Originaltitel: Puppet Master__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: David Schmoeller__Darsteller: Paul Le Mat, William Hickey, Irene Miracle, Jimmie F. Skaggs, Robin Frates, Matt Roe, Kathryn O’Reilly, Mews Small, Barbara Crampton, David Boyd, Peter Frankland u.a. |
Nach der Pleite seines Empire-Studios gründete Charles Band mit Full Moon die nächste Produktionsfirma, deren erster Film gleich die Richtung vorgeben sollte: „Puppetmaster“ wurde (nach abgesagtem Kinostart) zum Videothekenhit, zog diverse Sequels nach sich und machte Puppenhorror zum Aushängeschild von Full Moon, nachdem Band bereits mit Empire Stuart Gordons thematisch ähnlichen „Dolls“ produziert hatte.
Der Prolog spielt im Jahr 1939 in einem Hotel in Bodega Bay, wo Puppenspieler und -macher Andre Toulon (William Hickey) Selbstmord begeht, als ein paar Nazischergen an seine Tür klopfen. Allerdings nicht ohne seine Puppensammlung zu verstecken, denn tatsächlich hat er seine Geschöpfe mithilfe uralter ägyptischer Magie zum Leben erwecken können. Das legt einerseits den Grundstein für die „Puppetmaster“-Mythologie, welche die Sequels ausbauten, leistet andrerseits aber auch gute Einführungsarbeit für den Film: Aus der Perspektive von Blade, einer Puppe mit einem Messer und einem Haken anstelle von Händen, erkundet man das Gebäude, womit der Schauplatz etabliert und seine räumlichen Verhältnisse kartographiert werden. Zudem gewöhnt sich der Zuschauer so schon an die Puppenperspektive, die „Puppetmaster“ öfters einnimmt.
50 Jahre später haben mehrere psychisch begabte Menschen Visionen: Die Wahrsagerin Dana Hadley (Irene Miracle), die auf einem Jahrmarkt Leute ihre Zukunft voraussagt (Cameoauftritt von Barbara Crampton als Teil eines Besucherpärchens). Unimitarbeiter Alex Whitaker (Paul Le Mat) hat im Schlaf eine Vorhersehung. Sein Kollege Frank Forrester (Matt Roe) ist selbst weniger hellseherisch begabt, dafür seine Freundin Carissa Stamford (Kathryn O’Reilly), welche die Geschichte eines Objekts durch Berührung erfährt. Ihnen allen wird das Hotel aus der Eingangssequenz gezeigt, wohin es Neil Gallagher (Jimmie F. Skaggs) verschlagen hat, einen Hellseher, der mit ihnen in einem Forschungsprojekt zusammenarbeitete.
Auf diese Weise zusammengerufen rudeln sich die Begabten in dem Hotel, erfahren jedoch, dass Neil verstorben ist und kurz zuvor Megan (Robin Frates) geheiratet hat. Während die vier Besucher das Geheimnis des Hotels und der Visionen ergründen wollen, lauern auch Toulons Puppen in dem Gebäude, die kurzen Prozess mit unerwünschten Gästen machen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=soyYhEDDzv4
Ende der 1980er lief die große Blütephase des Slasherfilms so langsam aus, doch „Puppetmaster“ war doch wohl tatsächlich der richtige Film zur richtigen Zeit, zumindest das Kosten-Nutzen-Faktor angeht. Denn der Puppenslasher ist mit überschaubarem Budget zusammengeklöppelt, weshalb Regisseur David Schmoeller („Netherworld“) zum Haushalten gezwungen ist, gerade was Locations und Darstellermenge angeht. Aber Schmoeller kann diesen Nachteil durchaus in einen Vorteil wandeln: Der Schauplatz des Hotels reicht für einen effektiven Kampf auf Leben und Tod, der durch die räumliche Begrenzung noch an Spannungspotential gewinnt. Auch die subjektive Kamera, die Puppen-POV-Shots, sparen nicht nur Knete für Effekte, sondern kitzeln ebenfalls Spannung aus verschiedenen Szenen hinaus, in denen Menschen belauert oder getötet werden.
