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Ravager – Die Virusfalle

Originaltitel: Ravager__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: James D. Deck__Produktion: Robert Patrick u.a.__Darsteller: Bruce Payne, Yancy Butler, Juliet Landau, Stanley Kamel, Robin Sachs, Salvator Xuereb, Stuart Cornfeld u.a.
Ravager

Robert Patrick gehört zu den Produzenten des Sci-Fi-Horrorfilms “Ravager” mit Bruce Payne und Yancy Butler

Bei „Spacetrek“ war Schauspieler Robert Patrick erstmals als Produzent in Erscheinung getreten, schien nach diesem Liebesdienst für seine dort mitspielende Ehefrau Barbara kurz auf den Sci-Fi-Horror-Geschmack gekommen zu sein, denn ein Jahr später wirkte er in gleicher Funktion an „Ravager“ mit.

Man schreibt das Jahr 2034, wobei man den Außen- und Flugsequenzen das Produktionsjahr und das Budget des Films deutlich ansieht. Mit fotorealistischer Simulation von Weltraumflug ist dort nichts, sondern wie bei so viele Sci-Fi-B-Movies dieser Ära sieht das Ganze eher nach der Grafik eines zeitgenössischen PC-Spiels aus. Jedenfalls fliegt man in der Zukunft von „Ravager“ Passagiertransporte via Raumschiff, auch wenn man die Erde dabei nicht verlässt, zumindest erscheint es so. Kann aber auch anders gemeint gewesen sein, denn mit Erläuterungen und Nachvollziehbarkeit hat es der Film nicht so.

Pilot Cooper (Bruce Payne), Co-Pilotin Avedon (Yancy Butler) und Bordmechaniker Clean (Stanley Kamel) haben jedenfalls vier Passagiere an Bord, als sie einen Absturz im südasiatischen Sektor hinlegen. Dummerweise war der Flug off the record, weshalb so schnell kein Rettungsteam zu erwarten ist. Glücklicherweise kann man in den Welt von „Ravager“ einfach ein bestimmtes Mineral aus der Erde fördern und damit die fliegende Schaluppe wieder flottmachen, weshalb das verantwortliche Crew-Trio zur Expedition aufbricht.

Dabei stößt man – „Alien“, ick hör dir trapsen – auf eine geheimnisvolle Höhle, in der in „Ravager“ keine außerirdischen Eier, sondern Kanister mit Biohazard-Aufschrift lagern. Dummerweise verletzt sich Clean an einem der Behälter und wird mit dem darin enthaltenen Ravager-Virus infiziert. Nachdem die kleine Truppe ihn auf die Krankenstation gebracht hat, müssen sie feststellen, dass das Virus das Lymphsystem angreift und seine Opfer zu rasenden Bestien macht…

Schaut euch den Trailer zu „Ravager“ an

Man merkt: „Ravager“ ist einer jener Sci-Fi-Horrorfilme, deren Belegschaft sich durch ganz besonders exquisite Doofheit auszeichnet. Das fängt schon damit an, dass man den infizierten Clean ohne jede Sicherheitsmaßnahme zurück aufs Schiff bringt. Von einer Nebenfigur wird das sogar angesprochen, woraufhin Cooper ausführt, dass man ihn ja nicht einfach dort habe liegen lassen können und ihn außerdem für die Schiffsreparatur benötige. Nach dieser Logik ist es also besser potentiell alle Beteiligten tödlich zu verseuchen anstatt ein Leben zu opfern; am Ende kommt dann noch der Knaller, wenn die Reparatur des Kahns dann ganz bärig funktioniert, ohne dass Clean beteiligt ist. Auch sonst folgt hier eine breithirnige Aktion auf die nächste: Türen zu versperren oder Wachen aufzustellen fällt den Protagonisten noch nicht einmal ein, nachdem man um die Bedrohung weiß, man trennt sich gerne im Angesicht der Gefahr usw. Mit der Logik ist es eh nicht weit her. Ravager wird nicht nur vom deutschen Beititel „Die Virusfalle“ als Virus eingestuft, sondern im Film wird immer wieder darauf hingewiesen, doch das Virus entwickelt eine Kontrolle über die Wirte, die eher an intelligentes, höher entwickeltes Parasitenleben erinnert.

