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Rampant

Originaltitel: Changgwol__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Kim Seong-hoon__Darsteller: Hyun Bin, Jang Dong-gun, Jo Woo-jin, Kim Ee-seong, Jeong Man-sik, Seo Ji-hye, Jo Dal-hwan, Han Ji-eun, Heo Sung-tae, Heo Joon-seok, Kong Jeong-hwan u.a.
Rampant deutsches DVD Cover

In Südkorea gab es schon im 16. Jahrhundert Zombies! “Rampant” beweist das.

Zunächst plante Regisseur Kim Sung-Hoon eine Art Creature Feature im Kaiserpalast der koreanischen Führung des 16. Jahrhunderts. Damit wäre er aber vermutlich zu nahe an dem fast zeitgleich entstandenen „Monstrum“ gewesen. Nicht nur deshalb entwickelte sich das Monster mit der Zeit zu einer Horde Zombies. Das filmische Ergebnis nennt sich „Rampant“ und bringt durchaus frisches Blut ins Zombie-Genre.

Südkorea wird im 16 Jahrhundert von den Chinesen unterdrückt. Um sich gegen die Besatzer auflehnen zu können, paktiert der Kronprinz mit Schmugglern aus Europa. Diese können ihm neuartige Waffen verschaffen, mit denen seine Landsleute gegenüber den Chinesen im Vorteil wären. Doch das Schmuggelschiff hat nicht nur moderne Waffen mitgebracht. Unter Deck halten die Europäer einen der Ihren gefangen, der sich mit einer seltsamen Seuche infiziert zu haben scheint. Eine Seuche, die ihn blutdürstig werden lässt.

Es kommt, wie es kommen muss: Der Waffendeal wird gesprengt, der Infizierte überträgt seine Krankheit auf weitere Menschen und die Infektion breitet sich munter an Land aus. Hier bekommen die Herrschenden von der Seuche lange Zeit gar nichts mit. Sie sind mehr mit höfischen Intrigen beschäftigt. Intrigen, die der aufständische Kronprinz nicht überlebt. Kurz vor seinem Tod lässt er nach seinem in China lebenden Bruder Lee Chung schicken. Der solle die schwangere Frau des Kronprinzen aus dem Land bringen und beschützen.

Als Lee Chung in Korea anlandet, findet er seine Heimat menschenleer vor. Weder wird er in Empfang genommen noch läuft ihm irgendeine Menschenseele über den Weg. In einer Nacht in einer Stadt nahe des kaiserlichen Palastes erfährt er, was der Grund dafür ist. Fast alle Menschen haben sich mit der Seuche infiziert und sind zu Zombies geworden, die nur bei Nacht hervorkommen und auf die Jagd gehen. Lee Chung, ein Schürzenjäger vor dem Herren, beschließt, dass es an der Zeit ist, sich seiner neuen Aufgabe als Kronprinz zu stellen und das Land sowohl von den Zombies als auch von den Intrigen am kaiserlichen Hof zu befreien.

Schaut in “Rampant” hinein

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Hyun Bin als Held des Zombiefilms

Hyun Bin metzelt sich als Lee Chung durch die Zombies.

Nach „Train to Busan“ beweisen die Koreaner zum wiederholten Male, dass auch sie die Mechanismen des Zombie-Genres mühelos beherrschen und ihm gar einige neue, vornehmlich aufwändige Seiten abzugewinnen vermögen. Bei „Rampant“ wird dies sogar noch offensichtlicher als bei „Train to Busan“. Denn hier werden die blutrünstigen Kreaturen gekreuzt mit dem Wuxia-Genre. Die Folge sind eine irre Ausstattung, wallende Gewänder, aufwändige Palastbauten, höfische Intrigen satt und Zombies. Eine erstaunlich gut funktionierende Mischung.

Dabei werden die Zombies in „Rampant“ leicht variiert. In ihrem Auftreten und ihrem Aussehen erinnern sie durchweg an Zombies. Doch Eigenarten wie ihre Nachtaktivität und ihre Reißzähne lassen den geschulten Horrorfan ebenso an Vampire denken – ebenso das mögliche Ableben der Kreaturen mittels beherztem Schwerthiebes ins Herz.

Dabei kommen die Kreaturen zu Beginn eher selten zum Einsatz. Hier konzentriert sich „Rampant“ vollkommen auf seine Geschichte um einen von den Chinesen korrumpierten südkoreanischen Hof, in dem sich mehr und mehr Widerstand regt. Die einen wollen ihr Land zurückerobern, den anderen reicht billiger Opportunismus und wieder andere streben ganz eigene Herrschaftsformen an. Die dabei geschmiedeten Intrigen funktionieren und bereiten den vorzustellenden Figuren eine passige Bühne.