Doch man bekommt die bunte Puppenauswahl noch genug zu sehen, neben Schlitzerpuppe Blade sind das: Pinhead, eine muskulöse Puppe mit kleinem Kopf, die Blutegel-spuckende Mrs. Leech, der mit einem Bohrerkopf ausgestattete Tunneler sowie Jester, eine ihr Gesicht verändernde Puppe. Die sind einfallsreich gestaltet und im Rahmen des Budgets sehr gelungen von Effektspezialist David Allen zum Leben erweckt worden, worin auch der Hauptreiz des Films liegt. Denn der Bodycount ist aufgrund des übersichtlichen Figureninventars relativ niedrig gehalten und die Todesreihenfolge absehbar: Erst erwischt es eine unwichtige Nebenfigur, danach die Hellseher nach Sympathie- und Dummheitsfaktor. Handwerklich ist das Ganze dann solide gemacht, auch wenn man meist erahnt, wen es nur erwischen wird – vom Überlebenskampf einer herben, aber nicht unsympathischen Figur mal abgesehen. Ein paar nette, aber auch nicht übertrieben derbe Gore-FX runden das Ganze ab.
Allerdings bleiben die Mordszenen und das Belauern der Opfer dann auch die Highlights des zahmen Filmchens, das sowieso erst zur Halbzeitmarke so wirklich mit dem Killen anfängt. Und das fängt die belanglose Story nicht ab, da es kaum Rätsel zu lösen gibt, die Hauptfiguren wenig ermitteln und die Hintergründe des ganzen Mordens schon recht durchsichtig sind. Wie manches davon nach der inneren Logik des Films funktioniert hinterfragt man besser nicht immer, aber auch daran sieht man nur: Die Einbettung von Puppentricks und Mordszenen war das Hauptaugenmerk der Filmemacher, die dazu gestrickte Story sekundär, von David Schmoeller nach Storyideen von Full-Moon-Mastermind Charles Band („Doctor Mordrid“), Kenneth J. Hall („Das Geheimnis des Grabmals am Nil“) und J.S. Cardone („Der Pakt – The Covenant“) zu einem Drehbuch gestrickt.
Bei den eher unbekannten Darstellern punkten vor allem Paul Le Mat („Angst über Los Angeles“) als gute Hellseher-Seele und Irene Miracle („Horror Infernal“) als schroffe Seherin, während Robin Frates („Man’s Best Friend“) als verhuschte Unschuld vom Lande und Matt Roe („Pentathlon“) und Kathryn O’Reilly („Jack’s Back“) eher durchschnittlich überzeugend auftreten. Da setzen William Hickey („Remo – Unbewaffnet und gefährlich“) und Jimmie F. Skaggs („Ghost Town“) in ihren kleinen Rollen wesentlich mehr Akzente.
Aber um Schauspielkunst geht es hier ebenso wenig wie um drehbuchtechnische Höchstleistungen: „Puppetmaster“ ist ein brauchbarer Slasher für den Hausgebrauch, aus dem Regisseur David Schmoeller, Kameramann Sergio Salvati („Die Rückkehr der Wildgänse“) und Effekt-Techniker David Allen („RobotJox“) in den Mord- und Puppenszenen durchaus gelungene Genreunterhaltung machen. Schade nur, dass diese Highlights in eine wenig packende Geschichte eingebettet sind und der Bodycount niedrig bleibt.
Starke:
„Puppetmaster“ wurde hierzulande bereits auf VHS ungekürzt veröffentlicht, freigegeben ab 18 Jahren und das in der Unrated-Fassung, die etwas härter als die amerikanische R-Rated-Fassung ist. Daher sind auch alle ab 18 Jahren freigegebenen DVDs und Blu-Rays von Firmen wie CMV Laservision, Centurio/AL!VE und ’84 Entertainment ungekürzt. In Sachen Bonusmaterial gibt es ein Behind the Scenes, Trailer und eine Bildergalerie.
