Originaltitel: Puppet Master III: Toulon’s Revenge__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: David DeCoteau__Darsteller: Guy Rolfe, Richard Lynch, Ian Abercrombie, Kristopher Logan, Aron Eisenberg, Walter Gotell, Sarah Douglas, Matthew Faison, Michelle Bauer, Jasmine Touschek, Eduard Will u.a. |
Nachdem sich „Puppetmaster“ für den Produzenten Charles Band zum Videothekenhit gemausert hatte, folgten die ersten Fortsetzungen im Jahrestakt. War der zweite Teil noch ein Sequel, so erzählt „Puppetmaster 3“ die Vorgeschichte des Puppenspielers Toulon und seiner höchst lebendigen Kreationen.
Der dritte Teil widmet sich dabei dem gern kolportierten Okkultismusfaible der Nazis, die ja schon in der Auftaktszene des Erstlings als Toulons Feinde vorgestellt wurden. „Puppetmaster 3“ spielt nun im Berlin des Jahres 1941, in dem die Nazis Experimente mit der Wiederbelebung toter Soldaten veranstalten, bei denen Doktor Hess (Ian Abercrombie) federführend ist und die einen leichten „Re-Animator“-Vibe versprühen. Bisher halten die untoten Soldaten, die man als Geheimwaffe an der Ostfront einsetzen will, allerdings nicht durch und kollabieren noch im Labor. Major Krauss (Richard Lynch), der die Forschung überwacht und Resultate sehen will, ist nicht amüsiert. „Puppetmaster 3“ greift mit den Nazi-Experimenten um Supersoldaten und Untote beliebte Popkultur-Mythen auf, die von Captain-America-Comics bis zu Filmen wie „Operation: Overlord“ ausgeschlachtet wurden und werden.
Andre Toulon (Guy Rolfe) ist Puppenspieler in der deutschen Hauptstadt, sympathisiert mit dem Widerstand und bringt Stücke zur Aufführung, in denen er sich über Hitler und dessen Getreue lustig macht. Das zaubert Kindern vielleicht ein Lächeln aufs Gesicht, ist aber ein Wagnis, das der Film gar nicht erst zu erklären versucht. Jedenfalls besucht der puppenspielbegeisterte Leutnant Eric Stein (Kristopher Logan) die Aufführung, gibt Toulon den freundlichen Hinweis sein Programm besser umzustellen und fragt nach den so lebensechten Bewegungen der Puppen – deren Geheimnis der geneigte Zuschauer natürlich schon kennt. Als Toulon ihn barsch abweist, spioniert Stein hinter dem Puppenmeister her und sieht, dass die lustigen Gesellen ganz ohne Schnüre und dergleichen funktionieren.
Als Krauss und Hess von Steins Entdeckung erfahren, wollen sie natürlich nachforschen. Der fiese Krauss wird bei der Durchsuchung von Toulons Eigenheim direkt barsch und erschießt dessen Ehefrau Elsa (Sarah Douglas). Mit Hilfe seiner Puppen gelingt Toulon beim Transport zum SS-Hauptquartier die Flucht und mit diesen Werkzeugen nimmt er von da an Rache für den Tod seiner Frau…
„Puppetmaster 3“ gilt vielen als bester Teil der Reihe, was wohl auch etwas über die allgemeine Qualität der „Puppetmaster“-Filme sagt, aber insgesamt kann man der These durchaus zustimmen. Dabei spielt vor allem das Setting dieses Puppenslashers eine wichtige Rolle. Nach Berlin 1941 sieht der Film zwar nie so wirklich aus, der erkennbar im (Freiluft-)Studio gedreht wurde und dessen Establishing Shots der deutschen Hauptstadt nach putziger Bastelarbeit ausschauen. Doch trotz dieser Budget-Limitierungen hat das Setting Flair und unterscheidet sich von der Masse der üblicherweise in der Gegenwart (und in Amerika) spielenden Slasher-Filme. Im Originalton sprechen manche Nazis mit deutschem Akzent, hin und wieder sind auch deutsche Sätze zu hören, während die Schurkenbande zwar eindimensional, aber durchaus einprägsam ist: Gerade der Befehle bellende, eiskalt mordende Major Krauss ist ein charismatischer Oberbösewicht.