Damit fährt der Film dann ein wenig die „The Thing“/„Body Snatchers“/„Puppet Masters“-Schiene, ohne jemals den Reiz der Vorbilder zu erreichen. Cooper regt zwar mal kurz an, dass sich die ganze Belegschaft auf eine Infektion testen lässt, was sicherlich eine ansatzweise spannende Szene hätte werden können, wenn einer dies verbergen wollte, aber es bleibt bei dieser Idee. Das große Vorbild ist natürlich „Alien“, aus dem ganze Szenen von der Höhlenerkundung bis zur finale Schiffsprengung und Flucht via Rettungskapsel geklaut wurden. Auch die Passagiere sind Archetypen des Genrefilms: Der gutherzige, aber alkoholkranke Arzt, das nervige Karriere-Arschloch und der zornige, frisch von der Ehefrau verlassene Jungspund. Passagierin Nummer Vier und Off-Erzählerin ist Sarra (Juliet Landau), ein künstlicher Mensch, die eigentlich als Ersatzteillager dienen sollte, aber aus ihrer Einrichtung floh – die Parallelen zu „Blade Runner“ sind offensichtlich.

Mit diesem Personal verbringt der Film viel Zeit, geht auf die gescheiterte frühere Beziehung von Cooper und Avedon ein, die sich im Angesicht der Gefahr natürlich wieder näherkommen, auch wenn das drehbuchtechnisch reichlich unmotiviert erscheint. Dummerweise schafft James D. Deck („Two Shades of Blue“) es als Regisseur und Co-Autor von „Ravager“ nicht dies auch nur die Bohne interessant zu gestalten. Keine der Figuren erreicht ein Minimum von Eigenleben, sie bleiben Abziehbilder, die dröge Standardsätze sagen und dröge Standarddinge tun. Das dafür dann aber ausgiebig, denn „Ravager“ braucht ewig, um in die Puschen zu kommen. Bis der infizierte Clean sein erstes Opfer anfällt, ist bereits mehr als die Hälfte des Films vorbei und selbst danach gibt es noch Wegwerfpassagen, in denen beispielsweise Sarra ellenlang über ihre Bestimmung referiert, als habe sie einen Pseudophilosophiekurs bei Albert Pyun besucht.

Insofern sind die Schauwerte dünn gesiedelt, da die Infizierten selten zum Einsatz kommen. Clean geht nach seiner Flucht erstmal wandern in der Wüste, was „Ravager“ damit erklärt, dass Virus ihm befiehlt die restlichen Kanister zu bergen und an Bord zu bringen, damit es nach der Heimkehr ordentlich was zu infizieren gibt. Dass hier das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht, wird sogar kurz im Dialog behauptet, aber zu spüren ist davon natürlich nichts. Aufgrund der kleinen Belegschaft kommt es nur zu ein paar wenigen, unspektakulären Attacken, bei denen die Charaktere in der erwarteten Reihenfolge draufgehen bzw. infiziert werden, bis am Ende die prominentesten Darsteller übrig sind. Eine suppende Wunde hier, eine Axt in den Rücken da, das muss an blutigen Details reichen, die Prügeleien zwischen Cooper und infizierten Gegnern sind minderschön choreographiert und alle Flugszenen sind aufgrund der schlechten technischen Voraussetzungen eh schon für die Tonne.

Bruce Payne und Yancy Butler zehrten zu dem Zeitpunkt beim Genrepublikum noch vom guten Ruf durch ihre Durchbruchsrollen in „Passagier 57“ bzw. „Harte Ziele“, den sie aber durch Filme wie „Ravager“ schnell wieder verspielten. Beide agieren auf Autopilot, haben kaum Chemie als (Ex-)Paar – gerade Payne beweist, dass er in Schurkenparts wesentlich besser funktioniert. Apropos Schurkenpart: Als Kunstfrau legt Juliet Landau schon ein wenig von der apathischen Art an den Tag, die sie in der Serie „Buffy“ dann auf böser Seite kultivieren sollte – womit sie auch mehr Eindruck schindet als mit ihrer salbadernden Rolle in „Ravager“. Der Rest vom Fest ist nicht nur reichlich unbekannt, sondern auch darstellerisch nicht der Rede wert.

So ist das Ergebnis allenfalls etwas für Leute, die kein „Alien“-Rip-Off im Videoregal versauern lassen können. Hemmungslos zusammengeklaut, mäßig gespielt, sichtlich unterfinanziert und über weite Strecken einfach nur öde – „Ravager“ zeugt überdeutlich von den Defiziten, die James D. Deck sowohl als Regisseur als auch als Drehbuchautor aufweist. Da helfen auch ein ansatzweise okaye Spannungs- und Krawallszenen nichts.

Auf DVD oder Blu-Ray wurde „Ravager“ in Deutschland bisher nicht veröffentlicht, war aber im Fernsehen und auf Video ungekürzt ab 16 Jahren zu sehen. Die VHS aus dem Hause Starlight scheint ein rares Stück zu sein, denn es ließ sich im Internet kein Cover-Scan auftreiben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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