© Nils Bothmann (McClane)
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Charles Band, Meister der Puppen
Bedenkt man Charles Bands seit Jahrzehnten währende Obsession für mörderische Mini-Monster, hätte es damals wohl keinen passenderen Launch-Titel für sein frisch gegründetes Full-Moon-Studio geben können als „Puppet Master“. Die Marionettenfäden würden sich in den folgenden Jahren nicht nur mit Sequels und Spin-Offs verknüpfen, sondern auch mit einer beachtlichen Zahl von Variationen desselben Sub-Genres, etwa in Produktionen wie „Dollman“ (1991), „Demonic Toys“ (1992), „Shrunken Heads“ (1994), „The Creeps“, „Hideous!“ (beide 1997) oder „Blood Dolls“ (1999). Schon zu Zeiten von Empire Pictures war Bands Denkweise als Produzent vom Kleinvieh in Beschlag genommen, ließ er doch bereits die „Ghoulies“ (1985) als Antwort auf die „Gremlins“ (1984) folgen, den „Troll“ (1986) von der Leine und in „Dolls“ (1987) die Puppen tanzen. „Puppet Master“-Regisseur David Schmoeller war zuvor bereits dreimal für Band tätig und zeigte erstmals mit „Tourist Trap“ (1979), dass auch er kleine Plagegeister mit regungslosen Gesichtern zu inszenieren wusste, wobei er ihren Auftritten damals noch einen guten Schlag Suspense beimischte. Davon hat es im wohl bekanntesten Schmoeller-Werk zur Einweihung von Full Moon zwar nicht mehr allzu viel, dafür steckt aber eine Menge Mythologie drin, die einen niedrig budgetierten, ansonsten also ziemlich nackt dastehenden Direct-to-Video-Vertreter wie diesen mit einer Anmutung von epischer Breite bekleiden.
Alleine schon William Hickey im 30er-Jahre-Vorspann als klapprigen Puppenspieler in einem altmodischen Hotel mit seinen neuesten Kreationen hantieren zu sehen, während zwei Nazi-Agenten in einer Parallelmontage seiner Spur nachjagen, ist ein Vergnügen, wie es dem Publikum heutiger B-Horror-Produktionen nur noch selten zuteil wird. Um Authentizität im Sinne eines Polanski’schen oder Spielberg’schen Anspruchs auf Realismus kann es dabei selbstverständlich nicht gehen, zu offensichtlich sind die begrenzten Mittel der Produktion. Derweil der Synthie-Score von Charles’ Bruder Richard Band aber mit dramatischem Gestus große Fässer aufmacht, entfaltet sich die naive, gleichwohl selbstbewusste Grundannahme, der kleine Filmemacher müsse sich kaum weniger davor fürchten, Geschichten mit weit ausschlagenden Wurzeln zu erzählen als der große Filmemacher. Was schließlich zählt, sind nicht die tatsächlichen Schauwerte des Films, sondern sein Vermögen, des Zuschauers Fantasie zu stimulieren.
Dieser Argumentation folgend könnte man fast zu der Einschätzung gelangen, die auf unterschiedlichste Weise zum Leben erweckten Puppen im Film seien eben ein selbstironischer Kommentar auf die eigene Größe, die kleinen Brötchen des Dorfbäckers eben, der außer eines Firmenlogos und einer lukrativen Geschäftsidee noch nicht viel auf der Kante hat. Obwohl sich das Drehbuch erdreistet, Dekaden zu umspannen, um Legenden zu stricken, bringen die kleinen Gestalten mit all ihren Stop-Motion-, Animatronik-, Handpuppen- und Ragdoll-Unzulänglichkeiten etwas angenehm Bodenständiges in den Film, dessen weit ausholender Erzählrahmen dadurch wieder neutralisiert wird.
Beide Augen gilt es dennoch zuzudrücken, als deutlich wird, dass sich die Erzählstränge zusehends wie Mikadostäbe ineinander verkeilen. Schmoeller navigiert seine Ideen ungelenk wie einen Einkaufswagen mit hinkender Rolle durch die Gänge seiner Fantasie und stopft sie wahllos mit Rückblenden, Traumsequenzen und Nebenschauplätzen voll, um letztlich in der Lobby des Hotels eine Konferenz der Parapsychologen abzuhalten, die selbst den Ghostbusters unorganisiert vorkommen dürfte. Offensichtlich sind es keine Stars, sondern es ist das Ensemble, das in dem Chaos die Lebenszeichen sendet, auch wenn einzelne Darsteller durchaus Farbtupfer setzen – darunter Jimmie Skaggs, der nur wenige Auftritte benötigt, um als Strippenzieher mit dämonischer Aura präsent zu sein, oder Paul LeMat, der eine alternative Version eines B-Helden nach Art eines Jeff Fahey zum Besten gibt und alleine schon wegen seiner Löwenmähne ein Hingucker ist.