Rampant Helden

Die Helden von “Rampant” stellen sich den Zombies.

Sobald diese richtig im Film angekommen sind, lässt der Regisseur dann die Zombies von der Leine. Diese quellen förmlich durch alle sich bietenden Öffnungen, strömen über die Helden hinweg und bringen Tod und Verderben inklusive ordentlichem Blutzoll. Inmitten des Chaos’ zerhacken unsere Helden mit ihren schweren Schwertern die anrollenden Zombiehorden und lassen die Köpfe zu Dutzenden über die Leinwand kullern.

Die eigentliche Intrigen-Story wird dabei aber nie vergessen oder etwa von Strömen von Blut hinweggespült. Vielmehr wird sie mit zunehmender Laufzeit immer schlüssiger mit der Zombie-Seuche verwoben. Dementsprechend hacken in der großen Schlacht vorm Showdown Gut und Böse auf die Zombies ein und versuchen, sich ihrer Haut zu erwehren – und selbst hier noch Vorteile für sich aus der Situation zu ziehen. Der eigentliche Showdown von „Rampant“ gehört dann aber Hauptdarsteller Hyun Bin, der hier minutenlang und großartig choreografiert alleine durch die Zombies wüten darf. Ein echter Leckerbissen für Actionfans.

„Rampant“ selbst rutscht in dieser Phase allerdings urplötzlich ganz schön tief in den Pathos ab. Heldentode, motivierende Reden, lebensmüde Selbstmordpläne und all das höchst theatralisch dargeboten. Das muss man mögen, ansonsten könnte einen das Finish peinlich berühren, wenn nicht gar ärgern. Zwar wird alles zu einem runden Ende gebracht, aber diese Misstöne, ausgerechnet in Richtung Finale, schaden dem Gesamteindruck.

Rampant mit Hyun Bin

Lee Chung killt einen Untoten.

Was auch insofern schade ist, dass der Film bis dahin und darüber hinaus nicht nur absolut sauber und dynamisch in Szene gesetzt wurde, sondern auch die schauspielerischen Leistungen durch die Bank stimmen. Allen voran Hyun Bin als zunehmend zum Helden heranwachsenden Lee Chung. Und auch Jang Dong-gun („The Warrior’s Way“) entwirft mit seiner bedrohlich ruhigen Art einen schwer einschätzbaren Kriegsminister/Gegenspieler. Gäbe es nicht den nervig grimassierenden Sidekick von Lee Chung, „Rampant“ wäre in Sachen Schauspiel makellos.

“Rampant” bietet flotte Zombie-Action mit netter Prämisse

Alleine schon das ungewohnte historische Setting gibt „Rampant“ einen interessanten Anstrich. Die Prämisse des Filmes, also den Wuxia-Film südkoreanischer Prägung mit dem Zombie-Genre zu kreuzen, wird angenehm stringent durchgezogen und versucht gar nicht erst, sich in ironische Brechungen a la „Stolz und Vorurteil & Zombies“ zu flüchten. „Rampant“ zieht sein Programm geradlinig durch, etabliert glaubwürdige Figuren, lässt diese in extrem aufwändigen Kulissen agieren und geht immer dann richtig steil, wenn er seine brillant in Szene gesetzte, blutige Swordplay-Action entfesselt.

Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass „Rampant“ vollkommen auf diesen Actionanstrich setzt. Dem südkoreanischen Streifen geht es nicht um eine düstere Atmosphäre oder Schockeffekte, sondern ausschließlich um einen hohen Adrenalinpegel dank formidabler Actionmomente. Dementsprechend fallen auch die blutigen Momente eher beiläufig aus. Köpfe fliegen, Blut spritzt, aber Ausweidungen und derberes Gekröse finden sich in „Rampant“ nicht. Kann man sich damit arrangieren, bekommt man mit „Rampant“ vor allem in dessen zweiter Hälfte ein echtes Zombie-Action-Powerhouse serviert.

7 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien bei Splendid Film Home Entertainment zunächst als Mediabook und hatte den starken Kriegsfilm „Prisoners of War“ als zusätzliches Goodie an Bord. Wenige Tage später erschien der Film auch als Einzel-DVD und -Blu-ray. Diese sind wie das Mediabook mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Neben einem Behind the Scenes und diversen Trailern bildet eine Pressekonferenz das Herzstück der Extras. In selbiger erlebt man mal wirklich zurückhaltende Schauspielstars und einen Regisseur, der mit Händen und Füßen dagegen ankämpft, dass man in seinem Film irgendeine politische Dimension hineindeutet.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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