Das alles kann natürlich kaum verhehlen, dass „Puppetmaster 3“ unter dieser ansprechenden Verpackung ein herkömmlicher Slasher- und Rachefilm ist, in dessen Verlauf sich Toulon und seine Puppen durch die Reihen der Nazi-Schergen arbeiten. Meist erwischt es den, von dem man es gerade erwartet, zumal die Kills auf den Spaßfaktor ausgelegt sind: Mit den Opfern hat man kein Mitleid, eher im Gegenteil. Das Puppenpersonal umfasst Jester, den Clown mit den vielen Gesichtern, Pinhead, dessen Stecknadelkopf auf einem muskulösen Körper sitzt, den Bohrerkopf Tunneler sowie als (für den Zuschauer) Neuzugang den sechsarmigen Cowboy Six-Shooter. Im Verlauf des Films wohnt man dagegen der Erschaffung zweier alter Bekannter bei: Mrs. Leech, die Blutegel-Spuckerin, und Blade, das Aushängeschild der Reihe mit Messer und Hakenhand. Jedem wird Raum gelassen, was für unterschiedliche, gut getrickste Morde sorgt – ebenfalls im Budgetrahmen ziemlich gelungen sind die Puppen-Effekte, für die David Allen („Demonic Toys“) verantwortlich zeichnet.
So ist „Puppetmaster 3“ eine kurze wie kurzweilige Mörderpuppensause, die allerdings nicht verhehlen kann, dass Vielfilmer David DeCoteau („Wolves of Wall Street“) im Vergleich zu Erstlingsregisseur David Schmoeller der schwächere Filmemacher ist und die geschickte Kameraarbeit Sergio Salvati fehlt. DeCoteau und sein Kameramann Adolfo Bartoli („Doctor Mordrid“) filmen das alles handwerklich solide, aber ohne großen Einfallsreichtum herunter, profitieren mehr von Setting, gesteigertem Bodycount und reichlich Schauwerten, wenn die Nazis Toulon jagen oder umgekehrt. Erfreulicherweise macht das Drehbuch von C. Courtney Joyner („Die Klasse von 1999“) auch phasenweise mehr als nur die Kills zu verbinden: Man erfährt mehr über Toulon, über die Puppetmaster-Mythologie und über den Erschaffungsprozess der kleinen Mordgesellen, womit der dritte Teil nicht einfach nur das übliche Gemetzel vor anderer Kulisse ist. Und in kleinem Rahmen bricht „Puppetmaster 3“ sogar mit Genre- bzw. Rollenerwartungen. *SPOILER* So ist Hess kein skrupelloser Mengele-Wiedergänger, sondern einfach ein Wissenschaftler, der an die Kraft die Innovation glaubt, seine Talente nur unglücklicherweise den Nazis zur Verfügung stellt und in Toulon einen Seelenverwandten erkennt. Im Gegenzug wird Toulon von einem anderen im Untergrund Lebenden verraten, auch wenn derjenige nur seinen Sohn retten möchte. *SPOILER ENDE* Auch das gab es schon und ist daher nicht gerade bahnbrechend, aber auch etwas anderes als Schema F.
Darüber hinaus profitiert „Puppetmaster 3“ vor allem von zwei Darstellern. Zum einen ist da Richard Lynch („Die Hyänen“), der ja immer für eine Schurkenrolle gut ist und als fieser SS-Mann den Film an sich reißt. Sein Gegenpart ist Guy Rolfe, der bereits im von Charles Band produzierten Puppenhorrorfilm „Dolls“ zu sehen war und Toulon noch in drei weiteren „Puppetmaster“-Filmen spielte. Seine Darbietung als freundlicher Gepetto-Verschnitt, der zum eiskalten Rächer wird, ist ebenfalls ziemlich stark. Ian Abercrombie („Feuerwalze“) als Dr. Hess ist brauchbar, ebenso Walter Gotell („Marschier oder stirb“) als schmieriger General. Kristopher Logan („Demolition Man“) ist zwar eher solala ist, bekommt aber immerhin einen sehr humorvollen Abgang, mit einem Hitler-Bärtchen aus Wagenschmiere im Gesicht. So wird der Führer hier metaphorisch von Toulon und seinen Puppen gekillt.