Erstaunlich ernst nimmt der Regisseur das Treiben der Giftzwerge dabei. Obwohl besonders in einer Szene auf einem Jahrmarkt mit einem Cameo von Barbara Crampton (“Castle Freak“) reichlich Selbstironie an die Oberfläche dringt und das Geschehen auch zwischendrin immer wieder mit Sex und Situationskomik aufgelockert wird, so dominiert eben doch das Uncanny-Valley-Unbehagen, mit dem sich die Puppen im kaltblauen Licht der geisterhaft inszenierten Hotelanlage in Bewegung versetzen. Die Gestaltung sowie die Umsetzung der Kreaturen wirkt dabei manchmal klobig bis unbeholfen, dann aber auch wieder unerwartet morbide, vor allem aber äußerst abwechslungsreich. Man würde beinahe glauben wollen, dass sieben Designer hinter der gleichen Anzahl an Puppen stehen, die allesamt in völliger Autarkie zur Vollendung gebracht wurden. Während Pinhead (nicht zu verwechseln mit seinem weitaus bekannteren Kollegen aus der Hellraiser-Reihe) die Stop-Motion-Kultur von „Laserblast“ und Konsorten weiterleben lässt, pflegt Anführer Blade (nicht zu verwechseln mit dem weitaus bekannteren Daywalker aus der Marvel-Schmiede) das noch junge Erbe des Chucky, indem er als unberechenbarer Mini-Schlitzer durch die Gänge jagt und im Ultra-Modus kleine Messer aus seinen Pupillen schießen lässt. Jester ist letztlich eine Pinocchio-Abwandlung, die nicht nur Holzpuppen-Phobien beschwört, sondern zugleich die Blaupause für Jack Attack aus der Demonic-Toys-Reihe liefert. Die Schleim- und Kautschuk-Fraktion wiederum wird ordentlich von Leech Woman bedient; wenn sie überdimensionale Blutegel erbricht und sich ihr Mundwerkzeug dabei widernatürlich verzerrt, werden dabei ähnliche Bedürfnisse gestillt wie von den großen Practical-Effects-Klassikern der 80er wie „The Thing“, nur hier eben im schlicht-kompakten Do-It-Yourself-Format für die Jackentasche. Und wenn Maulwurf-Mann Tunneler seinen Plastikbohrer anwirft, dann dürften all die Sammler billiger Kunststoff-Actionfiguren sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlen.
Dass im Finale weniger Blut denn grüne Soße vergossen wird, passt im Ganzen zur paranormalen Auskleidung des Films, der den Horror eher metaphorisch verpackt anstatt ihn faktisch zu inszenieren, deutlicher noch als es ohnehin für das Killer-Toy-Subgenre üblich ist. Nichts an „Puppet Master“ ist in irgendeiner Weise nach handwerklichen Kriterien besonders bemerkenswert, denn es sind wohl eher die vielen Fortsetzungen, die seinen Namen über die Jahre haben klangvoll werden lassen. Für Charles Bands kleines Imperium der bescheidenen Kreaturen hingegen ist er wahrhaft exemplarisch in jeder Hinsicht und das Zentrum in vielen Belangen.
Informationen zur Veröffentlichung
“Puppetmaster” in der Trunk Edition
Beim Kofferpacken immer groß denken! Dachte sich wohl auch Geschäftsmann Charles Band, als er im Frühjahr 2018 die 11-teilige „Puppetmaster“-Saga in einer edel aufbereiteten Sammleredition auf den amerikanischen Markt brachte, die so manchem Vertrieb populärer Kultfilme mal so richtig zeigte, wo der Barthel den Most holt. Ein Objekt mit einer solchen Verarbeitung sieht man auf dem mit Pappschachteln und schlecht verarbeiteten Büsten überschwemmten Markt jedenfalls nicht mehr oft. Der 27cm hohe, 19,5cm breite und inklusive Türen ebenso tiefe Koffer macht dank seiner lackierten Oberfläche, seiner echten Metallscharniere und seiner massiven Verarbeitung den Eindruck, ein Produkt aus der Hochphase des glorreichen DVD-Zeitalters zu sein, dem bekanntlich so manch aufsehenerregende Sonderauflage entsprang. Verwitterte Reise-Aufkleber sorgen dafür, dass das Koffer-Design auch bei längerer Betrachtung nicht langweilig wird. Dass die Aufkleber in augenscheinlicher Handarbeit auf den Koffer geklebt und nicht etwa bloß gedruckt wurden, sorgt neben den vielen Metallelementen und sonstigen Hervorhebungen für ein haptisches Feuerwerk. Das gilt erst recht, wenn man die Verschlüsse öffnet und die jeweils 4,5 cm dicken Tresortüren nach außen klappt. Innen entfaltet sich dann nämlich ein Puppentheater mit einem Aufbau eines klassischen Triptychons, das in Sachen Design wohl zur Speerspitze in der Sammlung eines jeden aufschließt, der sich entschließt, die recht stolzen 250 Dollar für die Box in die Hand zu nehmen. Die Filme sind natürlich der Star in der Aufführung, übereinandergestapelt liegen sie in einer Aushöhlung im Mittelstück, jeder in seiner eigenen Amaray-Verpackung, was ebenso für die Bonus-Disc „Arcana of the Puppet Master“ gilt. Links und rechts zwei weitere Aushöhlungen, in die man dann zum Beispiel die Actionfiguren stellen kann, die es separat zu erwerben gibt.
