hinter dem achten „Puppet Master“ versteckt.
Das Artwork
Als offizieller Teil der Reihe fand „Puppet Master: The Legacy“ natürlich auch seinen Weg in die Komplettbox von Wicked Vision, die wir im Zuge der Besprechung zum ersten Teil bereits vorgestellt hatten. Zu finden ist er auf der gleichen Disc wie „Retro Puppetmaster“, wie sich unschwer am geteilten Cover-Artwork erkennen lässt. Passend zum filmischen Inhalt ist das Cover-Artwork lediglich eine Collage der Posen, die die Puppen für ein früheres Motiv geworfen haben, nämlich das von „Puppetmaster 2“; bloß dass Pinhead diesmal zwei Arme hebt anstatt nur einen und Torch seinen Flammenwerfer ruhen lässt, um Blade nicht die Sicht zu versperren. Und Six Shooter, der erst im dritten Teil eingeführt wurde, hat sich diesmal auch aufs Klassenfoto geschmuggelt. Wie bereits bei „Retro Puppetmaster“ erwähnt, wird das Doppel-Motiv auch diesmal wieder auf dem Wendecover ohne Silberrahmen präsentiert.
Das Booklet
In dem 72-seitigen Booklet, das der Box beiliegt, sind immerhin zwei Seiten für „Puppet Master: The Legacy“ reserviert. Christoph N. Kellerbach ist grundsätzlich jemand, der jeder filmischen Katastrophe noch eine positive Seite abgewinnen kann, und so hebt er diesmal den Reiz hervor, die wirr erzählte Reihe einmal in halbwegs chronologischer Abfolge ablaufen sehen zu können. Aber auch er kommt nicht umhin, diesen Film als Beispiel für den Tiefpunkt zu nehmen, auf dem sich Charles Bands Firma zu jener Zeit in qualitativer Hinsicht befand. Diese Grundaussage würzt er mit ein wenig Trivia zur Produktion und zu den Hintergründen der Beteiligten.
Bild und Ton
Auf der Blu-ray kommt man über ein erstes Menü mit der Filmauswahl in einen eigenen Menübereich, der ausschließlich für „Puppet Master: The Legacy“ gedacht ist. Dort darf man wie bei allen anderen Teilen auswählen zwischen der deutschen Synchronisation in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono und dem englischen Originalton in DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo. Wer sich für die Synchronisation entscheidet, der wird seine Entscheidung wohl binnen Sekunden bereuen; eine derart amateurhafte, schief besetzte, selten lippensynchrone, akustisch minderwertige Vertonung wie diese hat selbst ein solcher Film nicht verdient. Chapeau dem, der hier am Ball bleibt. Alle anderen werden in Windeseile zur englischen Spur wechseln, wodurch die Darsteller gefühlt gleich 50 IQ-Punkte Boden gutmachen. Deutsche und auch englische Untertitel sind als Lesehilfe mit an Bord; das war bei der Shamrock-DVD noch nicht der Fall.
Das Bild weist ähnliche Eigenschaften auf wie zuvor bereits „Retro Puppetmaster“. Die neuen Szenen mit Jacob Witkin und Kate Orsini entstammen offensichtlich einer SD-Vollbild-Quelle, die für die vorliegende Präsentation auf 1080p skaliert und gezoomt wurde, um sie an die 16:9-Ausschnitte aus den früheren Filmen anzupassen, die ihrerseits damals für ihre eigene Präsentation in HD aufbereitet wurden und demnach um ein Vielfaches besser aussehen. Die neuen Sequenzen wirken grobkörnig, blass, unscharf, sind gespickt mit Artefakten und unschönen Treppcheneffekten. Doch selbst einige der Rückblenden scheinen durch Konvertierung und sonstige Bearbeitung nicht ganz die Qualität zu erreichen, die in denselben Szenen auf den Blu-rays der eigentlichen Filme zu sehen waren. Die sprunghafte Qualität des Bildes sorgt jedenfalls zusätzlich dafür, dass „Puppet Master: The Legacy“ wie ein Flickenteppich aussieht, der nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch völlig irreparabel erscheint.
Die Extras
Wie wenig sich auch das Studio heute um diesen Film schert, erkennt man an den beigelegten Extras, denn dies ist der erste Film in der Reihe, der keinen eigenen Audiokommentar bekommen hat – was schon bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass sich selbst für Gurken wie „Curse of the Puppetmaster“ oder „Retro Puppetmaster“ jemand die Zeit genommen hat, eine Filmlänge lang aus dem Nähkästchen zu plaudern. So findet man als konventionelle Extras lediglich den deutschen und den amerikanischen Trailer in HD. Beide Trailer sind immerhin auf ihre Weise durchaus sehenswert; der deutsche Trailer amüsiert durch den Ansager, der den Filmtitel wie ein Marktschreier alle paar Sekunden wiederholt, damit man sich auf jeden Fall daran erinnert, was man noch gleich ausleihen wollte. Der amerikanische Trailer wiederum ist durch seine fetzige Mucke und seinen schnellen Schnitt so motivierend, dass man sich vom Film dahinter ein wahres Action-Feuerwerk erhofft. Ein Zusammenschnitt der langen Gesichter nach erfolgter Filmsichtung wären eigentlich noch ein eigenes Extra wert gewesen…
Die Exportfassung
Ansonsten findet man im Extras-Bereich noch eine rund zwei Minuten längere Exportfassung, die hier in Standard Definition im 4:3-Format vorliegt und die deutsche sowie englische Tonspur in Dolby Digital 2.0 an Bord hat, jedoch keine Untertitel. Die Spezifikationen sind also identisch zur Exportfassung von „Retro Puppetmaster“, was darauf schließen lässt, dass beide Fassungen unter ähnlichen Bedingungen und unter ähnlichen Beweggründen erstellt wurden. Große Unterschiede zur (trotz der kürzeren Laufzeit ungeschnittenen) US-Hauptfassung sind im Grunde nicht auszumachen, vermutlich gab es hier und da wieder einen kleinen Handlungsschnitt, um das Leiden des Zuschauers etwas früher zu beenden. Trotzdem nett, dass die Bonusversion mit an Bord ist, zumal sie sich aufgrund ihrer Video-Optik auch als Vintage-Fassung eignet.
Ansonsten sieht es eher mau aus mit Extras. Aber wenn es nicht viel zu sagen gibt, hält man manchmal eben besser einfach die Klappe.
Sascha Ganser (Vince)
Puppet-Master-Kritiken bei den Actionfreunden:
Puppetmaster [1989]
Puppetmaster 2 – Die Rückehr [1990]
Puppetmaster 3 – Toulons Rache [1991]
Puppetmaster IV [1993]
Puppetmaster V [1994]
Curse of the Puppetmaster [1998]
Retro Puppetmaster [1999]
Puppet Master – The Legacy [2003]
Dämonische Spiele – Puppet Master vs. Demonic Toys [2004]
Puppet Master: Axis of Evil [2010]
Puppet Master: Axis Rising [2012]
Puppet Master: Axis Termination [2017]
Puppet Master – Das tödlichste Reich [2018]
Blade – The Iron Cross [2020]
Doktor Death [2022]
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