„Puppetmaster 3“ ist weniger souverän inszeniert als der Erstling und eigentlich nur ein Funslasher, bei dem es fiese Arschgeigen auf kreative Weise dahinrafft. Der Bodycount, die charmanten Tricks, das hohe Tempo, der charismatische Schurke und das Setting im Berlin des Jahres 1941 machen den Film dann aber zu einem vergnüglichen Vertreter der Reihe, der 08/15-Story und der nicht gerade überbordenden Spannungskurve zum Trotz.
Auf VHS war „Puppetmaster 3“ hierzulande gekürzt, weshalb anzunehmen ist, dass auch die ab 18 Jahren freigegebenen DVDs und Blu-Rays von Centurio gekürzt sind, da diese auch den Uncut-Stempel wie beim Erstling missen lassen. Die ungekürzte Fassung ist bei CMV Laservision/AL!VE und ’84 Entertainment auf DVD und Blu-Ray erhält. Diese sind ungeprüft oder mit JK-Freigabe und bieten Trailer sowie ein Behind the Scenes als Bonus.
© Nils Bothmann (McClane)
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Solide Horror-Unterhaltung: Puppetmaster 3 – Toulons Rache
Am Ende von „Puppetmaster 2“ war alles präpariert für ein weiteres schnelles Sequel. Eine amerikanische Landstraße wies wie ein Pfeil in die Zukunft, der klapprige Bulli mit Mannequin-Camille am Steuer tuckerte geradewegs hinein in ein neues Abenteuer. Die nächste richtige Fortsetzung sollte aber erst drei Jahre später mit „Puppetmaster 4“ eingefädelt werden. Zunächst sah Charles Band wohl die Zeit gekommen, ein paar Dinge aus jener düsteren Vergangenheit zu klären, die seit dem Prolog von „Puppetmaster“ als Schatten über der Franchise schwelte.
Der Entschluss, aus „Puppetmaster 3“ ein Prequel zu machen, führt zur bis dato ambitioniertesten Produktion innerhalb der Reihe. Das kleine Studio, dem es irgendwie gelang, ein ganzes B-Movie-Imperium auf Basis ausdrucksloser Plastik- und Holzköpfe zu erschaffen, muss diesmal schließlich mehr zum Leben erwecken als ein paar Puppen, nämlich gleich die komplette Epoche des Nationalsozialismus… nicht als kurze Rückblende wie im Ägypten von Teil 2 oder eben wie im WWII-Prolog von Teil 1, sondern als primäre Filmkulisse. Sets, Bauten und Kostüme sehen sich auf einmal ganz anderen Ansprüchen ausgesetzt, noch dazu müssen Drehbuch und insbesondere die Dialoge darin der dargestellten Zeit entsprechen.
Wenn man sieht, wie sich Full Moon im Speziellen und B-Filme im Allgemeinen seit der Digitalisierung des Films entwickelt haben, sind ältere, analog gedrehte Filme wie „Puppetmaster 3“ schon alleine aufgrund ihrer filmischen Optik und ihres verhältnismäßig hohen Aufwands bei der Rekonstruktion historischer Settings im Wert gestiegen, selbst wenn die Illusion eben nicht so wasserdicht sein kann wie bei einer Big-Budget-Produktion. Dennoch sind Bilder wie diese mit einem Budget von unter einer Million Dollar heute nicht einmal mehr nach Inflationsausgleich zu stemmen. Hier und da macht man Stock Footage anhand der Bildeigenschaften aus, offensichtlich wurde aber auch viel in den Universal Studios nachgebaut. Hakenkreuzbanner flattern meterhoch an riesigen Betonfassaden , Statisten in SS-Uniform drehen am Bahnhof ihre Runden, während der Zug einfährt. In Hintergassen und Labors mit blutbeschmierten Soldatenleichen, denen grüne Substanzen injiziert werden, kommt darüber hinaus Re-Animator-Feeling auf, im städtischen Bordell High-Noon-Stimmung und später im Exil des Puppenmeisters sogar noch ein Schuss apokalyptische Retro-Futuristik. Die für einen Film dieser Budgetklasse durchaus zufriedenstellende Kopie einer blühenden Nazizeit wird dadurch mit Erweiterungen im Produktionsdesign ausgeschmückt und ergibt im Gesamtbild dennoch ein geschlossenes Ganzes, das mit abwechslungsreichen, hübsch gestalteten Kulissen punktet, die tatsächlich den Charme der Hintergründe eines Marionettentheaters versprühen.
Inhaltlich wird mit „Puppetmaster 3“ eine Kurswende eingeläutet. Die Puppen Toulons standen zwar nie für das ultimativ Böse, da sie immer schon in Opposition zur Nazi-Ideologie standen, sie wurden aber doch bisher als Werkzeug eingesetzt, um gängige Slasher-Mechanismen zu bedienen. Letztlich standen sie gewissermaßen als neutrale Instanz zwischen den aufrichtigen und den bösartigen Charakteren unter den Menschen. Wenn man nun sieht, wie sie sich durch Nazi-Leiber bohren, ist das Sehgefühl ein komplett anderes; es ist auf einmal so, als habe man die Puppen selbst ausgesandt, um sie im eigenen Namen töten zu sehen, während man vormals immer das Gefühl hatte, man sei als Unbeteiligter in einen Kleinkrieg geraten und hoffte nur, auf dem Schlachtfeld keine Messerklinge abzubekommen.
Mit Sicherheit liegt das auch an Guy Rolfe als André Toulon, der William Hickeys kurzen Auftritt aus dem ersten Film würdevoll aufgreift und viel Wärme in seine Rolle bringt, die wie ein Lagerfeuer in der feindlichen, mit hassenswerten Zeitgenossen bevölkerten Umgebung leuchtet – nicht unähnlich einem Geppetto aus „Pinocchio“. Im Umgang mit seinen Puppen offenbart er eine humanistische Philosophie, die vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus sehr schlüssig dargestellt wird und der Figur dadurch sehr viel mehr Tiefe verleiht, als man normalerweise von einem Film dieser Kategorie erwarten würde. Auch sonst ergeben sich neben den vielen Abziehbildern unter den Schurken Momente überraschender Menschlichkeit, die man nicht hat kommen sehen, was dem Gesamtton einen Anstrich von Gut gegen Böse gibt, bei dem die Seiten fast ausgeglichen sind und das Gute einen Silberstreif am Horizont entfacht.
Das Puppenarsenal vertraut weiter auf seinen Stamm und hat wie schon der Vorgänger lediglich einen Neuzugang zu vermelden. Feuerspucker Torch ist nicht mehr dabei, dafür feiert Six Shooter seine Premiere. Der sechsarmige Gunslinger entpuppt sich als extrem vielseitiges Allroundtalent, das dem Film zu so manchem Schauwert verhilft: Nicht nur bewährt er sich in einem fetzigen Shootout Luger vs.Colt, bei dem es überdurchschnittlich blutig und stuntreif wird, auch kann er beispielsweise mit seinen vielen Gliedmaßen spinnengleich eine Hauswand hochkrabbeln. Abgesehen davon bietet er symbolische Qualitäten, besteht sein erster Auftritt doch darin, einer Hitler-Marionette im Puppentheater die Lichter auszublasen.
Die Cowboy-Gestalt repräsentiert damit die amerikanische Lösung für die Bedrohungen durch das Deutsche Reich. Harlekin Jester wirkt immer ein wenig nackt, da er abgesehen von seinen vielen Gesichtsausdrücken wenig zu bieten hat und somit eher die Aktionen seiner Kollegen kommentiert anstatt selbst zuzulangen. Fan-Liebling Blade ist über weite Strecken sogar abwesend und kommt erst sehr spät zum Zug. Die Drecksarbeit wird also einmal mehr von Tunneler und Pinhead übernommen, die mal wieder bohren, würgen und K.O. schlagen, was das Zeug hält. Leech Woman bekommt in ihrem letzten Auftritt vor der vom Studio verordneten Zwangspause immerhin die tiefste Charakterzeichnung aller Puppen, wird ihr doch die Seele von Toulons Frau Elsa injiziert – was rückblickend allerdings Fragen aufwirft in Bezug auf die fehlende Emotionalität Toulons in Teil 2, als er erfährt, dass Leech Woman von zwei Hillbillies im Ofen verbrannt wurde.
Über weite Strecken bleibt der Ton bei den Attacken eher kindlich und es sind nur blutige Spitzen, die sich als kleine Höhepunkte ergeben, aber im Finale wird es dann doch etwas derber, wenn eine Figur im Stil von „Hellraiser“ mit Widerhaken aufgespießt und zur Marionette umfunktioniert wird. David Allen, Regisseur von „Puppetmaster 2“, ist übrigens immer noch für die Animationen verantwortlich, seine Stop-Motion-Werke dominieren die Ästhetik aber nicht mehr so deutlich wie noch in seinem eigenen Film. Die wenigen kurzen Einstellungen werden von der auffälligen Kulisse erdrückt, die sich klar in den Vordergrund spielt. Die Kunststücke, die Six Shooter mit seinen Waffen anstellt, gehören noch zu den Highlights von Allens Arbeit, ansonsten werden hauptsächlich simple Bewegungsabläufe modelliert oder gar Material aus dem Vorgänger wiederverwertet (u.a. aus der Ägypten-Episode).
Trotz Künstlichkeit gelingt es den kreativen Verantwortlichen von „Puppetmaster 3“ also, eine in sich geschlossene Welt mit historischen Bezügen zu erschaffen, die dank gut ausgearbeiteter Hauptfiguren und hassenswerter Antagonisten einen starken Sog zu entfachen weiß. Die Toulon-Mythologie wird schlüssig mit der Ideologie der Nazis verknüpft und sorgt hier für spannende Konflikte, bei denen erneut tief in die Kiste für Übernatürliches gegriffen wird. Dass die Zeitlinie bei dem Exkurs in die Vergangenheit nicht immer ganz plausibel ist und mancher Einwurf aus den Vorgängern revidiert werden muss, ist aufgrund des soliden Unterhaltungswertes wohl zu verschmerzen. Letztlich ist das hier nämlich der „Puppetmaster“, den jeder von Anfang an sehen wollte.
Informationen zur Veröffentlichung des Puppenhorrors
Full Moon Classic Selection #12
Am Ende unserer ersten Kritik wurde bereits kurz auf einige der ersten Heimkino-Releases zu „Puppetmaster 3 – Toulons Rache“ eingegangen, von denen es wie schon bei den ersten beiden Teilen einige gibt. Im folgenden soll es um die Neuveröffentlichung über Wicked Vision in der Trunk Edition (bzw. als Zweitauflage im Pappschuber) gehen, die alle offiziellen Teile bis einschließlich „Axis Termination“ (2017) enthält.
Das Booklet
Auch für den dritten Teil der Saga hat das 72-seitige Booklet natürlich ein wenig Platz freigeräumt. Von Seite 27 bis Seite 30 sind ihm insgesamt zwei Unterkapitel gewidmet. Autor Christoph N. Kellerbach beginnt mit einer Inhaltsangabe und geht dann auf die Besetzungsstrategie ein, die etwa „Dolls“-Mime Guy Rolfe für die Rolle des André Toulon vorsah. Neben Regisseur David DeCoteau kommt er ferner auf Drehbuchautor C. Courtney Joyner zu sprechen und darauf, welche Art Film ihm als Inspiration diente. Man erfährt weiterhin, dass Effektkünstler David Allen überhaupt erst dafür sorgte, dass die neue Puppe Six Shooter ein Cowboy wurde, denn ursprünglich war sie als Ninja vorgesehen. Im zweiten Kapitel geht es dann um die Veröffentlichungs- und Zensurgeschichte in Amerika und Deutschland. Ein knapp gehaltener Kritiker-Spiegel beendet den Abschnitt. Man spürt, dass Kellerbach noch weit mehr hätte schreiben können, wenn er gewollt / gedurft hätte, aber das dabei entstehende Buch hätte ja auch erst einmal jemand drucken und finanzieren müssen…
Das Artwork
Auch „Puppetmaster 3 – Toulons Rache“ verfügt in der Box über ein eigenes Scanavo Case mit eigenem Artwork. Das ist wieder im gleichen Stil gehalten wie die ersten beiden Motive, aber etwas inspirierter als beim Vorgänger. Der fotogene Neuzugang Six Shooter steht wenig überraschend mit rauchenden Colts in der Mitte und wird von Blade, Leech Woman und Pinhead umringt. Jester bleibt interessanterweise außen vor. Im Hintergrund gewährt ein Fenster mit Vorhängen, das eher wie die Bühne für ein Puppentheater aussieht, einen Ausblick auf das kriegerische Deutschland der frühen 40er… der perfekte Teaser für den Film. Natürlich gibt es auch diesmal wieder ein Wendecover, bei dem der Silberrahmen entfernt wurde, so dass das Motiv auf der vollen Fläche zur Geltung kommen kann.
Bild und Ton
Unter den ersten drei Teilen hat dieser wohl die beste Bildqualität zu bieten. Die Farben wirken wunderbar kräftig, ohne die Kulisse wie ein Spielzeugland wirken zu lassen, das Bild ist außerdem sehr scharf. Natürlich wird der artifizielle Charakter der Sets dadurch noch betont und das Stock Footage fällt auch deutlicher auf. Das Bildformat liegt bei 1,78:1 – nur die 2013 erschienenen Mediabooks von cmv hatten ebenfalls Breitbild zu bieten, alle älteren Editionen lagen in 1,33:1 vor.
Wie schon bei „Puppetmaster“ und „Puppetmaster II“ steht auch diesmal wieder der englische Ton in Stereo zur Verfügung und der deutsche in Mono, beide in DTS-HD Master Audio. Die Stimmen der deutschen Fassung fallen im Verhältnis zu den übrigen akustischen Quellen (Musik, Soundeffekte) recht laut aus klingen dabei etwas blechern. Auf der englischen Spur sind die Stimmen um ein Vielfaches leiser und organischer mit in die Abmischung integriert.
Die Audiokommentare
Zum ersten Mal auf einer deutschen Blu-ray zu diesem Film ist auch in Sachen Audiokommentar etwas zu holen, und das gleich doppelt. Der englischsprachige Kommentar mit Regisseur David DeCoteau und Drehbuchautor C. Courtney Joyner erschien erstmals auf der englischen Blu-ray bzw. DVD von 88Films aus dem Jahr 2012. Wer sich gerne über Details bezüglich Produktion, Dreh und Effekte informiert, bekommt hier jedenfalls eine Menge Einblicke in die Entstehung des Films, weit mehr als bei den üblichen Kommentaren von Band persönlich, die oft eher ins Anekdotische abgleiten, was zwar oft sehr unterhaltsam ist, aber eben nicht so gehaltvoll. Man spürt, dass hier diejenigen Personen zusammenkommen, die kreativ auf einem übergeordneten Level am meisten zur Entstehung des Films beigetragen haben.
Für die deutsche Blu-ray wurde der Kommentar auch optional deutsch untertitelt. Wer einen deutschsprachigen Kommentar bevorzugt, schaltet einfach in die Unterhaltung von Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künnecke. Als sich die Drei zum Osterfest 2019 trafen, um das Feature „Empire of the Full Moon“ aufzunehmen (zu sehen auf der Blu-ray des ersten Films), hatten sie wohl mehr Lust auf den dritten Teil als auf das Original. Warum dem so ist, das wird recht schnell deutlich: Offensichtlich empfinden sie das Thema Nationalsozialismus, das im Original nur am Rande behandelt wird, als viel zu ergiebig, um nicht darüber zu sprechen. Der historische Blickwinkel nimmt daher einen recht großen Teil der Diskussion ein, ist aber natürlich bei weitem nicht das einzige Thema, es geht durchaus auch viel um die filmischen Charakteristika des Films und um Full Moon im Ganzen, wobei wie üblich kaum ein Blatt vor den Mund genommen wird, wenn es um die Spekulation bezüglich der Personalstruktur geht.
Das Extras
Die Special Features werden einmal mehr eingeleitet von der „Videozone“ (25 Min.), deren Hauptteil einem Werbe-Making-Of von „Puppetmaster 3“ gleichkommt. Gleich mehrere Darsteller werden direkt am Set interviewt und teilen ihre Perspektive auf ihre Rollen und auf das Drehbuch. Der allgemeiner gehaltene zweite Teil wird mit einem Interview von David Schmoeller anlässlich seines 1992er-Horrorstreifens „Netherworld“ eingeleitet. Er wechselt dann zu Propmaker Greg Aranowitz, der heute in allerhand Großproduktionen wie „Free Guy“ oder der neuen „Arielle“-Realverfilmung umtriebig ist. Hier zeigt er Schritt für Schritt, wie er die Puppenmodelle aus „Puppetmaster“ herstellt. Abgeschlossen wird mit Trailern aus dem Programm von Full Moon.
Wäre das nächste Feature in Full HD, würde es wohl den Rahmen der Blu-ray sprengen, denn „Hinter den Kulissen von Puppetmaster 3“ hat eine stolze Laufzeit von 186 Minuten. Selbstverständlich liegt das Feature nur in Standard Definition vor, denn es handelt sich um B-Roll-Material, das während des Drehs mit einer einfachen Schulterkamera aufgenommen wurde. Wenn man wissen möchte, wie sich so ein Tag am Set eines Full-Moon-Streifens anfühlt, ist man hier sicher gut aufgehoben, allzu informativ ist das Gebotene aber natürlich nicht, da man lediglich Nebenunterhaltungen im Hintergrund hört oder mal eine Dialogszene von einem Take. Von den Kulissen bekommt man immerhin ein paar Eindrücke über den Hauptfilm hinaus.
„Legend of the Puppetmaster“ ist eine umfassende Videodokumentation (72 Min.), ebenfalls in SD, über alle Teile der Franchise bis hin zu „Retro Puppetmaster“ (1999). Das Feature kann entweder im englischen Originalton oder aber mit deutschem Voiceover abgespielt werden. Inhaltlich ist das schon deutlich ergiebiger als das Hinter-den-Kulissen-Feature, allerdings kennt man viele Passagen bereits aus den zugehörigen Videozone-Featurettes. Dennoch bekommt man so chronologisch einen netten Überblick über die Anfänge der Reihe. Wer aber bisher nur die ersten drei Teile gesehen hat, sollte vielleicht warten, bis auch der Rest bekannt ist.
Der deutsche und englische Trailer ist das einzige HD-Material auf der Disc, abgesehen vom Hauptfilm, versteht sich. Komplett neue Dokumentationen oder dergleichen bekommt man also nicht geboten, insofern hat das Bonusmaterial eher den Charme einer alten Truhe von Onkel Charlies Dachboden. Eine Menge Spaß kann man damit aber trotzdem haben, zumal der wichtigste Teil so richtig auf Hochglanz poliert wurde.
© Sascha Ganser (Vince)
Puppet-Master-Kritiken bei den Actionfreunden:
Puppetmaster [1989]
Puppetmaster 2 – Die Rückehr [1990]
Puppetmaster 3 – Toulons Rache [1991]
Puppetmaster IV [1993]
Puppetmaster V [1994]
Curse of the Puppetmaster [1998]
Retro Puppetmaster [1999]
Puppet Master – The Legacy [2003]
Dämonische Spiele – Puppet Master vs. Demonic Toys [2004]
Puppet Master: Axis of Evil [2010]
Puppet Master: Axis Rising [2012]
Puppet Master: Axis Termination [2017]
Puppet Master – Das tödlichste Reich [2018]
Blade – The Iron Cross [2020]
Doktor Death [2022]
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision / CMV Laservision/AL!VE/’84 Entertainment__FSK Freigabe: JK-geprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |