David Morrell hatte mit seinem Roman „Rambo“ aka „First Blood“ den Boden für eine erfolgreiche Kinoreihe bereitet. Dass er selbst an keiner Fortführung seiner Geschichte interessiert war, machte das Ende seines Debüt-Romans unmissverständlich klar. Dennoch sagte er nicht nein, als es darum ging, seinen John Rambo in Serie zu schicken.
Mehr noch: Bei den Teilen zwei und drei sicherte er sich frühe Drehbuchentwürfe und schrieb auf deren Grundlage die Geschichte seines Vietnam-Veteranen weiter. Für seinen dritten Roman griff er auf einen Entwurf von Sheldon Lettich und Sylvester Stallone zurück. Dass dieses sich noch stark vom finalen Drehbuch unterschied, bemerkt der Leser sofort. Vor dessen innerem Auge entsteht zu weiten Teilen ein komplett anderer Film.
Die Handlung von “Rambo 3”
Dabei bleibt die grundlegende Geschichte natürlich erhalten. Nach den Ereignissen in Vietnam hat sich Rambo nach Thailand zurückgezogen. Hier lebt er in einem buddhistischem Kloster und hält seine Instinkte mit brachialen Stickfights gegen Einheimische am Leben. Eines Tages steht sein Freund und Vorgesetzter Colonel Trautman vor ihm.
Er bittet Rambo, ihn nach Afghanistan zu begleiten, um hier die Gräuel der russischen Armee an der einheimischen Bevölkerung zu dokumentieren. Rambo lehnt ab. Trautman zieht alleine los und wird von russischen Truppen aufgegriffen. Als Rambo davon erfährt, bricht er gen Afghanistan auf, um seinen Freund zu befreien.
“Rambo 3” geht in Roman und Film extrem unterschiedliche Wege
Schon früh geht Morrell leicht andere Wege als der Film. Etwa wenn er darlegt, wie ungeahnt tief Rambo den Buddhismus verinnerlicht. Wie sehr er noch immer um seine Co trauert, deren Anhänger er niemals ablegt. Und wie sehr ihm eigentlich das Kriegerische inzwischen widerstrebt. Eher zufällig gerät er im Buch in einen der Stickfights. Und offenbart im Zuge dessen, dass er aufgegeben hat. Des Kämpfens müde ist. Man spürt sofort: Morrell taucht deutlich tiefer in seinen Helden ein, als es die dröhnende Macho-Filmshow jemals könnte. Er macht ihn weitaus menschlicher, verletzlicher und nahbarer – und gesprächiger.
Und er entfernt sich immer wieder deutlich vom finalen Film. Der kleine Junge, der Rambo im Film aufbrechen soll, findet sich nirgends im Buch. Stattdessen findet eine holländische Ärztin Eingang in die Erzählung, zu der Rambo zarte Bande knüpft. Es wird im Übrigen auch nicht über blaues Licht gelabert. Dafür versucht Morrell diverse Male, seinen Hauptcharakter hinter das Denken und Handeln der Mudschahedin blicken zu lassen. Und sogar die Russen bekommen ein menschlicheres Antlitz, indem Morrell sie als Menschen zeichnet, die mit dem sinnlosen Krieg irgendwo am Rande der Zivilisation längst abgeschlossen haben.
Die wesentlichsten Abweichungen, die sich auch und vor allem in der Abfolge der Actionszenen niederschlagen, habe ich in folgender Grafik einmal versucht stichpunktartig darzulegen. Wer sich weder Film noch Roman zerspoilern lassen möchte, sollte diese Grafik wegscrollen. Für alle anderen gilt, dass die mittig angeordneten Inhalte in beiden Medien vorkommen, während die rechts und links angeordneten Elemente nur im Roman oder nur im Film vorkommen.
Grafik: “Rambo 3” als Roman und Film im direkten Vergleich
Der Roman von David Morrell bietet flotte Lesekost
Abgesehen von diesen Unterschieden, die die jeweiligen Storys vor allem in Richtung Showdown teilweise eklatant verschiedene Wege gehen lassen, schreibt Morrell auch seinen dritten Rambo-Roman äußerst spannend runter. Die Story ist dicht erzählt, die vertiefenden Einblicke in den Helden, seine Verbündeten und seine Gegner hätten dem Actionfilmcomic „Rambo III“ verdammt gut gestanden. Und die Actionszenen haben richtig Drive und lassen vorm geistigen Auge des Lesers infernalische Schlachtenbilder entstehen. Das Tempo ist auch zwischen den Actionszenen hoch – im Gegensatz zum Film. Last but not least wirkt der Roman bei weitem nicht so stramm auf Kalter-Kriegs-Ideologien getrimmt wie der Film. Das macht ihn weitaus weniger zu einem Politikum als es im Vergleich dem Film widerfahren ist, der letzten Endes ja auch genau daran scheiterte.
Kurzum: Fans von Rambo sei der Roman mit allem Nachdruck ans Herz gelegt. Er ist schlichtweg der bessere Rambo-Film, wenn ich das so sagen darf. Alleine schon das Vergleichen zwischen Film und Roman macht riesigen Spaß. Doch auch Fans eingängiger und vor allem flotter Actionkost kommen bei dem Roman vollkommen auf ihre Kosten.
Alle Informationen zur Buch-Veröffentlichung
Rambo 3: Der Roman zum Film.
von David Morrell (Autor), Bernhard Iner (Übersetzer)
Taschenbuch: 286 Seiten
Verlag: Heyne (1988)
ISBN-13: 978-3453028616
Der Roman wartet im Inneren mit Bildern zum Film auf. Für euren E-Reader könnt ihr den Roman hier erwerben:
Review zu Rambo | Rambo II | Rambo III | Rambo: Last Blood | Facts und Infos zu Rambo I – IV
In diesem Sinne:
freeman