Im Oktober 2019 dann folgte der Koffer endlich seiner eigentlichen Bestimmung als Reiseutensil und trat über Wicked Vision seine Reise nach Deutschland an. 333 Exemplare seiner Art haben damals ihre neue Heimat in einem deutschen Filmregal gefunden. Der Koffer ist dabei der gleiche wie der für den US-Markt, lediglich der Inhalt wurde an den lokalen Markt angepasst. So fällt auf den ersten Blick direkt ins Auge, dass die zwölf Amaray Cases einem Set von sieben Scanavo Cases wichen – was nicht etwa bedeutet, dass einige Titel eingespart wurden, sondern vielmehr, dass einige Teile nun gemeinsam in einem Keep Case untergebracht sind. Dadurch ergibt sich oben etwas Platz für mögliche weitere Sequels, die man dann einfach nachträglich auf den Stapel legen kann, auch wenn dann wohl keine Garantie mehr auf Einheitlichkeit des Layouts gegeben ist. Dieses entspricht im Übrigen exakt dem Design der bekannten „Full Moon Classic Selection“-Reihe: Gerahmtes Cover, silberner Schriftzug, schwarzer Hintergrund in Lederoptik. Sogar die Nummerierung wurde über fast alle Hüllen hinweg durchgezogen, lediglich die „Axis Trilogy“ wird nicht mit durchgezählt. Somit umfasst die gesamte Box die Nummern 10 – 15.
Goodies, Goodies, Goodies!
Weiterhin im Paket enthalten ist ein Set aus 13 Trading Cards, auf dessen Rückseite einige Puppen mit ihren Charaktereigenschaften in Form einer Skala von 0 bis 10 aufgeführt sind. Vielleicht sind das nicht genug Spielkarten, um tatsächlich damit zu spielen (so wie „Auto-Quartett“ damals in den guten alten Zeiten), aber es ist allemal witzig, sie durchzublättern und zu verifizieren, ob der Intelligenz- oder Coolness-Faktor korrekt definiert wurde. Außerdem gibt es ein für jeden Käufer personalisiertes Echtheitszertifikat mit Originalunterschrift von Charles Band. Das ist nicht nur eine sehr sehr schöne Beigabe, die die Edition für den Käufer enorm aufwertet, sondern zugleich eine raffinierte Maßnahme, den Wiederverkauf der Edition etwas unattraktiver zu gestalten, so dass die Edition im Idealfall auch bei der Person bleibt, die sie erworben hat. Das Kind im Manne dürfte sich auch sehr über die „Blade“-Actionfigur freuen, die ebenfalls als Goodie beigelegt ist. Die Verarbeitung der etwa 7 cm großen Kunststofffigur wirkt nicht allzu hochwertig, eingeschlossen in ein Plastikgehäuse und auf bedruckte Pappe geklebt werden dennoch archaische Sammlergene aus der Kindheit reaktiviert. In der gelieferten Form passt die Figur leider nicht in die Aushöhlung der Box, aber wer sich nicht zu den OVP-Sammlern zählt, für die das Entnehmen einer Figur aus der Verpackung ein Sakrileg ist, der dürfte feststellen, dass die Figur ohne ihre Verpackung bequem hineinpasst.
Das Booklet
Die neben dem Autogramm wertvollste Beigabe jedoch ist das Begleitheft von Christoph N. Kellerbach. Der Autor hat es sich zum Ziel gemacht, einen vollständigen Abriss über die gesamte Reihe zu liefern. Am Ende bringt er es auf elf Kapitel (zzgl. Pro- und Epilog) und satte 72 Seiten. Was das Format angeht, würde das Heft zwar in ein Scanavo Case passen, es ist allerdings so dick, dass es wohl die Klammern im Inneren ausleiern würde, deswegen liegt es als Lektüre auf dem Berg von Blu-rays bei. Kellerbach beginnt im Vorwort mit seiner persönlichen Beziehung zum Subgenre des „Tiny Horror“, wie er es selbst bezeichnet, und offenbart dabei, dass sie wohl ähnlich intim auszufallen scheint wie bei Charles Band selbst. Dessen Werdegang über den Zusammenbruch des Imperiums von „Empire Pictures“ bis zur Gründung von Full Moon ist dann das Thema des Prologs bzw. des ersten Kapitels, das eine nahtlose Überleitung darstellt zum Abschnitt über „Puppetmaster“. Die Erzählung hangelt sich nach dem üblichen Ablauf von der Idee bis zur Produktion mitsamt aller dabei entstehender Probleme. Es gibt keine großen Ausreißer gegenüber typischen Kleinproduktionen derselben Art, aber der Text liest sich sehr unterhaltsam, auch weil er zwischen den Zeilen herausarbeitet, dass Charles Band eben immer ein Mann mit großen Ideen und kleinem Budget war, dessen Filme erst im Kopf des Zuschauers wirklich zu leben begannen. Das dritte Kapitel endet auf Seite 19 und lässt den nachfolgenden Platz für die Fortsetzungen übrig, die möglicherweise Teil weiterer Besprechungen auf diesen Seiten werden könnten.
Die Zweitauflage
Soweit zur Präsentation der Reihe in der ersten Auflage. Wie zu erwarten, war diese sehr schnell ausverkauft, doch wer nicht schnell genug war, hat aktuell immer noch die Gelegenheit, sich die günstigere Zweitauflage ohne Koffer zuzulegen, die im Februar 2021 nachgeschoben wurde. Booklet und Trading Cards findet man auch in dieser Auflage wieder vor. Wer schnell war (soll heißen: unter den ersten 333 Bestellern) und im Label-Shop bestellte, konnte sogar noch Zertifikat, Bierdeckel, weitere Trading Cards in Postkartengröße und zwei Poster mit insgesamt drei Motiven ergattern. Gimmicks also, die selbst den Käufern der Erstauflage verwehrt blieben. Grundsätzlich kommt die zweite Auflage mit einer Limitierung von 1.500 Stück in einem stabilen Pappschuber, der neun Scanavo Cases beherbergt sowie den mit Styropor ausgefüllten Platz für das 2020er-Spin-Off „Blade: The Iron Cross“. Der Inhalt ist identisch zur Erstauflage; dass man diesmal neun statt sieben Keep Cases vorfindet, liegt daran, dass die vormals in einer Hülle untergebrachten Teile der „Axis of Evil“-Reihe diesmal eigene Hüllen bekommen haben.
Die Blu-ray zu „Puppetmaster“ punktet mit einem extrem schicken Motiv, das man dank Wendecover auch ohne den silbernen Rahmen in voller Breite betrachten darf. Die kräftige Melange aus Blau und Rot-Orange wirkt frisch und lebendig, die Collage der fünf wichtigsten Kreaturen des Films sorgt für reichlich Abwechslung auf der Fläche, ohne dass sie überladen wirken würde. In ironischer Umkehrung realer Verhältnisse ist es hier der Puppenmeister, der selbst als Miniatur dargestellt ist, während seine Kreaturen über ihm wie überdimensionale Kaiju thronen.
Bild und Ton
Zu DVD-Zeiten war der einst für den Videomarkt produzierte Horrorstreifen noch überwiegend im 4:3-Vollbildformat vertreten. Das ist seit Ablösung durch die Blu-ray zum Glück Geschichte. Wie schon die zuvor über ’84 Entertainment und cmv / Centurio / New Vision veröffentlichten Discs bietet auch die Wicked-Vision-Scheibe die R-Rated-Fassung in 1,78:1. Geboten wird ein sauberer Transfer, der den leicht mystischen Charakter des Films vortrefflich wiedergibt. Die schummrige Set-Beleuchtung durch kühles Licht lässt die Bilder immer ein wenig nachleuchten. Es gibt viele dunkle Passagen, mit denen auch manche Tricks effektiv kaschiert werden, bei denen man aber nie das Gefühl hat, man wüsste nicht, was auf der Leinwand vor sich geht.
Bei den Tonspuren finden wir Deutsch und Englisch, wie üblich im Format DTS-HD Master Audio mit Zweikanalspur, wobei wohl nur der Originalton über echtes Stereo verfügt. Der deutsche Ton ist wesentlich lauter abgemischt und lässt Dialoge wie Hintergrundkulisse immer ein wenig nachhallen, beinahe so wie es die Lichtquellen mit dem Bild machen. Der englische Ton wirkt im Vergleich wesentlich organischer. Untertitel sind in beiden Sprachen ebenfalls vertreten.
Der Audiokommentar
Als dritte Tonspur findet man noch einen Audiokommentar, der mutmaßlich rund um das Jahr 2012 aufgenommen wurde, als der Film über 88 Films auf Blu-ray erschien. Chris Gore, ein amerikanischer Autor diverser Themen aus dem breiteren Bereich Film, moderiert darauf ein Gespräch mit Charles Band, das leider in der Summe recht oberflächlich bleibt. Ob man das nun Gores Moderationsfähigkeiten ankreiden möchte, Bands recht einfach gestrickten Antworten oder einer fehlenden Chemie zwischen den Beiden, sei dahingestellt, aber letztlich bekommt man bloß ein paar vermeintliche Insider-Informationen bereitgestellt, von denen man viele bereits in so manchem Making Of nachschlagen konnte. Diverse Redepausen und eine stark schwankende Tonqualität macht die Unterhaltung auch nicht unbedingt besser. Für Komplettisten ist der Kommentar aber dennoch sicherlich ein Zugewinn, erst recht da er ebenso wie der Hauptfilm mit deutschen Untertiteln ausgestattet wurde.
Das Bonusmaterial
Im Bonus-Abteil tummelt sich allen voran die etwa 1.5 Minuten längere Unrated-Fassung, die auf deutschen DVDs (anders als die R-Rated-Fassungen auf englischen DVDs) bereits Standard war. Hier wird die restaurierte R-Rated-Fassung nun als Basis genommen und die Unrated-Passagen werden als 4:3-Inserts in SD-Qualität eingefügt. Damit wird man natürlich jedes Mal aus dem Film gerissen, wenn sich das Format ändert und die Bildqualität in den Keller fällt, aber die Alternative wäre eben gewesen, die vollständige Unrated-Fassung nur in SD anzubieten. Das ist dann wohl Geschmackssache.
Ein 7-minütiges Making Of mit dem hübschen Titel „No Strings Attached“ hat es ebenfalls auf die Scheibe geschafft. Hier handelt es sich um eine typische Full-Moon-Featurette, die damals eindeutig als Werbeclip produziert wurde, die aber gerade aus heutiger Sicht dennoch einen dokumentarischen Wert in sich trägt, zumal man wieder mit vielen B-Roll-Passagen versorgt wird und so nebenbei ein paar Dinge über die Produktion erfährt, hier insbesondere über die umständliche Realisierung der Spezialeffekte.
Die fast einstündige Diskussionsrunde „Empire of the Full Moon“ mit Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künnecke hatten wir bereits ausgiebig im Rahmen der Besprechung von „Eliminators“ vorgestellt, da das Gespräch auf dessen Release noch einmal zweitverwertet wurde. Erstmals erschien es jedoch auf der vorliegenden Blu-ray. Und ja, natürlich ist auch der Trailer an Bord, gar keine Frage. Ein reichhaltiges Paket alles in allem, aber letztlich nur das erste Kapitel einer Sammlung, die noch viel mehr zu bieten hat…
© Sascha Ganser (Vince)
Puppet-Master-Kritiken bei den Actionfreunden:
Puppetmaster [1989]
Puppetmaster 2 – Die Rückehr [1990]
Puppetmaster 3 – Toulons Rache [1991]
Puppetmaster IV [1993]
Puppetmaster V [1994]
Curse of the Puppetmaster [1998]
Retro Puppetmaster [1999]
Puppet Master – The Legacy [2003]
Dämonische Spiele – Puppet Master vs. Demonic Toys [2004]
Puppet Master: Axis of Evil [2010]
Puppet Master: Axis Rising [2012]
Puppet Master: Axis Termination [2017]
Puppet Master – Das tödlichste Reich [2018]
Blade – The Iron Cross [2020]
Doktor Death [2022]
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision/Full Moon Germany/CMV Laservision/Centurio/AL!VE/’84 Entertainment__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |